Impressionen von den Bayerischen Crossmeisterschaften in Zenting: Starke Leistungen gab es von derU 16-Klasse bis zu den Senioren // Packende Zweikämpfe: Luk Jäger und Tobias Ulbrich sowie Brian Weisheit und Hiob Gebisso // Frauensiegerin Svenja Ojstersek // Der rote Bamberg-Express mit der späteren Siegerin Emma Lindner // Levin Saveur // Änne Rothe // Klaus Estermaier // Susanne Rossmanith. Fotos: Theo Kiefner, Claus Habermann

13.11.2022 23:33 // Von: Dieter Claus

BM Crosslauf Zenting: Starke Leistungen, tadellose Organisation, aber zu wenig Teilnehmer

Die milde Herbstsonne strahlte über Zenting, als die Läuferinnen und Läufer aus ganz Bayern zu den letzten Bayerischen Meisterschaften des Jahres 2022 eintrafen. Der TV Zenting hatte mit dem ehemaligen Bezirkslaufwart Ludwig Grasmann an der Spitze laut BLV-Teamleiter Jörg Stäcker „eine richtige bayerische Crossstrecke eingerichtet: selektiv und profiliert, aber trotzdem gut zu laufen“. Bei den Männern gewannen Brian Weisheit und Nick Jäger, der Frauentitel ging an Svenja Ojsterek.

„Ja, ich denke, dass ich als Favorit hier bin, aber es geht mir auch darum einen guten Lauf zu haben. Als schärfsten Konkurrenten stufe ich Hiob Gebisso ein“, das war die Einschätzung von Brain Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch) für den Mittelstreckenlauf. Und der 25-jährige Hindernisspezialist sollte sich nicht täuschen. Er rannte Runde für Runde knapp hinter oder knapp vor Hiob Gebisso (LG Stadtwerke München), der vor zwei Jahren in Buttenwiesen den Meistertitel auf der Mittelstrecke gewann. Für die Zuschauer war es äußerst spannend, welcher der beiden in der Finalrunde nach der Außenschleife als führender Läufer erscheinen würde. Genau dort zündete Weisheit seinen bekannten Turbo und spurtete schließlich als bayerischer Meister ins Ziel. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit auf der anspruchsvollen Strecke über 3300 Meter betrug 3:16 Minuten pro Kilometer. Hiob Gebisso bewies mit seinem Rückstand von nur drei Sekunden, dass Weisheit ihn zurecht als schärfsten Konkurrenten eingestuft hatte. Der Höchstädter wird bei der Cross-DM in Löningen auf der Langstrecke an den Start gehen. Der Juniorentitel ging an den Drittplatzierten im Gesamtfeld Tobias Prater (LG Telis Finanz Regensburg).

 

Jäger landet vor Ulbrich

 

Obwohl auch im Langstreckenlauf der Männer viele bayerische Spitzenläufer abwesend waren, gab es wie im Mittelstreckenlauf beachtliche Zeiten. Schnell war klar, dass das Rennen Nick Jäger (TSV Penzing) und der Deutsche Halbmarathonmeister 2021 bei den Junioren, Tobias Ulbrich (LG Region Landshut), untereinander ausmachen würden. Zwei Drittel der 8800 Meter langen Strecke liefen Jäger und Ulbrich zusammen, dann musste der Landshuter abreißen lassen. Nach 29:25 Minuten blieb für Jäger die Uhr dann stehen, Ulbrich erreichte 20 Sekunden später das Ziel. Für den Penzberger bedeutete dieser Sieg die erste bayerische Meisterschaft bei den Erwachsenen. Er wird gut motiviert in Löningen auf der Langstrecke an den Start gehen. Tobias Ulbrich gab sich mit dem zweiten Platz keineswegs enttäuscht. Der Student für das Lehramt an Grundschule wurde vor einigen Wochen durch eine Coronainfektion in seinem Training stark beeinträchtigt.

 

Svenja Ojstereks Start-Ziel-Sieg

 

Auch bei den Frauen und Juniorinnen wurde deutlich, dass mehrere bayerische Spitzenläuferinnen an diesen Bayerischen Crosslaufmeisterschaften kein Interesse hatten. Der Rennverlauf ähnelte wiederum vorangegangenen Läufen der Erwachsenen. Vorne weg lief Svenja Ojsterek (LG Telis Finanz Regensburg), mit Abstand folgte eine Dreiergruppe bestehend aus den Passauer Läuferinnen Eva Schultz und Anna Drechsler sowie Juliane Rößler (TG Viktoria Augsburg). Die Fuggerstädterin musste am Ende abreißen lassen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3:56 Minuten pro Kilometer über 4400 Meter errang die Telis-Läuferin die Meisterschaft mit elf Sekunden Vorsprung vor den Läuferinnen der LG Passau, wobei Anna Drexler die Wertung bei den Juniorinnen gewann. Svenja Ojsterek: „Ja, es war mein Ziel, den Lauf zu gewinnen, und ich freue mich auf jeden Fall. Wenn ich bei den Deutschen Meisterschaften in Löningen starten werde, weiß ich natürlich, dass die Konkurrenz deutlich stärker sein wird.“ Die 28-jährige Athletenmanagerin mit Schwerpunkt USA bewertet ihren Lauf in Zenting als gute DM-Generalprobe.

 

Ein ausgesprochen taktisches Rennen entwickelte sich recht bald in der Klasse U 20/U 18 der Mädchen. Über zwei Runden lang lagen in roten Trikots laufend drei Läuferinnen der LG Bamberg an der Spitze. Die drei Bundeskaderathletinnen Jule Lindner, Emma Lindner und Therese Andersch bestimmten das Tempo und ließen keine Konkurrentin die Spitze übernehmen. Am letztmaligen Anstieg wurde das Bamberger Trio dann gesprengt. Andersch wurde überholt, auf den dritten Platz kämpfte sich Frida Giersdorff (TSV Jahn Freising) vor. Gesamtsiegerin und Bayerische Meisterin in der U 18 wurde schließlich Jule Lindner vor Emma Lindner. Dass der Mannschaftstitel hier mit einer hervorragenden Gesamtpunktzahl von nur neun Punkten an die LG Bamberg ging, war eine Selbstverständlichkeit. Frieda Giersdorff gewann in der Wertung U 20 den Titel.

 

24 Nachwuchsläufer standen bei der männlichen U 20/U 18 an der Startlinie, darunter drei absolute Spitzenläufer. Die Temperaturen waren zwischenzeitlich sehr mild geworden, am Wendepunkt nach der halben Runde gerieten manche Läufer ins Rutschen. Schon nach einer Runde konnte sich David Scheller (LG Main-Spessart) einige Meter absetzen. Offenbar wollte er noch vor dem Anstieg die Entscheidung suchen. Es folgten Elias Kolar (TSG 08 Roth) und Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München). Mit vier Sekunden Vorsprung kam schließlich Scheller vor Kaempf ins Ziel.  Der Viertplatzierte Severin Bächle (TV Traunstein) im Gesamtfeld wurde Meister in der U 20.

 

Zwei Runden beziehungsweise 2200 Meter mussten der Läufernachwuchs U 16 rennen. Der Anstieg am Berg in der ersten Runde brachte auch hier bei den Mädchen die Vorentscheidung. Den Sieg machten Änne Rothe (LAC Passau) und Antonia Kräußlich (TSV Bad Rodach) unter sich aus. Ebenfalls in der Bergpassage konnte sich Änne Rothe leicht absetzen und in der nachfolgenden Schleife ausbauen. Am Ende gewann die Hindernisläuferin mit zehn Sekunden Vorsprung die Meisterschaft. Nach der ersten Runde lag im Wettbewerb der männlichen U 16 Levin Saveur (TV 1858 Kaufbeuren), vor Tim Alt und Paul Rammelt (beide Stadtwerke München). Alt griff entschlossen am Berg an, überholte Saveur und baute einen Vorsprung aus, der ihm am Ende den Titel in der M 14 brachte. Levin Saveur holte sich den Titel in der M 15.

 

Rosmanith dominiert Comebackerin Boldt

 

Die Titelkämpfe in Zenting hatte zuvor mit den Wettbewerben der Seniorinnen und Senioren begonnen. 25 Läuferinnen standen an der Startlinie, als die Klassen W 35 und älter die Meisterinnen in ihren Seniorenklassen ermittelten. Schon nach einer Runde setze sich Susanne Rosmanith (LG Allgäu) mit Abstand an die Spitze, gefolgt von Manuela Glöckner (SC Kemmern), weniger Meter dahinter lief Constanze Boldt (SWC Regensburg). Und die 50-jährige Susanne Rosmanith baute nach und nach ihren Vorsprung aus und überschritt nach fünf Runden die 5500 Meter lange anspruchsvolle Strecke mit einer Zeit von 24:23 Minuten. Constanze Boldt überholte Manuela Glöckner und verwies sie mit acht Sekunden Vorsprung auf den dritten Gesamtplatz. Eher überrascht, aber überglücklich äußerte sich die Siegerin anschließend: „Ich hätte mit einem sechsten oder achten Platz gerechnet, aber dann merkte ich doch bald, dass ich in diesem Rennen gewinnen könnte", meinte die Landschaftsarchitektin, die sich auch als Trainerin in Marktoberdorf um den Leichtathletiknachwuchs kümmert. Zwei Jahre war von Constanze Boldt aufgrund ihrer Abwesenheit in Südamerika nichts zu hören. Mit ihrem zweiten Platz gelang ihr ein ausgezeichnetes Comeback in der Läuferinnenszene in Bayern.

 

Der Wettbewerb M 60 und älter bestätigte in eindrucksvoller Weise die Favoriten des Laufes. Wer außer Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) sollte diesen Lauf derzeit gewinnen können? Der Routinier setze sich sofort an die Spitze, lief die erste Runde in 4:33 Minuten und konnte eher entspannt als Gesamtsieger den Lauf erledigen. „Die Generalprobe für die Deutschen ist mir gelungen, ich konnte locker in gleichmäßigem Tempo das Rennen absolvieren“, so der 60-jährige Rosenheimer, der mit diesem Sieg in Zenting seinen 58. bayerische Titel gewann. In der M 70 siegte wie erwartet Viktor Daudrich (SG Ruhstorf/Rott). Der Zweitplatzierte im Gesamtfeld startet für die LG Allgäu und siegte in der M 65: Wolfgang Leonhard.

 

Klaus Estermaier: Vom Trail zum Cross

 

Der Sieger bei den Männern M 50/M 55 über 6600 Meter kommt vom Trail: Klaus Estermaier (LG Gendorf Wacker Burghausen) empfand die Strecke als spannend, interessant und herausfordernd. „Wenn man den Berg läuft, kann man die Konkurrenz sehen und den Abstand vergrößern. Man kann gut taktisch laufen, das liegt an den Runden. Mein Sieg bedeutet für mich einen schönen Saisonabschluss. Da Zenting etwas abseitig liegt, ist es etwas schade, weil man nicht weiß, ob ein anderer da gewesen wäre“, analysierte der 50-Jährige. Interessant war der Rennverlauf der Verfolgergruppe mit den Läufern Rudolf Salzberger (SWC Regensburg), Andreas Baumann (DJK Fürsteneck) und Christian Scholz (LG Allgäu). Sollte es zu einem interessanten Dreikampf kommen? Als Erster der Gruppe musste allerdings Christian Scholz etwas abreißen lassen, dann fiel Andreas Baumann zurück, so dass der Routinier Salzberger als Vizemeister der M 50 ins Ziel ging.

 

Mit einer Zeit von 24:40 Minuten kam der Sieger in der Masterklasse M 40 Josef Diensthuber (TSV Reischach) ins Ziel. Wie in den vorangegangenen Läufen handelte es sich hier um einen Start-Ziel-Sieg. Landestrainer Jörg Stäcker begründete diesen Verlauf mit der selektiven Strecke und der Tatsache, dass der extreme Anstieg an der kurzen Bergpassage bereits in der ersten Runde vielen Läufern die Chancen für einen vorderen Platz nimmt. Gewinnerin und Verliererin zugleich – dies musste Edith Grasmann (SVG Ruhstorf/Rott) erleben. Weil sich in der Altersklasse W 70 keine Konkurrentin fand, musste die Medaillenregelung angewendet werden, die dann letztlich nicht die Zuerkennung der Meisterschaft ermöglichte.

 

Hoffnung für März 2023

 

Vizepräsident Willi Wahl repräsentierte mit Laufwart Hans-Peter Schneider vor Ort den Bayerischen Leichtathletikverband (BLV). Wahl bedankte sich für die fehlerfreie Organisation dieser Meisterschaften, bedauerte freilich, dass insgesamt nur 244 Läuferinnen und Läufer teilnahmen. Der BLV-Vizepräsident ist jedoch optimistisch und hofft, dass bei den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften 2023 am 5. März wieder eine größere Teilnehmerzahl zu verzeichnen sein wird.

 

Nachfolgend die weiteren Titelgewinnerinnen und -gewinner in den einzelnen Altersklassen W 35 Elisa Schöne (LG Wolfstein), W 40 Carmen Schlichting-Förtsch (SC Kemmern), W 55 Christine Schrenker-Schöpf (TV 1848 Coburg), W 60 Renate Hoffmann (LVR Geiselhöring), W 65 Christine Sachs (LG Mettenheim), W 75 Sibylle Vogler (SC Kemmern), M 70 Viktor Daudrich, M7 5 Wolfgang Huber (beide SVG Ruhstorf/Rott), M 55 Jean Jacques Faurie (MTV 1881 Ingolstadt), M 35 Axel Dietrich (LG Würm Athletik), M 45 Bernhard Schöberl (SWC Regensburg), W 14 Lena Rosmanith (TSV Marktoberdorf).  

 

Mannschaftssieger: Frauen W 35/W 45 SWC Regensburg, Frauen W 50 und älter SC Kemmern, Männer M 60 und älter WSV Otterskirchen, Männer M 50/M 55 LG Allgäu, Männer M 35/M 45 Skivereinigung Amberg, weibliche Jugend U 16 TSV Bad Rodach, männliche Jugend U 16 LG Telis Finanz Regensburg, Frauen gesamt LG Passau, Männer/Mittelstrecke Skivereinigung Amberg, Männer/Langstrecke LG Passau.