Bayerische Mehrkampf-Meisterschaften Garmisch: Die Kurve zeigt steil nach oben
Seit fast einem Jahrzehnt gilt Matula schon als eines der größten Vielseitigkeitstalente in der deutschen Leichtathletik. Allerdings durchlitt der ehemalige Deutsche Jugendmeister im Zehnkampf und EM- sowie WM-Teilnehmer in der zurückliegenden Jahren eine von Verletzungen geprägte Leidenszeit, die nahezu beispiellos ist. Während andere bei einer derart üppigen Krankenakte längst das Handtuch geworden hätten, gab Matula nicht auf. Vom SV Obertraubling zur LG Telis Finanz Regensburg führte ihn sein Weg, dann ging es zum SWC Regensburg und vorübergehend in die Kaderschmiede des deutschen Zehnkampfs nach Ulm, bis er wieder den in die Oberpfalz zum SWC Regensburg zurückkehrte.
Dass der heute 26-Jährige in Garmisch-Partenkirchen nach langer Zeit wieder einen Zehnkampf beendete und auch ein erfreuliches Resultat deutlich über der 7000-Punkte-Marke erreichte, gehört mit zu den besten Nachrichten dieses Wochenendes. Mit 7190 Zählern gewann Matula klar die durchaus gutklassige Männerkonkurrenz, bei der Christoph Lange (TS Herzogenaurach) als Zweiter mit 6997 Punkten nur um Haaresbreite die 7000er-Marke verfehlte und Titelverteidiger Matthias Küsters (SWC Regensburg) mit 6507 Punkten den Bronzerang belegte. Herausragend beim neuen Bayerischen Meister waren seine 100-Meter-Zeit, wo er mit 10,94 als Einziger unter elf Sekunden blieb, der Diskuswurf mit 42,30 Metern sowie die 14,97 Sekunden über 110 Meter Hürden. Lange lieferte vor allem im Hochsprung mit übersprungenen 2,05 Metern ein überragendes Ergebnis, während Küsters mit 4,50 Meter bester Stabhochspringer war.
Bei den U 23-Junioren dominierte Jakob Siebler (LG Stadtwerke München) mit 6532 Punkten klar die Konkurrenz vor Noah Kollhuber (LG Sempt; 6268) und Maximilian Koch (LG Stadtwerke München; 5803). Für Stefan Matula gab es auch noch Mannschaftsgold, das er zusammen mit seinen Teamgefährten Matthias Küsters und Urs Buegger für den SWC Regensburg (19 401) vor der LG Stadtwerke München (18 642) und der TS Herzogenaurach (16 049) holte.
Auch bei den Frauen gab es eine dominierende Figur: Anna-Lena Obermaier (LG Sempt) startete noch in der U 23-Wertung und erzielte hier mit 5224 Punkten klar das beste Ergebnis des Tages. Herausragend waren bei der 20-jährigen Oberbayerin ihre 1,81 Meter im Hochsprung, mit denen sie nun auch unter den Spezialistinnen in der deutschen Spitze zu finden ist. Selbst die beiden Nächstplatzierten wären in der Frauen-Klasse noch zu Meisterehren gekommen. Jana Peter (4615) und Julia Schneider (beide LG Stadtwerke München; 4520) holten Silber und Bronze. Gleichzeitig legten sie damit auch das Fundament für den Mannschaftstitel der Münchnerinnen (13 333), die deutlich vor der LG Sempt (12 263) und der LG Region Landshut (12 260) lagen. Gold bei den Frauen ging an die U 20-Jugendliche Jacqueline Sterk (SWC Regensburg) mit 4477 Zählern vor Marion Freutsmiedl (LG Region Landshut; 4367) und Julia Liedl (SWC Regensburg; 4346).
Starke Meldefelder und sehr gute Leistungen
Nachdem die Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren vor allem im Aktivenbereich deutliche Lücken aufwiesen, zeigte die Kurve in Garmisch-Partenkirchen 2016 deutlich nach oben. Schon traditionell gut bestückt sind die Meldefelder in den Jugendklassen. Selbst eine gut einstündige Regenunterbrechung am ersten Tag trübte die Motivation des bayerischen Mehrkampfnachwuchses nicht. In der männlichen U 20 hieß der Zehnkampfsieger David Kirch (SpVgg Auerbach/Streitheim) mit 6494 Zählern vor Marius Lain (LG Eckental; 6393, darunter ausgezeichnete 14,14 Meter mit der Kugel) sowie Pascal Denninger (TG Kitzingen; 5832). Der Titel im Fünfkampf dieser Altersklasse ging an Felix Wolter (TSV Gräfelfing), der starke 3701 Punkte erreichte (unter anderem 6,86 Meter im Weitsprung und 13,80 Meter mit der Kugel). Im Zehnkampf musste er nach einem "Salto Nullo" im Stabhochsprung am nächsten Tag aufgeben. Silber ging zur Halbzeit an Kirch (3497), während Laib auf dem dritten Platz landete (3397).
Eine ausgemachte Hürden- und Weitsprungspezialistin schnappte sich in der weiblichen U 20 mit Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) gleich zwei bayerische Meisterschaften. Im Siebenkampf kam die 19-jährige Studentin auf 4631 Punkte, im Vierkampf waren es 2905. Dass die Hürdenzeit von 14,38 Sekunden besonders hervorstach, war bei Johanna Windmaier keine große Überraschung. Ihre Vereinskameradin Alisa Böhm kam im Siebenkampf auf den zweiten (4491) und im Vierkampf auf den dritten Rang (2787), was auch den Mannschaftstitel für die Wasserburger Mädchen absicherte (13 266). Veränderungen in der Reihenfolge beziehungsweise der Farbe der Medaillen gab es demzufolge auch für Julia Stuhler (TSV Schwabmünchen). Sie bekam im Vierkampf Silber (2834) und im Siebenkampf Bronze (4452).
Mit dem Vorsatz, einen reinen Fünfkampf zu absolvieren, war Timo Reinhart (TSV Münnerstadt) nach Garmisch-Partenkirchen angereist. Den gewann er dann auch in der männlichen U 18 relativ souverän mit 3070 Zählern vor Nick Samuel Braune (LG Sempt; 2955) und Nicolas-Philippe Vogt (TSV 1862 Erding; 2888). Im Zehnkampf nutzte Braune dann die Gunst der Stunde und wurde Bayerischer Meister mit 5753 Punkten. Auf den weiteren Medaillenrängen landeten Kevin Heller (LG Sempt; 5307) und Jonas Kell (TSV Schwabmünchen; 5272). Mannschaftsgold ging an die LG Sempt (16 201).
Jasmin Maxbauer (LG Eckental) hieß die Doppelsiegerin der weiblichen U 18 im Vier- und Siebenkampf. Beide Titel holte die 17-jährige Mittelfränkin in souveräner Manier. Obwohl eigentlich auf den Hoch- (1,66 Meter) und den Weitsprung (5,22 Meter) spezialisiert, gewann sie den Vierkampf mit 3056 Punkten vor Angela Stockert (SpVgg Auerbach/Streitheim; 2991) und Lena Heindl (LAC Quelle Fürth; 2833), während sie im Siebenkampf auf ein Ergebnis von 4814 kam. Silber ging hier an Sophie Müller (SpVgg Auerbach/Streitheim; 4549), die sich vom vierten Rang am ersten Tag auf den zweiten nach vorne schob. Bronze holte ihre Vereinskameradin Angela Stockert (4543). Mit dem Team der LG Eckental gewann Jasmin Maxbauer auch noch ihr drittes Gold an diesem Wochenende (13 677) vor dem LAC Quelle Fürth (12 905) und der TSG Füssen (10 148).
Heimsieg für Lukas Radis
Allen Grund zum Jubeln hatten die Veranstalter der LAG Garmisch-Partenkirchen, als im Neunkampf der M 15 mit Lukas Radis einer der ihren die Goldmedaille umgehängt bekam. 5315 Zähler standen für den vorjährigen Deutschen Neunkampfmeister der Klasse M 14 zu Buche - eine reife Leistung. Auch Leander Schweitzer (LG Sempt) kam noch deutlich über 5000 Punkte (5199), während der Dritte Giuseppe Di Maggio (TSV Altenberg) 4954 Punkte einsammeln konnte. Bei der M 14-Jugendlichen darf sich Gerog Rauscher (SWC Regensburg) Bayerischer Meister 2016 im Neunkampf nennen. Seine Punktzahl: 4735. Dahinter fanden Tristan Spiegl (TSV Dinkelsbühl; 4529) und Jakob Talarek (LAC Quelle Fürth; 4063) den Weg aufs Podest. Die Mannschaftswertung im Neunkampf der männlichen U 16 holte sich der SWC Regensburg (13 742) vor dem LAC Quelle Fürth (12 942).
Ganz stark: Sage und schreibe 68 Mädchen (32 in der W 15, 35 in der W 14) traten bei den Bayerischen Meisterschaften zum Siebenkampf an, insgesamt gab es die Rekordzahl von 15 (!) Mannschaften, die in die Wertung kamen. In der W 15 wächst mit Denise Jaeschke (LG Stadtwerke München) eine Ausnahmetalent heran, das sowohl im Sprung (5,54 Meter Weit, 1,64 Meter Hoch) wie auch im Kugelstoßen (12,82 Meter) oder im Lauf (2:31,29 Minuten) über besondere Qualitäten verfügt. Doch auch die Zweite Anna Hofmann (TV Bad Kötzting) mit 3738 Punkten und die Dritte Emily Schuster (SpVgg Auerbach/Streitheim; 3612) verdienen Beachtung.
In der W 14 drückte Carolin Hermann (TSV Katzwang 05) dem Siebenkampf von Garmisch mit einem absolut ausgeglichenen Leistungsspektrum ihren Stempel auf. Sie gewann mit 3643 Zählern vor den starken Luisa Fischer (TV Bad Kötzting; 3595) und Amelie Herrmann (TSV Katzwang 05; 3525). Der diesmal besonders wertvolle Teamtitel ging diesmal an den TV Bad Kötzting (10 508), der sich vor dem TSV Katzwang 05 (10 272) und der Spielvereinigung Auerbach/Streitheim (10 181) durchsetzen konnte.