Kein Aprilscherz: Sprintstar Ingrid Meier feiert ihren 70. Geburtstag
1947 wurde Ingrid in Lichtenfels geboren. Sie war die dritte Tochter von Alfred Geier, der sich so gerne einen Sohn gewünscht hatte. Um dem Vater zu entsprechen, entwickelte sich Ingrid sehr sportlich und wurde ein echter Wettkampftyp. Als sie etwa 10 Jahre alt war, zog die Familie nach Sonthofen, weil der Vater eine Anstellung bei der Bundeswehrverwaltung bekam. Ingrid schloss sich den Leichtathleten von Sonthofen an und wurde mit 17 Jahren Zweite bei den Bayerischen Jugendmeisterschaften in Augsburg in 12,5 Sekunden. Der Beginn einer langen und erfolgreichen Leichtathletik-Laufbahn.
Ab 1965 startete Ingrid für den TSV 1860 München und begann in der Sportschule Grünwald eine Fachlehrerausbildung für Sport und Werken. Ihre erste Lehrerstelle bekam sie in Halfing, einem kleinen Ort bei Rosenheim. Die Enttäuschung legte sich bald, nachdem sie von den Kollegen und den Bürgern herzlich aufgenommen wurde. Den geeigneten Verein für ihre Leichtathletik fand sie für einige Jahre in Rosenheim. Neben der Schule und dem Sport kam das Private nicht zu kurz. Im Olympiajahr 1972 heiratete sie den erfolgreichen Nürnberger Boxer Günter Meier. So wurde aus Ingrid Geier die schnelle Ingrid Meier.
Diese familiäre Verbindung brachte auch eine örtliche Veränderung nach Nürnberg. Neben der Schule wurde Ingrid auch für den Sport bald fündig beim aufstrebenden Verein LAC Quelle Fürth. Inzwischen tummelten sich dort die bekannten Sprinterinnen Petra Sharp, Edith Nöding und Brigitte Rubner und wurden ihre Teamkameradinnen, mit denen sie sich 1974 den bayerischen Rekord über 4x100 Meter in 45,6 Sekunden holte. Ihre Bestzeit über 100 Meter lief sie im gleichen Jahr mit 11,9 Sekunden.
Die Jahre danach widmete sie sich ihrem Beruf und mit 32 Jahren gebar sie ihren Sohn Florian, der ihr Leben von nun an und bis heute sehr bereicherte. Für den eigenen Sport war erst einmal keine Zeit mehr, aber ihren Florian brachte sie mit sieben Jahren zum Fußball bei der SG Quelle, wo er beim Trainer Wolfgang Schaper in eine gute Schule ging. Ingrid freundete sich inzwischen mit Regina Wagner an, deren Sohn Marco auch Fußball spielte. Während die Söhne trainierten, liefen die Mütter durch den schönen Fürther Stadtwald.
Zu dieser Zeit lernte Ingrid auch die Seniorensportler der LAC Quelle kennen. Sie fühlte sich bald wieder stark für die Leichtathletik, nahm 1990 bei der Bayerischen Seniorenmeisterschaften in Erding teil und gewann auf Anhieb die 100 Meter in 13,31 Sekunden. Dieses Erlebnis motivierte sie so sehr, dass sie bereits ein Jahr später bei der Weltmeisterschaft in Turku (Finnland) teilnahm. Beim 100-Meter-Lauf verpasste sie als Neunte knapp das Finale. Doch das Glück kam bei der 4 x 100-Meter-Staffel. Drei schnelle deutsche Frauen aus dem Endlauf suchten eine Vierte für den Start und dafür war Ingrid wie geschaffen. Das deutsche Quartett gewann die Goldmedaille in der Weltrekordzeit von 49,45 Sekunden.
Dieses fantastische Erlebnis entfachte erneut ihre Leidenschaft fürs Laufen und auch für den Weitsprung und so nahm sie bis heute an unzähligen bayerischen, deutschen, Europa- und Welt-Meisterschaften teil. Bei Deutschen Meisterschaften erzielte sie 57 Medaillen (46 in Gold) und stellte viele deutsche Rekorde auf. Bei internationalen Meisterschaften gewann sie 79 Medaillen (59 in Gold), und eroberte dazu einige Europa- und Weltrekorde.
Sie startete in Mijasaki, Durban, Cesenatico, Gateshead, Jyväskylä, Brisbane, Puerto Rico, Aarhus, San Sebastian, Linz, Riccione, Ljubljana, Gent, Budapest, Izmir, Torun, Lyon und Ancona. Mehrere Medaillen davon holte sie auch im Trikot des Nachbarvereins TSV Zirndorf. Die Ursache des Wechsels war die neue Lehrerstelle in Zirndorf sowie ein schlagkräftiges Frauenteam, das mit Ingrid vier Mal Deutscher DAMM-Meister wurde. Nach Abschied von der Zirndorfer Schule kam die schnelle Rentnerin 2009 wieder zur LAC Quelle Fürth zurück.
Vor ihrem Jubiläumsgeburtstag hat sie im März bei der Deutschen Hallenmeisterschaft wieder zugeschlagen und zwei deutsche Rekorde (W 70) auf den Sprintstrecken über 60 und 200 Meter erzielt. Für dieses Jahr keimt bei ihr der große Wunsch, die Siege und Sprintrekorde über 100 und 200 Meter auch im Freien zu erobern und sich bei der Europameisterschaft in Aarhus wieder mit einigen Medaillen zu schmücken.
Das LAC Quelle Fürth und die gesamte bayerische Leichtathletik gratulieren vom ganzen Herzen und wünschen alles Gute für die kommenden Wettkämpfe und die weiteren Lebensjahre.