Christina Ammer / Fabian Olbert (Mitte) / Nele Göhl (vorne rechts) / Jonas Babinsky / Annika Just / Alessandro Rastelli / Johanna Konrad / Jakob Eberler / Rosalie Hausdorf / Severin Bächle. Fotos: Claus Habermann, Theo Kiefner

23.07.2023 11:26 // Von: Reinhard Köchl

BM U 23 Ingolstadt: Dünne Teilnehmerfelder, vor allem bei den Männern

Die Bayerischen Meisterschaften der Altersklasse U 23 bleiben generell ein Sorgenkind. Im allgemeinen Termindschungel stehen sie häufig nicht unbedingt an vorderster Stelle. So mussten die diesjährigen Titelkämpfe beim MTV 1881 Ingolstadt mit der U 23-EM konkurrieren, die zeitgleich im finnischen Espoo über die Bühne ging und die neun besten Athletinnen und Athleten aus dem Freistaat band. Entsprechend entwickelte sich auch die Beteiligung: Während sie bei der weiblichen U 23 noch im halbwegs vertretbaren Rahmen blieb, wiesen die Felder der Männer teil eklatante Lücken auf. Aus diesem Grund sollen im nachfolgenden Bericht auch nur die besten Leistungen dieser Altersklasse Erwähnung finden.

Der Bayerische Leichtathletik-Verband (BLV) hatte ursprünglich die Teilnehmerfelder sogar für jene U 18-Sportlerinnen und Sportler, die noch einen Restwettkampf für die Jugend-DM absolvieren wollen, sowie die frischgebackenen DM-Medaillengewinner bei den Männern und Frauen geöffnet. Aber selbst dieses Angebot wurde nur zögernd angenommen.

 

W U 23

 

Die stärksten Leistungen bei extremen sommerlichen Temperaturen wiesen ausgerechnet die Werferinnen auf. So holte sich Carolin Kupsch (LG Stadtwerke München) zwei Mal Gold in ihren Spezialdisziplinen Kugel (13,57 Meter) und Diskuswurf (46,43 Meter). Zwei unterschiedliche Medaillenfarben durfte Franziska Schick (LG Gendorf Wacker Burghausen) Mit nach Hausen nehmen. Im Kugelbewerb lag sie nur hauchdünn hinter Kupsch auf dem Silberrang (13,47 Meter), während mit dem Diskus 32,42 Meter zu Bronze hinter Lilli Weber (TSV 1862 Erding: 35,49 Meter) langten. Bärenstark präsentierte sich im Dreisprung Christina Ammer (TuS 1860 Pfarrkirchen) mit ihrer neuen persönlichen Bestleistung von 12,57 Meter, über einen Meter vor Antonia Sörgel (LAV Hersbruck; 11,45 Meter) und Alina Schmidt (LG Stadtwerke München; 11,23 Meter). Beste Weitspringerin in der Gluthitze von Ingolstadt war Johanna Konrad (LG Ausgburg) mit 5,74 Meter vor Michelle Frank (FC Aschheim; 5,69 Meter) und abermals Christina Ammer, die 5,55 Meter weit kam. All drei angetretenen jungen Damen übertrafen beim Hammerwerfen die 40-Meter-Marke, wobei Lara Holzapfel (LG Landkreis Aschaffenburg) mit 47,10 Meter nur knapp die Nase vor Lina Metschl (LG Stadtwerke München; 46,95 Meter) und Pia Stern (TSV 1861 Deggendorf; 43,63 Meter) vorne hatte. Als einzige Speerwerferin knackte Luisa Tremel (LG Stadtwerke München) die 50-Meter-Marke (50,33 Meter). Auf dem Stockerl eingerahmt wurde sie von Laura Val (LG Augsburg; 46,35 Meter) und Elina Nebl (TSV Plattling; 43,58 Meter).

 

Immer besser in Schwung kommt U 20-Sprinterin Annika Just (LAC Passau), nachdem sie von einer schweren Infektionserkrankung vor allem im Winter und Frühling vorübergehend völlig aus der Bahn geworfen wurde. In Ingolstadt holte sie sich den U 23-Titel über 100 Meter in 11,73 Sekunden vor Veronika Miller (LG Region Landshut; 11,84 Sekunden) und Hanna Fleischmann (LG Stadtwerke München; 12,00 Sekunden), wobei Letztere mit ihrer Leistung ebenso wenig zufrieden war, wie tags darauf mir ihrer 200-Meter-Zeit, obwohl sie hier sogar Gold in 24,84 Sekunden holte. Ihre Staffelkameradin Melanie Slotosch, mit der sie zwei Wochen zuvor Deutsche U 23-Meisterin wurde, kam auf Platz zwei in 25,35 Sekunden, während Miriam Kauer (TSV 1860 Rosenheim) Dritte wurde (25,75 Sekunden), aber tags zuvor die 400 Meter in 58,11 Sekunden gewann. Zwei starke Athletinnen duellierten sich über 100 Meter Hürden, wobei Millicent Mensah (LAC Quelle Fürth) in 14,46 Sekunden knapp vor Maria Anzinger (LAC Passau; 14,55 Sekunden) lag.

 

Nele Göhl (LG Eckental), die in der Woche zuvor noch den 800-Meter-Endlauf bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel erreicht hatte (Rang sieben), gab in Ingolstadt erfolgreich ihr Debüt über 1500 Meter. Mit 4:31,62 Minuten ließ die 20-Jährige durchaus gute Ansätze erkennen. Ihr auf den Fersen: Rosalie Hausdorf (LG Stadtwerke München) in 4:41,38 Minuten. Über die doppelte so lange Distanz, nämlich 3000 Meter, schnappte sich Hausdorf dann Gold in 10:56,84 Minuten vor Pia Schweitzer (TSV Dinkelsbühl; 10:59,05 Minuten), die beide noch unter elf Minuten blieben.

 

M U 23

 

Angesichts der männlichen Beteiligung in der Altersklasse U 23 kommt man nicht umhin, die jährlich wieder kehrende Sinnfrage zu stellen. Am besten präsentierte sich einmal mehr der Sprint- sowohl quantitativ wie qualitativ. Die 100 Meter wurden eine sichere Sache für den ganz allmählich wieder in Form kommenden Fabian Olbert (LG Stadtwerke München), der sich in sehr guten 10,58 Sekunden klar vor Maximilian Brandl (SV Germerning; 10,87 Sekunden) und Advait Nair (LG Stadtwerke München; 10,89 Sekunden) als Erster über die Ziellinie bewegte. Außer Konkurrenz testete EYOF-Teilnehmer Jakob Kemminier (TSV Ochenbruck) und war mit seinen 10,75 Sekunden nicht unzufrieden. Über die doppelt so lange Distanz musste sich Olbert auf den letzten Metern in 21,80 Sekunden noch von seinem Vereinskameraden Alessandro Rastelli (LG Stadtwerke München) abfangen lassen, der an diesem Tag mit 21,75 Sekunden nicht zu schlagen war. Den Dreifachtriumph der Münchner machten Advaid Nair mit 21,91 Sekunden komplett. Über 400 Meter kam mit Jonas Babinsky (LG Main-Spessart) nur ein Langsprinter unter 50 Sekunden (49,12 Sekunden), wobei sich der Unterfranke über 800 Meter sein zweites Gold sicherte (1:53,05 Minuten) und dabei vor Severin Michael Bächle (LG Stadtwerke München; 1:56,39 Minuten) und Moritz King (MTV 1881 Ingolstadt; 1:59,88 Minuten) die Lichtschranke durchquerte. Seinen Titel sicherte sich Bächle dann über 1500 Meter, für die er 4:04,21 Minuten benötigte.

 

Zwei Mal Gold durfte sich Alexander Schaller (LG Stadtwerke München) im Kugelstoßen (15,29 Meter) und Diskuswerfen (50,71 Meter) umhängen lassen. Im Hammerwerfen kam keiner weiter als Sandro Koinzer (DJK Memmingen), nämlich 55,09 Meter. Jakob Eberler (LG Landkreis Roth) blieb im Speerwerfen mit 63,97 Meter deutlich unter seiner Bestleistung, aber immerhin noch elf (!) Meter vor dem Zweitplatzierten Markus Wanninger (SFR Zeilarn; 52,99 Meter). Erwähnenswert war noch der Dreisprung, wo der Bayerischen Meister Antonio Mihaljevic 13,81 Meter, der Silbermedaillengewinner Jannis Leisching (beide LG Stadtwerke München) auf 13,51 Meter und der frischgebackene DM-Dritte Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen) außer Kokurrenz auf 14,53 Meter kamen.

 

Ansonsten herrschte Tristesse: Im Hochsprung gab es zum Beispiel nur einen einzigen Teilnehmer, über 4 x 100 Meter kam von den zwei angetretenen Staffeln keine in die Wertung.