Schneller Sprint-Nachwuchs mit Normerfüllung für die U 20-EM: (von links) Ivo Ziebold, Heiko Gussmann und Jakob Kemminer / Zwei mal bayern in der DLV-Sprintstaffel mit (von rechts) Aleksandar Askovic, Yannick Wolf, Ganter und Milo Skupin-Alfa / Maximilian Schreiber / Carolina Krafzik / Louise Wieland, rechts Tina Benzinger / Manuel Sanders und Patrick Schneider / Nach dem Start des 1500-Meter-Rennens der Frauen und weiblichen Jugend / Benedikt von Hardenberg / Denise Uphoff. Fotos: Theo Kiefner, Claus Habermann

03.06.2023 23:12 // Von: leichtathletik.de/Reinhard Köchl

Jubiläums-Sparkassen-Gala in Regensburg bietet wieder bärenstarke Sprints

Mit Zeiten unter 49 und unter 55 Sekunden setzten am Samstag bei der Sparkassen-Gala in Regensburg unter anderem zwei DLV-Asse über 400 Meter Hürden die Glanzpunkte. Über 400 Meter ohne Hürden gelang Manuel Sanders die nächste starke Zeit. Das Highlight aus bayerischer Sicht gelang Nachwuchssprinter Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck). Über100 Meter schaffte der 16-Jährige mit 10,49 Sekunden einen neuen bayerischen U 18-Rekord und blieb nur hauchdünn über der deutschen Bestleistung dieser Altersklasse.

Schon seit nunmehr 25 Jahren ist die Sparkassen-Gala in Regensburg fester Bestandteil im Terminkalender vieler deutscher Top-Leichtathletinnen und -Leichtathleten. Auch 2023 konnten sich die Veranstalter wieder über fast 1000 Meldungen freuen, verpackt in ein zwölfstündiges Mammut-Programm, an dessen Ende die in Regensburg stets hoch angesehenen Lauf-Wettbewerbe standen.

 

Zunächst aber standen die Sprints mit und ohne Hürden im Mittelpunkt. Und für eine der wertvollsten Einzelleistungen sorgte über 400 Meter Hürden Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen). Die 28-Jährige rannte in 54,89 Sekunden zur drittschnellsten Zeit ihrer Karriere, nur in ihren Olympia- und EM-Vorläufen war sie jeweils ein paar Zehntel schneller gewesen. Ein gutes Resultat verbuchte als drittschnellste Athletin hinter der Britin Lina Nielsen (54,96 Sekunden) auch EM-Teilnehmerin Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg; 56,39 Sekunden). Mit der 22-jährigen Melanie Böhm (57,23 Sekunden) pirscht sich eine weitere Sindelfingerin in Richtung deutscher Spitze.

 

Wenig später setzte der U 23-Vize-Europameister von 2021 Emil Agyekum (SCC Berlin) den nächsten Glanzpunkt. Auf der Zielgeraden konnte sich der 24-Jährige noch deutlich von seinen Verfolgern Danny Brand (Schweiz; 49,45 Sekunden) und Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,55 Sekunden) absetzen und stürmte in 48,86 Sekunden zur besten Zeit seiner Karriere. Als Elfter klopft er nun an das Tor zur ewigen deutschen Top Ten über 400 Meter Hürden.

 

Manuel Sanders mit der nächsten Bestzeit

 

Und auch ohne Hürden ging's auf der Stadionrunde später am Abend zur Sache. Allen voran Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) konnte hier am Samstag ein weiteres Mal seine starke Form unter Beweis stellen. Nur eine Woche nach seiner Bestzeit von 45,47 Sekunden im belgischen Oordegem packte der Deutsche Meister von 2021 noch eine Schippe drauf und steigerte sich gar auf 45,36 Sekunden. Damit hat er nun in der ewigen deutschen Bestenliste auch den Zweitplatzierten von Regensburg Patrick Schneider überholt: Der Wattenscheider, der 2022 in 45,44 Sekunden überraschte, wurde in Regensburg in 46,04 Sekunden Zweiter. Mit Marc Koch (LG Nord Berlin; 46,42 sec) und Jean Paul Bredau (SC Potsdam; 46,45 sec) blieben zwei weitere DLV-Athleten unter 47 Sekunden. Etwas mehr ausgerechnet hatten sich der Deutsche U 23-Meister Vincente Graiani (LG Stadtwerke München). Nach furiosem Beginn gingen ihm am Schluss die Kräfte aus. Das Resultat: Platz acht in 47,52 Sekunden.

 

Bei den Frauen schien der Sieg nur über Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 54,43 Sekunden) zu gehen, schon nach 250 Metern hatte sich die Deutsche Meisterin einen riesigen Vorsprung erarbeitet – doch auf der Zielgerade gingen ihr wie schon eine Woche zuvor in Rehlingen die Kräfte aus. So stürmte in ihrem Rennen noch ihre WM-Staffelkollegin Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg; 53,55 Sekunden) vorbei, und im dritten Zeitlauf gelang schließlich Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim; 53,50 Sekunden) die beste Zeit des Tages. Die mehrfache deutsche 800-Meter-Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München), die augenblicklich zwischen einer und zwei Stadionrunden wechselt, und kam hier auf 54,50 Sekunden, dahinter rangierte bei ihrem Saisondebüt Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 54,61 Sekunden).

 

Staffeln testen in neuer Besetzung

 

Traditionell stehen in Regensburg auch die Nationalstaffeln im Fokus, denn regelmäßig trommeln die Bundestrainer ihre Schützlinge hier für eine Maßnahme und schnelle Zeiten im Kampf um internationale Qualifikationen zusammen. Wenngleich in diesem Jahr aufgrund von Verletzungen und Terminüberschneidungen einige der besten deutschen Sprinterinnen und Sprinter fehlten, konnten die 4 x 100 Meter Staffeln am Samstagnachmittag in neuer Besetzung einige gute Resultaten verbuchen. Für höhere Aufgaben empfahlen sich dabei besonders Aleksandar Askovic, Yannick Wolf (beide LG Stadtwerke München), Robin Ganter (MTG Mannheim) und Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg). Auch ohne die in den zurückliegenden Jahren dominierenden DLV-Sprinter brachten sie gute 38,79 Sekunden auf die Bahn. Im Vorjahr war ein DLV-Quartett in Regensburg in 37,99 Sekunden erstmals unter 38 Sekunden geblieben.

 

Bei den Frauen trugen Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Lisa Nippgen (MTG Mannheim), Louise Wieland (Hamburger SV) und Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 43,43 Sekunden den Stab am schnellsten um die Stadionrunde. Für internationale Top-Platzierungen wie im Vorjahr müssen im Saisonverlauf wohl noch Zeiten in Richtung 42-Sekunden-Marke her.

 

U 20-Sprinter mit schnellen Zeiten

 

Die besten deutschen Staffeln hatten am Samstag zugleich die Tagessieger in den Einzelwettbewerben in ihren Reihen: Robin Ganter (10,19 und 10,21 Sekunden) und die frühere Münchnerin Louise Wieland (11,33 und 11,38 Sekunden) waren über 100 Meter sowohl in den Vorläufen als auch im Finale die Schnellsten. Mit Denise Uphoff (11,55 Sekunden), Tina Benzinger (11,58 Sekunden), Amelie-Sophie Lederer (11,58 Sekunden; alles LG Stadtwerke München), Veronika Miller (11,76 Sekunden; LG Region Landshut), Svenja Pfetsch (11,90 Sekunden; LG Stadtwerke München), Naomi Hemmelmann (11,91 Sekunden; Track & Fields Club Mainfranken) und Hannah Fleischmann (11,93 Sekunden; LG Stadtwerke München) blieben gleich sieben Bayerinnen unter der Zwölf-Sekunden-Marke. 

 

Fast noch höher einzuordnen waren jedoch die Sprintzeiten des Nachwuchses, wo Heiko Gussman (SCL Heel Baden-Baden; 10,34 Sekunden) die U 20-EM-Norm um mehr als zwei Zehntel unterbot und auch Ivo Ziebold (Dresdner SC 1898; 10,43 Sekunden) Ansprüche auf ein U 20-EM-Ticket anmeldete. Als Drittplatzierter blieb der erst 16-jährige Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) in 10,49 Sekunden nur elf Hundertstel über der deutschen U 18-Bestmarke und pulverisierte gleichzeitig den bayerischen U 18-Rekord von Nick Kocevar (TSV Bad Endorf), der seit 2017 bei 10,54 Sekunden stand. Auch in der weiblichen U 20 war die U 20-EM-Norm (11,80 Sekunden) für die Schnellsten Chelsea Kadiri (11,43 Sekunden), Holly Okuku (VL 11,40 Sekunden) und Rosina Schneider (VL 11,42 Sekunden) keine hohe Hürde. Eine neue deutsche U 18-Jahresbestleistung gelang über 110 Meter Hürden Maximilian Schreiber (LG Sempt),der im Vorlauf bei guten Windbedingungen als Einziger unter 14 Stunden blieb (13,99 Sekunden). Im Finale musste Schreiber allerdings wegen eines technischen Fehler frühzeitig aufgeben.

 

Die beste Leistung in den technischen Wettbewerben ging auf das Konto von des früheren Kelheimer Weitspringers Simon Batz (MTG Mannheim). Der Deutsche Hallenmeister steigerte seine Freiluft-Bestleistung auf 7,86 Meter und ließ damit den ebenfalls zuletzt stark verbesserten Luka Herden (LG Brillux Münster; 7,76 m) hinter sich., während im vorgezogenen Wetsprung-Wettbewerb Lokalmatador Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg) mit seinem besten Versuch bei 7,02 Meter landete.

 

Karl Bebendorf meldet sich zurück

 

Die Entscheidungen auf den Mittel- und Langstrecken setzten am Samstag den Schlusspunkt unter das Regensburger Leichtathletik-Fest. Protagonist in gleich zwei Entscheidungen: Der EM-Fünfte über die Hindernisse Karl Bebendorf. Der Dresdner hatte sich für sein Comeback nach Pfeifferschem Drüsenfieber gleich die 1500 und 800 Meter ausgesucht. Und auf der längeren Mittelstrecke war er in 3:41,66 Minuten eine Klasse für sich, bevor er sich keine zwei Stunden später über 800 Meter in 1:48,21 Minuten nur dem Frankfurter Marvin Heinrich (1:47,94 min) geschlagen geben musste. Emil Meggle (LG Stadtwerke München) blieb als Sechster mit 1:49,89 Minuten erstmalig in seiner Karriere unter der Schallmauer von 1:50-Minuten.

 

Schon in der Dämmerung machten sich schließlich die 3000 Meter-Läuferinnen und Läufer auf die Strecke. Standesgemäß blieben die Siege in Regensburg und gingen an zwei Marathon-Asse: Simon Boch schraubte die deutsche Jahresbestzeit auf 8:02,93 Minuten und lief dabei am Ende seinem Vereinskollegen Konstantin Wedel (8:04,58 Minuten) davon. Miriam Dattke setzte nach dem Ausstieg der Tempomacherin selbst bei etwa 1200 Metern die entscheidende Attacke und ließ in 9:02,17 Minuten unter anderem die EM-Teilnehmerin über die Hindernisse Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien; 9:12,76 Minuten) hinter sich.