Ludwig-Jall-Sportfest München: Alexandra Burghardt trotzt dem Regen
Nur an einer Tatsache konnten die Veranstalter des PSV München und der LG Stadtwerke München nichts ändern: Pünktlich zum Beginn des Hauptprogramms öffnete Petrus seine Schleusen und die Temperaturen ließen von Beginn an eher an Frühling als an Sommermomente denken.
Einen Ausflug in den Eiskanal inklusive Olympia-Silber hat Alexandra Burghardt hinter sich. Die 28-Jährige hatte im Winter eine sportliche Zwischenstation als Bobanschieberin eingelegt. Am Sonntag beim Ludwig-Jall-Sportfest in München schnürte sie erstmals seitdem wieder ihre Spikes für einen Wettkampf auf der Tartanbahn. Bei kühlem Schauerwetter, das eher irgendwo zwischen Winter und Sommer lag, sprintete die Deutsche Meisterin die 100 Meter in 11,38 Sekunden und wurde dabei nicht von der Konkurrenz gefordert. „Unter den Umständen passt die Zeit“, sagte die Olympia-Halbfinalistin der dpa. „Es war für mich einfach wieder wichtig, einen Leichtathletik-Wettkampf zu bestreiten. Ich hatte keine Hallensaison. Jetzt wissen wir, dass die Richtung stimmt.“ In diesem Sommer war noch keine DLV-Athletin schneller.
In der Fraktion Wurf stach das Kugelstoßen der Männer heraus: Simon Baier (VfL Sindelfingen) stieß die 7,26-Kilogramm-Kugel auf 20,37 Meter heraus, was in dieser Freiluftsaison zuvor kein DLV-Athlet geschafft hatte. Auch der Deutsche Hallenmeister Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) übertraf mit 20,07 Metern die international relevante 20-Meter-Marke. Die Norm für die Heim-EM in München (15. bis 21. August) steht bei 20,85 Metern.
In den Sprungdisziplinen stachen die überfloppten 1,80 Meter der erst 16-jährigen ukrainischen Hochspringerin Maryna Kovtunova hervor, die sich damit für die U v18-Europaschaften qualifizierte. Bei den Männern überquerte Jonas Wagner (Dresdner SC) als Sieger 2,15 Meter. Lokalmatador Tobias Potye (LG Stadtwerke München) beobachtete diesen Wettkampf aufmerksam. Liebend gerne wäre er, zumal er wenige Tage zuvor in Aschheim 2,25 Meter gemeistert hatte, selbst an den Start gegangen. „Doch ich habe leichte Fußbeschwerden und wollte kein Risiko eingehen“, sagte er.
Die LG Stadtwerke München hatte etliche seiner Topasse im Dantestadion gemeldet. Die beiden Olympionikinnen Christina Hering und Katharina Trost – beide Mittelstrecklerinnen – starteten beispielsweise jeweils auf den für sie ungewohnten 400-Meterrn. Hering überzeugte mit der Tagesbestzeit von 53,58 Sekunden. Die 55,70 Sekunden von Trost werden hingegen in keiner Bestenliste auftauchen, da sie den Wettkampf mit einem nicht regelkonformen Hochstart eröffnete.
National hoch einzustufen sind auch die Zeiten der Sprintstaffeln der Männer und Frauen der LG Stadtwerke München, obwohl beide Quartette kurzfristig personelle Veränderungen vornehmen mussten. Bei den Frauen hatte sich Tina Benzinger im Einzelrennen leicht verletzt, für sie musste die gelernte Speerwerferin Sabrina Reusch einspringen. Dennoch gingen für Viola John, Marina Scherzl, Reusch und Schlußläuferin Hannah Fleischmann bärenstarke 46,40 Sekunden in die Wertung ein. Bei den Männern fiel kurzfristig Florian Knerlein aus. Paul Walschburger, Dreispringer und seit vergangenen Winter wie Burghardt für den Anschub eines Bobs verantwortlich, sprang in die Bresche und benötigte als Schlussläufer zusammen mit Samuel Werdecker, Yannick Wolf und Vincente Graiani für die Bahnumrundung gerade mal 41,44 Sekunden.
Werdecker hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen 400-Meterlauf in den Beinen, den er in 47,51 Sekunden und als Gesamtdritter damit so schnell wie seit Jahren nicht mehr absolvierte. Graiani war mit 47,73 Sekunden als Vierter des Gesamtklassements nur unwesentlich langsamer. Die Tagesbestzeit kam vom Ukrainer Danylo Danylenko (46,91 Sekunden).
Nicht untergehen sollen auch die jüngeren Talente. U 18-Hürdensprinter Jakob Blank (LG Bamberg) gewann die 110 Meter Hürden in sehr guten 14,39 Sekunden, während Maria Anzinger (LAC Passau) und Millecent Mensah (LAC Quelle Fürth) über 100 Meter Hürden 14,32 beziehungsweise 14,37 Sekunden brauchten. Über 100 Meter blieb Vincent Just (LAC Passau) als Zweiter mit 10,98 Sekunden zum ersten Mal unter elf Sekunden, während in der Klasse W 14 Emilia Kindermann (TSV Hebertshausen) erneut ihre Bestzeit über 100 Meter nach unten schraubte und jetzt bei 12,59 Sekunden angelangt ist. Über 800 Meter konnte die Deutsche U 20-Hallenmeisterin von 2020, Nele Göhl (LG Eckental), ihren Hausrekord auf 2:08,43 Minuten verbessern. Dominik Idzan (LGStasdtwerkeMünchen) stieß inder U 20 die Sechs-Kilo-Kugel auf 18,16 Meter. Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München) unterbot mit 9:01,09 Minuten die DM-Norm über 3000-Meter.