Deutsche Jugendmeisterschaften Mönchengladbach, Teil 2: Mihota, Jürgens und Döbler überragen
Auch Gerd Neubauer, BLV-Vizepräsident Sport, zeigte sich über den Aufschwung in der U 18 hoch erfreut: „Wenn es 2015 eine Krise gab, so haben wir diese überwunden“. Mit 142 Punkten schafften die 16 und 17 Jahre alten Sportler aus dem Freistaat in der Länderwertung ein überragendes Ergebnis und landeten klar auf dem ersten Rang vor Westfalen (116) und Sachsen (109). Bei den 36 Teilnahmen bei den Jungen standen 20 Finalplätze zu Buche, aus denen sich wiederrum sechs Medaillen herauskristallisierten. Die Mädchen schafften bei 45 Teilnahmen 14 Finalplätze mit letztendlich vier Medaillen.
Hinter den überragenden Goldmedaillengewinnern Mihota, Jürgens und Döbler gewannen Florian Bremm (TV Leutershausen) über 3000 Meter, Nick Jaeger (TSV Penzberg) über 2000 Meter Hindernis, die 4 x 100-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München, Barbara Plötz (TV Bad Kötzting) über 800 Meter und Christoph Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) im Hammerwerfen Silber. Mit Bronze nach Hausen fahren durften Lorenzo Graf Barbero über 200 Meter und Selina Dantzler (beide LG Stadtwerke München) im Diskuswerfen. Möglicherweise hätte die Bilanz noch besser ausfallen können, wenn Sprinttalent Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) nicht wegen einer Verletzung auf Mönchengladbach verzichten hätte müssen. Immerhin führt sie auch nach den Deutschen Jugendmeisterschaften noch die U 18-Bestenliste über 200, 400 und 400 Meter Hürden an.
U 18 männlich
U 18-Europameister ist er schon. Seit dem vergangenen Freitag darf sich Lucas Mihota (SB DJK Rosenheim) nun auch Deutscher Meister der U 18 nennen, nachdem er im Vorjahr als Vierter noch ohne Medaille ausgegangen war. Mit 2,11 Metern sicherte er sich souveräner als selbst gedacht den Titel. „Zwischen 2,10 Meter und 2,18 Meter ist alles möglich“, hatte er im Vorfeld über die Höhe gemutmaßt, die wohl für den Sieg her muss. Grund für diese Spekulation: Sein Konkurrent Luca Meinke (Schweriner SC), der sich in diesem Jahr um sage und schreibe 13 Zentimeter auf 2,10 Meter gesteigert hat. Wie bei der U 18-EM in Tiflis war für diesen aber nach 2,07 Metern Endstation – Silber.
„Den Sieg wollte ich mir hier nicht nehmen lassen“, erklärte Lucas Mihota. Dass er diesmal nicht an seine Bestleistung (2,18 Meter) heranspringen konnte, lag an einem Krampf in der Wade. Danach ging nichts mehr. Er nahm’s mit Hinblick auf die herausragende Saison gelassen: „Zufriedener könnte ich mit 2016 gar nicht sein!“ sagte er.
Nicht ganz so konzentriert wie in Tiflis bei der U 18-EM, wo noch auf Rang elf landete und bei seinem internationalen Debüt eine überzeugende Vorstellung ablieferte, wirkt Hammerwerfer Christoph Gleixner (LG Kreis Aschaffenburg). Auf dem Nebenplatz in Mönchengladbach erkämpfte er sich mit 68,27 Metern nur knapp geschlagen von Pascal Thalhäuser (LV 90 Erzgebirge; 68,69 Meter) DM-Silber. Klemens Karg (TV Hindelang) kam mit 61,93 Meter auf Rang sieben.
Neuer bayerischer Staffelrekord für LG Stadtwerke München
Den heißen Atem von Schlussläufer Lorenzo Graf Barbero, dem neuen Sprintstern der LG Stadtwerke München, spürte die Startgemeinschaft LAC Erfurt als neuer Deutscher 4 x 100-Meter-Meister im Nacken. Deshalb wurde es im Finale auch eine denkbar knapp Entscheidung mit 41,85 Sekunden gewann Erfurt, die Münchner Jungs mit Yannick Wolf, Nick Kocevar und Alexander Spencer holt hauchdünn dahinter Silber in 41,89 Sekunden. Als Zugabe für ihre tolle Leistung gab es hinterher auch noch die Gewissheit, einen neuen bayerischen U 18-Rekord aufgestellt zu haben. Der alte lag bei 42,08 Sekunden, 2005 vom Quartett des LAC Quelle Fürth/München 1860/Würzburg gelaufen. Auch zwei andere bayerische Staffeln hatten sich noch für den Endlauf qualifiziert. Die Startgemeinschaft Untere Isar belegt mit 42,40 Sekunden einen undankbaren vierten Rang, während der TSV Münnerstadt mit 43,54 Sekunden Siebter wurde.
Für Lorenzo Graf Barbero war es jedoch nicht die einzige Medaille, die er aus Mönchengladbach mit in die Landeshauptstadt brachte. Über 200 Meter kam er in 22,32 Sekunden auf den dritten Rang, knapp vor Nicolai Trageser (FTSV Straubing; 22,36 Sekunden), während sich sein Staffelkamerad Alexander Spencer mit Platz acht zufrieden geben musste (23,17 Sekunden). Über 100 Meter wurde Graf Barbero schließlich auf Rang vier mit 11,00 Sekunden gelistet (Vor- und Zwischenlauf jeweils 10,94 Sekunden), zeitgleich mit dem Bronzemedaillengewinner Yacouba Pfäzner (SSC Berlin; 11,00 Sekunden) und nur eine Hundertstelsekunden von Platz zwei entfernt, den Joshua Braun (SR Yburg Steinbach; 10,99 Sekunden) belegte. Alexander Spencer landete hier auf Rang sieben in 11,11 Sekunden. Nur haarscharf an einer weiteren Medaille vorbei schrammte ein weiterer Münchner Staffelkollege: Yannick Wolf belegte mit 6,84 Meter Platz vier.
Klar: Der Sieg über 3000 Meter war nach dem Solo von Mohamed Mohumed (DJK VfL Willich) weg. Der Vierte der U 18-EM in Tiflis setzte sich vom ersten Meter an die Spitz, drehte einsam seine Runden und lief er nach 8:38,17 Minuten unangefochten ins Ziel. Dahinter jedoch wurde es jedoch im Kampf um Silber spannend. Florian Bremm setzte sich knapp mit 8:48,83 Minuten vor Malte Propp (TC Fiko Rostock; 8:48,98 Minuten) durch und hatte hinterher allen Grund, sich zu freuen. Für Nick Jaeger endete der 3000er mit einem vierten Rang in 8:53,78 Minuten. Doch die große Stunde des 17-jährigen Oberbayern sollte tags darauf schlagen. In einem vogelwilden Rennen über 2000 Meter Hindernis, bei dem der Meldebeste Velten Schneider (VfL Sindelfingen) kopfüber in den Wassergraben stürzte und Valentin Masi (LG Hof) als Zweiter der Startliste im Schlussspurt auf einem sicheren dritten Rang liegend mit dem Fuß am letzten Hindernis hängen blieb, stürzte und nur Rang vier belegte (6:11,01 Minuten) behielt Jaeger kühlen Kopf. Auf der Zielgerade setzte er sich gegen Max Richter (SC DHfK Leipzig) durch und holte sich Silber sowie eine starke neue persönliche Bestzeit (6:05,10 Minuten).
Jeweils gute sechste Plätze belegten im 400-Meter-Finale Arne Leppelsack (MTV 1862 Pfaffenhofen) mit 49,67 Sekunden sowie Dreispringer Ngo Trung (TSV Bad Kissingen) mit 13,29 Metern. Den Endkampf im Speerwerfen erreichten Linus Limmer und Paul Schäfer (beide LG Stadtwerke München), wo sie einträchtig die Plätze sieben (Limmer; 56,86 Meter) und acht (Schäfer; 56,76 Meter) erreichten.
U 18 weiblich
Bei einem Schul-Sportfest hatte sie zwei Wochen zuvor schon einmal 1,76 Meter überwunden, aber offiziell angereist war Lavinja Jürgens mit 1,70 Metern. Nach dem hochklassigen Wettkampf verließ die 16-Jährige vom TSV Kranzegg mit dem neuen Hausrekord von 1,84 Metern das Grenzlandstadion – ein deutlicher Fortschritt also. „Ich war am Anfang sehr nervös und habe mir bei 1,64 Metern sogar einen Fehlversuch geleistet. Aber dann keimte die Hoffnung auf, dass ich 1,80 Meter schaffen könnte. Es war einfach mein Tag“, sagte die vorjährige Deutsche U 16-Vizemeisterin im Dreisprung, deren Bestleistung dort bei 11,92 Metern steht.
Schon als 12- und 13-Jährige hat die 1,87 Meter große Modellathletin auf regionaler Ebene gehörig abgeräumt – damals für den LAV Oberhausen startend. Weil die Geschwister unter Allergien leiden, erfolgte der Umzug vom Ruhrgebiet ins klimatisch günstigere Allgäu – eine Entfernung von 630 Kilometern. Unter der Regie von Mutter Cora Jürgens wird dort zurzeit noch breitgefächert trainiert – und der Erfolg gibt ihr Recht!
Döbler und Dantzler glänzen mit Diskus-Medaillen
U 18-Vize-Europameisterin Amelie Döbler spielte einen Tag nach ihrem durchaus enttäuschenden vierten Platz im Kugelstoßen mit 16,24 Meter nunmehr ihre ganze Klasse aus – vor allem als sie richtig gefordert und im vierten Durchgang vorübergehend von Position eins verdrängt wurde. Da schleuderte sie die Ein-Kilo-Scheibe auf 50,18 Meter. Eine Weite, die für die Mitbewerberinnen unerreicht blieb. „Das Kugelstoßen gestern war echt nicht gut, auch heute bin ich schwer in den Wettkampf reingekommen“, sagte 1,94 Meter große Münchnerin. „Aber dann war es echt gut, wohl auch weil ich richtig gefordert wurde. Die 50 Meter waren auch mein Ziel. Die Freude war groß, als ich die Weite geworfen habe“, erklärte der Schützling von Gerhard Neubauer und Andreas Bücheler.
Die EM-Zwölfte Leia Braunagel (SCL-Heel Baden-Baden), die am Anfang mit dem Ring haderte und zwei Ungültige produzierte, war mit 46,35 Metern die zweitbeste Akteurin. Die nationale Winterwurf-Meisterin ist wie Selina Dantzler auch im nächsten Jahr noch in der U 18 startberechtigt. Die Müncheneri, die ebenfalls mit ihrem Kugelstoß von 16,04 Meter und dem fünften Platz nicht zufrieden war, sicherte sich mit dem Diskus einen unerwartete Medaille und den zweiten Podestplatz für die LG Stadtwerke. Als DM-Dritte steigerte sie ihre Bestweite um vier Zentimeter auf 45,54 Meter.
Einmal mehr konnte sich Barbara Plötz (TV Bad Kötzting) im 800-Meter-Finale auf ihre Spurtfähigkeiten verlassen. Die langgewachsene Oberpfälzerin, immerhin Zweite der deutschen U 18-Bestenliste hatte zwar gegen die souveräne Titelträgerin Alina Schönherr (LSV Schmölln; 2:10,96 Minuten) keine Chance. Im Kampf um Platz zwei setzte sie sich in einem knappen Einlauf erfolgreich mit 2:13,42 Minuten gegen Anna-Lena Koers (LAV Meppen; 2:13,74 Minuten). Pech hatte dabei die zweitbeste Bayerin Susanne Brünnig (LG Landkreis Kelheim), die bis kurz vor dem Ziel noch an den Medaillen schnuppern durfte, dann aber von der Meute abgefangen und auf Platz vier einsortiert wurde (2:14,07 Minuten).
Gleich zwei Platzierungen unter den ersten Sechs gingen auf das Konto von Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt). Nachdem sie am ersten Tag ihre 3000-Meter-Bestzeit um gleich zehn Sekunden auf 10:15,43 Minuten verbessern und auf dem sechsten Rang vor Anna Hirt (LG Bamberg; Platz sieben in 10:16,98 Minuten) verbessern konnte, verpasste die 16-Jährige tags darauf übe 1500 Meter Hindernis nur knapp einen Podestplatz. Mit 5:03,79 Minuten landete Basener auf einem sehr guten vierten Platz, und das als beste des jüngeren U 18-Jahrgangs.
Ebenfalls sehr zufrieden mit Rang vier darf Johanna Stegmaier (LG Eckental) über 400 Meter Hürden sein. Ihre Zeit: 62,79 Minuten. Dagegen wäre für die U 18-Mädchen der LG Stadtwerke München über 4 x 100 Meter durchaus ein bisschen mehr, als der Platz neben dem Podest dring gewesen. Iris Herbst, Sandy Opeola, Elisabeth Hafenrichter und Louise Wieland fehlten mit ihren 47,84 Sekunden 27 Hundertstel zu Bronze. Ebenfalls ein gutes Sprintergebnis lieferte Marla Gebauer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) über 200 Meter als Sechste (25,12 Sekunden). Im Weitsprung belegte Jasmin Maxbauer (LG Eckental) mit 5m68 Meter den achten Rang.
Telis-Trio behält im packenden Finish die Oberhand
Die Mittelstreckler lieferten den Zuschauern bei der letzten Lauf-Entscheidung im Grenzlandstadion ein packendes Finale. Zwischenzeitlich war Benedikt Huber, der Schlussläufer der LG Telis Finanz Regensburg, seinen Konkurrenten schon knapp 20 Meter enteilt. Doch seine Verfolger drehten auf der letzten Runde noch einmal auf. In 7:08,14 Minuten rettete der Deutsche 800-Meter-Meister einen knappen Vorsprung ins Ziel. Gold waren Gabriel Genck, Florian Orth und Benedikt Huber nicht mehr zu nehmen.
Den Grundstein für den Erfolg der "Blauen" hatte Florian Orth mit einem engagierten zweiten Teilstück gelegt. Auf der zweiten Streckenhälfte verschärfte der 1500- und 5000-Meter-Spezialist das Tempo und gab seinem Schlussläufer rund zehn Meter Vorsprung mit auf die letzten zweieinhalb Runden. „Für mich war es quasi der Abschluss meines Trainingslagers“, sagte Florian Orth. Der Zahnarzt war am Donnerstag aus der Höhe von St. Moritz zurückgekehrt und fühlte sich „noch ein bisschen schlapp“. Frisch will er in gut einer Woche in Rio sein. Dann startet Florian Orth bei seiner Olympia-Premiere über 5000 Meter.