Katrin Fehm und Martin Grau: Die ersten Bayern haken auf der Bahn ihre EM-Normen ab
Sichtlich nervös wirkte Martin Grau vor seinem ersten Saisonrennen. Die vergangenen Trainingsmonate waren fast perfekt verlaufen, die Ausdauerwerte so gut wie nie gewesen. Aber Hindernisrennen haben eigene Gesetze, und auch Martin Grau braucht meist zwei bis drei Wettkämpfe, um den richtigen Rhythmus zu finden. Das Feld beim Internationalen Pfingstsportmeeting in Rehlingen war perfekt aufgestellt, hauptsächlich afrikanische Läufer sollten für eine Siegeszeit von rund 8:26 Minuten sorgen.
Graus Aufgabe bestand darin, dem Feld so lange wie möglich zu folgen. Auf dem ersten Kilometer lag er im Soll, die Überquerung der Hindernisse gelang technisch jedoch nicht ganz sauber. Oft musste er nach jedem Balken wieder ans Feld heranlaufen. Kilometer zwei wurde in rund 2:52 Minuten absolviert, so dass der Höchstadter die letzten 1000 Meter noch zwei Sekunden schneller absolvieren musste, um die EM-Norm nicht zu gefährden.
Bis zum letzten Wassergraben sammelte Grau schwächere Läufer ein, doch auf der Zielgeraden verrannen die Sekunden. Mit vorgebeugtem Oberkörper warf sich Grau durch die Lichtschranke, dann begannen fünf Minuten bangen Wartens. Dann wurde die offizielle Zeit vorgelegt. Grau hatte die geforderte Norm um zwölf Hundertstelsekunden unterboten (8:33,88) - sein Jubelschrei war im ganzen Stadion zu hören.
"Genauso wollte ich rennen, etwa 2:50 Minuten für den ersten Kilometer. Hinten raus war es aber schon hart", verriet der 26-Jährige, der vor seiner EM-Teilnahme noch deutscher Meister werden will. In Vorbereitung darauf wird er auch in Dessau starten. "Dort werden wir dann mit allen anderen Deutschen probieren, noch etwas schneller zu sein."
Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) fehlten als Drittem und bestem Deutschen über die 400 Meter nach seinen 46,78 Sekunden noch 78 Hundertstel zur EM-Norm. Mit 2,21 Meter und Platz drei meldete auch Hochspringer Tobias Potye (LG Stadtwerke München) Ansprüche auf ein Ricket nach Berlin an.
Katrin Fehm meldet Ansprüche auf EM-Start an
Sie ist U 20-Europameisterin und Weltrekordlerin über 4 x 100 Meter sowie Bronzemedaillengewinnerin bei der U 20-EM im Vorjahr über 200 Meter. Aber eine derartige Leistungssteigerung hätten Katrin Fehm selbst Optimisten im ersten 200er der Saison nicht zugetraut. Im Sog der überragenden Tatjana Pinto (LC Paderborn; 22,84 Sekunden) schaffte die 20-jährige Oberpfälzerin auf die Hundertstelsekunde genau die Norm für Berlin. Mit Nadine Gonska (MTG Mannheim) war allerdings noch eine andere deutsche Sprinterin einen Tick schneller (23,14 Sekunden). Angesichts der noch ausstehenden 200-Meter-Rennen von Gina Lückenkemper, Lisa Mayer und Rebekka Haase bleiben die Aussichten auf einen Berlin-Start von Fehm allerdings eher auf ein Minimun beschränkt. Über 100 Meter lieferte die Ambergerin im Vorlauf ebenfalls mit 11,45 Sekunden einen Beweis ihrer derzeit exzellenten Form ab und bewies, dass sie in absehbarer Zeit durchaus in die Phalanx der starken DLV-Sprinterinnen vorstoßen kann.
Als Gesamtsiebte verbesserte sich Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) auf 23,60 Sekunden und unterbot damit erneut die U 20-WM-Norm auf dieser Strecke. Ebenfalls noch Hoffnung auf einen EM-Start macht sich der Deutschen Hallenvizemeister im Hürdensprint, Maximilian Bayer (MTV 1881 Ingolstadt). In Weinheim stieg er mit 13,82 Sekunden in die Saison ein. Im Endlauf reichte es in 13,92 Sekunden zu Rang vier. Der Deutsche Weitsprung-Vizemeister Maximilian Entholzner (1. FC Passau) wurde in einer bärenstarken Konkurrenz, bei der drei DLV-Springer über acht Meter kamen, mit 7,82 Meter gerade einmal Siebter.