Konkurrentinnen für etwas mehr als zwei Minuten, ansonsten Freundinnen: (von links) Christina Hering und Mareen Kalis freuen sich gemeinsam über ihren 800-Meter-Doppelsieg von Leipzig.

Das Glück steht Christina Hering (rechts) nach ihrem Titel-Hattrick in der Halle förmlich ins Gesicht geschrieben.

Topfit, aber nachdenklich nach seinem Doppel-Silber von Leipzig: Florian Orth.

Mit der Vizemeisterschaft war Hochspringer Tobias Potye rundum zufrieden.

Dreisprung-Altmeister Andreas Beratz kam auf einen guten siebten Platz.

Zwei von drei Bayerinnen über 3000 Meter: (von links) Miriam Dattke und Domenika Mayer belegten die Plätze neun und zehn. Alle Fotos: Theo Kiefner

19.02.2017 22:46 // Von: Reinhard Köchl/Mittelbayerische Zeitung

Deutsche Hallen-MS Leipzig 2: Münchner Doppelsieg über 800 Meter und zwei Mal starkes Silber

Vier weitere Medaillen gab es für die bayerischen Leichtathleten am zweiten Tag der Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig. Dabei wurde Christina Hering ihrer Favoritenrolle über 800 Meter gerecht, während auf dem Silberrang mit Mareen Kalis gleich noch ein schwarzes Trikot aus der Landeshauptstadt landete. Das dritte Münchner Edelmetall ging auf der Konto von Hochspringer Tobias Potye. Er gewann ebenso Silber wie Florian Orth über 1500 Meter - seine zweite bei den Titelkämpfen.

Nach sieben Medaillen an gleicher Stelle im Vorjahr gab es diesmal für die Sportler aus dem Freistaat sechs Podiumsplätze. Tendenz also weitgehend gleichbleibend, auch wenn 2016 noch vier DM-Titel und diesmal nur noch einer in der Schlussbilanz zu Buche standen. Das Edelmetall verteilt sich auf die "üblichen Verdächtigen", nämlich die LG Stadtwerke München (drei) und die LG Telis Finanz Regensburg (zwei), während der MTV 1881 Ingolstadt am Samstag durch Sebastian Bayer über die Hürden Bronze zu verzeichnen hatte. Auf Bayers Konto geht auch die zweite Hallen-EM-Normerfüllung für einen Athleten aus dem Bereich des BLV.

Für die Regensburger Treppchenbilanz war diesmal allein Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) zuständig. Nach seinem starken 3000-Meter-Finale vom Samstag, wo er sich nur dem einmal mehr überragenden Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) geschlagen geben musste, gab es tags darauf die gleiche Medaillenfarbe über 1500 Meter. Sein Konkurrent diesmal: Marius Probst (TV Wattenscheid 01). Letzterer setzte in Leipzig ausschließlich auf die 1500 Meter und machte auf dieser Strecke mit DM-Gold und Bestzeit von 3:41,40 Minuten das Ticket zu den europäischen Titelkämpfen klar. Nach Doppel-Gold 2016 gab es für Florian Orth diesmal Doppel-Silber. Orth hatte lange für das Tempo gesorgt und war schließlich in 3:44,48 Minuten über den Zielstrich gekommen, und das, obwohl er mit seinem Team der LG Telis Finanz Regensburg direkt aus dem dreiwöchigen Höhentrainingslager in Südafrika angereist war. „Auch wenn wir diesmal titellos geblieben sind, bin ich absolut zufrieden“, resümierte Telis-Teamchef Kurt Ring. „Das waren stabile Rennen – und unlösbare Aufgaben für Flo und Maren Kock."

Orths Freundin Maren Kock lief über 3000 Meter auf Rang vier. „Sie war angeschlagen, hatte seit Montag nicht trainiert und die 9:12,81 Minuten sind richtig gut“, lobte Ring auch Kock, die Florian Orth am 25. März heiraten wird. Davor stünde für Orth von 3. bis 5. März eigentlich die siebte EM-Teilnahme (bisher dreimal Freiluft, dreimal Halle) an. Doch der 27-Jährige überlegt, ob er das will. „Die Voraussetzungen habe ich zwar erfüllt, ich bin soweit durch. Es wäre mal neu, wenn ein Athlet Nein sagt zu einem Verband, der ihm nicht vertraut, und einem Land, das mich nicht fördert", sagt Orth. „Die Signale waren etwas verstörend und zeigten den fehlenden Respekt.“

Trotz der imponierenden 3000 Meter am Samstag wurde mehrfach ein Leistungsnachweis über 1500 Meter gefordert, den Orth lieferte und die geforderte Zeit um zwei Hundertstel unterbot. „Ich werde das zusammen mit meinem Heimtrainer Klaus Bornmann über die EM entscheiden, weil das eine relativ hohe Belastung in dieser Zeit würde. Eine Woche nach der Hallen-EM ist schließlich die Cross-DM, und die ist für unseren Verein wichtig. Außerdem ist Belgrad nicht unbedingt ein Traumziel."

Auch Maren Kock ging das Rennen mutig an und war Teil eines Spitzen-Quintetts. „Dass auch eine Gesa-Felicitas Krause läuft, war überraschend“, analysierte Kurt Ring. „Und was eine Alina Reh als Titelträgerin abgeliefert hat, muss man einfach anerkennen.“ Besonders stark agierte im 3000-Meter-Finale auch Domenika Mayer (LAC Quelle Fürth), die auch auf 9:26,95 Minuten verbesserte und damit Rang neun belegte. Gleich dahinter folgte die U 20-Jugendliche Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), die in 9:30,09 Minuten den bayerischen Jugendrekord ihrer ehemaligen Vereinskameradin Susi Lutz von vor rund zehn Jahren verbesserte.

Sogar einen Titel-Hattrick über 800 Meter schaffte Christina Hering (LG Stadtwerke München) bei den Frauen. „Ich bin noch nicht da, wo ich im vergangenen Jahr war“, gestand die alte und neue Deutschen Meisterin anschließend. So wurde es nichts mit dem Unternehmen Hallen-EM-Norm. Das dritte Hallen-DM-Gold in Folge aber war ihr in 2:06,52 Minuten nicht zu nehmen. Dass es sogar zu einem Münchner Doppelsieg langte, war der vorjährigen Deutschen U 20-Meisterin und WM-Teilnehmerin Mareen Kalis zu verdanken. Sie blieb in 2:07,41 Minuten ihrer Trainingsparnerin Hering dicht auf den Fersen und freute sich später mit ihr.

Unerhofft kommt leider auch nicht allzu oft. Im Falle von Tobias Potye (LG Stadtwerke München) war der zweiten Platz im Hochsprung mit 2,20 Meter das erste richtige Lebenzeichen des langen Kerls aus Ascheim nach einer längeren Durststrecke, bedingt durch Verletzungen. Im sechsten Sprung überwand der frühere U 20-Europameister wie schon vor einigen Wochen 2,20 Meter. Fast wäre es für den 21-Jährigen sogar noch etwas mehr als Silber geworden. Für den hoch favorisierten Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; Bestleistung 2,30 Meter) wurden ebenfalls "nur" 2,20 Meter als finale Höhe eingetragen - allerdings mit der Winzigkeit von einem Fehlversuch mehr. So gewann Przybylko, wobei Potye mit der Medaille dahinter nach einer langen Leidenszeit auch hochzufrieden war.

Am Vortag noch vorübergehend disqualifiziert, weil sie angeblich die Bahn verlassen hatte, dann aber wieder ins Finale über 1500 Meter aufgenommen, wusste Katharina Trost (LG Stadtwerke München) nicht, ob sie sich freuen oder enttäuscht sein sollte. Mit 4:27,58 Minuten auf Platz vier verpasste die Neu-Münchnerin die Bronzemedaille in der "One-Woman-Show" von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4:04,91 Minuten) um eineinhalb Sekunden. Sechste wurde ihre Vereinskameradin und Trainingspartnerin Christine Gess (4:30,88 Minuten), Zehnte Anne Wallebohr (LAG Mittlere Isar; 4:34,71 Minuten).

Nach zehn Jahren Pause startete Dreispringer Andreas Beraz (LAC Quelle Fürth) erneut bei Deutschen Hallenmeisterschaften. Wieder war es Leipzig und wie schon 2007 sprang erneut der siebte Rang für ihn heraus. Der 38-jährige Senioren Europameister (M 35) war der mit großem Abstand älteste Springer im wettkampf. Als er sich im vierten Durchgang mit einem Sprung auf 15,01 Meter auf Rang vier verbesserte, lag kurufristig eine Überraschung in der Luft. Zu Bronzen fehlte ihm zu diesem Zeitpunkt gerade mal 15 Zentimeter. In den nächsten beiden Sprüngen setzte Beraz auf Risiko, beide Versuche waren weit aber knapp ungültig. Seine Konkurrenten konnten sich noch verbessern, so das er auf Rang sieben zurückfiel. 2007 hatte er mit 15,41 Meter den siebten Platz belegt, am Sonntag reichten 15,37 Meter zu Bronze.