Süddeutsche Meisterschaften U 23/U 16 Ingolstadt: Rekordbeteiligung und ein deutscher Rekord
Es wuselte zwei Tage lang in der kleinen, aber feinen Bezirkssportanlage Mitte, auf der der MTV 1881 Ingolstadt in diesem Jahr die Süddeutschen Meisterschaften der Altersklasse U 23 und U 16 austrug. Dabei erfuhren sowohl Athleten wie auch Veranstalter schnell, dass es sich dabei keineswegs um Alibi-Titelkämpfe handelte. Noch nie zuvor nämlich war die Resonanz auf ein derartiges Event größer, was sicherlich auch daher kam, dass Ingolstadt genau in der Mitte Bayerns und an der A 9, aber auch der Termin an der Schwelle zu den Sommerferien nahezu perfekt lag. Auch die familiäre Atmosphäre im traditionsreichen Ingolstädter Stadion, das in den 1990er Jahren so manches Weltklassemeeting gesehen hatte, sowie die rührige Organisation taten ihr Übriges. Selbst eine Sturm- und Regen-Unterbrechung am Ende des zweiten Tages brachte niemanden aus der Fassung. "Ingolstadt war klasse!", meinte der Großteil der jungen Sportler nebst Trainern.
Dass aber ausgerechnet ein 15-Jähriger das Highlight der Süddeutschen Meisterschaften 2017 in der Schanz setzen sollte, konnte vorher auch niemand erwarten. Allesandro Rastelli war über 300 Meter fats um eine Sekunde schneller als der bisherige deutsche Rekordhalter Jonas Hanßen.
Eine Steigerung von Bestleistungen und Rekorden um eine satte Sekunde? Das ist wohl eher auf den Mittel- und Langstrecken üblich. Auf den Sprintdistanzen aber zählen derartige Verbesserungen zu den Seltenheiten. Rastelli gelang ein solches Kunststück am Sonntag: Der Oberbayer, der erst seit rund einem Jahr für die Leichtathletik trainiert, rannte die 300 Meter bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ingolstadt in 34,33 Sekunden – neue deutsche M 15-Bestleistung.
Rastelli löste einen Athleten an der Spitze dieser Bestenliste ab, der längst kein Unbekannter mehr ist: Jonas Hanßen (SC Myhl LA) hatte die 300-Meter-Strecke im Jahr 2010 in 35,27 Sekunden absolviert. In der Zwischenzeit ist Hanßen auf der 400 Meter Hürden-Strecke angekommen, wurde hier 2014 Vierter der U20-WM und holte sich 2015 gleich in seinem ersten Männerjahr den deutschen Meistertitel.
Welcher Strecke sich der junge Bayer in Zukunft widmen wird, dürfte noch in den Sternen stehen, auch wenn er im Gespräch mit dem Münchner Merkur schon im April seine Vorliebe für die 200 Meter verkündet hatte. Da war er aber gerade auch bayerischer Schülermeister im Hochsprung und Dritter über 60 Meter geworden und hatte einen neuen bayerischen 100-Meter-Rekord für die U 16 aufgestellt (10,87 Sekunden) aufgestellt. Weiter austesten kann er sich im August bei den Deutschen Meisterschaften der U 16 in Bremen, (12./13. August). Dort wird das ein oder andere Augenpaar mehr seine Leistungen mitverfolgen.
Hinter Alessandro Rastelli empfahlen sich noch zwei weitere Bayern für Bremen: Felix Schmid (TSV 1861 Mainburg) holte Silber in 36,50 Sekunden und machten den weißblauen Doppelspieg perfekt, Daniel Graßl (MTV 1881 Ingolstadt) schrammte als Vierter in 37,11 Sekunden knapp an Edelmetall vorbei.
Auch generell nutzen die Bayern ihre Quasi-Heimvorteil, um bei den Männern und Frauen insgesamt elf Mal Gold, sieben Mal Silber und sechs Mal Bronze einzuheimsen. Die wertvollsten Meisterschafts-Leistungen kamen vom DM-Vierten Michael Adolf (DJK Ingolstadt) über 400 Meter Hürden (51,40 Sekunden; vor André Zahl, TS Herzogenaurach, auf dem dritten Rang; 55,92 Sekunden), Lukas Koller im Diskuswerfen (53,09 Meter), dem nach langer Verletzungspause endlich im Aufwind befindlichen David Faltenbacher im Weitsprung (7,31 Meter) sowie Amelie Döbler im Diskuswerfen (alle LG Stadtwerke München; 47,73 Meter), hauchdünn vor Evi Weber (TSV 1862 Erding; 47,19 Meter). Auch der Frauentitel im Weitsprung blieb im Freistaat: Tina Pröger (TSV Zirndorf) musste schon mit einer neuen Bestleistung (6,13 Meter) aufwarten, um sich ihrer Sache in einem gutklassigen Feld sicher sein zu können. Hinter Pröger zeige auch Jacqueline Sterk (SWC Regensburg) mit risikofreudigen Sprüngen und einem Endresultat von 5,93 Meter, dass sie sich ihrer alten Form wiederannähert.
Für Tina Pröger gab es nach einem spannenden Dreikampf noch Silber im Dreisprung (12,23 Meter), wobei sie sich bis zum letzten Durchgang noch Hoffnungen auf das Double machen durfte. Amelie Döbler wurde im Kugelstoßen ebenfalls Süddeutsche Vizemeisterin mit 15,31 Meter vor Simon Schramm (LG Bamberg; 12,52 Meter) als Vierter. Ebenfalls knapp neben dem Treppchen landete Schramm davor auch im Speerwerfen (42,07 Meter), wo Simon Rewitzer (TB Weiden) überraschend auf Platz zwei mit 45,66 Meter landete.
Zwei Mal Bronze durfte Alan Vizjak (LG Stadtwerke München) mit in die Landeshauptstadt nehmen. Im Diskuswerfen reichten ihm hinter Lukas Koller 45,87 Meter zu Platz drei, im Kugelstoßen wuchtete er das Gerät auf 15,43 Meter. Die selbe Medaillenfarbe bekam auch Rhys Daniel Bishop (LG Ostheim/Rhön) über 800 Meter umgehängt (1:52,38 Minuten). Trotz der drückenden Temperaturen von über 30 Grad gelang Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth) ein runder Lauf über 5000 Meter, der schließlich mit dem Titel belohnt wurde (15:39,41 Minuten).
Gold holten sich überdies Dreispringer Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen; 14,36 Meter), 800-Meter-Läuferin Elisabeth Plötz (TV Bad Kötzting; 2:15,01 Minuten), Hürdensprinter Florian Lickteig (TS Herzogenaurach; 14,74 Sekunden) sowie die 4 x 100-Meter-Staffeln der LG Erlangen bei den Männern (42,31 Sekunden) und der LG Region Landshut bei den Frauen (47,99 Sekunden). Die LG Aichach-Rehling belegte in letzterem Wettbewerb Rang drei (52,45 Sekunden).
Jeweils auf dem Silberrang kamen Naomi Hemmelmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) über 400 Meter (56,62 Sekunden), Florian Richter (TV 1884 Marktheidenfeld) im Hochsprung (1,99 Meter) und Moritz Hecht (LG Forchheim) über 400 Meter (48,83 Sekunden). Das 4 x 400-Meter-Quartett der LG Würm Athletik landete schließlich in 3:25,30 Minuten auf dem dritten Platz.
Cassandra Bailey überragt mit zwei Bestleistungen
Von den jüngeren Startern aus dem Freistaat tat sich vor allem Alexandra Bailey (LG Stadtwerke München) mit zwei neuen persönlichen Bestleistungen hervor, die zum einen ihre Ausnahmetalent herausstellen, ihr aber auch zwei Mal Edelmetall einbrachten. Im Kugelstoßen steigerte sich die 15-Jährige auf 15,16 Meter und gewann damit den Titel, im Diskuswerfen kratzt sie nach ihren 39,27 Meter inzwischen an der 40-Meter-Marke. Dafür gab es Silber.
Zu Gold stürmte Alicia Inhofer (TV Bad Kötzting) bei den W 14ern über 80 Meter in starken 11,52 Sekunden, während sich mit Noami Krebs (TV Bad Kötzting) ein weiteres weißblaues Ausnahmetalent den Titel im Weitsprung der W 14 sicherte, indem sie 5,62 Meter sprang. Ebenfalls Süddeutsche Meisterin darf sich Michelle Konopacki (UAC Kulmbach) nennen. Sie gewann im Hammerwerfen der W 14 mit 40,26 Metern.
Knapp geschlagen geben mussten sich im Speerwerfen der Klasse W 15 Anna Güthlein (LG Bamberg) mit 40,92 Meter, Naomi Krebs im 100-Meter-Finale (W 14) mit 12,38 Sekunden, Lena Zintel (LG Stadtwerke München) im Stabhochsprung (W 14) mit 3,00 Meter, Susanne Göbel (MTV 1881 Ingolstadt) über 800 Meter (W 15) in 2:21,77 Minuten und Karolin Kupsch (LG Landkreis Roth) im Diskuswerfen (W 14) mit 30,12 Metern. Sophie Scharfensteiner (LG Zusam) holte im Hochsprung (W 14) Bronze mit übersprungenen 1,65 Meter, derselben Höhe, mit der Marie Jung (SSV Ulm 1846) Süddeutsche Meisterin wurde.
Alexander Schaller und Dominik Idzan mit Doppelsiegen
Die Dominanz, mit der die Athleten aus dem Wurfteam der LG Stadtwerke München zu Werke gehen, war auch in Ingolstadt beeindruckend und für die Konkurrenz beängstigend. Alexander Schaller (M 15) und Dominik Idzan (M 14), der zuvor den bayerischen Uralt-Rekord im Kugelstoßen geknackt hatten, waren ihren Konkurrenz um Längen voraus. Schaller siegte im Diskuswerfen mit bärenstarken 55,35 Meter und im Kugelstoßen mit 16,52 Meter, Idzan stand ihm mit 48,02 Meter beziehungsweise 17,42 Meter in nichts nach.
Bayerische Triumphe bei den Süddeutschen Meisterschaften gab es obendrein für Quentin Utzmann DJK Weiden) über 800 Meter in der M 15 (2:01,37 Minuten), Luzius Timor (LG Stadtwerke München) im Dreisprung der M 15 (13,02 Meter), dem haushoch überlegenen Merlin Hummel (UAC Kulmbach) im Hammerwerfen der M 15 (69,32 Meter), Sprinter Jan-Niclas Witzke (ETSV 09 Landshut) über 100 Meter in 11,87 Sekunden und Maximilian Tent (Laufclub Tölzer Land) über 3000 Meter (M 14) in 9:58,14 Minuten. Hinter Tent stieg auch noch Lukas Bilato (TSV Ismaning) als Dritter auf das Siegerpodest (10:01,74 Minuten).
Knapp Gold verpassten überdies als Zweite Felix Schmid (TSV 1861 Mainburg) über 300 Meter Hürden (M 15) in 40,25 Sekunden, Florian Roth (TSV Vaterstetten) im Hochsprung (M 15) mit 1,81 Meter, Florian Unold (LG Stadtwerke München) im Speerwerfen (M 15) mit 52,39 Meter, Nils Rößler (SWC Regensburg), der sich hinter Dominik Idzan im Kugelstoßen (M 14) den zweiten Platz mit 14,29 Meter sicherte, und Vincent Schäfer (LG Stadtwerke München) im Speerwerfen (M 14) mit 44,12 Meter.
Bronze ergattern schießlich Fyda Kacper (TSV Gräfelfing) im Stabhpchsprung (M 15) mit 3,70 Meter, Timo Franz (TuS Alztal Garching) im Hammerwerfen (M 15) mit 50,34 Meter, Maximilian Riedl (TSV 1862 Erding) im Stabhochsprung (M 14) mit 3,20 Meter und Florian Ertl (Kirchheimer SC) im Diskuswerfen (M 14) mit 44,41 Meter.