Strahlende Gesichter: Aus den Händen von BLSV-Präsident Jörg Ammon (rechts) empfängt Hartmut Schweitzer (Zweiter von rechts) die BLSV-Verdienstnadel in Gold mit Brillanten. Mit ihm freuen sich (von links) Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller und BLV-Präsident Gerhard Neubauer. Foto: Reinhard Köchl

03.09.2021 16:41 // Von: Reinhard Köchl/Mittelbayerische Zeitung

Ehemaliger BLV-Präsident Hartmut Schweitzer erhält BLSV-Verdienstnadel in Gold mit Brillanten

Ehre, wem Ehre gebührt: Hartmut Schweitzer, ehemaliger Präsident des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) ist am Mittwoch in seiner Heimatstadt Schwandorf mit der Verdienstnadel in Gold mit Brillanten des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) ausgezeichnet worden. Im Rahmen eines Festaktes in der Schwandorfer Spitalkirche ehrten BLSV-Präsident Jörg Ammon, Oberbürgermeister Andreas Feller und BLV-Präsident Gerhard Neubauer den 83-jährigen Funktionär, der sein Leben ganz in den Dienst der Leichtathletik gestellt hat.

Bundespräsident Karl Carstens zeichnete ihn 1983 mit der Bundesverdienstmedaille aus, sein Nachfolger Richard von Weizsäcker steckte ihm 1992 das Bundesverdienstkreuz ans Revers. Der BLV ehrte ihn 1983 mit dem „Ritter-von-Halt-Schild“, und als einzigem Oberpfälzer überhaupt verlieh ihm der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) 1992 den „Carl-Diem-Schild". Im lange Zeit geleiteten Leichtathletik-Bezirksausschuss Oberpfalz darf er sich „Ehrenvorsitzender“ auf Lebenszeit nennen. Nun erhielt der Schwandorfer Bürgermedaillenträger eine weitere hohe Auszeichnung. Bei einem Festakt am Mittwoch in der Spitalkirche überreichte ihm BLSV-Präsident Jörg Ammon die BLSV-Verdienstnadel in Gold mit Brillanten. Sie gehört zu den höchsten Auszeichnungen des Verbandes und wird nur an 100 lebende Personen vergeben.

 

Es gibt wohl nur wenige Menschen, die eine Sportart als aktiver Sportler, aber auch hinter den Kulissen so prägten wie er. Auch passt zu den wenigsten der Vorname besser als zu ihm, der in seinem bisherigen Leben stets hart arbeitete, bei Herausforderungen viel Mut an den Tag legte und immer bescheiden war. Die Laufbahn wurde zur Bühne von Hartmut Schweitzer, der 1938 in Königsberg in Preußen geboren wurde, die Leichtathletik zu seiner Leidenschaft. Nach Anfängen in Amberg wechselte er mit 20 Jahren zum 1. FC Schwandorf, wo seine Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm. Als junger Athlet lief er die 100 Meter in 10,7 Sekunden und war fast so schnell wie der damalige Weltrekordhalter der 1960er Jahre, Armin Harry. Auf elektronische Starthilfen oder einen Startblock konnte Schweitzer nicht zurückgreifen. Doch er wusste sich stets zu helfen, baute den Startblock selbst oder gab sich ein Kommando, bevor er loslief. Sein Fleiß, unermüdlicher Einsatz und seine Kreativität brachten ihm als Sportler und Trainer in 50 Jahren zahlreiche Erfolge.

 

Sport prägte auch Berufsleben

 

Es sollte nicht überraschend sein, dass auch der Sport in seinem Berufsleben nicht zu kurz kommen durfte. Über 37 Jahre war Schweitzer nach seinem Lehramtsstudium als Gymnasiallehrer für die Fächer Chemie und Sport in Schwandorf tätig. Dabei organisierte er etwa als Fachbetreuer und später als Gymnasialprofessor die Skikurse oder leitete die Fortbildungslehrgänge der Sportlehrer in der Oberpfalz. Was auch immer er anpackte, er tat es mit vollem Elan.

 

Einen Namen in Schwandorf machte sich Schweitzer ebenso mit der Gründung eines Lauftreffs zusammen mit Franz Huf. Über 16 Jahre betreute er den Schwandorfer Lauftreff aktiv. Als Highlight gelang es ihm häufig, zu Saisonbeginn namhafte Athleten, wie etwa die mehrfachen Olympiasieger Emil Zatopek mit Frau Dana oder Speerwurflegende Klaus Wolfermann, nach Schwandorf einzuladen. Darüber hinaus setzte sich Schweitzer sehr für den Bau des Sepp-Simon-Stadions ein, das 1986 schließlich gebaut wurde. Bei all seinem Tun im Beruf oder in der Leichtathletik unterstützte ihn seine Familie mit Ehefrau und Sprinterin Ute und den gemeinsamen Töchtern Anja und Claudia und Sohn Jochen, der derzeit als DLV-Vizepräsident für Finanzen und BLV-Vizepräsident für die Bezirke engagiert ist.

 

Die Leidenschaft zum Sport bestimmte sein ganzes Berufs- und bisheriges Pensionärsleben – und das zumeist im ehrenamtlichen Bereich. Über 15 Jahre war er als Bezirksvorsitzender des Bayerischen Leichtathletikverbands für die Oberpfalz tätig. Unter ihm wuchs die Mitgliederzahl stets und brachte neue finanzielle Mittel. Zur gleichen Zeit wurde Schweitzer bei zahlreichen Wettkämpfen, wie etwa bei den Olympischen Spielen 1972 in München, als Kampfrichter eingesetzt. Dann stieg er auf und übernahm das Präsidentenamt des Leichtathletikverbandes.

 

Einer seiner größten Verdienste war es, dass er sich für einen Wechsel von Helmut Meyer und Werner von Moltke zum Verband stark machte, sowie, dass er Clemens Prokop als Rechtswart installierte. Diese Personalien sollten den Verband wieder in eine Aufwärtsspirale bringen. Dass Schweitzer auch für die Sportlerinnen immer ein offenes Ohr hatte, zeigte sich auch in seinem Einsatz für den Hammerwurf der Frauen. Zuletzt stand er bis 2018 dem „Förderverein der LG Regensburg" vor. In seiner Amtszeit konnten sich vier Athleten für die Olympischen Spiele qualifizieren, zwölf Titel bei Europameisterschaften und weitere Erfolge feiern. Von seinen Verdiensten zehrt die Leichtathletik bis heute.

 

Am vergangenen Mittwoch erhielt Schweitzer im Rahmen eines Festakts von BLSV-Präsident Jörg Ammon die Verdienstnadel in Gold mit Brillanten. In seiner Begrüßung betonte der Oberbürgermeister der Stadt Schwandorf, Andreas Feller, dass Sport Schweitzers Leben sei und umgekehrt. BLV-Präsident Gerhard Neubauer hob in seiner Festansprache die Tatkraft und Ausdauer Schweitzers hervor. In der Laudatio würdigte Ammon das große Engagement von Schweitzer: „Was Sie für die Leichtathletik in Schwandorf, was Sie für die bayerische Leichtathletik, den bayerischen und den deutschen Sport geleistet haben, geht weit über das hinaus, was man mit ehrenamtlichem Engagement verbindet.“

 

Der Geehrte selbst betonte, dass er sein Engagement sehr gerne gemacht habe, aber nie mit dem Anspruch auf Dank. Im Rahmen der Verleihung durfte er sich zusammen mit weiteren Ehrengästen auch noch ins Goldene Buch der Stadt eintragen.