Bayerische Hallen-MS München, Tag 1: Weitzel rüttelt an der Hallen-EM-Norm
Die erste Halbzeit machte in der Tat Laune auf mehr. Die alles überragende Weitzel setzte den strahlenden Schlusspunkt unter einen Samstag in der Münchner Werner-von-Linde-Halle, an dem auch junge und jugendliche Athleten mit zum Teil glänzenden Resultaten ihre Ansprüche anmeldeten. Die Regensburger Studentin bestach vor allem durch eine schier unglaubliche Serie, bei der sie neben ihrer Bestweite von 6,47 Meter, erzielt im vierten Versuch, noch 6,39 Meter, 6,36 Meter, 6, 35 Meter und 6,30 Meter in die Grube legte. Vor allem deshalb zeigte sich Michelle Weitzel überaus zufrieden mit ihren Sprüngen: „Die Serie war gut und der Anlauf hat super gepasst.“ Auch für die Deutschen Hallen-Meisterschaften zeigte sie sich zuversichtlich. Hier möchte sie ihre Bestleistung von 6,50 Metern übertreffen und sich vielleicht sogar eine Fahrkarte nach Paris lösen. In ihrem Schatten holten Sabine Hoja (LG Erlangen) mit 5,91 Meter und Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) mit 5,75 Meter Silber und Bronze.
Ihr männliches Pendant hieß an diesem Tag Oliver Koenig (LG Stadtwerke München). Nach einem Jahr voller Verletzungen steht der Weitspringer wieder voll im Training und holte sich auch erwartungsgemäß den Bayerntitel mit 7,53 Meter. Zufrieden war Koenig jedoch nicht ganz: „Ich konnte technisch nicht umsetzen, was ich eigentlich drauf habe.“ Vor allem bei der Landung verschenkte er regelmäßig 20 bis 30 Zentimeter. Dennoch keimt auch bei ihm die Hoffnung, in den nächsten Wochen die Qualifikationsweite von 7,90 Meter für die Hallen-Europameisterschaften in Paris zu erreichen.
Burghardt schneller als Frauen-Siegerin Wurm
In Abwesenheit des an einer Wadenverhärtung laborierenden Tobias Unger wurde sein Vereins- und Staffelkamerad Marius Broening (LG Stadtwerke München) seiner Favoritenrolle über 60 Meter gerecht und holte sich seinen ersten Bayerischen Titel mit einer Zeit von 6,81 Sekunden. „Ein Sieg ist schon okay, aber die Zeit ist nicht so toll.“ Am nächsten kam ihm noch der zweite Stadtwerke-Sprinter im Finale, Florian Rentz, in 6,85 Sekunden vor dem Deutschen Juniorenmeister Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 6,95 Sekunden). Eine klare Sache wurde das Sprintfinale für die schnellste Frau im Freistaat, Anja Wurm (LG Stadtwerke München). Die Abonnementmeisterin war in 7,52 Sekunden einmal mehr ein Klasse für sich. Die beste Zeit über die 60-Meter-Distanz lief an diesem Samstag allerdings eine B-Jugendliche: Alexandra Burghardt (LAZ Inn), bestätigte mit grandiosen 7,50 Sekunden ihre jüngste Berufung ins DLV-Team für den U 20-Länderkampf in Osaka (Japan) sowie die Tatsache, dass sie zu den größten Sprint-, Hürden- und Sprungtalenten der Republik gehört.
Den Erfolg ziehen die Läufer der LG Telis Finanz Regensburg scheinbar magisch an. Aber gerade für sie gilt die alte Binsenweisheit: Ohne Fleiß kein Preis! Über 3000 Meter der Frauen entwickelte sich ein Vierkampf, der für Spannung bis zum letzten Meter garantierte. Corinna Harrer leistete über weite Strecken des Rennens Führungsarbeit und musste sich den hinter ihr lauernden Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensburg; 9:33,54 Minuten), Agata Strausa (LAC Quelle Fürth; 9:34,01 Minuten) und Anne Haug (LG Stadtwerke München; 9:37,08 Minuten erwehren. In einem extrem schnellen 800-Meter-Rennen setzte sich Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) in 1:49,91 Minuten gegen seinen Trainingspartner, den ehemaligen Vize-Europameister David Fiegen (1:51,36 Minuten), durch. Bei den Frauen spurtete Christian Danner (LG Telis Finanz Regensburg) in 2:09,10 Minuten Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München; 2:09,60 Minuten) nieder. Der Neu-Regensburger Felix Hentschel musste über 3000 Meter freilich die Überlegenheit von Falko Zauber (LAC Quelle Fürth) anerkennen. Der 23-jährige Mittelstreckler brauchte 8:20,15 Meter, Hentschel überquerte nach 8:23,77 Minuten die Ziellinie.
Schwaiblmair und Blam im Höhenrausch
Für den größten Jubel sorgten allerdings zwei junge Springer, der eine mit Stab, der andere ohne. Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing) holte sich in Abwesenheit von Malte Mohr, Tim Lobinger und Fabian Schultze nicht nur den Titel bei den Stabis, sondern überquerte zum ersten Mal in seiner Karriere die magische Höhe von 5,00 Metern. „Es hat sich schon vor einiger Zeit im Training angedeutet, dass ich so hoch springen kann“, erzählte er nach seinem Wettkampf. Doch fast zwei Jahre musste er warten, um nun endlich die Fünf vorm Komma stehen zu haben.“ Die Freude seines Trainers Matthias Schimmelpfennig war der seines Schützlings zumindest ebenbürtig. Im Höhenrausch befand sich auch Christian Blam (TV 1884 Marktheidenfeld). Der gerade der Jugendklasse entwachsene Hochspringer hangelte sich in einer „One-Man-Show“ von Bestleistung zu Bestleistung: zunächst 2,01 Meter im ersten, dann 2,04 Meter und 2,06 Meter jeweils im dritten Versuch. Über 400 Meter blieb nur eine Läuferin unter 60 Sekunden: Stefanie Müller (TSV Bobingen) holte sich den Titel in 58,86 Sekunden. Nicht die einzige Frauenmeisterin, die zur Kenntnis nehmen musste, dass diesmal eine B-Jugendliche in ihrer Altersklasse schneller war. Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen) hieß sie und benötigte für die zwei Hallenrunden nur 57,92 Sekunden.
Einen Clou brachte das Ergebnis des Dreisprungs der Männlichen Jugend B. In einem rein familieninternen Duell schnappte der noch der Schülerklasse angehörende 14-jährige Dimitri Antonov (TSV Bad Kissingen) seinem 16-jährigen Bruder Ivane Antonov den Titel vor der Nase weg. Während Ivane 13,63 Meter vorlegte, konterte Dimitri in seinem zweiten Dreisprung-Wettkampf überhaupt mit 13,71 Meter. Später erfuhr das Talent dann, dass es so ganz nebenbei auch noch den Bayerischen Schüler-Hallenrekord von Manuel Ziegler (13,67 Meter) aus dem Jahr 2005 ausgelöscht hatte. Als Dreingabe landete er dann noch im 60-Meter-Finale der B-Jugend auf Rang vier (7,29 Sekunden). Reife Leistung! Der Kurzsprint wurde schließlich zu einer klaren Angelegenheit von Philipp Hackner (MTV 1881 Ingolstadt). Seine Zeit: 7,14 Sekunden.
Auch bei den männlichen B-Jugendlichen stachen in erster Linie die Stabhochspringer und die Hochspringer hervor. Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) siegte mit 4,50 Meter, während Daniel Hofmann (TV Zeil) mit einem Satz über 2,02 Meter ebenfalls ein vorzügliche Leistung gelang. Der Dreisprung bei den Mädchen ging an Jeannine Weidner (TS Lichtenfels) mit 11,81 Meter, während gegen Marc Kevin Müllers (TV Penzberg) 51,37 Sekunden über 400 Meter 51,37 kein Kraut gewachsen war.
Die 4 x 200 Meter-Staffel-Titel gingen an die LG Karlstadt-Gambach-Lohr (Männer; 1:28,37 Minuten), die LG Stadtwerke München (Frauen; 1:41,37 Minuten), die LG Region Landshut (MJB; 1:37,95 Minuten) und die LG Sempt (WJB; 1:45,68 Minuten).
Geher zeigen sich von ihrer besten Seite
Erfreulich gut aufgestellt mit einer ganzen Reihe von Teilnehmern präsentierten sich in de Lindehalle die Geher. Bei den Männern gewann Dan Bauer (SV Breitenbrunn), bei den Frauen war Sabine Schmid (SpVgg Niederaichbach) die Schnellste, jeweils über 5000 Meter. Die Bayerischen Meister bei der Jugend (3000 Meter) 2011 heißen Stefan Gerstl (SpVgg Niederaichbach) und Sibel Tükenmez (LG Region Landshut).