Jakob Kemminer gelang über 200 Meter ein neuer bayerischer Rekord. Knapp dahinter rangierte Cassian Holland-Moritz / Johanna Marrwitz / Jean-Pierro Araba / Clara Hegemann / Matti Hummel / Franziska Mahr / Maresa Perner / Ella Obeta, hier einmal im Weitsprung / Leonie Schinko. Alle Fotos: Theo Kiefner

27.06.2023 22:47 // Von: André Zahl

Bayerische MS U 18: Den Spagat zwischen Regensburg und Ulm gemeistert

Durch die unglückliche Terminkollision der Bayerischen Meisterschaften in Regensburg und der Süddeutschen Meisterschaften in Ulm der Altersklassen U18, U20 und Aktiven, bedingt durch terminliche Zwänge der jeweiligen Ausrichter, mussten sich die Starterfelder entsprechend auf beide Wettkämpfe verteilen, sodass einige der besten bayerischen Athletinnen und Athleten gar nicht bei der Landesmeisterschaft im Stadion am Weinweg in Regensburg zu sehen waren. Immerhin hatten die Organisatoren des Süddeutschen und Bayerischen Leichtathletik-Verbandes die Zeitpläne so aufeinander abgestimmt, dass wenigstens den Springern und Werfer Doppelstars möglich gemacht wurden.

Deutschlands aktuell mit Abstand schnellster U 18-Sprinter über die 100 Meter, Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck), hatte sich gegen den Start bei den Süddeutschen im Ulm entschieden und zeigte sein Können in Regensburg. In 10,75 Sekunden gewann er die 100 Meter mit entsprechendem Abstand vor der Konkurrenz und legte über die 200 Meter sogar noch einen drauf und lief in 21,47 Sekunden zu einem neuen bayerischen Rekord! Auch Cassian Holland-Moritz (LG Stadtwerke München) lief ein erstklassiges 200-Meter-Rennen und wurde mit neuer Bestleistung von 21,61 Sekunden Vizemeister. Beide Athleten führen mit ihren Leistungen auch die deutsche Bestenliste über 200 Meter an und reisen damit als große Medaillenhoffnungen des Verbands zu den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock.

 

In einem engen 400-Meter-Rennen der U 18 sicherte Marc Weidenbach (LG Stadtwerke München) den Meistertitel in 49,89 Sekunden vor Jean-Pierro Araba (LAG Mittlere Isar) in 49,99 Sekunden und Fabian Wadsack (TuS Pfarrkirchen; 50,31 Sekunden) auf dem Bronzerang. Der Schnellste über die 800 Meter der war an diesem Wochenende David Scheller (LG Main-Spessart), der mit 1:56,46 Minuten eine neue Bestzeit lief, sonst eher auf den etwas längeren Strecken unterwegs ist und bei den Deutschen Meisterschaften über 1500 und vor allem 3000 Meter um die Medaillen mitkämpfen kann. Ebenfalls so schnell wie noch nie über die doppelte Stadionrunde war Jonas Storch (LG Passau), der als Zweiter in 1:57,47 Minuten das Ziel erreichte. Etwas schneller über die 800 Meter unterwegs war an diesem Wochenende noch Malte Hofmann (LG Landkreis Aschaffenburg), der bei den Süddeutschen in Ulm Dritter in 1:54,42 Minuten wurde.

 

Eine herausragende Leistung krönte Maximilian Schreiber (LG Sempt) über 110 Meter Hürden mit dem Titel in 14,13 Sekunden, wobei ihm allerdings erst ein Fehlstart des Vorlauf-Schnellsten Jannik Straub (LAG Mittlere Isar) im Finale den Weg freimachte. Auf die weiteren Plätze auf Stockerl kamen Korbinian Aumüller (TV Emmering; 14,61 Sekunden) und Benedikt Maurer (SV Germering; 15,01 Sekunden). Über 400 Meter holte Jean-Pierro Araba (LAG Mittlere Isar) schließlich doch noch seinen verdienten Titel in 57,31 Sekunden vor Constantin Hamel (VfL Waldkraiburg; 60,30 Sekunden)

 

Erfolgreiche Doppelstarts

 

Seiner Favoritenrolle im 1500 Meter Rennen am darauffolgenden Tag wurde Jonas Storch gerecht, auch wenn der Sieg des taktischen Rennens am Ende im Fotofinish entschieden wurde und der Athlet der LG Passau in 4:12,24 Minuten vor Moritz Gutowski (LG Stadtwerke München) in 4:12,46 Minuten und Marco Voggenreiter (LAC Passau) in 4:12,94 Minuten auf dem Treppchen stand. Einen weiteren Favoritensieg gab es auch über die 3000 Meter, wo es an Elias Koller (TSG 08 Roth) kein Vorbeikommen gab. Der aktuell Dritte der Deutschen Bestenliste siegte in 8:53,91 Minuten vor Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München; 8:57,35 Minuten) und Lennart Rössler (SC Ostheim/Rhön; 8:59,71 Minuten). Durch einen Fehlstart von Jannik Straub (LAG Mittlere Isar) im Finale des 110 Meter Hürden Rennens gab es leider nicht den erwarteten Zweikampf um den Landesmeistertitel gegen den aktuell schnellsten Deutschen Maximilian Schreiber von der LG Sempt und letzterer gewann die Goldmedaille mit deutlichem Vorsprung in 14,13 Sekunden. Im Hochsprung übersprang Clemens Bleiziffer (TSV Wasserburg), der am Tag zuvor mit 1,83 Metern bereits Dritter bei den Süddeutschen Meisterschaften geworden war, zum ersten Mal die 1,90 Meter und wurde aufgrund der Fehlversuche Zweiter hinter Keon Schmidt-Gothan (LG Stadtwerke München), dem diese Höhe zum Sieg reichte.

 

In Abwesenheit der beiden stärksten bayerischen und deutschen Stabhochspringer steigerte Michael Schwarz (TSV 1880 Wasserburg) seine persönliche Bestleistung um zwölf Zentimeter auf 4,52 Meter und gewann die Konkurrenz damit mit deutlichem Vorsprung vor Martin Schubert (LAC Quelle Fürth) und Julian Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt), denen mit 4,00 Metern und 3,90 Metern ebenfalls neue Hausrekorde gelangen. Mario Mönninger (TV Emmering) hatte sich für einen Start bei den Süddeutschen Meisterschaften entschieden und wurde dort mit einer Höhe von 4,40 Metern Vizemeister vor Lukas Baumgarten (TSV Gräfelfing) mit ebenfalls übersprungenen 4,40 Metern auf Rang drei.

 

Wenig überraschend gewann Fabius Schmitt (LG Forchheim) den Weitsprung der U 18, wobei er mit 6,72 Metern noch nicht ganz an seine Leistungen aus der Hallensaison anknüpfen konnte, wo er mehrfach über die Sieben-Meter-Marke gesprungen war.

 

Benedikt Maurer jetzt bei 14,38 Meter

 

Eine deutliche Leistungssteigerung gelang auch Benedikt Maurer (SV Germering) im Dreisprung der MU18: Der klare Favorit dieses Wettbewerbs steigerte seine Bestleistung um 40 Zentimeter und liegt nun mit 14,38 Metern in der deutschen Bestenliste auf Rang zwei. Mit ebenfalls neuer Bestleistung von 12,20 Metern sicherte sich Leonardo Seefelder (LG Stadtwerke München) die Silbermedaille. Zwei Mal Gold und einmal Silber gab es für Werfer Tobias Stiastny (SpVgg Auerbach/Streitheim). Mit der Fünf-Kilogramm-Kugel gelang ihm nach einer starken Serie am Ende eine neue persönliche Bestleistung von 16,01 Metern, und im Diskuswurf wurden seine 56,20 Meter ebenfalls nicht annähernd erreicht. In beiden Wettbewerben ging Silber an Andreas Gröninger (LG Sempt; 14,84 Meter und 43,03 Meter) und Bronze an Julian Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt; 13,57 Meter und 41,20 Meter).

 

Im Hammerwurf, der in Regensburg auf dem Hauptplatz von der Tribüne aus bestaunt werden konnte, gelang Tobias Stiasny mit 52,42 Metern zwar ebenfalls eine neue Bestmarke, aber Favorit Matti Hummel (UAC Kulmbach) ließ nichts anbrennen und warf seinerseits mit 59,04 Metern eine neue Bestleistung. Im Speerwurf war Jonas Waas (TSV Plattling) das Maß aller Dinge: Seiner neuen persönlichen Bestleistung von 56,22 Metern kam Marten Lippold (TSV Amberg) mit 48,35 Metern noch am nächsten, während Marcel Neumann (LG Stadtwerke München) mit 47,09 Metern Dritter wurde. Am Tag zuvor hatte Waas mit 54,21 Metern bereits die Bronzemedaille auf den Süddeutschen Meisterschaften gewonnen.

 

Der Mann des Wochenendes bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ulm war Danny Stockhausen (LG Landkreis Roth). Nach dem zweiten Platz im Hochsprung mit übersprungenen 1,83 Metern warf er den Speer wenige Stunden später mit 57,47 Metern so weit wie nie zuvor und gewann damit den Wettbewerb. Im Weitsprung sprang er mit seinem ersten Versuch direkt auf 6,77 Meter und legte damit einen klaren Start-Ziel-Sieg hin.

 

U 16-Sprinterinnen dominieren in der U 18

 

Für eine kleine Sensation sorgten die Nachwuchssprinterinnen in der weiblichen U 18: Unter den fünf schnellsten Sprinterinnen über die 100 Meter befanden sich am Ende vier aus der U 16 hochgemeldete Sportlerinnen des Jahrgangs 2008. In Abwesenheit der aktuell schnellsten Bayerin über diese Distanz, Lena Saffer (LG Forchheim), die in Ulm an den Start ging und dort in 12,36 Sekunden Bronze gewann, holte sich Emilia Kindermann (LG Stadtwerke München) in 12,37 Sekunden den Meistertitel vor Teamkollegin Nike Lydén in 12,52 Sekunden und Eva Schmid (LG Augsburg) in 12,53 Sekunden. Auch über die 200 Meter war Emilia Kindermann nicht zu schlagen und lief in 25,95 Sekunden zum Sieg, während Nike Lyden in 26,12 Sekunden denkbar knapp an ihrer zweiten Silbermedaille des Wochenendes vorbeilief, die sich Sophie Barth (TSV Ottobrunn) in 26,11 Sekunden erstritt. Eine ausgezeichnete Leistung bot dementsprechend auch die 4 x 100 Meter Staffel der LG Stadtwerke München dar, die in der Besetzung Daryl Ndasi, Emma Seng, Nike Lydén und Emilia Kindermann in 48,18 Sekunden deutlich vor der Staffel des TSV Ottobrunn (50,03 Sekunden) gewann, in identischer Besetzung die Favoriten bei den Deutschen Schülermeisterschaften in Stuttgart sind und bei den Deutschen Meisterschaften der WU18 um die Medaillen mitkämpfen kann.

 

Ein sehr guter Lauf und eine neue persönlichen Bestleistung von 58,85 Sekunden reichten für Katharina Rupp (LG Donau-Ries) über die 400 Meter nicht ganz, um den Sieg von Favoritin Emma Lindner von der LG Bamberg in 58,00 Sekunden ernsthaft zu gefährden. Dafür durfte sich Katharina Rupp über die DM-Norm und die Silbermedaille freuen, während Lea Rittner (ESV Amberg) in 59,03 Sekunden die Norm knapp verpasste und Dritte wurde. Keine zwei Stunden später durfte Emma Lindner dann auch noch über den Sieg über die 800 Meter (2:12,89 Minuten) einstreichen, während Leni Hanselmann (MTV 1881 Ingolstadt) in 2:13,97 Minuten Zweite wurde. Über die 1500 und 3000 Meter war dann an Emmas Schwester Jule Lindner (LG Bamberg) kein Vorbeikommen. Während sie ihren überhaupt ersten 3000-Meter-Lauf am Samstag in 10:10,86 Minuten mit großem Abstand gewann, und nebenbei die DM-Norm deutlich unterbot, verbesserte sie am Sonntag auch noch ihren Hausrekord über die 1500 Meter auf 4:40,27 Minuten.

 

Drei persönliche Bestleistungen, drei DM-Normen

 

Drei persönliche Bestleistungen und dreimal DM-Norm gab es im Finale des 100-Meter-Hürden Rennens der weiblichen U 18 zu bestaunen. Leonie Schinko (TSV 1860 Ansbach) setzte sich in dem Rennen die Bayern-Krone auf und siegte in 14,12 Sekunden vor Franziska Mahr (LG Eckental; 14,22 Sekunden) und Julia Scholz (TSV Ottobrunn; 14,70 Sekunden). Gut drei Stunden zuvor hatte sich Mahr bereits die Goldmedaille über die 400 Meter Hürden gesichert, ihre Bestzeit auf 62,69 Sekunden gesteigert und sich damit in eine aussichtsreiche Position für den Kampf um die Medaillen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock gebracht. Mit 64,00 Sekunden kam Liah-Soline Gerich (LG Stadtwerke München) erneut in den Bereich ihrer persönlichen Bestleistung und bestätigte ihre Ambitionen bei den Deutschen Meisterschaften, für die sich auch Luisa Frehner (LAC Quelle Fürth; 65,58 Sekunden) und Caroline Pöppl (LG Telis Finanz Regensburg) qualifizierten.

 

Im Hochsprung scheiterte Ella Obeta (LG Eckental) als aktuell beste Deutsche mit guten Sprüngen nur ganz knapp an der Höhe von 1,80 Meter und gewann die Konkurrenz vor Florentine Toppe (TSV Wolfratshausen), die mit 1,73 Metern eine neue PB aufstellte und Lina Marie Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt; 1,70 Meter). Die U 16-Athletin Eva Kalb (LG Forchheim) krönte sich am Samstag auf den Süddeutschen Meisterschaften mit 1,75 Metern zur Siegerin im Hochsprung und musste bei den Bayerischen Meisterschaften am Sonntag mit 1,64 Metern und Rang fünf etwas Lehrgeld zahlen. Unglaublich knapp und spannend ging es im Weitsprung der weiblichen U 18 zu, wo Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf) vor dem letzten Durchgang mit neuer persönlicher Bestleistung von 5,67 Metern vorne lag. In ihrem letzten Versuch sprangen Florentine Toppe ebenfalls zu neuer PB auf 5,67 Meter und auch Ella Obeta steigerte sich nochmal deutlich auf 5,72 Meter (PB), während Irlingers letzter Versuch leider ungültig war. Somit gewannen Obeta und Toppe ihr jeweils zweites Gold und Silber während Irlinger auf dem Bronzerang landete.

 

Höhengleich mit übersprungenen 3,40 Metern gewann Maresa Perner (LG Fichtelgebirge) am Sonntag den Stabhochsprung der U 18 vor Emma Kilian (TSV Ipsheim), nachdem sie sich am Vortag bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ulm über eine neue Bestleistung von 3,60 Metern und die Silbermedaille hatte freuen dürfen.

 

Clara Hegemann stößt auch die Kugel weit

 

14,28 Meter im Kugelstoßen bedeuteten für Clara Hegemann (LG Stadtwerke München) nicht nur eine Steigerung ihrer bisherigen Bestleistung, sondern auch den Sieg vor Sarah Poleba (TV Bürgstadt), die mit 14,02 Metern ebenfalls so weit stieß wie noch nie. Im Hammerwurf zuvor hatte sich Hegemann mit 63,33 Metern noch ihrer Vereinskollegin Johanna Marrwitz (LG Stadtwerke München) geschlagen geben müssen, die ihr Wurfgerät auf 66,51 Meter beförderte.

 

Im Diskuswurf ging die Entscheidung bei nur drei Teilnehmerinnen schließlich zugunsten von einer Oberfränkin aus: Mit konstant guten Würfen gewinnt Laura Jungnickl (LG Fichtelgebirge) mit 37,68 Metern vor Isabelle Kailich (FC Aschheim) mit 36,61 Metern. Für Kailich ging es dann am Sonntag weiter zu den Süddeutschen Meisterschaften nach Ulm, wo sie die Konkurrenz im Kugelstoßen mit 13,71 Metern deutlich gewann und im Diskuswurf Dritte mit 36,44 Metern wurde. Im Speerwurf reichten Ronja Melzner (LG Stadtwerke München), die mit ihrem Wurf auf 53,71 Meter aus dem Februar immer noch deutlich die deutsche Jahresbestenliste anführt, 45,94 Meter zum Sieg.