Nahezu zeitgleich über die Hürden: Ramona Schneider (links) und Anna-Lena Obermaier /Christian Zimmermann ist nach wie vor ein Kugelstoßer mit enormem Leistungsvermögen / Schnelle Münchner Staffelfrauen: (von links) Hannah Fleischmann und Svenja Pfetsch / Die Speerwerfer: Jakob Eberler.../...und Luisa Tremel / Fabian Olbert nähert sich wieder seiner früheren Form / Bayerns Sprintkönigin: Denise Uphoff / Über 15 Meter: Gabriel Wiertz / Starke Viertelmeiler: Irina Gorr.../... und Vincente Graiani. Foto: Theo Kiefner und Claus Habermann

01.07.2023 00:31 // Von: Reinhard Köchl

BM Frauen-Männer Regensburg: Schnelle Sprints, bärenstarke Frauen und Männer

Bayerische Meisterschaften zwei Wochen vor den nationalen Titelkämpfen in Kassel, noch dazu flankiert von einem massiven Konkurrenzangebot an attraktiven Wettkämpfen - unter diesen Vorzeichen stand das Wochenende, an dem die weißblauen Sportlerinnen und Sportler im Stadion am Regensburger Weinweg ihre diesjährigen Landesmeister suchten. Natürlich gab es in einigen Feldern erkennbare Lücken, und dass Bayern Top-Athleten die Titelkämpfe nur noch in absoluten Ausnahmefällen nutzen, ist auch keine Überraschung. Dennoch entwickelte sich auch in Regensburg wieder spannende und teilweise auch gutklassige Wettkämpfe, die auch für die gewachsene Breite der Sportart Leichtathletik sprechen.

Natürlich setzten auf der Bahn am Weinweg einmal mehr die bayerischen Sprinter die Akzente. Dennoch beginnt diese Zusammenfassung diesmal mit einem, der sich langsam an den Ehrentitel "Altmeister" gewöhnen darf: Christian Zimmermann (Kirchheimer SC), noch im vergangenen Jahr deutscher Hallenmeister im Kugelstoßen und auf äußerst unglückliche Weise um einen Start bei den Europameisterschaften in München gebracht, zeigte allen, dass auch mit mittlerweile 29 Jahren immer noch mit ihm zu rechnen ist. Im Kugelstoßen näherte er sich mit 18,86 Meter langsam wieder der 19-Meter-Marke und im Diskuswerfen gelang ihm mit 54,33 Meter eine durchaus bemerkenswerte Weite. Hinter Zimmermann kamen auch noch Alexander Schaller (LG Stadtwerke München; 51,33 Meter) und Markus Schwertfeger (LG Augsburg; 50,28 Meter) über die 50-Meter-Marke, während im Kugelstoßen Silber an Dominik Idzan (LG Stadtwerke München) mit 16,39 Meter und Bronze an Rene Hamberg (LAC Passau) mit 15,69 Metern ging.

 

Im Speerwerfen kam der frischgebackene 70-Meter-Werfer Jakob Eberler (LG Landkreis Roth) diesmal auf 68,47 Meter, was ihm die  Bayernkrone  vor Felix Strauch (LG Augsburg) und Viktor Ertelt (LAC Quelle Fürth; 62,11 Meter) sicherte. Während in den vergangenen Jahren der Hammerwerfen zu den Highlights der Landesmeisterschaften zählte, spürte man diesmal die Abwesenheit von Merlin Hummel (für Deutschland bei der Team-EM in Chorzów im Einsatz) und Tristan Schwandke (Verletzung). Den Titel schnappte sich Sandro Koinzer (DJK Memmingen) mit 54,09 Metern.

 

Doppelsiege für Zimmermann und Kupsch

 

In den Wurfdisziplinen der Frauen gab es mit Carolin Kupsch (LG Stadtwerke München) eine Doppelsiegerin, die es ihrem männlichen Kollegen Christian Zimmermann gleichtat. Die 20-Jährige siegte sowohl im Kugelstoßen mit neuem Hausrekord von 13,83 Meter vor Simone Schramm (LG Bamberg; 13,41 Meter) und der unververwüstlichen Sabrina Zeug (LG Oberland; 13,21 Meter), während sie den Diskus auf 45,07 Meter schleuderte und Zeug (42,46 Meter) und Evi Weber (TSV 1862 Erding; 39,70 meter) auf die weiteren Stockerlplätze verwies. Ihre dritte Medaille schnappte sich Sabrina Zeug mit Silber im Hammerwerfen (48,25 Meter), wobei nur Lokalmatadorin Nancy Randig (SWC Regensburg) mit 53,75 Meter besser war. Bronze holte sich Fedora Bleicker (LG Landkreis Aschaffenburg; 43,71 Meter). Beim Speerwerfen schließlich gab es einen Favoritensieg von Luisa Tremel (LG Stadtwerke München) die mit 49,67 Meter an der 50-Meter-Marke kratzte. Ihre Vereinskameradin Elisabeth Hafenrichter wurde mit 45,63 Meter Zweite und Elina Nebl (TSV Plattling) mit 44,75 Meter Dritte.

 

Die Schnellste wird nur Dritte

 

Ein Kuriosum gab es über 100 Meter der Frauen: Die schnellste Sprinterin des Wochenende belegte im Finale von Regensburg nur Platz drei. Svenja Pfetsch (LG Stadtwerke München), in ihren U 20er-Jahren 2019 bereits bei den Europameisterschaften im schwedischen Boras Bronze-Medaillengewinnerin mit der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel, aber dann durch eine Verletzungsserie vorübergehend komplett aus der Bahn geworfen, packte im Halbfinale richtig einen aus. Mit 11,56 Sekunden pulversierte sie ihre bisherige Bestzeit förmlich und konnte ihr Glück im Ziel kaum fassen. In einem spannenden Endlauf musste sie dann jedoch ihrer routinierteren, aber ebenfalls lange von Verletzungen geplagten Trainingspartnerin Denise Uphoff (11,63 Sekunden) und sogar noch Viola John (beide LG Stadtwerke München; 11,72 Sekunden) den Vortritt lassen. Pfetsch belegte mit 11,73 Sekunden Rang drei, konnte aber unmittelbar nach dem Ziel schon wieder lachen. Für Uphoff gab es dann über 200 Meter in starken 23,57 Sekunden (bei -1,0m/sec) ebenfalls noch eine persönliche Bestleistung, die sie vor ihre Vereinskameradin Amelie Sophie Lederer (LG Stadtwerke München; 24,04 Sekunden) und Michelle Marnau (TSV Gräfelfing; 25,05 Sekunden) ins Ziel kommen ließ. Eine absolute Glanzleistung gelang der 4 x 100-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München. Mit Viola John, Denise Uphoff, Svenja  Pfetsch und Hannah Fleischmann schafften die Münchnerinnen in 44,62 Sekunden sogar eine deutsche Jahresbestleistung. Dahinter ebenfalls noch mit Klassezeiten: die LG FestinaRupertiwinkel (47,47 Sekunden) und die LG Augsburg (47,55 Sekunden). Die Münchner Sprintdominanz machte dann noch Neuzugang Irina Gorr (LG Stadtwerke München) über 400 Meter in starken 53,81 Sekunden perfekt.

 

Zu einem Thriller entwickelte sich der Endlauf über 100 Meter Hürden bei den Frauen, den Ramona Schneider (TSV Schleißheim) erst auf den letzten Metern mit neuer PB von 13,95 Sekunden vor Siebenkämpferin Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg; 14,01 Sekunden) und Johanna Büchs (TV DJK Hammelburg; 14,38 Sekunden) für sich entscheiden konnte. Keineswegs weniger Nervenkitzel bescherten den Zuschauern die 400-Meter-Hürdenläuferinnen, bei denen Nele Göhl (LG Eckental) knapp mit 61,15 Sekunden vor Michelle Marnau (61,62 Sekunden) und der 38-jährigen Sonja Keil (LG Augsburg; 62,22 Sekunden) die Ziellinie überquerte.

 

Fabian Olbert immer schneller

 

Auch bei den Männern wird ein ehemaliger U 20-Staffel-Europameister von 2019 nach einer langen Leidenszeit immer schneller. Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) kam über rasante 10,55 Sekunden im Zwischenlauf im Finale auf 10,62 Sekunden, allerdings nur um eine Hundertstelsekunden vor Raffieu Dean Johnson (LG Stadtwerke München; 10,63 Sekunden) und Daniel Schwab (TSV 1880 Wasserburg; 10,82 Sekunden). Über 200 Meter war nach der Abwesenheit von Jonas Hügen und Vincente Graiani der Weg für Niklas Wiethoff (LAC Quelle Fürth) frei, der nach 21,67 Sekunden im Vorlauf das Finale mit 21,68 Sekunden vor Advait Nair (LG Stadtwerke München; 21,74 Sekunden) und Michael Schäfer (TSV Gräfelfing; 21,88 Sekunden) gewann. Über die Stadionrunde gab es von vorne herein keinen Zweifel daran, dass Vincente Grainani (LG Stadtwerke München) seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen würde. Nur mit der Zeit von 47,46 Sekunden war der amtierende Deutsche U 23-Meister nicht ganz zufrieden. Dahinter schaffte es Thilo Traue (MTV 1881 Ingolstadt) zum ersten Mal unter die 48-Sekunden-Marke (47,98 Sekunden), und auch 800-Meter-Ass Emil Meggle (LG Stadtwerke München) konnte sich als Bronzemedaillengewinner auf 48,18 Sekunden steigern. Über 4 x 100-Meter hatte die LG Stadtwerke München eine reine U 23-Staffel mit Fabian Olbert, Vincente Graiani, Alessandro Rastelli und Advait Nair ins Rennen geschickt. Diese gewann dann auch unangefochten in 40,88 Sekunden vor der LG Erlangen (42,19 Sekunden) und der LG Forchheim (42,48 Sekunden)

 

Das 110-Meter-Hürden-Finale (15,58 Sekunden) wurde ebenso wie die Entscheidung über 400 Meter Hürden eine klare Angelegenheit für Andreas Kölbl, wobei er bei seinem Sieg über die längere Distanz (53,18 Sekunden) sogar den amtierenden Deutschen Meister in dieser Disziplin, Michael Adolf (TSV Gräfelfing; 53,51 Sekunden), schlagen konnte. Bronze ging an Fabian Schäfflerr (LG Stadtwerke München; 56,90 Sekunden).

 

Überschaubare Springerfelder

 

Realtiv überschaubar präsentierten sich bei den Männern die Felder der Springerkonkurrenzen. Im Weitsprung gab es sage und schreibe nur zwei (!) Teilnehmer, wobei Simon Bräuchle (TSV Marktoberdorf) mit 6,55 Meter den Titel von Jano Schubert (LG Forchheim; 6,26 Meter) gewann. Im Stabhochsprung landeten der Spanier Albert Lafuente Veron (LAC Quelle Fürth; 4,40 Meter), Maximilian Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg; 4,30 Meter) und Ruben Mayer (LG Sempt; 4,20 Meter) auf dem Treppchen, im Dreisprung (vier Teilnehmer) brachten Bayernmeister Gabriel Wiertz (TuSD 1860 Pfarrkirchen) mit tollen 15,19 Meter und Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg; 14,11 Meter) Leistungen, die ins Auge stachen, während im Hochsprung (drei Teilnehmer) nur der Sieger Manuel Marko (MTV 1881 Ingolstadt) über die Zwei-Meter-Marke floppte (2,01 Meter).

 

Die beiden überragenden bayerischen Hochspringerinnen der vergangenen Jahre trafen bei den Regensburger Titelkämpfe aufeinander und sprangen nach langer Leidenszeit einvernehmlich 1,78 Meter, wobei die Deutsche Hallenmeisterin von 2020, Laura Gröll, aufgrund der geringeren Fehlversuchszahl die Nase vor ihrer Teamkollegin Lavinja Jürgens (beide LG Stadtwerke München) hatte. Den Stabhochsprung entschied Kathrin Ertl (SWC Regensburg) auf ihrer Hausanlage für  sich (3,20 Meter), während im Weitsprung die Mehrkämpferin Sabrina Reusch (LG Telis Finanz Regensburg) mit 5,71 Meter die größte Weite vorlegte. Knapp dahinter mit 5,69 Meter die beiden Augsburgerinnen Franziska Aderbauer (5,69 Meter) und Katharina Vogl (beide LG Augsburg; 5,58 Meter). Der Dreisprung der Frauen schließlich blieb in Händen von Lea Holtmann (LG Sempt), die sich mit 11,44 Meter vor der Silbermedaillengewinnerin Antonia Sörgel (LAV Hersbruck; 11,27 Meter) und Elena Seiler (LG Stadtwerke München; 11,26 Meter) platzieren konnte.

 

Dramatisches Spurtfinale über 800 Meter

 

Zu einem Treffen der Ausdauerspezialisten auf der Unterdistanz geriet das 800-Meter-Finale der Männer, das mit Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg) einen Spurtsieger vor Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch), Severin Michael Bächle (LG Stadtwerke München) und Maximilian Berger (TuS Bad Aibling) sah. Die Zeiten der Schnellsten lagen allesamt innerhalb von sieben Zehntelsekunden (1:53,18-1:53,31-1:53,72-1:53,87 Minuten). Klarer ging es da schon über 1500 Meter bei den Männern zu, die Alexander Bier (LSC Höchstadt/Aisch) als Einziger unter vier Minuten beendete (3:58,20 Minuten). Auf den weiteren Plätzen folgten Hiob Gebisso (LG Stadtwerke München; 4:00,61 Minuten) und Friedrich Biniok (LSC Höchstadt/Aisch; 4:01,69 Minuten). Die 5000 Meter wurden eine eindeutige Angelegenheit für Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf), der für die zwölfeinhalb Runden 14:44,72 Minuten brauchte. Tobias Ritter (LG Telis Finanz Regensburg; 14:49,84 Minuten) holte Silber, während Biniok Bronze mitnahm (14:56,61 Minuten)- Im 5000-Meter-Bahngehen schaffte alle drei Medaillengewinner die DM-Norm, wobei Bayern-Abonnement-Sieger Andreas Janker (LG Röthenbach an der Pegnitz) mit seiner von 23:26,51 Minuten gleich fünf Minuten zwischen sich und dem Zweiten Wolfgang Scholz (SWC Regnsburg; 28:24,91 Minuten) legte. Helmut Prieler (SpVgg Niederaichbach) wurde Dritter in 30:04,87 Minuten.

 

Nele Göhl (LG Eckental) schnappte sich nach dem Titel über 400 Meter Hürden auch noch den über ihre zweite Spezialstrecke, die 800 Meter. Ihre Zeit von 2:08,08 Minutem war in Ordnung, doch beinahe hätte sie Valerie Koppler (LG Stadtwerke München) in 2:08,39 Minuten noch abgefangen. Hanna Bruckmayer (LG Telis Finanz Regensburg) ist ebenfalls auf den längeren Distanzen zuhausen. In ihrer Wahlheimat reichte es dennoch über 1500 Meter zum Sieg (4:29,02 Minuten) vor Eva Jahnson (LG Bamberg; 4:31,22 Minuten). Hauchdünn dahinter lief Susanne Brünnig (LG Telis Finanz Regensburg, 4:31,41 Minuten) neue PB und auf Rang drei. Eine Klasse für sich stellte mit Svenja Ojestersek (LG Stadtwerke München) über 5000 Meter mit ihrer Endzeit von 17:07,94 Minuten da. Nur Eva Schultz (LG Passau; 17:31,13 Minuten) konnte ihr einigermaßen folgen..

 

Im 5000-Meter-Bahngehen war nur eine Teilnehmerin am Start: Sarah Friedrich (LG Würm Athletik) meisterte die Strecke in 26;44,73 Minuten.