Junioren-Gala Mannheim: Akue, Hummel und Sistermann setzen Glanzlichter
Vor allem der erste Tag brachte aus bayerischer Sicht einige Resultate zum Staunen. Es war erst in der Vorwoche, als Kugelstoßer Joel Akue bei den Oberbayerischen Meisterschaften in Erding mit 18,73 Meter EM-Norm und persönliche Bestleistung stieß. "Super, aber das wird nicht für Tallinn reichen, weil die Dichte im Kugelstoß in Deutschland einfach zu groß ist", kommentierte sein Trainer Andreas Bücheler damals die Leistung Akues. Dass der aber bei wichtigen Ereignisse fast immer seine beste Leistung abrufen kann, wusste man bereits seit seinem Überraschungscoup bei den Deutschen U 20-Hallenmeisterschaften 2020 in Neubrandenburg, als der Münchner völlig unerwartet den Titel holte. Doch dies alles verblasste hinter seinem irren Wettkampf im Mannheimer Michael-Hoffmann-Stadion. Im Schlepptau von Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), der mit 20,34 Meter mit einer neuen Weltjahresbestleistung in der U 20 glänzte, stellte Joel Akue gleich zwei persönlichen Bestleistungen auf: 19,07 Metern im ersten und unglaubliche 19,89 Metern im letzten Versuch. Damit verbesserte sich der Münchner um sage und schreibe 1,26 Meter und findet sich plötzlich Rang drei in der Welt in diesem Jahr wieder. Ganz nebenbei pulversierte er auch den bayerischen Rekord seines Trainingspartners Dominik Idzan (LG Stadtwerke München), den dieser erst im Mai mit 18,92 Meter an sich gerissen hatte. Idzan selbst hatte in Mannheim weniger Glück. Mit 17,49 Meter blieb er als Neunter bereits im Vorkampf hängen. Außer ihm stießen alle anderen acht Athleten weiter als 18,50 Meter, die geforderte Weite für eine Teilnahme an der U 20-EM.
Merlin Hummel erneut in eigener Liga
Mit breiter Brust nach Tallinn fahren darf Hammerwerfer Merlin Hummel: Der deutsche U 20-Rekordler blieb mit 81,17 Metern nur vier Zentimeter hinter seiner eigenen Weltjahresbestleistung zurück und ließ alle weiteren Werfer mehr als zehn Meter hinter sich. Neben seinem Meetingrekord, den er in Runde fünf erzielte, untermauerte der beste Hammerwerfer der Welt in seiner Altersklasse seine Dominanz mit Würfen auf 78,68 und 80,99 Meter.
„Das gibt mir eine Menge Selbstvertrauen“, sagte der überlegene Sieger. „Ich weiß, was ich abrufen kann. Dieses Jahr habe ich viele Technikumstellungen hinter mir und bin jetzt auch mit dem Abitur fertig geworden. Dadurch ist ein großer Stressblock weggefallen.“
Chiara Sistermann springt in Europas Spitze
Eine tolle Flugshow zeigten die Stabhochspringerinnen! Laura Giese (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) setzten sich dabei deutlich von der Konkurrenz ab, das bessere Ende hatte am Ende die junge Bayerin für sich. Sie überquerte gleich im ersten Versuch 4,25 Meter, reihte sich auf dem zweiten Platz in der europäischen Jahresbestenliste ein und zeigte auch über 4,33 Meter – eine Höhe, die in diesem Jahr europaweit noch keine U 20-Athletin gemeistert hat – vielversprechende Sprünge. Auch für Laura Giese gab es eine persönliche Bestleistung (4,20 Meter).
„Ich weiß es selber nicht, wo ich die 4,25 Meter hergeholt habe“, zeigte sich die Siegerin überrascht. „Es hat sich ein bisschen angedeutet und natürlich habe ich gehofft, dass ich gewinne. War mir aber nicht ganz sicher, weil ich auch die ganze letzte Woche angeschlagen war.“ In Tallinn möchte sie auf jeden Fall ins Finale und vielleicht auch in Richtung der Medaillen schielen. Ein bisschen unter Wert verlaufen sich die beiden weiteren bayerischen Vertreterinnen Lilly Samanski (TSV Gräfelfing) und Lena Zintl (LG Stadtwerke München), die beide mit übersprungenen 3,70 Meter auf Rang neun landeten.
Eine gute Figur machte im Diskuswerfen der männlichen U 20 Alexander Schaller (LG Stadtwerke München) als Sechster mit 57,55 Meter, die er im letzten Durchgang erzielte. Nach 13,92 Sekunden im Vorlauf über 100 Meter Hürden konnte sich Naomi Krebs (LG Bamberg) als Sechste im A-Finale mit 14,01 Sekunden leider nicht mehr steigern. Etwas mehr als den B-Endlauf hatte sich 100-Meter-Sprinter Florian Knerlein (LG Stadtwerke München) nach seiner überraschenden Silbermedaille bei der U 23-DM in der Vorwoche schon erhofft. So gewann er das kleine Finale in 10,60 Sekunden und hofft zumindest noch auf eine Staffel-Berufung für Tallinn. In zweiten DLV-U20-Staffel lief Knerlein am Sonntag jedenfalls eine starke zweite Kurve und verhalf dem deutschen Quartet zu einer Zeit von 40,11 Sekunden. Ebenfalls das B-Finale über 100 Meter erreichten U 18-Nachwuchshoffnung Annika Just (LAC Passau; Zweite in 11,90 Sekunden, im Vorlauf PB mit 11,79 Sekunden) und Viola John (LG Stadtwerke München; Vierte in 12,02 Sekunden, im Vorlauf 11,90 Sekunden).
Durchaus zufrieden sein konnte auch Sascha Babel (LG Forchheim), der über 200 Meter als Sechster mit 21,89 Sekunden in die Nähe seiner Bestzeit kam. In 24,82 Sekunden landete Sabrina Hafner (LG Telis Finanz Regensburg) auf dem siebten Gesamtrang, während 800-Meter-Läuferin Nele Göhl (LG Eckental) auf dem achten Platz mit 2:09,93 Minuten ihre starke Zeit von der U 23-DM in Koblenz bestätigen konnte. Einen Saisoneinstand nach Maß feierte Julia Rath (LAC Quelle Fürth) über 1500 Meter. Nach Radsturz wieder genesen setzte sie sich in 4:30,89 Minuten gut in Szene und rangiert auf Anhieb wieder in den Top 3 der U18 Deutschlands. Nur einmal ist Rath bisher schneller gelaufen.