EM Amsterdam: Giehl und Hering schaffen Einzug ins Halbfinale, Kohlmann bleibt hängen
Bestens präpariert zeigte sich Tobias in seinem Vorlauf über 400 Meter Hürden. Allzeit kontrolliert und fokussiert bestimmte der frühere U 20-Europameister das Rennen. Dabei kam ihm zugute, dass er auf Bahn zwei seine Gegner im Blick hatte. Wahrscheinlich wäre Giehl an diesem frühen Mittwochabend in Amsterdam deutlich unter 50 Sekunden gelaufen. Aber nach der letzten Hürden nahm er den Fuß vom Gas. Dennoch reichte es zum Sieg in starken 50,30 Sekunden. Fortsetzung folgt im Halbfinale am Donnerstag.
Hinterher haderte er ein wenig mit den wechselnden Böen, die in und um den Stadien den Läufern, Springern und Werfern das Leben schwer machten: "Es war mit dem Wind extrem schwierig. Man sieht zwar, dass Wind ist, aber nicht so eindeutig, dass es einem zeigt, wo man mehr und wo weniger Druck machen muss. Ich habe versucht, meinen Stiefel durchzulaufen. Das hat schon geklappt. Ich habe versucht, vorne schnell zu laufen. Ich glaube, das war ganz gut. Hinten raus bin ich rhythmisch eigentlich recht stabil. So ist es erst einmal okay. Ich hoffe, dass morgen weniger Wind ist."
Über die 800 Meter war Christina Hering in ihrem Vorlauf gezwungen, die Tempoarbeit zu übernehmen. Dabei überpacte die Deutsche Meisterin auf den ersten 200 Metern ein wenig, enteilte dem Feld, das dann aber wieder aufschloss. Im Endspurt wurde es, wie bei ihrem Vereinskameraden Johannes Trefz am Mittag über 400 Meter, ein harter Kampf um den Einzug ins Halbfinale. Letzten Endes reichte es in 2:05,78 Minuten gerade noch zu Rang vier und damit dem direkten Ticket fürs Weiterkommen.
So lautete Christina Herings Rennanalyse gegenber "leichtathletik.de": "Am Anfang war ich sehr stolz, dass ich so offensiv angegangen bin. Es war dann doch ein bisschen schnell. Ich wollte eigentlich eine Sekunde langsamer angehen und dadurch war ich ein bisschen selber schuld, dass ich unbewusst das Tempo ein bisschen rausgenommen habe. Das Feld ist dann relativ schnell zu mir aufgelaufen, und deshalb kam es bei 400 Metern zu dem Rempler. Ich war einfach nur froh, dass ich nicht hingefallen bin. Diese zwei Dinge haben mir hinten raus doch richtig Kraft geraubt. Dadurch, dass ich wusste, dass es reicht Vierte zu werden, habe ich hinten raus nicht alles gegeben. Das ärgert mich auch extrem, dass ich nicht zu Ende gelaufen bin. Das braucht mir nicht den Mut zu nehmen. Ich habe heute eine schwierige Aufgabe überstanden. Morgen sind die Karten neu gemischt. Ich werde versuchen, mich jetzt optimal zu regenerieren. Wenn ich dann diese zwei negativen Aspekte morgen nicht mehr dabei habe, dann wird es hinten raus auch wieder besser laufen."
Keinen optimalen Tag erwischt hatte dagegen Herings Trainingspartnerin Fabienne Kohlmann. Zwar ergriff auch sie zwischendurch in ihrem 800-Meter-Vorlauf die Initiative und schob sich an die erste Stelle. Im Finish besaß sie jedoch keine "Körner" mehr und wurde vom gesamten Feld eingesammelt. Als Siebte lief die 26-Jährige in 2:05,54 Minuten ins Ziel, was das EM-Aus bedeutete.
Selbstkritisch gestand Fabienne Kohlmann anschließend ein: "Das war natürlich Mist, was ich da abgeliefert habe. Da braucht man nicht groß rumzureden. Ich weiß, dass ich im Moment wegen meiner Verletzung nicht die Spritzigste bin und deswegen ist ein Endspurt für mich im Moment sehr schwer. Dementsprechend wollte ich das Rennen ausrichten. Ich wollte, dass es ein schnelles Rennen von Anfang an wird und dass nicht allzu viel hinten entschieden wird. Das habe ich auch gemacht. Die erste Runde lief gut. Bis 500, 550 Meter lief es auch gut. Dann kam es, dass Leute an mir vorbeigekommen sind. Dann leg ich im Kopf gleich einen Schalter um und bin auf einmal vollkommen kraftlos geworden. Es war so, als würde es meine Reserven nicht geben und als könnte ich dem einfach nichts mehr entgegen setzen. Das ist dann wie eine Kettenreaktion, ich bin vollkommen passiv geworden und als Letzte ins Ziel gekommen."