Schweinfurt soll für Corinna Schwab zu ihrer ganz persönlichen Gala werden. Über 400 Meter Hürden will die 16-Jährige bei der U 18-WM in Cali (Kolumbien) antreten. Foto: Theo Kiefner

18.06.2015 13:40 // Von: Reinhard Köchl/leichtathletik.de

Schweinfurt dient nach zwei Jahren wieder als Sprungbrett für Deutschlands U 18 zur WM nach Cali

Am Samstag, 20. Juni, geht es für Deutschlands U 18-Athleten um alles. Die Startplätze für die U 18-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien; 15. bis 19. Juli) werden direkt nach der Gala im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion vergeben. Während auch bayerische Nachwuchstalente die DLV-Norm schon locker in der Tasche haben, wie etwa Langhürdensprinterin Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) und Kugelstoßerin/Diskuswerferin Amelie Döbler (LG Stadtwerke München), wollen andere noch nachziehen.

Vor allem aus unterfränkischer Sicht darf man auf das Abschneiden von Marius Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) im Hammerwurf gespannt sein. In de Meldeliste liegt er auf Rang zwei. Zur WM-Norm fehlen ihm allerdings noch gut neun Meter. Für Hochspringer Luca Mihota (SB DJK Rosenheim) geht es darum, seine zu Beginn des Jahres in der Halle in Essing überquerten 2,08 Meter in Schweinfurt zu wiederholen. Dann hätte er, quasi als Punktlandung, die WM-Norm geschafft. Bislang stehen für den talentierten Oberbayern 2,00 Meter im Freien zu Buche. Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg) will im Weitsprung zum ersten Mal jenseits der Sieben-Meter-Grenze landen. Die WM-Norm von 7,30 Meter scheint dagegen noch ein wenig zu hoch.

Katrin Fehm hofft

Dagegen darf Sprint-Senkrechtstarterin Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) nach ihren 11,91 Sekunden von der Regensburger Gala durchaus hoffen, die Quali für Cali zu packen. Sollten die Wettbedingungen gut sein und die Nerven halten, dann könnte sie wenigstens einen Platz in der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel erreichen. Corinna Schwab, die die Sollzeit über 400 Meter Hürden bereits in der Tasche hat, muss ihre Vormachtsstellung in Deutschland nur durch einen souveränen Lauf in Schweinfurt unter Beweis stellen. Amelie Döbler hingegen, die trotz erfüllter Norm im Diskuswerfen sowie mit der Kugel höchstwahrscheinlich dem Überangebot an guten Werferinnen beziehungsweise Stoßerinnen Tribut zollen muss (Diskus: Platz drei, Kugel: Platz vier; der DLV entsendet nur zwei Starterinnen nach Cali), hat sich ein anderes Ziel gesetzt. Die Münchnerin möchte gerne bei den European Youth Olympic Festival vom 25. Juli bis 1. August in Tiflis/Georgien teilnehmen. Hier ist ausschließlich der jüngere U 18-Jahrgang 1999 startberechtigt.

Bisher sind es insgesamt 34 Athleten, die die DLV-Norm für Cali schon überboten haben. In Schweinfurt könnte der eine oder andere noch auf den Zug nach Kolumbien aufspringen. Etwa über 100 Meter Hürden der weiblichen Jugend fehlen der Frankfurterin Miriam Sinning nur fünf Hundertstel zur Norm von 13,70 Sekunden.

„Man muss aber natürlich abwarten wie die Bedingungen werden“, sagt U 18-Bundestrainer Jörg Peter. Stark drauf seien die Nachwuchsathleten wie jedes Jahr. Wer in Schweinfurt mit erfüllter Norm den Sieg holt, kann mit einer vorrangigen Nominierung rechnen, wenn es mehrere Bewerber gibt.

Über 100 Meter haben zeitgleich Thomas Barthel (SC Magdeburg), der Deutsche U 18-Meister, und der ein Jahr jüngere U 16-Meister Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) mit 10,64 Sekunden den Richtwert von 10,75 Sekunden sicher abgehakt. Und auch über 200 Meter hat das schnelle Duo die geforderten 21,60 Sekunden mit 21,55 und 21,47 Sekunden geknackt. Auch über 400 Meter haben mit dem Chemnitzer Marvin Schlegel und dem Wattenscheider Florian Colon Marti schon zwei Athleten die WM-Norm unterboten.

Im Stabhochsprung ist Philip Kass (SV Werder Bremen) bei 5,10 Metern angekommen. Der Deutsche U 16-Meister Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf) schaffte in seinem ersten U 18-Jahr mit 4,80 Meter eine Punktlandung auf die Norm, genauso wie Remo Cagliesi (TLV Germania Überruhr; 2,08 Meter) im Hochsprung.

Während es in einigen Disziplinen mehr Norm-Erfüller als Startplätze gibt, scheint die Nominierung in anderen klar: Einziger Kugelstoßer über dem Richtwert von 19 Metern bisher einsam an der Spitze der Saisonbestenliste Tobias Köhler (SC DHfK Leipzig), der im selben Verein wie Doppel-Weltmeister David Storl ein Vorbild in der Nähe hat.

Im Speerwurf tritt aller Voraussicht nach Niklas Kaul (USC Mainz) an, der neue Halter der deutschen U 18-Bestleistung mit überragenden 83,94 Metern. Der junge Mainzer ist für die U 18-WM schon im Zehnkampf nominiert, wo er seit zwei Wochen ebenfalls die nationale Jugend-Bestmarke hält. Setzt er in Schweinfurt zum Wurf an, ist möglicherweise ein Doppelstart in Cali geplant.

Die herausragende Werferin ist Julia Ritter. Die Kugelstoßerin rangiert mit ihrer Bestleistung von 18,51 Metern in der - nicht immer ganz aktuellen - Weltbestenliste auf Platz zwei in ihrer Altersklasse. Auch dahinter ist die Disziplin gut aufgestellt, mit Amelie Döbler haben zwei weitere Athletinnen haben die Norm von 16 Metern übertroffen, zwei weitere kratzen daran. Im Hammerwurf will Franziska Zott (TV Limbach; 62,45 Meter) noch den fehlenden Meter draufpacken.

Im vergangenen Jahr verbesserte Sprinterin Keshia Kwadwo die uralte deutsche U 16-Bestleistung über 100 Meter um eine Hundertstel auf 11,80 Sekunden, diesen Sommer ist die Wattenscheiderin schon bei 11,67 Sekunden angekommen, nur die ein Jahr ältere Laura Großhaus (CLV Siegerland; 11,64 Sekunden) war bisher schneller. Beide haben die Norm in der Tasche. Dennoch schreibt Keshia Kwadwo mit Vorspannung auf die Gala auf Instagram: „Am Wochenende geht‘s um alles!

Extrem spannend wird es im Hochsprung-Wettbewerb der weiblichen Jugend. Hier haben vier Springerinnen die Richt-Höhe von 1,78 Meter übersprungen. Allen voran Mona Gottschämmer (TV Neu-Isenburg; 1,86 Meter), die sogar über die U 23-EM-Norm floppte. Über 1,84 Meter kamen diesen Sommer Leonie Reuter (TV Rheinzaubern) und die im Siebenkampf nominierte Lisa Maihöfer (LG Staufen), die auf den Hochsprung und nicht auf den Weitsprung setzt, wo sie diesen Sommer schon 6,42 Meter sprang. Auch noch über 1,80 Meter dahinter Meike Reimer (ABC Ludwigshafen).

Über 800 Meter startet unter anderem U 20-WM-Teilnehmerin Alina Amann (TuS Esingen; 2:07,18 Minuten), die bereits die Qualifikationsleistung für Cali erfüllt hat. Zu den starken Vier-Meter-Stabhochspringerinnen zählen Tamara Schaßberger (LG Neckar/Enz) und Stina Seidler (SV Werder Bremen). Für nternationales Flair sorgen Starter aus Österreich und der Schweiz.

Gleichzeitig finden bei der U 18-Gala in Schweinfurt auch die Bayerischen Jugendmeisterschaften im Hindernislauf statt. Als großer Favorit geht hier der "Lokalmatdor" Patrick Karl (TV Ochsenfurt) ins Rennen.

Die Wettkämpfe beginnen um 10 Uhr mit den Hürdenläufen und dem Speerwerfen. Gegen 19 Uhr endet das Sportfest mit den 3000m-Läufen.