Maximilian Entholzner konnte seine 10,29 Sekunden über 100 Meter selbst kaum glauben. Der Deutsche Vizemeister im Weitsprung schiebt sich nun auch als Sprinter in Deutschlands Spitze.

Seine Vereinskameradin Julia Hofer holte sich in Augsburg innerhalb einer Woche Bayerntitel Nummer drei und vier.

Souveräner Speerwurfsieger wurde der Deutsche U 23-Meister Jonas Bonewit.

Hartes Duell: Julia Kick (rechts) rang bei den Bayerischen Meisterschaften Katharina Trost nieder.

Mienenspiel: Alle blicken beim dramatischen Schlusspurt der 800-Meter-Konkurrenz etwas verkrampft drein, nur der spätere Meister Benedikt Huber (rechts) bleibt auch im Gesicht locker.

Lisa Rudel gewann im Rosenaustadion den Hochsprung der Frauen.

Michael Adolf untermauerte seine derzeit bestechende Form mit Gold über 400 Meter Hürden.

Patrick Lutzenberger holte sich den Titel im Dreisprung. Alle Fotos: Theo Kiefner

Der DM-Dritte Johannes Bichler krönte seinen bayerischen Hammerwurftitel mit einer neuen persönlichen Bestleistung. Foto: Michael Straub

25.07.2017 11:33 // Von: Simon Holländer

Bayerische Meisterschaften Augsburg: Entholzner explodiert über die 100 Meter

Obwohl einige Top-Athleten aus dem Freistaat fehlten, sah das altehrwürdige und neu renovierte Rosenaustadion in Augsburg am vergangenen Wochenende nach abgeschlossener Renovierung bei den Bayerischen Meisterschaften stimmungsvolle Wettkämpfe und durchaus ansprechende Leistungen. Dabei gab es vor allem bei den Männern und Frauen überragende und teils auch überraschende Leistungen.

Für einen der Höhepunkte in Feld der Aktiven sorgte Maximilian Entholzner (1. FC Passau): Bislang war der 23-Jährige mit 10,56 Sekunden gelistet gewesen. Bei den Bayerischen Meisterschaften in Augsburg überraschte der Deutsche Vizemeister im Weitsprung im 100-Meter-Finale die Konkurrenten und sich selber mit der Siegerzeit von 10,29 Sekunden. Der Wind unterstützte dabei optimal mit 2,0 Metern pro Sekunde, so dass Askovic über einen neuen Hausrekord jubeln durfte, der ihn in der DLV-Saisonbestenliste auf den fünften Platz klettern ließ. Lokalmatador Alexander Askovic (LG Augsburg) folgte dahinter in immer noch starken 10,42 Sekunden, gefolgt von Daniel Hundt (LG Stadtwerke München) in 10,65 Sekunden; insgesamt blieben gleich sieben Athleten unter der Elf-Sekundenmarke, was noch einmal die Qualität und Quantität des bayerischen Sprinterfeldes unterstrich.

Dafür spricht sicherlich auch der 200-Meter-Wettbewerb, den in einem engen und spannenden Finale schließlich der Europameisterschaftsteilnehmer von Amsterdam, Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) in 21,36 Sekunden für sich entscheiden konnte. Silber ging hierbei, wie bereits am Vortag auf den 100 Metern an Aleksander Askovic (LG Augsburg) in 21,40 Sekunden, auf Platz drei reihte sich der Deutsche 400-Meter-Meister von Erfurt Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) ein.

Spannende Duelle auf den Mittelstrecken

Dieser wiederrum verzichtete, auch aufgrund seines 100-Meterstarts am Samstag, auf seine Paradestrecke, die 400 Meter. So war der Weg frei für seinen Teamkollegen Benedikt Wiesend, der in 48,80 Sekunden die Oberhand gegenüber Moritz Hecht (LG Forchheim) und Johannes Gremm (TuS Bad Aibling) behielt. Seiner Favoritenrolle auf den 800 Metern wurde auch Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg) mit dem Sieg in 1:52,63 Minuten gerecht, musste sich aber den Angriffen des stark aufkommenden Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch) erwehren. Das Podest komplettierte Adrian König-Rannenberg (LG Stadtwerke München). Selbiger verpasste dann am Sonntag auf den 1500-Metern nur knapp Edelmetall. Das gab es für Hindernis-Ass Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch), der die Bayerischen Meisterschaften als gelungenen Test für die im August in Taipei (Taiwan) stattfindende Universiade in 3:53,58 Minuten nutze und sich vor Moritz Beinlich (LG Telis Finanz Regensburg) und Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch) auf das Stockerl schob.

Auf 5000 Meter war Tobias Schreindl (1. FC Passau) nicht zu schlagen und distanzierte die Konkurrenz um Kevin Key (LG Allgäu-Kempten) Heiko Middelhoff (LAC Quelle Fürth) um knapp eine halbe Minute. Bei den gleichzeitig ausgetragenen Meisterschaften der Junioren ging der Sieg fast ebenso souverän an Brian Weisheit (LAC Quelle Fürth), gefolgt von Florian Beck (TV Viktoria Augsburg) und Simon Bauer (TV Leutershausen).

Spätestens nach den Vorläufen standen die Kandidaten für das Duell um den bayerischen Meistertitel auf den 110 Meter Hürden fest: Den prognostizierten Zweikampf entschied schließlich Sebastian Barth (LG Stadtwerke München) in 14,24 Sekunden für sich, nachdem er bereits im Vorlauf 14,13 Sekunden erzielt hatte. Der Zweite der Jugend-Europameisterschaften von 2015, Florian Lickteig (TS Herzogenaurach; 14,44 Sekunden) konnte sich aber immerhin noch über Silber freuen, Vereinskamerad und Mehrkämpfer Andre Zahl schnappte sich Bronze.

Wenig überraschend auch der Erfolg von Michael Adolf (DJK Ingolstadt) über die Langhürden. Am nächsten kamen dem Rotschopf noch Andreas Kölbl (TSV Penzberg) und der letztendlich Drittplatzierte Fabian Schäffler (LG Aichach-Rehling).

Sebastian Spinnler kontert im letzten Versuch

Im Weitsprungwettbewerb der Männer sah David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) nach seiner Steigerung im letzten Versuch auf 7,22 Meter bereits wie der Sieger aus, Sebastian Spinnler (LG Kreis Aschaffenburg), der bis dato Führende, aber konnte kontern und setzte den besten Sprung des Tages in die Grube: 7,25 Meter, gleichbedeutend mit Gold. Bronze ging an Patrick Lutzenberger (LG Stadtwerke München). Lutzenberger wiederum ließ im Dreisprung dann Gold folgen und sowohl Altmeister Andreas Beraz (LAC Quelle Fürth) als auch den Bayerischen U 23-Meister Gabriel Wiertz vom TuS 1860 Pfarrkichen hinter sich.

Hochsprung-Gold ging an den einzigen Zweimeterspringer des Wochenendes, Andreas Plößl (SWC Regensburg), Silber an Manuel Marko (LAZ Kreis Würzburg), Bronze teilten sich Lukas Pinieck (LG Stadtwerke München) und Alexander Merk (MTV 79 München). Noch höher hinaus geht es bekanntlich nur noch im Stabhochsprung, am höchsten für Lucas Schwaiblmair (SWC Regensburg), der sich leider noch vergeblich an 5,25 Metern versuchte. Auf den Rängen zwei und drei folgten Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) und Mehrkampfspezialist Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg).

Favoritensiege im Wurfbereich

Im den Wurfdisziplinen wurden allesamt die im Vorfeld der Meisterschaften ausgemachten Favoriten  ihrer Rolle gerecht: Der Deutsche U 23-Meister Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) beförderte seinen Speer auf 70,71 Meter und siegte unangefochten vor Florian Prechtl (LG Festina Rupertiwinkel) und Tim Osenberg (TSV Peißenberg), genau wie sein Teamkollege Lukas Koller mit dem Diskus (51,90 Meter). Mit Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) und Markus Schwerdtfeger (LAZ Kreis Würzburg) konnten hier zwei weitere Werfer die 50 Meter übertreffen. Die zweite Silbermedaille gab es für Zimmermann im Kugelstoßen vor Dennis Edelmann (LG Augsburg), an Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) gab es diesmal allerdings kein Vorbeikommen. Der U 23-Europameisterschaftsteilnehmer siegte souverän und verpasste mit den erzielten 18,58 Metern sogar nur knapp seine Bestleistung.

Johannes Bichler machte dann die Dominanz der Münchner im Wurfbereich komplett, indem er an den parallel stattfindenden Hammmerwurfmeisterschaften den Sieg einfuhr. Gekrönt wurde der Erfolg vor Tristan Schwandke (TV Hindelang) und Alexander Gleixner (LG Lkr Aschaffenburg) zusätzlich mit einer neuen persönlichen Bestleistung, die nun bei 71,70 Meter steht. 

Julia Hofer überragende Sprinterin

Nach ihrem Doppelsieg bei den Bayerischen U 23-Meisterschaften in der Vorwoche in Regensburg dominierte Julia Hofer nun auch das Geschehen in der Aktivenklasse und unterstrich damit erneut eindrucksvoll ihren Anspruch als zweitschnellste Frau im Freistaat hinter Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth). Nach deren kurzfristigen Absage war der Weg frei für die junge Passauerin, die sowohl die 100 Meter und die 200 Meter in starken 11,82 Sekunden respektive 24,68 Sekunden für sich entschied. Dahinter gab es Silber für Sina Stein (LG Obernburg-Miltenberg) und Naomi Hemmelmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) beziehungsweise Bronze für Maria Haslberger (LG Festina Rupertiwinkel) und eine zweite Athletin des 1. FC Passau, Tina Vetter.

Auf der Stadionrunde sicherte sich dann die Zweitplatzierte des 200-Meterrennens, Naomi Hemmelmann, den Titel vor ihrer Vereinskameradin Mareike Bauer und Julia Stuhler vom TSV Schwabmünchen.

Doch Julia Hofer war nicht die einzige Athletin des Wochenendes, die über gleich zwei Goldmedaillen jubeln durfte. Auch der Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg) gelang dieses eindrucksvolle Kunststück. Am Samstag gewann sie überraschend mit der persönlichen Bestzeit von 2:05,25 Minuten Gold übe 800 Metrer. Die höher eingeschätzten Katharina Trost (2:05,59 Minuten) und Christine Gess (beide LG Stadtwerke München) mussten mit Silber und Bronze Vorlieb nehmen. Am Sonntag folgte wiederum der souveräne Sieg auf den 1500 Metern, auf dem Silberrang folgte Mareen Kalis (LG Stadtwerke München), Bronze ging an Kerstin Hirscher (TG Viktoria Augsburg).

Die 5000 Meter legte die Landshuterin Regina Högl am schnellsten zurück, im Spurt um Platz zwei behielt Susanne Ölhorn (LG Passau) die Oberhand gegenüber Ivana Gancheva (LG Telis Finanz Regensburg).

Abermals unter der 14-Sekundenmarke im 100-Meter-Hürdensprint der Frauen blieb die Drittplatzierte der deutschen Juniorenmeisterschaften Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg; 13,92 Sekunden). Auf den Plätzen zwei und drei folgten Katharina Winkler (LG Erlangen) und Catiana Rettenberger (LG Stadtwerke München). Damit ergab sich dasselbe Ergebnis wie eine Woche zuvor, als bei den bayerischen U 23-Meisterschaften auch Windmaier vor Winkler und Rettenberger ins Ziel gekommen war. Einen Heimsieg für die gastgebende LG Augsburg fuhr Sonja Keil auf den 400 Meter Hürden ein, Silber und Bronze gingen an Sharon Müller (TSV Penzberg) und Christina Schlee (TSV Burghaslach).

Einen insgesamt lange offenen Weitsprungwettbewerb entschied wie so oft Tina Pröger (TSV Zirndorf) für sich und kratzte dabei an der Sechs-Meter-Marke (5,94 Meter). Das Nachsehen hatten Bianca Marten (LAC Quelle Fürth) und Julia Schneider (LG Stadtwerke München). Beide konnten sich aber mit Edelmetall trösten. Mit den äußeren Plätzen auf dem Podium mussten auch die Herzogenauracherin Anna Dupke und Antonia Wimberger (1. FC Passau) Vorlieb nehmen, denn auch im Dreisprung gab es an Pröger kein Vorbeikommen, die sich damit zur insgesamt dritten Doppelsiegerin des Wochenendes aufschwang.

Die neue Bayerische Meisterin im Hochsprung heißt Lisa Rudel (TS Lichtenfels). Sie gewann vor Nadine Lanners (LG Stadtwerke München) und Stefanie Stemplinger (TV Hauzenberg). Mit dem Stab katapultierte sich Eva Rossow von der LAC Quelle Fürth am höchsten, dahinter folgten Annika Treffehn (TSG 08 Roth) und Malin Miksch vom SWC Regensburg.

Nur haarscharf schrammte Sabrina Zeug von der LG Oberland an einem kompletten Medaillensatz vorbei: Nachdem sie am Samstag das Kugelstoßen vor Martina Greithanner (TSV Münnerstadt), die später auch noch Bronze im Diskuswettbewerb gewinnen sollte und Simone Schramm (LG Bamberg) für sich entschieden hatte, sicherte sie sich Silber im Diskuswurf, hauchdünn geschlagen von Evi Weber (TSV Erding), die damit im Vergleich zum Vorjahr den Spieß umdrehen konnte. Im Speerwurf reichte es für Zeug dann nicht mehr zur erhofften Medaille. Diese holten beim Sieg der DM-Überraschungsdritten Sarah Leidl (1. FC Passau) deren Schwester Nicola (Bronze) sowie Magdalena Scheffel (LG Würm Athletik).

Über eine neue persönliche Bestleistung und den bayerischen Meistertitel im Hammerwurf konnte sich Anna Arlt freuen. Ihr Sieg mit 58,48 Meter platzierte sie deutlich vor Betina Gabler (ebenfalls LG Stadtwerke München) und Sabine Schnurrer (TB Jahn Wiesau).

Am Ende der „Bayerischen“ konnte schließlich noch einmal Julia Hofer jubeln. Zusammen mit ihren Vereinskameradinnen Kristina Fister, Tina Vetter und Antonia Wimberger gab es über 4 x 100 Meter das insgesamt dritte Gold der Titelkämpfe für die junge Sprinterin und den 1. FC Passau, gefolgt von der LG Region Landshut und der Mannschaft des SWC aus Regensburg. Bei den Männern lag das Quartett der LG Stadtwerke München in der Besetzung Barth, Wiesend, Hundt und Trefz uneinholbar vorne. Mit mehr als einer Sekunde Rückstand folgte die LG Erlangen, Bronze ging an den TS Herzogenaurach.

Von den Bayerischen U18- und U20-Meisterschafen, die ebenfalls parallel in Augsburg stattfanden, folgt noch ein gesonderter Bericht.

Mehr Bilder von den Bayerischen Meisterschaften 2017 in Augsburg gibt es auch unter

https://www.sportmomente-premru.de/2017-1/bayerische-männer-frauen-u20-u18-tag-1/