DLV-Bestenliste Frauen für 2012: LG Telis Finanz Regensburg poliert Bayerns Bilanz kräftig auf
Die grandiosen Leistungen der Corinna Harrer, die bereits in der Analyse der DLV-Juniorinnen-Bestenliste ausführlich gewürdigt wurden, halten auch bei den Frauen allen Ansprüchen stand. Die 21-Jährige dominiert das Geschehen über 800 (2:00,34 Minuten), ihrer „olympischen Disziplin“ 1500 (4:04,30 Minuten) und 3000 Meter (8:55,47 Minuten). Dazu kommen noch ein erster Platz mit der 10-Kilometer-Straßenlauf-Mannschaft der LG Telis Finanz Regensburg zusammen mit Jana Soethout und Steffi Volke in 1:43:59 Stunden, Rang drei über 10 000 Meter (33:13,62 Minuten) und Platz fünf im 10-Kilometer-Straßenlauf (33:38 Minuten). Nachdem der Schützling von Trainer Kurt Ring verlauten ließ, in Zukunft die Vier-Minuten-Grenze über 1500 Meter ins Visier zu nehmen, steht 2013 möglicherweise ein weniger breitgefächertes Wettkampfprogramm zu erwarten. Ganz im Ernst: Wer vermag diese sowohl in quantitativer wie auch qualitativer Hinsicht brillanten Resultate noch zu toppen?
Maren Kock unangefochtene Nummer zwei
Zur Nummer zwei im Telis-Läuferinnenlager hat sich eindeutig Neuzugang Maren Kock entwickelt. Auch ihre Platzierungen bestechen durch ein extrem hohes Niveau und erstaunliche Vielseitigkeit. Über 3000 (hinter Harrer) und 5000 Meter (hinter Sabrina Mockenhaupt) rangiert die EM-Teilnehmerin mit 8:55,60 beziehungsweise 15:27,65 Minuten jeweils auf einem hervorragenden zweiten Platz. Über 10 000 Meter ist die 22-Jährige Nummer vier (33:29,14 Minuten), über 1500 Meter auf Position sechs (4:11,72 Minuten) und über 800 Meter 14. in 2:05,39 Minuten. In der vereinsinternen Hierarchie die Nummer drei kann an Jana Soethout verliehen werden. Sie schob sich über 3000 Meter auf einen sehr guten fünften Rang hinter ihren Vereinskameradinnen nach vorne (9:28,86 Minuten), belegte über 10 000 Meter den sechsten Platz (33:57,53 Minuten), wurde über 5000 Meter Neunte (16:23,86 Minuten) und holte sich, wie schon erwähnt, mit der Mannschaft über 10 Kilometer auf der Straße die Pole-Position.
Das erstklassige Telis-Vereinsbild im Laufbereich runden überdies Christiane Danner als jeweils Elfte über 1500 (4:19,47 Minuten) und 3000 Meter (9:36,95 Minuten) sowie die Marathon-Asse Monika „Mikki“ Heiß als Zehnte (2:45:11 Stunden) und Steffi Volke als Zwölfte (2:47:20 Stunden) ab. Volke rangiert obendrein als Zwölfte über 10 000 Meter (35:31,18 Minuten). Als Lohn der Mühen durften die beiden ausdauerstarken Damen zum Jahresende zusammen mit Andrea Weber den ersten Platz in der Marathon-Mannschaftswertung der DLV-Rangliste feiern.
Trotz der unübersehbaren Präsenz der Regensburger Damen konnten sich im Mittel- und Langstreckenbereich 2012 auch einige andere schnelle Frauen gebührend in Szene setzen. Die in den USA studierende Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) beispielsweise überzeugte im abgelaufenen Jahr durch exzellente Zeiten über 800 (2:02,66 Minuten; Fünfte) und 1500 Meter (4:16,75 Minuten; Neunte). Die Deutsche Vizemeisterin Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) musste in einem äußerst leistungsstarken Feld der 800-Meter-Spezialistinnen mit dem elften Rang (2:03,98 Minuten) Vorlieb nehmen, während die noch der U 18-Klasse angehörende Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) auf Platz 13 (2:05.07 Minuten) zu finden ist. Bei den längeren Distanzen reihten sich über die Marathonstrecke die im vergangenen Jahr durch eine Verletzung zurückgeworfene mehrmalige Deutsche Meisterin Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar) als Sechste (2:38: Stunden), im Halbmarathon als Achte (1:15:49 Minuten) und über 10 000 Meter als Elfte (35:20,29 Minuten) ein. Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München) platzierte sich über 10 000 Meter als Neunte (34:56,38 Minuten).
Erwähnenswert auch die Einstufungen der Mannschaften im Halbmarathon, wo die LAG Mittlere Isar gar auf Rang drei (4:01:36 Stunden), die LG Telis Finanz Regensburg auf dem fünften (4:08:38 Minuten) und der LLC Marathon Regensburg (4:11:45 Stunden) auf dem sechsten Platz vorrückten. Bei den Marathon-Teams belegten drei bayerische Vereine die Positionen acht bis zehn: der TV Geiselhöring (10:04:22 Stunden), das Lauffeuer Chiemgau (10:04:39 Minuten) und die LG Mettenheim (10:09:52 Stunden). In der 10-Kilometer-Mannschaftswertung finden sich hinter dem Spitzenteam der LG Telis Finanz Regensburg außerdem noch die LAC Quelle Fürth (1:49:26 Stunden) als Fünfte sowie die LG Stadtwerke München (1:50:15 Stunden) als Sechste.
Eine imposante bayerische Phalanx – allerdings nicht ganz in vorderster Front – baut sich in der DLV-Frauen-Bestenliste über 3000 Meter Hindernis auf. Als Beste aus dem Freistaat steht Jannika John (LAC Quelle Fürth) mit 10.20,15 Minuten auf Platz acht, dahinter folgen auf den Rängen zehn bis 13 ihre Vereinskameradin Agata Strausa (10:21,03 Minuten), Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt; 10:22,13 Minuten), Susi Lutz (LG Bamberg; 10:22,23 Minuten) und Julia Hiller (LAC Quelle Fürth; 10:25,35 Minuten).
Fabienne Kohlmann meldet sich zurück
Nach einem Jahr der Rekonvaleszenz fand Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), die zweite bayerische Olympiateilnehmerin von London, wieder den Anschluss an die deutsche Spitze. Über 400 Meter flach gelang ihr mit einer Zeit von 52,97 Sekunden die drittbeste deutsche Zeit, womit sie ihren Stammplatz in der DLV-4 x 400-Meter-Staffel untermauerte. Auch über ihre Spezialdisziplin, den 400 Meter Hürden, schob sich die 23-jährige Psychologiestudentin mit genau 58,00 Sekunden (Platz sechs) wieder ins nationale Blickfeld. Dennoch will sie in der neuen Saison ihr Hauptaugenmerk auf die 800 Meter legen. Zur Erinnerung: 2010 (vor ihrer Verletzung) besiegte sie auf dieser Strecke noch die Peking-Olympiasiegerin Pamelo Jelimo in 2:00,72 Minuten. In der abgelaufenen Saison rangiert Kohlmann mit 2:06,28 Minuten auf Platz 21 der DLV-Bestenliste. Ein durchaus bemerkenswerte Randnotiz bei den 400 Meter Hürden ist der 13. Rang der 18-jährigen Isabell Hergenröther (LAC Quelle Fürth; 59,99 Sekunden).
Während der Laufbereich aus bayerischer Sicht vor allem in der Leistungsdichte absolut überzeugte, beschränken sich die Top-Platzierungen weißblauer Athletinnen in den anderen Disziplinen auf herausragende Einzelkönnerinnen. So gelang es Pamela Spindler (LG Telis Finanz Regensburg), sich über 100 Meter Hürden bis auf Rang vier in 13,16 Sekunden emporzuarbeiten und sogar an die Tür zur EM nach Helsinki zu klopfen. Getreu dem klugen Wahlspruch, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, beendete die 30-Jährige im August ihre Karriere. Dahinter liegt bereits Alexandra Burghardt (LAZ Inn) als Thronfolgerin und Elfplatzierte (13,41 Sekunden) in Lauerstellung, während Jennifer Reinelt (1. FC Passau) mit 13,52 Sekunden auf Rang 13 zu finden ist.
Dass die Spitzenpositionen der DLV-Sprinterinnen 2012 zumindest von unten her ein wenig in den Farben weißblau schimmern, muss angesichts der Flaute in den Vorjahren schon als kleiner Erfolg gewertet werden. Burghardt steht als Zwölfte in der 100-Meter-Rangliste (11,54 Sekunden), während ihre Neu-Vereinskameradin Martin Riedl (LG Stadtwerke München) den gleichen Platz über 200 Meter belegt (23,95 Sekunden). Den Hoffnungsschimmer im Sprintbereich setzt überdies das Damen-Quartett der LG Stadtwerke München fort. Über 4 x 100 Meter kam es auf einen unerwarteten dritten Rang in der Endabrechnung (45,44 Sekunden). Noch besser schnitt die 3 x 800-Meter-Staffel der LAC Quelle Fürth als Zweite 6:20,26 Minuten ab, wobei ein weiteres Fürther Trio mit 6:34,55 Minuten auch den fünften Rang vor der LG Telis Finanz Regensburg (Sechste in 6:35,51 Minuten) belegt. Über 4 x 400 Meter kamen die Damen der LG Karlstadt-Gambach-Lohr auf den sechsten (3:45,09 Minuten) und die der LAC Quelle Fürth auf den neunten Platz (3:46,69 Minuten).
Susanne Rosenbauer mittendrin statt nur dabei
Seit Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Spitze sind Speerwerferin Susanne Rosenbauer (LG Augsburg) und Diskuswerferin Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth). 2012 findet sich Rosenbauer in einer Disziplin, die immerhin zwei deutsche Olympiamedaillen hervorbrachte, mit 57,68 Meter auf einem mehr als beachtlichen sechsten Platz wieder. Giesa verpasste als Achte mit 59,65 Meter nur hauchdünn die 60-Meter-Marke in ihrer Spezialdisziplin.
Ebenfalls eine Art Dauerbrennerstatus besitzt mittlerweile Dreispringerin Katharina Schreck (TS Herzogenaurach). Die Deutsche Vizemeisterin von 2008 kam in diesem Jahr auf 13,06 Meter, was Platz acht gleichkommt. Durch eine Verletzung gehandicapt, musste Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg), die deutsche Weitsprung-Doppelmeisterin von 2011, die Saison vorzeitig abbrechen und ihre internationalen Ambitionen in Helsinki oder gar London auf Eis legen. Mit ihrer Saisonbestleistung von 6,48 Meter findet sie sich in der DLV-Bestenliste auf dem zwölften Rang.
Blieben noch die fleißigen bayerischen Geherinnen, die in Person von Sabine Schmidt (SpVgg Niederaichbach) und Maria Unterholzner (TV Altötting) ihre herausragenden Protagonistinnen besitzen. Schmidt platzierte sich über 20 Kilometer als ausgezeichnete Vierte (1:53:10 Stunden) und über die halb so lange Distanz der 10 Kilometer als Neunte (53:59 Minuten), und das durchaus mit Kontakt zur absoluten Spitze. Die ewig junge Maria Unterholzner konnte sich über Rang neun über 20 Kilometer freuen (1:59:16 Stunden).
Der Siebenkampf der Frauen liegt augenblicklich im Freistaat ebenso am Boden wie der Zehnkampf bei den Männern. Einzig Liane Weber (LG Stadtwerke München) gelang mit 5713 Punkt ein Resultat, das ihr Rang zehn in der von Olympia-Silbermedaillengewinnerin Jennifer Oeser (TSV Bayer Leverkusen) angeführten Rangliste einbrachte. Dem Siebenkampf-Frauenteam des TSV Schwabmünchen gelang es immerhin noch, sich auf dem neunten Platz (12 222) einzunisten.