Münchner Pfingstmeeting bringt Spitzenleistungen und eine bayerische WM-Norm
Besonders stark war in diesem Jahr die deutsche 400-Meter-Elite der Männer mit Thomas Schneider (SC Potsdam) an der Spitze in München vertreten. Von den Top Ten der DLV-Bestenliste waren sieben Läufer am Start, allerdings zum Teil auf kürzeren Distanzen. Schneider, in diesem Jahr Vize-Europameister in der Halle, war zwar für die 400 Meter gemeldet, zeigte sich jedoch über diese Strecke dem Publikum nur in einem Trainingslauf. Im Hinblick auf die Team-EM am kommenden Wochenende in Stockholm startete er in Absprache mit DLV-Disziplintrainer Stefan Poser über 200 Meter, „um meine Schnelligkeit zu testen“. Mit dem Ergebnis des Tests war er trotz Rang sechs zufrieden, hatte er doch mit 21,54 Sekunden eine persönliche Bestzeit aufgestellt.
Zum Aufgebot für die deutsche 4 x 400-Meter-Staffel in Stockholm gehören auch die beiden derzeit besten bayerischen Viertelmeiler David Gollnow (TSV 1862 Erding) und Jonas Plass (asics-Team Wendelstein), die ebenfalls am 200-Meter-Lauf teilnahmen und dabei überzeugten. Hinter dem in guten 21,05 Sekunden siegreichen Tschechen Jiri Vojtik wurde Gollnow in 21,17 Sekunden Zweiter und Plass in 21,21 Sekunden Vierter. Den Qualifikations-Wettkampf über 400 Meter für die U 23-EM gewann Benjamin Jonas (LG Eintracht Frankfurt), der Dritte der DLV-Bestenliste, in 47,17 Sekunden. Stefan Gorol (DJK Friedberg) belegte hier in 48,00 Sekunden den vierten Platz.
Christian Blum, der Münchner Sprinter im Trikot des TV Wattenscheid, hat seine Rückenprobleme, die nach der Hallensaison wieder einmal auftraten, überwunden. Nach einem mehr als Test zu bezeichnenden Start in Rom (10,60 Sekunden) absolvierte er nun im Dantestadion den ersten ernsthaften Saisoneinstieg. Gleich im Vorlauf verbesserte der deutsche 60-Meter-Hallenmeister den bisher auch schon von ihm selbst gehalten Meeting-Rekord auf 10,44 Sekunden. Das A-Finale gewann er in 10,49 Sekunden vor Hafiz Ibrahim Mohamoud (Saudi-Arabien/10,60 Sekunden) und dem Österreicher Benjamin Grill (10,69 Sekunden). Blum fühlt sich fit, die beiden Läufe stimmten ihn zuversichtlich - „auch wenn ich im Endlauf eigentlich schneller sein wollte. Aber da habe ich den Start verpatzt, und das kann zum Saisonbeginn schon einmal passieren“. Der 24-Jährige hofft, in den nächsten Wochen wieder in Bereiche um 10,20 Sekunden vorstoßen zu können.
Sehen lassen konnten sich die Siegerzeiten in beiden Hürdenkonkurrenzen der Männer. Den Sprint über 110 Meter entschied ein Gast aus Sausi-Arabien, Ahmed Al-Moualed, in 13,76 Sekunden für sich. Bedauert wurde freilich, dass Alexander John (LAZ Leipzig ), der schnellste deutsche Hürdensprinter der beiden vergangenen Jahre, sein für München geplantes Comeback nach längerer Verletzungspause wegen erneut aufgetretener Beschwerden absagen musste. Tobias Giehl (LG Würm Athletik), 2009 U 20-Junioren-Europameister über 400 Meter Hürden und 2010 fast während der gesamten Saison verletzungsbedingt ausgefallen, ist in seinem ersten Jahr bei den Männern auf dem Weg zu alter Stärke. Er gewann die 400 Meter Hürden souverän in Saisonbestzeit von 51,10 Sekunden, doch sein Ziel, die Norm für die U 23-Europameisterschaften, verfehlte er um eine Zehntelsekunde.
Ob 800-Meter-Läufer René Bauschinger (LAC Quelle Fürth) nach seiner schweren Lungenoperation im Vorjahr noch einmal an frühere Leistungen anknüpfen kann? Der jahrelang mit vielen Erfolgen zur deutschen Spitzenklasse zählende Mittelstreckler belegte im Dantestadion über 800 Meter (Sieger der Tscheche Jan Kubista/1:50.05 Minuten) in 1:51,90 Minuten den dritten Platz. Der junge Franzose David Vuste hatte seinen Start in München über 1500 Meter wohl doch etwas zu vollmundig angekündigt. Er wolle seine Bestzeit auf deutlich unter 3:40 Minuten verbessern, hatte er mitgeteilt. Doch dann musste er sich mit 3:43,52 Minuten begnügen, was freilich immer noch zu einem überlegenen Sieg reichte. Bester bayerischer Teilnehmer war in diesem Lauf Tobias Gröbl (LG Zusam) als Vierter in 3:51,24 Minuten.
Bei den Frauen feierte Sprinterin Maren Schulze (LG Nike Berlin) einen Doppelsieg: Über 100 Meter gewann sie in 11,90 Sekunden, eine höher einzustufende Leistung bot sie über 200 Meter, als sie ihren eigenen, im Vorjahr aufgestellten Meeting-Rekord auf 23,88 Sekunden verbesserte. Überlegen lief Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) über 400 Meter in 55,53 Sekunden zum Erfolg, über 100 Meter Hürden war Jennifer Reinelt (1. FC Passau) in 13,80 Sekunden die Schnellste. Und über 400 Meter Hürden gab die 37-jährige Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt) in 60,67 Sekunden der jüngeren Konkurrenz das Nachsehen.
U 18-WM-Norm für Alexandra Burghardt
Zu den herausragenden Leistungen des Meetings zählten die Zeiten der beiden besten Hürdensprinterinnen der Weiblichen Jugend B. Alexandra Burghardt (LAZ Inn) als Siegerin in 13,64 Sekunden und Sandra Gottschalk (TuS Jena) als Zweite in 13,66 Sekunden erfüllten die Norm für die U 18-Weltmeisterschaften. Sebastian Barth (LG Würm Athletik) verpasste die U 20-EM-Norm über 110 Meter Hürden trotz glänzender 13,87 Sekunden nur hauchdünn.
Andreas Knauer, Leitender Landestrainer des BLV, zeigte sich insgesamt angetan von der Organisation und den Leistungen im Dantestadion: „Ein gutes Meeting“, sagte er. „Hervorzuheben sind besonders die Zeiten in den Sprints und in den Hürdenwettbewerben.“