Diskuswerfer Jakob Nützel bestand seine internationale Feuertaufe in Jerusalem mit Bravour. Foto: Theo Kiefner

08.08.2023 21:17 // Von: leichtathletik.de/BLV

U 20-EM Jerusalem: Starke fünfte Plätze für Jakob Nützel und Helena Kopp

Mit zwei starken fünften Plätzen haben zwei von Bayerns Wurf-Aushängeschildern bei den U 20-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel) auf sich aufmerksam gemacht. Sowohl Kugelstoßerin Helena Kopp (LG Stadtwerke München) wie auch Diskuswerfer Jakob Nützel (LG Neumarkt/Freystadt) warteten in ihren Finals mit der besten Leistung ihrer bisherigen Karriere auf. Auif den Punkt fit zeigte sich auch Janne Popp (LAC Quelle Fürth) mit neuer persönlicher Bestleistung über 400 Meter Hürden sowie Kugelstoßer Georg Karpf (LG Stasdtwerke München), die jeweils souverän eine Runde weiterkamen. Einen schwarzen Tag erwischte dagegen in der Stabhochsprung-Qualifikation Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing).

"Da ist noch mehr drin", hatte Jakob Nützel nach der Qualifikation angekündigt. Und der mittelfränkische Diskuswerfer behielt recht: Die 56,87 Meter, die er nach Jerusalem mitgebracht hatte, übertraf er im vierten Durchgang deutlich. Erst nach 58,40 Metern landete seine Diskusscheibe. Am Ende bescherte ihm das in einem starken Feld Rang fünf. Die erwartete One-Man-Show lieferte der Ukrainer Mykhailo Brudin ab, der mit 66,58 Metern seine eigene Weltjahresbestleistung noch einmal übertraf. Mit jedem seiner gültigen Versuche hätte der U 18-Europameister des Vorjahres haushoch gewonnen. Silber und Bronze holten sich Jan Svozil aus Tschechien (59,93 m) und Yannick Rolvinkaus den Niederlanden (59,86 m).

 

Drei deutsche Kugelstoßerinnen standen im Finale der U 20-EM - und mit dabei auch Helena Kopp. Nach der Qualifikation hatte Nina Ndubuisi (SG Schorndorf) angekündigt, im Finale die 17-Meter-Marke übertreffen zu wollen. Danach stellte sie am Dienstagabend lachend fest: "Das war eine Untertreibung!" Die 19-Jährige kratzte nämlich mit 17,97 Metern gar an der 18-Meter-Barriere. Eine Weite, die der europäischen Jahresbesten mit mehr als einem Meter Vorsprung die Goldmedaille bescherte. Zweite wurde Zuzanna Maslana aus Polen mit 16,90 Metern, Bronze ging an Chantal Rimke (LC Jena) mit 15,55 Meter. Nur einen Zentimeter hinter der Bronzemedaille folgte bereits die Dritte im Bunde: Auch Helena Kopp (LG Stadtwerke München) rief mit 15,39 Metern das beste Ergebnis ihres Lebens ab. Aber trotz Bestleistung war die Münchnerin nicht ganz zufrieden. "Ich hätte doch gerne eine Medaille geholt, die Weite habe ich drauf. Aber über eine persönliche Bestleistung zum Saisonhöhepunkt kann man sich nicht beschweren." Sie bedankte sich bei den Kolleginnen und Kollegen aus dem deutschen Team, die alle Kugelstoßerinnen kräftig angefeuert hatten, und versprach, sich an den beiden letzten Wettkampftagen zu revanchieren.

 

Janne Popp mit dem großen Q

 

Nach den Vorläufen über 400 Meter Hürden fiel sich das deutsche Trio überglücklich in die Arme. Denn sie hatten es zu dritt eine Runde weiter geschafft. Den Auftakt machte Lena Leege (LAC Berlin). Die amtierende U 20-Europameisterin mit der 4 x 400-Meter-Staffel ging ihr Rennen schnell an und holte sich als Zweite in 58,78 Sekunden, nicht weit über Bestzeit (58,35 Sekunden), das große Q. Am überraschendsten kam der Halbfinaleinzug für Janne Popp. Im Ziel schaute sie zunächst ungläubig auf die Anzeigetafel, auf der 59,31 Sekunden aufleuchteten. Eine deutliche Bestleistung um mehr als eine halbe Sekunde zur rechten Zeit! "Ich glaube, ich war nur mit der sechstbesten Zeit in dem Lauf gemeldet", staunte sie. "Ich bin hier angereist, habe gerade so die Quali geschafft und bin bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock gerade so reingerutscht. Und jetzt so eine Bestzeit und das große Q – das hätte ich niemals gedacht." Ausgangs der Kurve habe sie gemerkt, dass sie aussichtsreich positiioniert war. "Ich wusste, ich muss das einfach bis zum Ende durchziehen. Jetzt bin ich mega happy."

 

Chiara Sistermann erwischt schwarzen Tag

 

Die vier Meter hat Chiara Sistermann schon zahlreiche Male in ihrer jungen Karriere überwunden. Doch ausgerechnet in der Qualifikation der U 20-EM wollte es am Dienstag nicht klappen. Mit zwei Fehlversuchen bei ihrer Einstiegshöhe von 3,80 Metern hatte der Wettkampf bereits holprig begonnen. Die 3,90 Meter meisterte die Gräfelfingerin im ersten Anlauf, bevor bei den so wichtigen vier Metern Endstation war. Die Deutsche Vize-Meisterin, die in diesem Jahr bereits 4,31 Meter überquert hat, landete damit auf dem unglücklichen 13. Platz. 

 

"Ich war im ersten Moment natürlich extrem enttäuscht", sagte sie einige Stunden später. "Heute war einfach der Wurm drin. Das Einspringen lief schon nicht so berauschend, deshalb bin ich bei 3,80 Metern schon eingestiegen. Ich war extrem nervös." Auf ihrer Anlage sei zudem der Einstichkasten sehr tief gewesen. "Dadurch wurden die Stäbe, die ich normalerweise springe, zu weich. Ich bin immer in die Latte reingesprungen, so auch bei meinem letzten Sprung über vier Meter."

 

Gespräche mit ihrer Familie und den Trainern trösteten die Deutsche Jugendmeisterin und ließen sie wieder zuversichtlich nach vorne blicken. "Nach meiner Fußverletzung am Anfang der Saison hätte ich gar nicht gedacht, dass ich diese Saison wieder so hoch springe und überhaupt hier starten kann."

 

Deutsches Trio dominiert

 

Den deutschen Leichtathletik-Fans bot sich nach der Kugelstoß-Qualifikation ein schönes Bild: Ganz oben in der Ergebnisliste prangten die drei Namen der deutschen Teilnehmer! Vor allem Lasse Schulz konnte ein Ausrufezeichen setzen: Direkt im ersten Versuch schlug die Kugel des europäischen Jahresbesten bei exakt 20 Metern ein – einer Marke, die europaweit in diesem Jahr neben dem Plieninger nur Team-Kollege Lukas Schober (SG Freital-Weißig) geknackt hat. Dem dritten Deutschen Georg Harpf (LG Stadtwerke München) fehlten mit 19,41 Meter ein paar Zentimeter zur direkten Quali-Weite, zum Hausrekord nur acht Zentimeter. Diese Marke soll im Finale fallen, wenn es nach dem U 18-Vize-Europameister geht. "Nach dem ersten Versuch war ich erleichtert, weil ich da schon wusste, dass es sehr wahrscheinlich reicht", sagte er. Der erste Stoß wurde mit 19,35 Metern gemessen. "Dann konnte ich ein bisschen was ausprobieren."  

 

Die drei deutschen Athleten träumen nun sogar davon, im Finale den kompletten Medaillensatz abzuräumen. Was ihnen dabei zugute kam: Der Türke Ali Peker, amtierener U18-Europameister und Dritter der Meldeliste, fabrizierte in der Qualifikation drei ungültige Versuche. "Es wäre etwas Historisches", sagte Lukas Schober. "Wir haben darüber geredet, ich glaube, uns wäre es sogar egal, wer welche Medaille hat. Einfach nur das Feeling zu erleben, das wäre schon cool." Anschließend verabschiedete sich das Trio in Richtung Kältebecken und kündigte an, früh schlafen zu gehen: "Wir sind morgen ja schon um neun Uhr dran."