Entschlossen: Nils Leifert eilt zu seinem ersten Deutschen Titel über die Hürden / Konkurrenzlos: Lilly Samanski sprang als einzige Stab-Artistin über 4,00 Meter // Zum Haare-Raufen für Glenn Kochmann (rechts) – Tobias Tent (links) schob sich kurz vor dem Ziel an ihm vorbei auf den Silberrang / Linda Meier (links) vor Franziska Drexler (rechts) / Georg Harpf / Christina Ammer / Fabius Schmitt / Ella Obeta / Helena Kopp. Alle Fotos: Theo Kiefner

01.03.2023 15:59 // Von: Reinhard Köchl

Deutschen Hallenmeisterschaften Jugend Dortmund: Tendenz zeigt klar nach oben

Es ist eine Bilanz, die Hoffnung macht: Zehn Medaillen holten die jungen Sportlerinnen und Sportler aus Bayern bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in der Dortmunder Ernst-Körnig-Halle, darunter auch zwei Titel. Das mag normal klingen, ist aber nach dem schlechten Abschneiden vom Vorjahr in Sindelfingen ein deutliches Signal, dass die Nachwuchsarbeit im Freistaat nach wie vor vital und lebendig ist. Auch wenn einige der Treppchenplatzierten noch der U 18 angehören und deshalb im Sommer in ihrer eigenen Altersklasse antreten, so ist dies doch ein eindeutiges Signal für die Zukunft, vor allem auch, weil die neuen Deutschen Meister NilsLeifert und Lilly Samanski auch im nächsten Jahr noch der U 20 angehören.

Eine Woche nach den Erwachsenen-Meisterschaften an gleicher Stelle gab es für die bayerischen Jugendlichen inm Dortmund mehrmals Grund zur Freude. Neben zwei Mal Gold, zwei Mal Silber und insgesamt sechs Mal Bronze verpassten zwei Sportler jeweils mit Platz vier ganz knapp den Sprung aufs Podest. Neben einem sechsten Platz schlugen noch jeweils fünf Siebt- und fünf Achtplatzierte aus dem Freistaat positiv zu Buche. In der "Nationenwertung" der Landesverbände landete Bayern mit insgesamt 23 Platzierungen (94 Punkten) auf dem dritten Rang hinter Württemberg und Hessen.

 

Der Höhepunkt des ersten Wettkampftages lag aus bayerischer Sicht eindeutig beim 60-Meter-Hürden-Finale. Mit seinen 17 Jahre jung steht Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) jedenfalls gerade am Anfang einer hoffentlich großen Karriere. Den Grundstein dafür legte  der Hürdensprinter in der Helmut-Körnig-Halle. Mit 7,83 Sekunden war der U 18-EM-Dritte des Vorjahres als Jahresbester angereist, bevor ihm im Halbfinale Bruno Betz (SSV Ulm 1846) mit 7,76 Sekunden die Bestmarke über 60 Meter Hürden abjagte. Doch das letzte Wort war noch nicht gesprochen: 7,77 Sekunden bescherten im Finale Leifert den Sieg. Nur eine Hundertstel langsamer war Noah Meier (Cologne Athletics), der sich ebenfalls im ersten U 20-Jahr befindet. Betz blieb nach einem Strauchler an der letzten Hürde in 7,91 Sekunden Bronze.

 

„Ich bin völlig überwältigt“, sagte Nils Leifert. „Supergeiles Rennen, es hat total Spaß gemacht!“ Eine Medaille habe er sich vorgenommen, Gold sei jedoch Zugabe gewesen. Der Fürther ist damit bereits im ersten U 20-Jahr über die 0,991 Meter hohen Hindernisse schneller als vergangenen Winter über die 0,914-Zentimeter-Hürden der U 18 – und in dieser Altersklasse hält er mit 7,80 Sekunden die deutsche Bestleistung. 7,77 Sekunden sind noch in anderer Hinsicht eine besondere Zeit für den jungen Athleten: Sein Trainer Jan Schindzielorz war 26 Jahre zuvor mit derselben Zeit Deutscher Jugend-Hallenmeister geworden.

 

Lilly Samanski als Einzige über 4,00 Meter

 

Dass  die beiden dominierenden Nachwuchsstabhochspringerinnen Deutschlands aus Bayern, genauer gesagt vom TSV Gräfelfing kommen, ist hinlänglich bekannt. Nach der Silbermedaillen von Chiara Sistermann in der Woche zuvor bei den Frauen hatten alle eigentlich mit dem Titelgewinn der 19-jährigen Vizeweltmeisterin bei den Deutschen Jugendmeisterschaften gerechnet. Doch ein Virusinfekt machte dem ambitionierten Vorhaben einen Strick durch die Rechnung. Kein Problem, denn schließlich gibt es ja auch noch die ein Jahr jüngere Lilly Samanski, die den eigentlich fest eingeplanten Titel für Bayern beziehungsweise den TSV Gräfelfing unter Dach und Fach brachte. Als einzige Teilnehmerin gelang Samanski ein Satz über 4.00 Meter. Die U 18-EM-Fünfte war erst bei 3,80 Meter in den Wettbewerb eingestiegen und meisterte diese Höhe im ersten, die 3,90 Meter im zweiten und den Sprung über die Vier-Meter-Marke dann wiederum im ersten Anlauf. 4,10 Meter waren am Sonntag noch eine Etage zu hoch.

 

Hoch erfreulich, wenn auch nicht mit dem perfekten Happyend, verlief der 3000-Meter-Lauf der weiblichen Jugend am frühen Sonntagnachmittag. Von Beginn des typischen, immer schneller werdenden Meisterschaftsfinales an belauerte sich eine fünfköpfige Favoritinnengruppe, mit der Deutschen Vizemeisterin des Vorjahres, Linda Meier (LAC Passau), und Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg) als eine der Jüngsten im Feld und noch der U18 angehörend. Den letzten finalen Antritt der neuen Meisterin Adia Budde (TSV Altenholz) konnten die beiden Bayerinnen nicht mehr parieren. Linda Meier zog am Ende mit 9:35,74 Minuten an der jungen Regensburgerin vorbei, die in 9:37,38 Minuten einen hervorragenden Bronzerang belegte. Auf Rang sieben kam Karla Hiss (LG Telis Finanz Regensburg) in 10:03,02 Minuten.

 

29 Mittelstreckler traten zur 1500-Meter-Konkurrenz der männlichen Jugend an. Zu ihnen zählte auch Tobias Tent (LG Stadtwerke München), der als Deutscher U 18-Meister von 2022 zum Favoritenkreis zählte. Tent war von Anfang an im Vorderfeld zu finden. In der letzten Runde setzte der junge Läufer dann einen mutigen Schlussspurt an, mit dem er sich immer näher an den führenden Jan Dillemuth (Athletics Team Karben) heransaugte. Am Ende wurde er für seinen taktisch klugen Lauf mit Rang zwei belohnt. Dillemuth war 4:00,90 Minuten unterwegs. Tent benötigte 4:01,41 Minuten und bewies abermals, dass er zu den hoffnungsvollsten Talenten der deutschen Mittelstreckenszene zählt.

 

Georg Harpf etabliert sich in der U 20

 

Einen bayerischen Podestplatz gab auch im hochklassig besetzten Kugelstoßen der männlichen U 20 für Georg Harpf (LG Stadtwerke München), den U 18-Vize-Europameister von 2022. Er landete mit Saisonbestleistung von 19,14 Metern auf dem Bronzerang. Es siegte Lasse Schulz (TV Plieningen) mit deutscher Jahresbestleistung von 19,91 Metern. Zweiter wurde mit 19,37 Metern Lukas Schober (SG Weißig 1861). Die weiteren Medaillen für Nachwuchssportler aus dem Freistaat kamen zum Teil sogar relativ überraschend. So erwies sich der noch der U 18 angehörende Weitspringer Fabius Schmitt (LG Forchheim) mit neuer Bestleistung von 7,17 Meter als heißer Kandidat für einen Sommer-DM-Titel in seiner Altersklasse. In Dortmund reichte es für ihn bei der U 20 bereits zu Rang drei, ebenso wie für Hochspringerin Ella Obeta (LG Eckental), die ebenfalls noch in diesem Jahr in der U 18 startberechtigt ist und sich als Bronzemedaillengewinnerin auf 1,78 Meter verbessern konnte. Eine freudige Überraschung stellte der dritte Rang von Dreispringerin Christina Ammer (TuS 1860 Pfarrkirchen) dar, die einen stabilen Wettkampf auf hohem Niveau zeigte und mit 12,38 Meter Bronze mit nach Niederbayern nehmen durfte, ebenso wie Sprinter Maximilian Achhammer (TSV Schwandorf) über 200 Meter in sehr guten 21,79 Sekunden. Ammers Trainingspartnerin Theresa Wasmeier (TuS 1860 Pfarrkirchen) wurde im Dreisprung obendrein mit 11,72 Meter Siebte.

 

An den Medaillen im Kugelstoßen schnuppern durfte Helena Kopp (LG Stadtwerke München). Mit ihren 13,58 Metern landete sie auf Rang vier. Die gleichen Platzierungen blieben für die noch der U 18 angehörenden Mittelstrecklerin Leni Hanselmann (MTV 1881 Ingolstadt) über 800 Meter (2:15,70 Minuten) - Theresa Andersch (LG Bamberg) wurde hier Achte (2:22,98 Minuten). Wieder im Kommen ist Hürdensprinterin Maria Anzinger (LAC Passau). Ihr sechster Platz im Finale über 60 Meter Hürden war mehr als verdient und belohnte die Hartnäckigkeit der Niederbayerin, nach diversen Verletzungen nicht die Flinte ins Korn geworfen zu haben. Ihre Zeit: 8,64 Sekunden. Finalteilnahmen stehen auch bei Stabhochspringer Mario Mönninger (TV Emmering; 4,70 Meter) sowie Moritz Mühlpointner (LG Stadtwerke München) zu Buche, der mit 1:59,01 Minuten lief. Beide landeten jeweils auf dem siebten Rang. Platz acht über die 60 Meter flach blieb nach jeweils starken Vorstellungen im Vor- und Zwischenlauf, wo er jeweils unter sieben Sekunden lief, für Maximilian Achhammer (7,03 Sekunden) reserviert.