Alex Straub fordert Malte Mohr in Ingolstadt zum Duell
Das Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien hat am Samstag ab 16 Uhr alles in Griff. Auch die Leichtathleten müssen dem zwangsläufig Tribut zollen, um den Konkurrenzkampf gegen Public Viewing sowie Poldi, Müller, Lahm und Co. nicht auf der ganzen Strecke zu verlieren. In Ingolstadt zum Beispiel entschieden sich die Veranstalter des MTV, deshalb den Männer-Stabhochsprung als eigentliche Attraktion auf 13 Uhr vorzuverlegen. Nach der fußballerischen Kunstpause folgt dann ab 18 Uhr der zweite Teil des Programms, das in diesem Jahr aus Anlass des 90-jährigen Jubiläums der Leichtathletikabteilung des MTV 1881 Ingolstadt über die Bühne geht. Dabei werden unter anderem die Bayerischen Meister der Jugend über 2000 beziehungsweise 1500 Meter Hindernis gesucht.
Doch zuvor kommt es im Stadion an der Friedhofstraße zum vielleicht besten Stabhochsprungwettbewerb dieses Jahres und einem Duell der besonderen Art. Nachdem Ingolstadt in den vergangenen Jahren regelmäßig Schauplatz für spektakuläre Höhenflüge war, bei denen sich das Who’s Who der deutschen Stabartisten ein Stelldichein gab, stehen 2010 mit Mohr und Straub eindeutig zwei Springer der jüngeren Generation im Fokus. Malte Mohr will seiner Leaderposition in Deutschland bei diesem hochkarätig besetzten Wettbewerb ausbauen, muss sich jedoch dem nach einer Achillessehnenverletzung wieder erstarkten Alexander Straub erwehren. Bei seinem ersten ernsthaften Freiluftwettkampf am vergangenen Wochenende in Wattenscheid zeigte der Filstaler mit 5,60 Meter hinter Weltmeister Steve Hooker (5,80 Meter) und Malte Mohr (5,70 Meter) eine steil ansteigende Formkurve. Für einen weiteren Youngster, den Leverkusener Tobias Scherbath, der schon mehrmals beim MTV-Meet-IN zu Gast war, ist die Saison dagegen leider schon zu Ende. Der mit 5,71 Meter aktuell Führende der DLV-Bestenliste knickte bei der DLV-Gala in Wattenscheid beim Absprung um und brach sich den Fuß.
Somit ist momentan nur Mohr für Barcelona ein heißer Kandidat, während Straub, der an der Donau bis dato zwei Mal gewann (2008 und 2009 mit jeweils 5,70 Meter), auf den „Ingolstadt-Effekt“ hofft und dort einen Teil des Tickets in die katalanische Hauptstadt lösen will. Gleiches hat Mohrs Vereinskamerad Fabian Schulze (LG Stadtwerke München) im Sinn, der in Ingolstadt 2006 seine persönliche Bestleistung erzielte. Altmeister Richard Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) sprang bislang in seiner Abschiedssaison ebenfalls schon 5,70 Meter, während Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der 2009 einen Teil seines WM-Tickets für Berlin in Ingolstadt löste (Zweiter mit 5,70 Meter) noch seine Form sucht. Weiter am Start sind Hendrick Gruber und Lars Börgeling (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie die beiden Münchner Stadtwerke-Springer Thorsten Müller und der Amerikaner Jeff Ryan. Vielleicht schafft es auch noch Publikumsliebling Tim Lobinger zum Meet-IN. Der deutsche Rekordhalter hat bis dato einen privaten Termin, will aber nach Möglichkeit springen. Welchen Stellenwert das MTV Meet-IN inzwischen besitzt, zeigt auch, dass sich als Betreuer nicht nur Bundestrainer Jörn Elberding angesagt hat. Mit dem Leverkusener Coach Leszek Klima wird ein ganz Großer der Trainerzunft in Ingolstadt wertvolle Tipps an seine Athleten Richard Spiegelburg, Björn Otto, Hendrik Gruber und Lars Börgeling geben.
Obwohl die Männerkonkurrenz einmal mehr alle Anforderungen erfüllt, gibt es bei den Frauen enorme Probleme. Wie in Hof, als sich kaum namhafte Springerinnen verpflichten ließen, steht der Frauenwettbewerb in Ingolstadt vor dem Aus. Zwar gibt es bislang eine Zusage der in diesem Jahr enorm starken Carolin Hingst (USC Mainz; 4,61 Meter). Doch nach der verletzungsbedingten Absage der Schweizer Meisterin Nicole Büchler und dem Rückzieher von Vorjahressiegerin Kristina Gadschiew (sie springt nun doch bei der DLV-Junioren-Gala in Mannheim) erwägen die Verantwortlichen, den Frauen-Stabhochsprung ganz aus dem Meet-IN-Programm zu streichen. „Parallel zu Mannheim und den anderen Meetings in Europa ist es mit unserem schmalen Etat grundsätzlich problematisch, große Namen zu verpflichten. Kommt dann noch Verletzungspech hinzu, dann wird es fast unmöglich, kurzfristig noch ein ansprechendes Starterfeld auf die Beine zu stellen“, bedauerte Meeting-Chef Karl Eberle vom MTV 1881 Ingolstadt. Bei den Männern, so Eberle, sei das wesentlich einfacher. Da gehöre es einfach dazu, in Ingolstadt an den Start zu gehen. Die Anlage und die tolle Atmosphäre hätten sich mittlerweile als extrem leistungsfördernd herumgesprochen.
Selbst die „Zugabe“ nach dem WM-Viertelfinale kann in den Läufen und dem Weitsprung mit internationaler Besetzung aufwarten. Sportler aus Großbritannien, Frankreich und Österreich sowie Starter aus ganz Deutschland fordern die bayerischen Spitzenathleten heraus. Wegen des Argentinien-Matches, aber auch, weil am Samstag Temperaturen von weit über 30 Grad vorhergesagt wurden, traf man am Dienstag in Ingolstadt den Entschluss, die restlichen Wettkämpfe erst ab 18 Uhr beginnen lassen. Für Fußballfans besteht ab 16 Uhr die Möglichkeit, das Deutschland-Spiel in der Vereinsgaststätte zu verfolgen.
Achtung, neuer Zeitplan!