Florian Stelzle überlief als Erster die Ziellinie. Was die älteren Leichtathletikfans besonders schmerzte, war der rote Teppich,der ein wenig das Flair aus großen Tagen zurückbringen sollte. Im Olympiastadion gibt es nämlich seit einigen Jahren keine Kunststoff-Rundbahn mehr.
Frauen-Siegerin Julia Viellehner wurde nach ihrem Zieleinlauf von Maskotchen Joggl und dem Münchner Kindl in Empfang genommen.
Das gleiche Willkommenkomitee hatte sich für Florian Stelzle eingefunden. Allerdings war dessen Trainer Günter Zahn (Zweiter von links) ebenfalls ganz nah dran. Alle Fotos: Hans-Peter Schneider
Bayerische Marathon-MS München: Ansprechende Zeiten für die Sieger Stelzle und Viellehner
Bei etwa zehn Grad und leichtem Nieselregen aus dem Hochnebel starteten knapp 8000 Läufer auf die 42,195 Kilometer mit Ziel im Münchner Olympiastadion. In der ersten Hälfte führte Andreas Sterzinger (LG Telis Finanz Regensburg) das Feld an. Mit knapp zehn Sekunden Rückstand folgte Florian Stelzle. Die weiteren Verfolger liefen mit knapp zwei Minuten Abstand. Mit 1:13:56 Stunden passierte Sterzinger als Erster die Halbmarathonmarke. Doch dann holte Stelzle enorm auf, überholte den Regensburger und lag bei Kilometer 30 bereits mit 100 Sekunden Vorsprung an der Spitze.
Sterzinger, der in der vorangegangenen Woche an einer Erkältung litt, fiel immer mehr zurück und gab letztendlich das Rennen auf. Mit 2:29:57 Stunden erreichte Stelzle das Ziel im Olympiastadion. Der frischgebackene Bayerische Marathonmeister 2015 zählt eher zu den Newcomern in der bayerischen Läuferszene. Der Niederbayer, der auch als Triathlet unterwegs ist, gewann den Marathon mit einer neuen persönlichen Bestzeit.
Gleiches gilt für die Siegerin dieses Münchenmarathons, Julia Viellehner. Die 31-jährige Heilerziehungspflegerin ist allerdings bei Meisterschaftswettbewerben eine eher bekannte Läuferin. Bis zu Kilometer 18 konnte Viellehner noch in einer Gruppe laufen. Doch dann musste sie alleine gegen den Wind und für sie unangenehme 8,3 Grad ankämpfen. Die Konkurrentinnen waren zu diesem Zeitpunkt schon über vier Minuten zurück.
„Würde es zu einer Zeit unter 2:40 Stunden reichen?“, überlegte sie sich bei Kilometer 37. Am Ende wurde Viellehner schließlich mit 2:40:26 Stunden Tagessiegerin und zugleich Bayerische Meisterin. Mit dieser Zeit hätte sie im Vorjahr auf gleicher Strecke sogar den Deutschen Titel geholt. In der DLV-Bestenliste steht sie momentan auf dem sechsten Platz, aber es kommen ja bald die Deutschen Marathonmeisterschaften in Frankfurt. Den 11. Oktober 2015 bewertet Julia Viellehner wie folgt: „Das war ein super Saisonabschluss mit vielen Menschen, die mir am Herzen liegen. Dass dieser München-Marathon mit Bayerischen Meisterschaften verbunden wurde, war für mich sehr erfreulich.“
Und wer durfte neben Florian Stelzle und Julia Viellehner das Siegertreppchen besteigen? Zufrieden war sicherlich auch Markus-Kristan Siegler (LG Erlangen) als Zweitschnellster in der Wertung. Mit einer Zeit von 2:34:03 Stunden verbesserte er seine Jahresbestzeit auf der Marathondistanz. Beim Marathon in Fürth lief er zwei Minuten langsamer. Bronze fiel in München an Thomas Mittag (TSV Jetzendorf).
Der Vorsprung von Julia Viellehner war in der Meisterschaftswertung gewaltig. Mit 3:02:53 Stunden fiel die Silbermedaille an Inge Behringer (FC Edelsfeld). 15 Minuten nach ihr kam mit Stefanie Borris (TSV Lenting) die Drittplatzierte in der Meisterschaftswertung ins Ziel. In den Wertungen W 40 und W 45 lag damit auch der Klassensieg fest. In der Altersklasse W 50 fand sich Ulrike Mayer-Tancic auf der Starterliste. Sie gewann zwei Mal den Meistertitel, verzichtete aber aufgrund einer Erkrankung auf einen Start in München. Ihre Abwesenheit brachte Daniela Rösner (Laufclub Tölzer Land) den Titel. In der W 55 und der W 60 konnten mangels Läuferinnen keine Titel vergeben werden. In der W 65 wurde Anita Crispien (Forstenrieder SC) Meisterin, und in der W 70 holte sich die unverwüstliche Ruth Schlager (TSV Neustadt) den Titel. Sie ist auch für die „Deutschen“ in Frankfurt gemeldet.
Bei den Männern wurde deutlich, wie leistungsstark die Läufer in den Mastersklassen M 40 und M 45 noch sind. Mit Klaus Mannweiler (LG Stadtwerke München) siegte in der M 45 der ehemalige Bayerische Marathonmeister von 2010. In der M 40 fiel Gold an Mannweilers Vereinskollegen Paul Bristow. Bernhard Munz (LG Allgäu/Kempten) ist ein passionierter Bergläufer. Dass er als Bayerischer Meister nach Hause fahren würde, war für den sympathischen Allgäuer vermutlich eine Überraschung. Freilich: Auch er profitierte davon, dass der Champion in der M 50, Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen) sich aktuell auf die Deutschen Meisterschaften in Frankfurt vorbereitet.
Gleiches gilt für Siegfried Haas (RSC Neukirchen) als einer der schnellsten Läufer Bayerns in der M 55. „Aber wer nicht am Start ist“, so BLV-Vizepräsident Breitensport Willi Wahl, „kann nicht gewinnen." Daher kann sich nun Michael Bischoff (TSV Ismaning) Bayerischer Meister in dieser Altersklasse nennen. In der Teamwertung erkämpfte sich die Mannschaft der LG Stadtwerke München den Titel. In der Frauenwertung ergaben sich in der Gesamtwertung nur zwei Mannschaften: Laufclub Tölzer Land vor LG Landkreis Aschaffenburg.
Die Veranstaltung in München bietet den Langstrecklern jedes Jahr auch einen Wettbewerb über die Halbmarathondistanz und über zehn Kilometer an. Und hier zeigte die LG Passau, dass sie neben dem Marathonmeister Florian Stelzle noch weitere Spitzenathleten in ihren Reihen hat. Vermutlich als Vorbereitung für die nationalen Titelkämpfe in Frankfurt lief der vorjährige Deutsche Marathonmeister Tobias Schreindl auf der Halbmarathondistanz und gewann mit einer Zeit von 1:06:45 Stunden. Da wollte seine Vereinskollegin Susanne Ölhorn offenbar aus mehreren Gründen nicht nachstehen. Sie siegte mit einer Zeit von 1:21:18 Stunden. In Kemmern wurde sie vor einigen Wochen bayerische Meisterin über 10 Kilometer. Zweite wurde mit Nadja Balcarczyk (LG Würm Athletik) eines der bayerischen Nachwuchstalente auf der Langstrecke. Über zehn Kilometer komplettierte sodann Tina Fischl die Passauer Siegesserie.
Wann können Bayerische Marathonmeisterschaften stattfinden, ohne eine Konkurrenz renommierter Stadtmarathons wie in Berlin, Frankfurt oder Hamburg im Nacken zu spüren? Häufig stehen somit die „Bayerischen“ im Schatten einer zeitlich nahegelegenen Deutschen Marathonmeisterschaft. Willi Wahl war mit den diesjährigen Titelkämpfen dennoch zufrieden: „Es fehlten zwar sehr gute bayerische Athleten, doch die Leistungen von Florian Stelzle und Julia Viellehner sowie die Gesamtanzahl von 118 gemeldeten Teilnehmern waren sehr erfreulich.“
Nachfolgend noch ausgewählte Ergebnisse: Marathon W 35: Tanja Ritter (LG Landkreis Aschaffenburg); M 60: 1. Platz: Volker Dittmar (LAC Quelle Fürth); M 65: Harald Demuth (SWC Regensburg); M 70: Manfred Lindermayer (LG Stadtwerke München).
Zehn Kilometer: 1. Sebastian Hallmann (Telis Finanz Regensburg), 2. Heiko Middelhoff (MTV 1881 Ingolstadt).