08.08.2010 19:30 // Von: Reinhard Köchl

Jugend DM Ulm, 3: Corinna Harrer setzt den weißblauen Schlusspunkt

Natürlich Corinna Harrer. Fast spielend lief die 19-jährige Vorzeigeathletin der LG Telis Finanz Regensburg am Schlusstag der Deutschen Leichtathletik-Jugendmeisterschaften im Ulmer Donaustadion zum Sieg über 1500 Meter bei der Weiblichen Jugend A. Dazu gab es für Athleten aus dem Freistaat noch drei Mal Silber. Insgesamt gingen sechs Titel sowie zwölf weitere Medaillen nach Bayern. Zum krönenden Abschluss holte auch noch die 3 x 1000 Meter-Männer-Staffel der LG Telis Finanz Regensburg DM-Gold.

Ulm war für die BLV-Vertreter wieder eine Reise wert, vor allem auch wegen der nationalen Punktewertung, in der es von jeher neben Baden Württemberg eine Spitzenposition zu verteidigen gilt. Auch wenn einige Hoffnungsträger nicht ganz die Erwartungen erfüllten und andere nur knapp einen Stockerlplatz verfehlten, überraschten doch wieder einige andere, die zuvor kaum jemand auf der Rechnung hatte. Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen) zum Beispiel, deren Überraschungserfolg im Stabhochsprung der Weiblichen Jugend B durchaus mit dem Attribut „sensationell“ überschrieben werden kann. Nicht minder verblüffte Dreisprungsieger Manuel Bigelmaier (LAZ Kreis Günzburg), während die Hammerwurfkonkurrenzen bei den männlichen Jugendlichen schon fast traditionell fest in bayerischer Hand liegen. Auffällig bei den bayerischen Medaillengewinnern: Fast alle stammen aus kleineren Vereinen, in denen Talente fast wie in einem Familienbetrieb behutsam nach oben geführt werden.

Auch Corinna Harrer ist ein lupenreines Regensburger Eigengewächs, das am Sonntag freilich gleich mit zwei Mal Gold spekuliert hatte. Das 1500-Meter-Finale verlief für Harrer ideal. Erst auf den letzten 200 Metern musste die 19-Jährige die Initiative übernehmen, um den Titel in 4:30,58 Minuten überlegen abzusichern. Nach ihrem Erfolg ließ Corinna Harrer zunächst offen, ob sie 50 Minuten später im 800 Finale noch einmal antreten würde. Dann jedoch verzichtete sie schweren Herzens mit Wadenproblemen, die sie sich tags zuvor im Vorlauf über 800 Meter in Folge eines Beinahe-Sturzes zugezogen hatte. „Seitdem tut es sehr weh“, begründete die Regensburgerin ihre Entscheidung. Dennoch will sie in diesem Jahr noch einmal ihre 800 Meter-Bestzeit steigern. Nach Möglichkeit bei der Heim-Junioren-DM am kommenden Wochenende in Regensburg. Auf dem siebten Platz landete über 1500 Meter Katrin Baumann (LG Region Landshut) in 4:43,68 Minuten, Neunte wurde Katharina Seelos (LG Team Isartal) in 4:45,10 Minuten. Die bayerischen Farben über 800 Meter vertrat Stefanie Müller (TSV Inningen), die sich in 2:13,51 Minuten einen sehr guten fünften Rang erlief.

Benedikt Wiesend macht dem Favoriten das Leben schwer

Gleich drei Bayern waren mit Benedikt Wiesend (TSV Erding), Stefan Gorol (DJK Friedberg) und Johannes Trefz (LG Würm Athletik) im 400 Meter-Finale der Männlichen Jugend A vertreten. Als die Viertelmeiler auf die Zielgerade einbogen, hatte der Favorit Marco Kaiser (LG Nike Berlin) einiges an Metern aufzuholen. Denn vor allem Wiesend machte ihm am Sonntag schwer zu schaffen. Der Vierte der U 20-WM gab jedoch nicht auf und holte Meter um Meter auf den führenden Erdinger auf. Kurz vor der Ziellinie hatte der Berliner dann aber seinen Kontrahenten eingeholt und wenig später auch überholt. In 46,97 Sekunden gewann der 19-Jährige so letztendlich doch noch den Titel. Benedikt Wiesend verteidigte eisern seinen zweiten Platz, was ihm in 47,15 Sekunden auch gelang. Undankbarer, aber dennoch hervorragender Vierter wurde der Deutschen Jugend-Hallenmeister Stefan Gorol (47,59 Sekunden), während es für Trefz nur zu Platz acht (49,32 Sekunden) langte.

Spannende Entscheidungen gab es auch in den 3000 Meter-Finals der A-Jugendlichen – mit jeweils Silbermedaillen für bayerische Athleten. Bei den Jungen setzten sich schnell vier Läufer vom Rest des Feldes ab. Mit dabei auch Timo Benitz (TG Stockach). Der U 20-WM-Teilnehmer über 1500 Meter versuchte sich in Ulm über die doppelte Distanz. 400 Meter vor dem Ziel setzte dann Tom Gröschel (1. LAV Rostock) zum Endspurt an. Mit langen Schritten zog der Rostocker, der am Freitag die 5000 Meter gewonnen hatte, seiner Konkurrenz Meter um Meter davon. Doch Benitz zögerte nicht lange, nahm die Verfolgung auf und spurtete auf den letzten 100 Metern an Gröschel vorbei zum Sieg. In 8:31,39 Minuten konnte der Stockacher schon zehn Meter vor dem Ziel das Tempo herausnehmen und ausgiebig jubeln. Rang zwei erkämpft sich mit einem starken Finish Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) in 8:32,50 Minuten. Das zweite Silber für den Moncton-Starter aus dem Fränkischen nach seinem zweiten Platz über 2000 Meter Hindernis innerhalb von 24 Stunden.

Silber für Jannika John

Jannika John (LAC Quelle Fürth) lief lange couragiert an der Spitze bei der Weiblichen Jugend A. Auf die letzte Runde über 3000 Meter gingen dann vier Läuferinnen gemeinsam. 250 Meter vor dem Ziel gelang es Annika Frank (LAV asics Tübingen) ihre Verfolgerinnen abzuschütteln und als Siegerin in 9:55,19 Minuten über den Zielstrich zu laufen. Dahinter konnte die Vorjahressechste Jannika John (9:58,06 Minuten) Silber vor Elena Burkard (SV Mitteltal-Obertal, 9:59,57 Minuten) erringen. Platz zehn ging hier an Cornelia Griesche (SG DJK Ingolstadt; 10:41,00 Minuten), die tags zuvor noch Silber über die Hindernisstrecke gewonnen hatte.

Leider nur die „Holzmedaille“ gab es für Marco Kürzdörfer (TSV Höchstadt/Aisch), obwohl er im 800 Meter-Finale der Männlichen Jugend A eine Runde lang an der Spitze des Feldes gelegen und das Feld nach 56 Sekunden in die Abschlussrunde geführt hatte. Am Ende blieb ihm lediglich Platz vier in 1:51,96 Minuten hinter Florian Bader (TSG Schwäbisch Hall, 1:51,96 Minuten). Ebenfalls Platz vier bescheiden musste sich Kugelstoßer Martin Schynoll (LG Landkreis Roth). Im letzten Versuch wuchtete er das Sechs-Kilo-Gerät noch einmal auf 18,02 Meter und rückte so dem Dritten Eric Milrath (Schweriner SC; 18,08 Meter) bedrohlich auf die Pelle. Mit dem Schicksal haderte auch Hochspringer Fabian Fleischmann (1. FC Passau), der in diesem Jahr bereits über 2,11 Meter gefloppt war. Mit 2,03 Meter belegte er zwar einen hervorragenden fünften Platz, allerdings reichte Jonas Hilpert (TV Villingen) die gleiche Höhe für Silber. Der Sieger Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) sprang mit 2,16 Meter freilich in einer ganz anderen Liga.

Veronika Ferg nach Hammerwurf-Abruch Sechste

Zunächst hatte der Hammerwurf der Weiblichen Jugend A mit einer Stunde Verspätung begonnen, dann endete er mit Blitz und Donner. Das Wetter sorgte für einen Abbruch des Wettkampfes vor dem fünften Durchgang. Julia Tieken (Hallesche Leichtathletik-Freunde) hieß die Meisterin dieses stürmischen Wettbewerbs. Veronika Ferg (SpVgg Hebertshausen) durfte sich unter diesen schwierigen Bedingungen durchaus über ihren sechsten Rang mit 47,58 Meter freuen, obwohl sie mit einem weiteren 50-Meter-Wurf durchaus in die Medaillen gekommen wäre. Ebenfalls auf dem sechsten Platz landeten Stabhochspringerin Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg) bei der Weiblichen Jugend A mit 3,45 Meter sowie die 4 x 100-Meter-Staffel der LG Würm Athletik mit 43,01 Sekunden. Den Endkampf erreichten im Diskuswerfen Melanie Dörr (TSV Ochenbruck) als Siebte mit 43,59 Meter und Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg) als Achte mit 41,48 Meter sowie Julia Auer (LAZ Inn) im Dreisprung (Achte mit 11,85 Meter).

Bayerischer Doppelerfolg über 3 x 1000 Meter

Ganz zum Schluss der spannenden drei Tage von Ulm gab es noch einen bayerischen Doppelerfolg, und zwar bei den Männern über 3 x 1000 Meter. Zwar sorgte auf den ersten 1000 Metern das Quartett der LG ASV/DSHS Köln für das größte Tempo. Doch kurz vor dem zweiten Wechsel überholten die Staffeln der LG Telis Finanz Regensburg und der LAC Quelle Fürth/München (mit dem wieder genesenen René Bauschinger) die Kölner. Das Duell der beiden weißblauen Teams setzte sich fast bis zum Ziel fort. Am Ende waren es die Regensburger mit ihrem Schlussläufer Florian Orth, die den Titel in 7:12,25 Minuten vor den tapferen Fürthern (7:14,56 Minuten) gewannen. Dazu kam noch eine Bronzemedaille für die Fürther Frauenstaffel über 3 x 800 Meter, die sich im Schatten der beiden duellierenden Teams des SC Postdam und des TSV Bayer 04 Leverkusen über ihren feinen dritten Rang (6:29,16 Minuten) freuten.