Zwei Sieger unter ukrainischer Flagge: (von links) der Olympia-Vierte Mykhaylo Kokhan und Merlin Hummel // Joel Akue lieferte ein prima Debüt im Nationaltrikot.

12.03.2022 19:32 // Von: Reinhard Köchl/leichtathletik.de

Werfer-Europacup Leiria: Starke Vorstellung der starken Männer aus Bayern

Leider waren nur männlichen Teilnehmer aus Bayern für den diesjährigen Werfer-Europacup Leiria (Portugal) nominiert worden - wobei der Deutsche Hammerwurfmeister Tristan Schwandke (TV Hindelang) sogar kurzfristig wegen einer Verletzung passen musste. Dafür verkauften sich U 23-Hammerwerfer Merin Hummel (UAC Kulmbach), U 23-Kugelstoßen Joel Akue (LG Stadtwerke München), sein Vereinskamerade Linus Limmer im Speerwerfen sowie der frischgebackene Deutschen Hallenmeister im Kugelstoßen, Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) so teuer wie möglich. Erschwerend kam das miserable Wetter am ersten Wettkampftag hinzu.

Dafür holten die männlichen U 23-Athleten mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung auf individuell hohem Niveau mit dem Team sogar die Goldmedaille. Dauerregen und empfindliche Kälte, bei der das Thermometer kaum mehr als zehn Grad anzeigte, hatten allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Samstag das Leben und das Werfen schwergemacht. Besonders ein DLV-Athlet zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt: Der Deutsche U 20-Rekordler Merlin Hummel deutete im Hammerwurf der U 23 gleich in Runde eins mit 70,51 Metern sein Potenzial an und übernahm damit direkt die Führung. Nur der große Favorit Mykhaylo Kokhan (Ukraine), schon im jungen Alter von 20 Jahren Olympia-Vierter von Tokio, konnte Hummel mit 72,39 Metern in Runde zwei von der Spitze verdrängen.

 

Trotz zunehmender Dunkelheit und fortwährendem Regen sowie dem Gastspiel mehrerer Enten, die den Wurfplatz wieder für sich zurückerobern wollten, entwickelte sich anschließend ein spannender Wettkampf. Während Kokhan mit 74,59 Metern noch recht deutlich davonziehen konnte, kamen Merlin Hummel gleich mehrere Konkurrenten immer näher. Schließlich forderte ihn der Italiener Giorgio Olivieri mit 70,84 Metern heraus – doch Hummel hatte mit 71,73 Metern, keine zwei Meter unter Bestleistung, das letzte Wort. Als einer der jüngsten Werfer im Feld sicherte er sich damit Platz zwei und trug ganz wesentlich zum späteren Erfolg des deutschen U 23-Teams bei.

 

Kugelstoßer Joel Akue macht schließlich in seinem Wettkampf den Team-Sieg perfekt. Der 19-Jährige, der sich nach der Umstellung auf die 7,26 Kilogramm schwere Männer-Kugel schon mit beachtlichen 18,19 Metern auf Platz sieben der Hallen-DM einsortiert hatte, kam auf 17,65 Meter – Platz sieben. Erst spät am Abend stand nach Umrechnung aller Weiten in Punkte fest: Es hatte für die DLV-U 23-Werfer mit 4041 Zählern vor der Türkei und Italien sogar für Gold gereicht! "Es war wirklich erfreulich, wie sich die U 23er hier verkauft haben", lobte der Leitende Bundestrainer Wurf Sven Lang. "Die Jungs gehören alle dem jüngsten 2002er Jahrgang an und haben mit guten Leistungen oder sogar Bestleistungen überzeugt. Sie alle konnten zudem vordere Platzierungen erreichen."

 

Linus Limmer feierte im Speerwurf seine internationale Premiere und schlug sich als U 23-Athlet in der Männer-Konkurrenz achtbar, wenngleich auch er von seiner sechs Wochen alten Bestmarke von 75,37 Metern einige Meter entfernt blieb. Der 21-Jährige wurde mit 71,97 Metern Dritter der B-Gruppe. In Abwesenheit der besten europäischen Werfer, darunter auch die deutschen 90-Meter-Asse, kam in diesem Wettbewerb mit Alexandru Mihaita Novac (Rumänien; 80,49 Meter) nur ein Athlet über die 80-Meter-Marke.

 

Im Kugelstoßen der Männer war das vorherrschende Bild des DLV-Teilnehmers Christian Zimmermann leider kein Jubel, sondern Kopfschütteln. Mit einigen ungültigen Versuchen und einer Tages-Bestweite von 19,18 Metern schaffte er es noch nicht wie erhofft, die guten Trainingsergebnisse mit stabiler Technik auch in einen guten Wettkampf umzumünzen. Es blieb Platz elf. An der Spitze katapultierte der Italiener Zane Weir die Kugel auf 21,99 Meter – Meisterschaftsrekord und Platz eins vor seinem Landsmann Nick Ponzio (21,83 Meter).