U 20-WM Tampere: Drei Mal Finale für zwei bayerische Nachwuchs-Leichtathleten
Der deutsche Frauensprint ist Weltklasse – sowohl bei den Frauen als auch im Nachwuchs. Das hat Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) mit Rang vier im 100 Meter-Finale bewiesen. Das hat die Staffel mit der besten Vorlauf-Zeit gezeigt. Und das haben Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Corinna Schwab im 200-Meter-Halbfinale untermauert.
Corinna Schwab machte dabei in 23,57 Sekunden als Zweite des ersten Rennens sogar ganz ohne Zittern direkt die Final-Qualifikation klar. In der Mixed Zone bangte sie anschließend mit Sophia Junk, die im folgenden Lauf in 23,46 Sekunden Dritte geworden war. Als nach Rennen drei alle Athletinnen im Ziel waren, war klar: Es hatte für beide für die Runde der besten Acht gereicht.
„Ich bin ein bisschen überwältigt“, gestand Corinna Schab, die zwar ein wenig mit dem Finale geliebäugelt hatte, aber: „Ich wusste, ich muss über mich hinauswachsen.“ Die schnelle Staffel zwei Stunden zuvor habe weniger die Beine beschwert, als vielmehr beflügelt – trotz klitschnasser Socken nach einem fetten Regenschauer und Bibbern in der Kälte. International war sie bislang vor allem auf der Stadionrunde unterwegs gewesen und hatte 2017 mit der 4 x 400 Meter Staffel Silber bei der U 20-EM in Gosseto gewonnen. „In Nürnberg werde ich die 400 Meter laufen“, blickte sie auf die nationalen Titelkämpfe am 21./22. Juli voraus, „hier bin ich jetzt mal Sprinterin. Ich war auch vorletzte Woche noch krank, da wäre das hier sonst ein bisschen viel gewesen.“ Mit einer neuen Bestzeit über 200 Meter von 23,55 Sekunden im Vorlauf hatte sie schon am Vormittag unterstrichen, dass die Entscheidung die richtige war.
Viktoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge). Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01). Sophia Junk (LG Rhein-Wied). Und Corinna Schwab (TV Amberg). So die Reihenfolge der DLV-Staffel, die am Freitag den Vorlauf sicher ins Ziel bringen wollte. In derselben Besetzung war das bei der Junioren-Gala noch schief gegangen. Dieses Mal aber nicht – im Gegenteil: In absolut überzeugender Manier trugen die vier Sprinterinnen den Stab ums Rund. Und als beim dritten Wechsel die gleichauf liegenden US-Amerikanerinnen mit einem Schrei des Entsetzens den Stab verloren, rannte Corinna Schwab das Rennen mit riesigem Vorsprung ins Ziel. Die Zeit: 43,80 Sekunden. „Das ist gut. Aber es geht noch besser!“ lachte Keshia Kwadwo. Ihre Beine waren nach drei Rennen schon ein wenig schwer. „Aber Staffel geht immer!"
Startläuferin Viktoria Dönicke hatte die Vorgabe „sicher starten“ mit ins Rennen genommen und diese bestens umgesetzt, die vor ihr startende Britin Kristal Awuah, Dritte des 100-Meter-Finals, ließ sie nicht entkommen. Dann machte Kwadwo auf der Gegengerade Druck und rannte an der Konkurrenz vorbei. „Im Vorlauf haben wir auf Sicherheit gewechselt und auf unsere läuferischen Fähigkeiten vertraut“, erklärte Sophia Junk, die dann – anders als noch in Mannheim den Stab sicher übernahm. „Ich habe schon gemerkt, dass bei den Amis was schiefläuft“, blickte Corinna Schwab auf den Einstieg auf ihre Teilstrecke zurück, „dann konnte ich das Rennen ganz entspannt nach Hause laufen.“ Schneller als das DLV-Quartett war am Freitag keine Staffel.
Lavinja Jürgens floppt über 1,84 Meter
Ein einziges Mal war Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg) über 1,83 Meter gesprungen - und das schon Ende April. Das war das Ticket nach Tampere wert. In den meisten ihrer weiteren Wettkämpfe hatte für ähnliche Höhen noch die Sicherheit gefehlt. In der Qualifikation der U 20-WM aber war sie hochkonzentriert und voll da.
Lavinja Jürgens versuchte, ihre ausgeschiedene Mitstreiterin Bianca Stichling (TSG Weinheim) zu trösten, sie selbst aber konnte sehr glücklich sein: „Endlich wieder Bestleistung!“ strahlte sie, nachdem sie mit 1,84 Meter im ersten Versuch die direkte Qualifikationshöhe überwunden hatte. Schon als 16-Jährige war sie über diese Höhe gesprungen, jetzt zwei Jahre später, war es wieder soweit. „Es ist schon krass, wie viele heute über 1,84 Meter gesprungen ist“, staunte sie, wird sich davon aber für das Finale nicht einschüchtern lassen. „Jetzt erst recht!“ lautet ihre Devise für den nächsten Auftritt.