Strahlende Überraschungssiegerin: Domenika Mayer holte sich in Mittweida ihr erstes DM-Bahn-Gold über 10 000 Meter / Zuvor hatte sie sich ein faszinierendes Duell mit Eva Dieterich geliefert / Drei Mal Mayer im Strahlemodus: Die frischgebackene Deutsche Meisterin mit Ehemann Christian und einer der Töchter / Anna Bruckmayer überzeugte auch in Mittweida / Filimon Abraham machte Tempo für den späteren Sieger Nils Voigt / Franziska Drexler (Mitte, Nummer 39) startet energisch / Reinmund Hobmaier / Mareike Ressing / Richard Przybyla. Alle Fotos: Theo Kiefner

07.05.2023 23:06 // Von: Kurt Ring/BLV

Domenika Mayer holt Überraschungs-DM-Gold über 10 000 Meter

Einen Favoritensieg und eine Überraschung gab es am Samstag bei den 10 000-Meter-Entscheidungen der Langstrecken-DM in Mittweida. Während Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) erwartungsgemäß den entscheidenden Antritt gegen den lange Zeit das Tempo bestimmende Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) setzte, feierte dessen Teamkollegin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) ihren ersten Meistertitel auf der Bahn und triumphierte über die haushohe Favoritin Alina Reh (SCC Berlin).

Für eine weitere Regensburger Silbermedaille sorgte in der Entscheidung der weiblichen U 23 Hanna Bruckmayer, die mit ihren 34:20,67 Minuten sogar die Norm für die im Juli im finnischen Espoo stattfindenden U 23-Europameisterschaften knackte. Gleiches gelang Teamkollegin Franziska Drexler über 5000 Meter der weiblichen Jugend U 20 für die U 20-Europameisterschaften im August in Jerusalem. Mit neuer persönlicher Bestleistung von 16:32,30 Minuten wurde die erst 18-Jährige damit Dritte.

 

Gas geben in der Hoffnung auf eine schnelle Zeit und die Chance auf ein WM-Ticket: So lautete auch die Devise von Titelverteidigerin Alina Reh (SCC Berlin) und ihrer Trainingspartnerin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) im Frauen-Rennen. Hanna Klein spannte sich vors Feld und sorgte direkt für ein sehr hohes Tempo. Doch der Rennplan ging nicht auf. Nachdem Klein ausgestiegen war, musste Reh mehrere Male sichtlich angeschlagen das Rennen unterbrechen und lief schließlich nach 33:21,43 Minuten als Fünfte über die Ziellinie.

 

Als die Verfolgerinnen an ihr vorbeigezogen waren, wurde es unübersichtlich – und im Kampf um die Medaillen eröffneten sich für alle weiteren Läuferinnen neue Chancen. Mit einem gleichmäßig hohen Tempo nutzten diese besonders Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) und die Team-Europameisterin im Marathon Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die sich schließlich für den Endspurt die meisten Körner aufbewahrt hatte. In 32:14,34 Minuten steigerte die 32-Jährige ihre Bestzeit um fast eine halbe Minute und holte damit ihren ersten deutschen Meistertitel auf der Bahn. Nun hat die 32-jährige Mutter zweier Mädchen die Qual der Wahl: Fährt sie Anfang Juni zu den Berglauf-Europameisterschaften nach Innsbruck oder startet sie beim 10 000-Meter-Europacup in Pacé? „Ich habe mich mit Eva super abgewechselt“, erklärte die neue Meisterin am Ende eines erfolgreichen Tagwerks, „das hat Spaß gemacht, auch wenn ich die Spikes nicht so gerne anziehe. Überall haben Zuschauer gestanden und uns angefeuert. Das hat gepusht. Vom Kopf her war ich völlig frei. Dann habe ich auf der letzten Runde beschleunigt und es hat gereicht.“

 

Zwei Runden hinter ihr überraschte ihre 20-jährige Teamkollegin Hanna Bruckmayer (LG Telis Finanz Regensburg) mit Silber in der U 23 und der unerwarteten Normerfüllung für die diesjährigen U 23-Europameisterschaften. Auch Franziska Drexler mischte im 5000-Meter-Rennen der U 20 im Kampf um die Medaillen kräftig mit. Zwei Jahre jünger als die neue Meisterin Kira Weis (KSG Gerlingen), hielt sie lange im Führungstrio dagegen und verbesserte am Ende ihre bisherige Hausmarke um acht Sekunden und blieb dabei 13 Sekunden unter der geforderten Zeit für die U 20-Europameisterschaften in Jerusalem. Ihre drei Teamkolleginnen Hanna Ackermann (17:52,66 Minuten), Magdalena Mayerhofer (17:53,59 Minuten) und Tina Klement (17:55,65 Minuten) blieben auf den Plätzen acht bis zehn allesamt erstmals unter 18 Minuten.

 

Im 10 000-Meter-Rennen der U 23-Junioren steigerte sich Tobias Prater (LG Telis Finanz Regensburg) um 30 Sekunden als Achter der Nachwuchswertung auf 31:00,34 Minuten.

 

Besonders Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg; 28:12,79 Minuten), der im Marathon auf die WM- und Olympia-Chance hofft, sorgte auf der ersten Rennhälfte der Männer-Entscheidung planmäßig für Tempo und dafür, dass sich bald eine Vierergruppe vom Rest des Feldes abgesetzt hatte. Zu dieser zählten auch der der spätere Meister Nils Voigt (TV Wattenscheid 01; 28:03,15 Minuten), der DM-Dritte im Halbmarathon Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg; 28:25,82 Minuten) und Tom Förster (LG Braunschweig; 28:41,02 Minuen). Nachdem Abraham seinen Job bei Kilometer sechs erledigt hatte, lieferte er Voigt dann außerplanmäßig noch einen harten Fight ins Ziel und hat nun genauso wie Domenika Mayer das Luxusproblem „Europacup in Frankreich oder Berglauf-EM in Innsbruck“. Filimon Abraham freute sich über seine dritte DM-Silbermedaille in Folge: "Ich sollte auf der ersten Hälfte Tempo machen, so war der Plan. Weil ich mich noch sehr gut fühlte, bin ich dran geblieben. Nun habe ich wieder Silber geholt, wie letztes Jahr schon in Pliezhausen und bei der Cross-DM in Löningen." Als nicht erwarteter Sechster im starken Männer Verfolgerfeld blieb Tobias Ritter (LG Telis Finanz Regensburg) mit 29:46,90 Minuten erstmals gleich deutlich auf den 25 Bahnrunden unter 30 Minuten.

 

Auch für Bayerns beste Seniorenläuferinnen und -läufer waren die Langstrecken-Titelkämpfe in Mittweida eine Pflichtveranstaltung - mit durchaus vorzeigbaren Erfolgen. So gab es gleich drei Titel über 5000 Meter für Sportler aus dem Freistaat, und zwar durch Mareike Ressing (TSV Penzberg) in der W 50 (18:50,73 Minuten), Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) in der M 60 (18:11,05 Minuten) und sogar einen Doppelsieg in der M 65, bei dem Richard Przybyla (LAZ Obernburg-Miltenberg; 19:37,85 Minuten) vor Hans Bouricha-Hörmann (LG Allgäu; 19:58,86 Minuten) ins Ziel kam. Silber gab es auch für Michael Lang (15:35,14 Minuten), der seinen Vereinskollegen Marco Benz (beide Skivereinigung Amberg; 16:03,88 Minuten) auf den Bronzerang verdrängte.