U 23-DM Kandel 2: Goldener Sonntag für Bayern und die LG Stadtwerke München
Es war ein Wimpernschlag-Finale, bei dem Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München) letztendlich vorn lag. Der 21-Jährige, 2011 Vierter und im Juni bei der DM in Wattenscheid Siebter, knautschte sich auf den letzten Metern an den leicht Führenden vorbei und gewann schließlich in 47,28 Sekunden und einer Hundertstel Vorsprung. „Ich lag nach 300 Metern noch hinten, merkte aber, dass da noch Reserven waren und konnte so förmlich den Turbo zünden“, kommentierte der umjubelte Sieger, dessen Hausrekord seit zwei Jahren bei 46,86 Sekunden steht. „Eigentlich wollte ich jetzt die Saison ausklingen lassen, aber vielleicht denke ich noch einmal darüber nach.“
Doch Jubel gab es auch beim Zweiten, denn der kam ebenfalls aus dem Freistaat: Johannes Tretz (LG Würm Athletik) überraschte als Vize-Meister mit einer Verbesserung auf 47,29 Sekunden. Titelverteidiger Marco Kaiser (LG Nike Berlin) kam zeitgleich auf den Bronzerang.
Totes Rennen
Das Zielfoto brachte keine Aufklärung, so eng war es im Frauenfinale über 200 Meter. Eva Baur (VfL Sindelfingen) und Martina Riedl (LG Stadtwerke München) teilten sich am Ende mit jeweils 23,84 Sekunden den ersten Platz. Für die 20-jährige Eva Baur, die in diesem Sommer immer mehr auf Touren kam und die schon in Wattenscheid als DM-Sechste gut auftrat, verhinderte nur der irrguläre Rückenwind (+2,4 m/sec) eine neue persönliche Bestleistung. Martina Riedl war im Vorlauf als einzige unter 24 Sekunden geblieben (23,95 Sekunden). Einen recht undankbaren vierten Platz belegte im Schatten der beiden Triumphatoren Riedls Vereinskameradin Lisa Schollbach (LG Stadtwerke München), die sich auf 24,49 Sekunden steigern konnte.
Eine Entschädigung gab es für sie freilich in der 4 x 100-Meter-Staffel mit der LG Stadtrwerke München, wo Martina Riedl am "goldenen Sonntag" in Kandel sogar noch einen zweiten Meistertitel holte. Lisa Schollbach, Martina Riedl, Julia Riedl und Christina Muckenthaler sicherten den Münchnern souverän den Titel. Prima abgestimmt passten die Wechsel. Mit 46,02 Sekunden betrug der Vorsprung am Ende deutliche 28 Hundertstel.
Manuel Ziegler schließt Saison siegreich ab
Seinen großen Auftritt hatte Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) in diesem Jahr schon: Mit 16,26 Metern holte der Regensburger die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften. Jetzt, bei der Junioren-DM, folgte die Zugabe: An seine 15,87 Meter kam keiner seiner Konkurrenten heran. „Ich bin hier als Favorit reingegangen und wollte einen guten Abschluss der Saison“, berichtete Manuel Ziegler. Für einen weiteren 16-Meter-Satz „hat die Spannung gefehlt“. Was aber nichts an seiner hervorragenden Saison ändert, die er endlich einmal verletzungsfrei bestreiten konnte. „Das war in den letzten beiden Jahren anders“, erklärte der Oberpfälzer.
Spannend war der Kampf um die weiteren Medaillen, und er wurde erst im letzten Durchgang entschieden: Youngster Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth) schob sich mit einer neuen Bestleistung von 15,31 Metern an Björn Schildhauer (ABC Ludwigshafen) und Patrick Rädler (TSV Freudenstadt) vorbei. Während Björn Schildhauers Antwort im sechsten Versuch mit 15,27 Metern vier Zentimeter zu kurz ausfiel, konterte Patrick Rädler punktgenau mit 15,34 Metern und sicherte sich Silber vor Ivane Antonov.
Jannika John souverän zum Sieg
Vom Start weg legte Jannika John (LAC Quelle Fürth), im Vorjahr Elfte der U 20-EM und im Dezember Mitglied der DLV-Crossmannschaft, die in Velenje (Slowenien) in der U 20 Bronze holte, über 3000 Meter Hindernis ein zügiges Tempo vor. Am Ende wurde sie nicht nur mit dem Sieg, sondern auch mit der persönlichen Bestzeit von 10:20,15 Minuten belohnt. „Leider haben mir 15 Hundertstel an der DLV-B-Kadernorm gefehlt, aber mit meinem ersten deutschen Meistertitel kann ich sehr gut leben“, sagte die 20-Jährige, die sich auch über die Silbermedaille ihrer heftig spurtenden Vereinskameradin Lea Süß (10:41,36 Minuten) freute. „Als ich ihr vorher prophezeit habe, hat Lea mir den Vogel gezeigt“, meinte Jannika John lachend.
Ebenfalls nach Bayern ging über die gleiche Strecke die Silbermedaille, und zwar an den vorjährigen U 20-Meister Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch). Er spurtete nach 8:47,43 Minuten als Zweiter hinter dem Meister Benedikt Karus (LG Badenova Nordschwazwald; 8:46,66 Minuten) ins Ziel. Hinter den Medaillenrängen entwickelte sich fast so etwas wie eine inoffizielle Bayerische Meisterschaft. Konstantin Wedel (TSV Höchstadt/Aisch) wurde Vierter mit 9:10,69 Minuten, vor dem Fünften Valentin Unterholzner (LG Region Landshut; 9:17,23 Minuten) und dem Sechsten Dominik Karl (TV Ochsenfurt; 9:20,94 Minuten).
Eine Überraschung war es durchaus, dass Christina Muckenthaler (LG Stadtwerke München) hinter der haushoch überlegendenen Meisterin Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) mit 14,00 Sekunden den zweithöchsten Podestplatz erklomm. Allerdings findet die Zeit wegen zu starken Rückenwindes (+2,9 sec) keinen Niederschlag in den Bestenlisten, was allerdings Muckenthalers Leistung in keiner Weise schmälert.
Tobias Giehl muss sich Varg Königsmark geschlagen geben
Wohl kaum ein Wettbewerb war so hochkarätig besetzt wie die 400 Meter Hürden der Männer. Und kaum eine Entscheidung dieser Meisterschaften war derart mit Spannung erwartet worden wie der Zweikampf zwischen dem DM-Vierten Varg Königsmark (LG Nike Berlin) und dem DM-Zweiten Tobias Giehl (LG Würm Athletik). Doch Varg Königsmark wollte sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen, lief scharf an und rettete sich schließlich in 50,37 Sekunden und mit minimalem Vorsprung ins Ziel. Der zum Schluss stark aufkommende Vize-Meister Tobias Giehl lag mit 50,39 Sekunden nur winzige zwei Hundertstel Sekunden zurück.
Zweieinhalb Sekunden fehlten Christina Hering (LG Stadtwerke München) zu Bronze über 800 Meter. Mit 2:09,26 Minuten belegte die lang aufgeschossene Münchnerin im Finale den vierten Rang, dicht gefolgt von Stefanie Müller (TSV Bobingen), die in 2:10,03 Minuten Sechste wurde. Auf den Plätzen fünf und sieben landeten bei den Männern über die zwei Stadionrunden Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth; 1:53,81 Minuten) und Gabriel Genck (LG Donau-Ries; 1:54,39 Minuten). Ebenfalls Fünfte, allerdings mit einem neuen Hausrekord, wurde Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg) im Kugelstoßen. Ihre 14,32 Meter schaffte sie bereits im ersten Versuch.
Zu gerne wäre auch Maximilian Bayer (LG Stadtwerke München) im Endlauf über 110 Meter Hürden um die Medaillen mitgelaufen, die im Bereich seiner persönlichen Bestzeit vergeben wurden. Letztlich langte es für ihn aber nur zu Platz sechs in 14,51 Sekunden. Als Fünfte kam schließlich noch die 3 x 1000-Meter-Staffel des TSV Höchstadt/Aisch (Martin und Bastian Grau, Marco Kürzdörfer) ins Ziel (7:28,26 Minuten).