Seltenheitswert: Drei Mal Gold bei Deutschen Crosslaufmeisterschaftren hat vor Florian Orth wahrscheinlich noch kein anderer Leichtathlet gewonnen.

Sein erster deutscher Crosslauf-Titel: Pfilipp Pflieger freute sich über den Sieg auf der Langstrecke in Löningen überschwänglich.

Zuvor hatte sein Konkurrent Amanal Petros (hinter ihm) nur dessen Rückenansicht bewundern dürfen. Für Pflieger gab es auch noch Mannschaftsgold.

Überraschender Mannschaftstitel: Anna Schmid, Ann-Kathrin Wiertz und Hannah Kadner (vob links) holten für die LAC Quelle Fürth Gold in der weiblichen U 23.

Die Deutschen U 20-Mannschaftsmeister kamen aus Niederbayern: Der 1. FC Passau mit (von links) Lorenz Adler, Maximilian Feuerer und Felix Adler gewann den Titel. Foto: privat

Lange sah es für Miriam Dattke (links) nach einem Erfolg bei der weiblichen U 20 aus, bis Lisa Oed (rechts) an der Neu-Regensburgerin vorbeizog.

Holten für die bayerischen Senioren Gold: Rainmund Hobmaier . . .

. . . Albert Walter (Mitte, Startnummer 128) . . .

. . . und Julika Fitdjeland. Alle weiteren Fotos: Theo Kiefner

12.03.2017 22:25 // Von: Dieter Claus

Zahnmediziner mit Gold in den Beinen: Drei Titel für Florian Orth bei Cross-DM in Löningen

Drei Mal Gold an einem Wettkampftag: Das muss Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) erst einmal einer nachmachen! Bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften in Löningen (Niedersachsen) siegte der Zahnmediziner auf der Mittelstrecke und holte sich außerdem noch zwei Titel in der Mannschaftswertung. Die Krönung eines perfekten Wochenendes für die LG Telis Finanz Regensburg: Sein Vereinskollege Philipp Pflieger errang auf der Langstrecke den Titel.

Orth setzte sich im Mittelstreckenlauf sofort selbstbewusst an die Spitze, mit dabei waren noch Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald), Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch), Simon Boch und ganz leicht zurück Tim Ramdane Cherif (beide LG Telis Finanz Regensburg). Als es dann in die letzte Runde ging, hatte der Titelverteidiger bereits einen deutlichen Vorsprung. Kurz vor dem Ziel konnte er sich sogar noch nach den Verfolgern umblicken. Insgesamt lagen mit den weiteren bayerischen Läufern Tobias Gröbl und Johannes Estner (beide LG Zusam) sechs Bayern unter den ersten Zehn. In der Mannschaftswertung bestiegen die Regensburger als strahlender Meister und die Läufer der LG Zusam als drittes Team das Podest.

In der Sammlung von Philipp Pflieger - ebenso wie Orth Olympiateilnehmer in Rio - fehlte ein deutschen Titel im Crosslauf. Bis Löningen. Auch Pflieger ging mit Vorsprung in die letzte Runde der Langstreckenkonkurrenz, sein letzter Verfolger Amanal Petros (SV Brackwede) stieg zu diesem Zeitpunkt aus. Mit ausgestrecktem Arm demonstrierte der Regensburger im Ziel schließlich seine Überlegenheit in diesem Rennen. Für die LG Telis Finanz Regensburg ergab sich in der Teamwertung mit Pflieger/Orth/Ramdane Cherif ein weiteres Mannschaftsgold.

Bei den Frauen, U 23-Juniorinnen und den Seniorinnen W 35 bis W 45 gingen 127 Läuferinnen ins Rennen. Angesichts dieser Teilnehmerzahl musste sich das Feld erst mal sortieren, aber recht schnell setzte sich Alina Reh (SSV Ulm 1846) ab. Die Konkurrenz hatte gegen die 19-Jährige deutsche Hallenmeisterin über 3000 Meter nicht den Hauch einer Chance. Beste und einzige bayerische Läuferin unter den Top Ten wurde Gesa Bohn (LAC Quelle Fürth) als Gesamtneunte. In der Mannschaftswertung waren die bayerischen Läuferinnen erfolgreicher: Silber ging an das Telis-Trio Maren Kock, Corinna Harrer, Cornelia Griesche. In der Mannschaftswertung der U 23-Juniorinnen holten sich die Läuferinnen Anna Schmidt, Hannah Kadner und Ann-Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth) überraschend den Meistertitel.

Im Wettbewerb der weiblichen U 20 lagen Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) und Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) mit Abstand zu den Verfolgerinnen an der Spitze. Dattke ging noch mit kleinem Vorsprung in die letzte Runde, musste sich aber dann von Lisa Oed geschlagen geben. Im Lauf der männlichen U 18 wurde bald klar, dass drei Läufer den Sieg unter sich ausmachen werden. Unter ihnen Floran Bremm (TV Leutershausen). Mit einer Sekunde Rückstand musste er sich auf den dritten Platz verweisen lassen. Mit Gold in der Teamwertung der männlichen U 20 konnte der 1. FC Passau in Person von Lorenz Adler, Felix Adler und Maximilian Feuerer den verdienten Lohn für seine großen Trainingsbemühungen einstreichen.

Die Meisterschaft in Löningen fand ein großes Zuschauerinteresse. Unter ihnen befand sich auch BLV-Landestrainer Jörg Stäcker. "Der Kurs in Löningen war attraktiv, das Niveau dieser Titelkämpfe extrem hoch. Während wir in den Hauptklassen das Geschehen eindrucksvoll mit dominierten, hat man im Nachwuchs gesehen, welchen Aufwand mittlerweile die Konkurrenz im Lauf betreibt. Dort wird nicht in den Faschingsferien zum Skifahren gefahren und tägliches, fast immer betreutes Training ist Standard", lautete sein Fazit.

"Ich bin sehr zufrieden, es war ein Superrennen", resümiert Markus Brennauer (TSV Penzberg). In Kemmern bei den "Bayerischen" wurde der Realschullehrer noch von Edwin Singer (LG Allgäu-Kempten) auf den letzten Metern auf den zweiten Platz verwiesen. In Löningen ließ sich Brennauer in einer Dreiergruppe mit hohem Tempo mitreißen und beendete glücklich als deutscher Vizemeister in der M 35 das Rennen.

Vielen bayerischen Seniorinnen war die Anreise nach offenbar Löningen zu lange. Nicht abschrecken ließen sich die Rosenheimer Athleten. Und es hat sich gelohnt. Für die erfolgreiche Straßenläuferin Julika Fidjeland war der Crosslauf Neuland, sie war auch nicht auf der Favoritinnenliste des DLV.  Deshalb reihte sie sich zu Beginn des Rennes erst mal sehr vorsichtig im Mittelfeld ein. Nach und nach schob sich die 56-Jährige nach vorne, nahm alle ihre Reserven zusammen und spurtete mit voller Kraft zum Gesamtsieg des Frauenfeldes.

Mit nach Niedersachsen fuhr ihr Vereinskollege Reinmund Hobmeier. Lange Verletzung und eine Grippe im Januar waren die Ursache für einen ständigen Trainingsrückstand. Erst in den vergangenen Wochen konnte er einiges davon aufholen. Aber würde das reichen? Gobmaier ging seinen Lauf ebenfalls sehr defensiv an. Sein immerwährender Konkurrent Hans-Joachim Herrmann (L Erlangen) war bereits an der Spitze des Feldes. Hobmeier hatte jedoch einen guten Tag und lockere Beine. Auch er schob sich Runde um Runde weiter nach vorne, bis er schließlich bei Herrmann angelangt war. Ein kurzer Antritt genügte, und er war an der Spitze der 55-jährigen Männer und hielt diese auch bis über die Ziellinie. Bronze gab es für Klaus Mannweiler (TSV Wolfratshausen) in der Wertung M 50.

Mit guten Chancen fuhren die Athleten vom TV Bad Brückenau nach Niedersachsen. Mit Manfred Dormann und Reinhart Vogler hatten sie in der M 65 optimale Chancen. Aber die beiden rechneten wohl nicht mit Heinz Lorbach (TuS Köln rrh). Der 66-Jährige lief sofort einen Vorsprung von 200 Meter heraus. Dormann konnte zwar noch den Abstand auf 80 Meter verringern, musste sich dann aber mit Silber begnügen. Vogler gewann die Bronzemedaille. Gold gab es erwartungsgemäß für Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott). Seine Spitzenleistung war die Grundlage für den Mannschaftssieg der Ruhstorfer in der Wertung M 60 bis M 90.

Georg Groß (SVO Germaringen) und Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt) hatten sich schon in Kemmern duelliert. In Löningen lief Groß zunächst nach der ersten Runde einen Vorsprung heraus. Walter kämpfte sich dann aber bis zur halben Laufdistanz wieder an den Allgäuer heran. Etwa 100 Meter vor dem Ziel schaltete Walter "den Turbo" ein und sprintete als Deutscher Crosslaufmeister in der M 75 ins Ziel.

Weitere ausgewählte Ergebnisse von den Crosslaufmeisterschaften: Mannschaftswertung; Männliche U 23: Dritter Platz für LAC Quelle Fürth mit Jamie Williamson, Bernhard Weinländer, Martin Weinländer; Senioren M 60/65: Zweiter Platz für TV Bad Brückenau mit Manfred Dormann, Reinhart Vogler, Gerd Geyer; Senioren M 50/55: Dritter Platz für LG Allgäu-Kempten mit Harald Stecker, Marc Schmidt, Bernhard Munz.