Starke Vorstellung in Chorzów: Yannick Wolf bewies als Schlussläufer des DLV-Staffel, dass er momentan in blender Form ist. Keiner war beiu der team-EM schneller als die deutschen Männer. Foto: Theo Kiefner

29.06.2023 00:47 // Von: leichtathletik.de/blv-online

Team-EM Chorzów: Fünf Bayern helfen Deutschland auf den Bronzerang

Vier Einzelsiege in 37 Disziplinen. Dazu noch hervorragende Vorstellungen von Sprinter Yannick Wolf, Hammerwerfer Merlin Hummel, Hochspringer Tobias Potye, 5000-Meter-Läufer Florian Bremm und 200-Meter-Sprinter Alexandra Burghardt. Daraus ergab sich bei der Team-EM in Chorzów Rang drei in Gesamtwertung und der angepeilte Podestplatz. Nur die starken Italiener und das polnische Team sammelten an den drei Tagen mehr Punkte.

„Unser Ziel war es, bei der Team-EM mit vielen jungen Athletinnen und Athleten am Ende auf dem Podium zu landen. Mit insgesamt 387,5 Punkten ist es uns gelungen, Bronze zu holen“, erklärte DLV-Sportdirektor Dr. Jörg Bügner. „Den Grundstein dafür haben Kristin Pudenz (Diskus; 66,84 Meter), Manuel Sanders (400 Meter; 45,24 Sekunden) mit neuer Bestzeit oder auch Carolin Krafzik mit 54,47 Sekunden über 400 Meter Hürden gelegt, um nur einige Beispiele zu nennen“, sagte Dr. Jörg Bügner. Bis zum Ende war sogar Rang zwei in Reichweite, der schlussendlich ans polnische Team ging. „Aber Polen und der überragende Sieger Italien waren letztlich besser“, so der DLV-Sportdirektor.

 

Auch fünf bayerische Athletinnen und Athleten spielten eine wichtige Rolle im DLV-Team.

 

4 x 100 Meter | Wagner, Schulte, Hartmann, Wolf | 1. Platz | 38,34 Sekunden

 

Germany, 16 Points! Zum Abschluss des zweiten Tages der Team-EM konnte die deutsche Sprint-Staffel der Männer den dritten Einzelsieg einfahren. In der Besetzung Julian Wagner (LC Top Team Thüringen), Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig), Joshua Hartmann (ASV Köln) und Schlussläufer Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) setzte sich der „DLV-Vierer“ mit 38,34 Sekunden vor Italien (38,47 Sekunden) und den Niederlanden (38,77 Sekunden) durch. Die britische Staffel, ursprünglich auf Rang zwei platziert, wurde nach dem Zieleinlauf disqualifiziert.

 

Obwohl Schlussläufer Yannick Wolf mit Staffel-Olympiasieger Filippo Tortu schnelle Konkurrenz im Nacken saß, behielt der Münchner die Nerven und rettete einen kleinen Vorsprung ins Ziel. „Das war hinten raus schon Knautschzone, aber wichtig war, die 16 Punkte ins Ziel zu bringen“, sagte Yannick Wolf, der auf seinem Streckenabschnitt nur vier Hundertstel langsamer war als Filippo Tortu.

 

Hammerwurf | Merlin Hummel | 4. Platz | 73,99 Meter

 

Merlin Hummel (UAC Kulmbach) machte den Auftakt für die DLV-Starter am zweiten Tag der Team-EM in Chorzów. Nach einem ersten Versuch noch knapp unter der 70-Meter-Marke kam der Kulmbacher besser in Schwung und steigerte sich gleich im zweiten Durchgang auf 73,89 Meter. Das brachte ihm zwischenzeitlich Rang zwei ein. Zwar wurde er noch von Thomas Mardal (Norwegen; 76,50 Meter) und Michail Anastasakis (Griechenland; 74,12 Meter) überholt. Doch Platz vier erlaubte Merlin Hummel einen sechsten Versuch. In dem steigerte sich der Deutsche Meister noch um zehn Zentimeter auf 73,99 Meter.

 

„Alles was heute zählt, sind die Punkte. Darum bin ich sehr zufrieden mit Rang vier. Der dritte Versuch war eigentlich der beste. Da hätte es noch ein wenig weiter gehen können, da hatte ich die meiste Power“, sagte Merlin Hummel.

 

An der Spitze machte Wojciech Nowicki für Polen den Sieg und damit 16 Punkte klar. Der Olympiasieger legte gleich im ersten Versuch gleich 77,53 Meter vor. Dieser Wurf hätte bereits zum Sieg gereicht. Doch der Lokalmatador wollte natürlich die 80-Meter-Marke übertreffen. Das gelang Wojciech Nowicki nicht ganz. Doch mit 79,61 Metern erzielte er ein Weltklasse-Resultat und eine standesgemäße Siegerweite.

 

200 Meter | Alexandra Burghardt | 14. Platz | 23,61 Sekunden

 

Team-Kapitänin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) griff am Sonntagnachmittag bei der Team-EM ins Geschehen ein. Im A-Lauf über 200 Meter hatte die Staffel-Europameisterin auf Bahn drei fast alle Konkurrentinnen vor sich. Allerdings musste sie, zuletzt gehandicapt von Rückenproblemen, mit ansehen, wie ihr die anderen Sprinterinnen davonzogen. Mit 23,61 Sekunden blieb ihr lediglich Platz acht.

 

„Ich habe seit ein paar Monaten mit Rückenproblemen zu kämpfen. Das hat mich im Training doch ziemlich eingeschränkt. Es ist schade, dass ich nicht mehr Punkte fürs Team geholt habe. Ich bin sehr enttäuscht. Aber wir kämpfen weiter um einen Podiumsplatz“, sagte Alexandra Burghardt nach dem Rennen.

 

Da auch im B-Lauf sechs Läuferinnen schneller waren, nahm Alexandra Burghardt als 14. lediglich drei Punkte für die Gesamtwertung mit. Ganz vorn machte Lieke Klaver das Rennen. Die 400-Meter-Spezialistin aus den Niederlanden setzte sich mit neuer Bestzeit von 22,46 Sekunden durch. Dahinter folgten die Britin Bianca Williams mit 22,75 Sekunden und Polyniki Emmanouilidou. Die Griechin steigerte als Dritte ihre Bestzeit auf 22,85 Sekunden.

 

5000 Meter | Florian Bremm | 12. Platz | 14:14,87 Minuten

 

Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) ging bei seinem ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft mutig ins Rennen. Doch nach etwa zwei Kilometern verlor der Franke den Anschluss. So kämpfte er sich durch die folgenden Runden und kam als Zwölfter nach 14:14,87 Minuten ins Ziel. Dafür gab’s fünf Team-Punkte.

 

„Ich hatte gehofft, dass erst bei drei Kilometern das Tempo angezogen wird. Das war leider deutlich früher der Fall. Da hätte ich nicht mitgehen sollen. Aber ich weiß, dass ich deutlich mehr kann, als ich heute gezeigt habe“, sagte Florian Bremm nach den kräftezehrenden zwölfeinhalb Runden.

 

Dass die Pace schon früh im Rennen angezogen wurde, ging aufs Konto von Andreas Almgren. Der Schwede führte über viele Runden das Feld an und belohnte sich am Ende mit 13:25,70 Minuten und Rang zwei. Nur Thierry Ndikumwenayo, der in diesem Jahr bereits unter 13 Minuten geblieben ist, konnte er nicht ganz halten. Der Spanier gewann im Spurt mit 13:25,48 Minuten. Rang drei ging an 10 000-Meter-Europameister Yemaneberhan Crippa (Italien; 13:34,29 min).

 

Hochsprung | Tobias Potye | 4. Platz |  2,26 Meter

 

Vize-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) startete kopfschüttelnd in den Wettkampf. Denn bei seiner Einstiegshöhe von 2,13 Metern fiel die Latte im ersten Versuch. Eigentlich kein Problem. Doch bei der Team-EM dürfen sich Hochspringer und Stabhochspringer nur insgesamt vier Fehlversuche leisten. So blieb dem Münchner eine gute Stunde später bei 2,29 Metern nur noch ein Sprung. Den riss er und 2,26 Meter gingen in die Gesamtwertung ein.

 

Damit belegte Tobias Potye Rang vier, der 13 Punkte aufs Konto des DLV-Teams spülte. In einem hochklassigen Wettkampf setzte sich der Olympiasieger durch. Gianmarco Tamberi (Italien) sprang in seinem ersten Saison-Wettkampf über 2,29 Meter und war damit nicht zu schlagen. Zwar meisterte auch Thomas Carmoy 2,29 Meter und stellte damit seine Bestleistung ein. Doch der Belgier benötigte dafür zwei Versuche. Rang drei ging an den Polen Norbert Kobielski, der wie Tobias Potye 2,26 Meter meisterte.

 

„Es ist etwas ärgerlich, weil ich nicht mehr die Versuche hatte, die ich gebraucht hätte, um das Ding noch umzureißen“, sagte Tobias Potye. „Der drehende Wind hat ein wenig gestört. So kam auch der Fehlversuch bei 2,13 Metern zustande. Auch die anderen Springer hat die Regel mit den vier Fehlversuchen etwas genervt. Denn bei uns geht meistens zum Schluss die Post ab, wenn man schon ein paar Sprünge gemacht hat. Man sollte auch hier die normalen Regeln anwenden“, so der Vize-Europameister.