Bayerische Hallen-MS U 20/U 16: Ein bayerischer Hochsprungrekord und 13 Hallenrekorde
Hinter der 19-jährigen Mittelfränkin liegt ein turbulentes Jahr. Zwar steigerte sich Gröll auf 1,83 Meter und erfüllte sogar die Norm für die U 20-WM in Bydgoszcz (Polen), mitfahren durfte sie jedoch aufgrund der Fülle anderer Klasse-Hochspringerinnen leider nicht. 2017 allerdings scheint sie das Heft des Handelns in Deutschland in der Hand zu halten. Bereits beim traditionellen Hochsprungmeeting in Essing hatte die Eckentalerin mit 1,87 Meter einen neuen bayerischen Hallenrekord für die U 20 aufgestellt, nun konnte sie diese Marke unter dem Jubel der Zuschauer in der Linde-Halle abermals steigern, und zwar um einen Zentimeter. 1,88 Meter lautet nun ihre neue persönliche Bestmarke, die sie selbstverständlich auch auf die Pole-Position in der DLV-Hallenrangliste katapultiert. Hinter Laura Gröll tat sich ebenfalls überaus Erfreuliches. Jenny Birzl (MTV 1881 Ingolstadt) setzte zu einem wahren Höhenflug an, schraubte ihren bisherigen Hausrekord von 1,65 Meter um elf Zentimeter auf sage und schreibe 1,76 Meter nach oben und zählt damit nun ebenfalls zur U 20-Hochsprung-Elite in Deutschland, und das, obwohl sie nicht einmal dem D-Kader des BLV angehört. Bronze ging an Angela Stockert (SpVgg Auerbach-Streitheim; 1,67 Meter).
Überhaupt besitzt Hochsprung derzeit in Bayern Konjunktur – was zu einem durchaus wichtigen Teil auch an Sebastian Kneifel, dem neuen BLV-Teamleiter Sprung, liegt. In der männlichen U 20 bot der vorjährige U 18-Europameister Lucas Mihota (DJK SB Rosenheim) einmal mehr eine Galavorstellung und holte sich den Titel mit einem Satz über 2,17 Meter. An 2,20 Meter scheiterte der 17-Jährige diesmal knapp, gleichwohl führt er momentan die deutsche Hallenrangliste auch bei den Männern an. Stark auch der 16-jährige Benedikt von Hardenburg (LG Landkreis Roth), der sich als Zweiter auf 1,96 Meter steigerte. Dritte wurde Niklas Wiesener (TS Herzogenaurach) mit 1,84 Meter. Eine Galavorstellung gelang in der W 15-Klasse der gerade einmal 13 (!) Jahre alten Franca Schaller (ESV Amberg), die sich auf geradezu sensationelle 1,73 Meter emporschwang. Da halfen selbst solch eindrucksvolle Höhen wie die 1,65 Meter von Paula Sophie Pompino (LG Würm Athletik) und die 1,62 Meter von Luisa Tremel (TSV 1909 Gersthofen) nicht zum Titel. Bei den M 15-Jungs gelang Alessandro Anto Rastelli (DJK Waldram-Wolfratshausen) ein Satz über 1,80 Meter, der ihm den Titel vor Timur Luzius (LG Stadtwerke München; 1,77 Meter) brachte.
Zwei schnelle Ambergerinnen setzen die Akzente
Die ganz schnellen Läufe in der weiblichen U 20 wurden erwartungsgemäß von zwei jungen Damen aus Amberg beherrscht. Katrin Fehm (ESV Amberg) bleibt auch im neuen roten Trikot die schnellste Nachwuchssprinterin Deutschlands. Über 60 Meter stellte die 18-Jährige bereits im Vorlauf ihre Bestzeit von 7,49 Sekunden ein, um dann im Finale noch einen draufzupacken: 7,44 Sekunden lautet – zumindest vorläufig – Fehms neuer Hausrekord. Aber auch im zweiten Sprint-Glied tut sich etwas: Marina Scherzl (LG Landkreis Dachau) steigerte sich als Zweite auf 7,78 Sekunden, die Dritte Antonia Pflüger (LG Würm Athletik) kam immerhin noch auf 7,88 Sekunden. Eine klare Sache wurde für Katrin Fehm auch die Hallenrunde über 200 Meter. Hier blieb sie zwei Mal unter 24 Sekunden, wobei ihre Finalzeit von 23,87 Sekunden ihre Ausnahmestellung mit Nachdruck unterstreicht. Beachtenswert auch Sandy Opeola (LG Stadtwerke München), die als Zweite nach 25,03 Sekunden durchs Ziel ging und vor Marina Scherzl (25,11 Sekunden) Silber in Empfang nehmen durfte.
Von besonderer Qualität präsentierte sich das 400-Meter-Finale der weiblichen U 20. Hier wurde Ambergs zweite Sprintqueen Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) ihrer Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht. Nach einer Verletzung im Sommer befindet sich die 17-Jährige wieder auf dem Weg zu alter Form und ließ Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt) mit deutscher U 20-Jahresbestzeit von 55,27 zu durchaus guten 56,73 Sekunden keine Chance, und das, obwohl ein träumender Kugelstoßer nach seiner Siegerehrung ihr auf den letzten 50 Meter fast in die Bahn gelaufen wäre. Dritte wurde Johanna Stegmaier (LG Eckental; 59,25 Sekunden). Bei den U 20-Jungs hieß der unangefochtene 400-Meter-Bayernmeister Arne Leppelsack (MTV Pfaffenhofen). Er kam als Einziger mit 50,29 Sekunden in die Nähe der 50-Sekunden-Barriere. Silber ging an Daniel Müller (LG Bamberg; 52,37 Sekunden), Dritter wurde Felix Engelhardt (ATS Kulmbach; 52,51 Sekunden).
Für die vielseitige Corinna Schwab war dies jedoch beileibe nicht der einzige Titel. Auch über 60 Meter Hürden holte sich die 400-Meter-Hürden-Spezialistin problemlos Gold in 8,74 Sekunden. Dahinter kämpften Isabel Röttger (TSV 1880 Wasserburg) und Jasmin Maxbauer (LG Eckental) verbissen um Silber und Bronze – bei jeweils 9,32 Sekunden mit dem besseren Ende für Röttger. In der männlichen U 20 sicherte sich Philipp Bogdan (TSV Schleißheim) über 60 Meter Hürden den Platz ganz oben auf dem Treppchen (8,54 Sekunden) vor Florian Partenfelder (LG Stadtwerke München; 8,61 Sekunden) und Manuel Riemer (TSV 1880 Wasserburg; 8,68 Sekunden).
Ein Novum gab es bei den männlichen Sprintentscheidungen. Eigentlich hatte Nicolai Trageser (LG Stadtwerke München) schon alle Hoffnungen fahren lassen, als er im 60-Meter-Finale durch ein technisches Problem am Start passen musste. Fairerweise räumte ihm die Jury dann zwei Stunden später einen Sololauf ein, den der Stadtwerke-Neuzugang grandios in 7,01 Sekunden heruntertrommelte. Diese Zeit konnten auch Nick Kocevar (TSV Bad Endorf) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) im "regulären" Finale nicht unterbieten. Beide gewannen schließlich in jeweils 7,04 Sekunden Silber und Bronze. Über 200 Meter holte sich Lorenzo Graf Barbero (LG Stadtwerke München) in 22,55 Sekunden seinen Titel ab, gefolgt von Niklas Wiethoff (TG 48 Würzburg; 22,72 Sekunden) und Alexander Spencer (LG Stadtwerke München; 23,09 Sekunden).
David Kirch überrascht im Dreisprung
Mit David Kirch (SpVgg Auerbach-Streitheim) verfügt Bayern wieder über einen echten Hoffnungsträger bei den Horizontalsprüngen. Im Weitsprung gelang dem 18-Jährigen in einem spannenden Wettbewerb der einzige Sieben-Meter-Satz (7,00 Meter) vor Lukas Hofmann (LG Gendorf Wacker Burghausen), der sich auf 6,96 Meter steigern konnte, und Yannick Wolf (6,94 Meter). Eine dicke Überraschung lieferte Kirch dann im Dreisprung. Hier distanzierte er den vorjährigen DM-Dritten Paul Walschburger (LG Stadtwerke München), dem diesmal nur ein gültiger Versuch gelang (13,23 Meter) um gut 1,30 Meter. Nach einer starken Serie wurde der beste Versuch des jungen Schwaben bei 14,54 Meter vermessen. Bronze ging an Lukas Moser (LG Stadtwerke München; 12,76 Meter).
Auch bei den U 20-Mädchen brachte sich eine junge Dreispringerin, die eigentlich vom Weitsprung kommt, rechtzeitig für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Position. Jasmin Maxbauer (LG Eckental) gelang mit 12,06 Meter ihr erster Satz über die Zwölf-Meter-Marke. Dahinter schnappten sich Hanna Gerstmann (LG Landkreis Kelheim; 11,04 Meter) und Valentina Streifensand (LAZ Kreis Günzburg; 10,88 Meter) die weiteren Medaillen. Im Weitsprung reichte es für Maxbauer dagegen nur für Platz zwei (5,67 Meter). Gegen Jacqueline Sterk (SWC Regensburg), die gleich drei Mal ihre Siegesweite von 5,77 Meter sprang, war an diesem Tag kein Kraut gewachsen. Platz drei ging an Julia Meisl (LG Wolfstein; 5,56 Meter).
Kugelstoßen bleibt fest im Münchner Hand
Fest in Münchner Hand waren auch bei den Bayerischen U 20-Hallenmeisterschaften 2017 die Kugelstoß-Wettbewerbe. Selina Dantzler rang mit 14,41 Meter ihre Trainingskameradin Amelie Döbler (beide LG Stadtwerke München; 14,29 Meter nieder), während Christina Holzner (LG Bamberg) mit Bronze nach Hause ging (11,28 Meter). Drehstoßer Martin Knauer (LG Stadtwerke München) legte mit seiner Siegesweite von 17,43 Meter fast zwei Meter Abstand zwischen sich und dem Zweitplatzierten Jannik Voß (TSV Schleißheim; 15,48 Meter), während Amadeus Waluga (LG Stadtwerke München) mit 13,92 Meter Dritter wurde. Gleich einen Münchner Dreifachsieg gab es in der M 15 durch den erst 13-jährigen Dominika Idzan (15,81 Meter), Alexander Schaller (14,32 Meter) und Vincent Saller (13,90 Meter), während bei den W 15-Mädchen Cassandra Bailey (LG Stadtwerke München) mit 12,92 Meter das Maß aller Dinge vor Pia Juraschek (SpVgg Auerbach/Streitheim; 10,37 Meter) und Hannah Hochwimmer (TuS 1860 Pfarrkirchen; 10,29 Meter) darstellte.
Von der Taktik bestimmt waren die 1500-Meter-Entscheidungen der U 20 und der U 18. Nach jeweils durchwachsenem Anfangstempo konnten lediglich die Jungs mit einigermaßen passablen Zeiten aufwarten. In der U 20 holte sich Gabriel Allgayer (LG Stadtwerke München) mit 4:03,52 Minuten vor Valentino Masi (LG Hof; 4:05,63 Minuten) und Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf; 4:14,21 Minuten) den Titel, während Gold in der U 18 an Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg) in 4:23,14 Minuten ging (vor Valentin Fuchs, 1. FC Passau; 4:36,05 Minuten und Marco Lemke (TV 1884 Marktheidenfeld; 4:39,69 Minuten). Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) heißt ein neuer Name in der bayerischen Läuferszene. Die leistungsstarke Athletin aus Berlin hat sich der Trainingsgruppe um Kurt Ring angeschlossen und gewann mit locker herausgelaufenen 4:42,50 Meter in der U 20 ihren ersten weißblauen Titel. Dahinter rangierten Barbara Plötz (TV Bad Kötzting; 4:54,89 Minuten) und Sofie Nixdorf (MTV 1881 Ingolstadt; 5:06,08 Minuten). Auch bei der weiblichen U 18ern gewann mit Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt; 4:53,39 Minuten) die Favoritin vor Johanna Beck (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 4:55,39 Minuten) und Elisabeth Mayr (TSV Penzberg; 4:55,70 Minuten).
Zwei Mal Stabi-Gold für die Familie Zintl
Gute Leistungen zeigten auch die „Stabis“. Bei den U 20-Mädchen schwangen sich gleich zwei über 3,60 Meter, nämlich Julia Zintl (LG Stadtwerke München) und Naomi Rentz (TSV Gräfelfing), Zintl allerdings im zweiten und Rentz erst im dritten Versuch, was auch die Meisterschaftsfrage entsprechend regelte. Bronze gewann Leah Grewe (SV Germering) mit 3,20 Meter. Der Bayernmeister der männlichen U 20-Stabhochspringer heißt Manuel Riemer (TSV 1880 Wasserburg). Er übersprang als Einziger 4,30 Meter und landete damit vor Philipp Rostan (TSV Plattling; 4,20 Meter) und Korbinian Obermaier (LG Sempt; 3,95 Meter). Auch Lena Zintl (LG Stadtwerke München), die jüngere Schwester von Julia, durfte an diesem Tag mit einer Goldmedaille nach Hause gehen. Sie entschied den Stabhochsprung der W 15 mit 2,80 Meter für sich. Bei den M 15ern gewann Tristan Veit Böck (SWC Regensburg) mit 3,10 Meter.
Die Staffelentscheidungen über 4 x 200 Meter bei der U 20 hatten es am Schluss der Titelkämpfe noch einmal in sich. Quasi auf den letzten Metern sicherte sich bei den Jungs die LG Stadtwerke München (1:34,19 Minuten) gegen die immer stärker aufkommenden Titelverteidiger der LG Landkreis Aschaffenburg (1:34:45 Minuten) Gold, während die LAG Mittlere Isar (1:37,36 Minuten) Dritter wurde. Dagegen musste sich das Münchner Quartett bei den jungen Damen auf den letzten 50 Metern gegen den MTV 1881 Ingolstadt mit 1:43,92 Minuten zu 1:44,84 Minuten geschlagen geben. Mit der Staffel der LG Eckental (1:46,83 Minuten) holte Jasmin Maxbauer ihre vierte Medaille – in diesem Fall Bronze.
Sprint-Wunderkind Naomi Krebs
Herausragend bei der männlichen U 16 war Sprint-Doppelsieger Florian Knerlein (LG Stadtwerke München), der sowohl über 60 Meter flach (7,18 Sekunden) wie auch über die 60 Meter Hürden (8,44 Sekunden) die Nase vorne hatte. Nicht minder stark einzuschätzen ist die Leistung von Naomi Krebs (LG Bamberg), die trotz ihrer erst 13 Jahre über 60 Meter mit der Wahnsinnszeit von 7,73 Sekunden aufwartete und auch über die 60 Meter Hürden mit 8,90 Sekunden allen anderen weit voraus war. Ihr am nächsten kamen über die Flachdistanz noch Stefanie Schuy (LG Stadtwerke München; 8,09 Sekunden) und Alicia Inhofer (TSV Bad Kötzting; 9,14 Sekunden). Dass das Ausnahmetalent Naomi Krebs auch weit springen kann, bewies sie in der Sandgrube mit einem Satz auf 5,39 Meter. Einen Tick weiter kam hier allerdings noch Sara Warmuth (LG Erlangen) mit 5,49 Meter, während bei den U 16-Buben nur ganz zwei Teilnehmer den Weitsprung-Titel untereinander ausmachten. Hier schnappte sich Vincent Saller (LG Stadtwerke München) mit 6,02 Meter Gold vor Philipp Sinninger (TSV 1909 Gersthofen; 5,85 Meter).
3000 beziehungsweise 2000 Meter mussten die Ausdauer-Kandidaten in der U 16 für die begehrten Bayern-Medaillen absolvieren. Bei den Jungs mit dem besseren Ende für Quentin Uzmann (DJK Weiden), dem es gelang, unter zehn Minuten zu bleiben (9:58,60 Minuten), während bei den jungen Damen hauchdünn Antonia Sörgel (LAV Hersbruck) mit 7:02,70 Minuten vor Sophie Fröhlich (TV Bad Kötzting) mit 7:02,99 Minuten die Nase vorne hatte.