BM Männer/Frauen Erding: Schlechtes Wetter, gute Leistungen und eine Reihe von Doppelmeistern
MÄNNER
Sprint
Erstaunlich: Trotz der denkbar schlechtesten Bedingungen, die sich ein Sprinter nur vorstellen kann, gelang es Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth), im 100-Meter-Finale am Samstag, eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen. Regen, Temperaturen von sechs Grad und sogar minimaler Gegenwind konnten den 26-Jährigen nicht aufhalten. In 10,72 Sekunden deklassierte er die Konkurrenz um den Zweitplatzierten Marcus Grun (TSV Zirndorf; 11,04 Sekunden) und Moritz Hecht (LG Forchheim; 11,11 Sekunden) deutlich. Tags darauf sicherte sich Hügen bei wesentlich besseren Bedingungen auch noch den 200-Meter-Titel in 21,38 Sekunden vor Raffieu Deen Johnson (TSV Penzberg), der nach seinem Fehlstart im Vorlauf am Samstag mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch angetreten war und Zweiter in 21,88 Sekunden wurde, sowie Hendrik Gühlen (LG Erlangen; 22,18 Sekunden).
Über 400 Meter kämpfte Creve Armando Machava (TS Herzogenaurach) am herbstlich-winterlichen Samstag ein einsames Rennen gegen die Naturgewalten. In 48,39 Sekunden holte er nach seinem Hallentitel auch Freiluft-Gold vor Leo Schramm (LG Bamberg; 49,82 Sekunden) und Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau; 50,24 Sekunden). Über 110 Meter Hürden gelang Florian Lickteig (TS Herzogenaurach mit 14,97 Sekunden eine Zeit unter 15 Sekunden. Sie brachte ihm den Titel vor seinem Mannschaftskameraden André Zahl (15,31 Sekunden) und Andreas Kölbl (TSV Penzberg; 15,33 Sekunden). Kölbls Hunger auf Medaillen war an diesem Wochenende damit freilich noch längst nicht gestillt. Über 400 Meter Hürden hatte er zuvor in 53,16 Sekunden Michael Adolf (TSV Gräfelfing; 56,38 Sekunden) und Dario Tippmann (TS Herzogenaurach; 57,13 Sekunden) in die Schranken gewiesen. Über 800 Meter gewann der "Alles-Läufer", der zwei Wochen zuvor in Ingolstadt auch schon Bayern-Meister über 3000 Meter Hindernis geworden war, ebenfalls noch Gold in 1:56,37 Minuten.
Bei den 4 x 100-Meter-Staffel gab es ein rein fränkisches Podest mit der LG Forchheim, die in 42,62 Sekunden knapp vor der TS Herzogenaurach (42,71 Sekunden) und der LG Erlangen (43,08 Sekunden) ins Ziel kam.
Lauf
Hinter 800-Meter-Sieger Andreas Kölbl verteilten sich die weiteren Medaillen auf Maximilian Feuerer (LAC Passau; 1:57,64 Minuten; Silber) und Hiob Gebisso (TG Viktoria Augsburg; 1:57,70 Minuten; Bronze). Über 5000 Meter hieß der Bayerische Meister Daniel Rosenberg (LG Hof). Er dominierte das Rennen souverän in 15:08,86 Minuten vor Altmeister Johannes Hillebrandt (LG Stadtwerke München; 15:28,28 Minuten) und Felix Luckner (LG Reischenau-Zusamtal; 15:55,27 Minuten).
Bei jedem Wettkampf ein Klasse für sich ist Geher Andreas Janker (LG Röthenbach an der Pegnitz). Auch in Erding brachte er über 5000 Meter über vier Minuten (!) Abstand zwischen sich (21:47,47 Minuten) und dem Zweiten Steffen Meyer (SV Breitenbrunn; 25:55,67 Minuten). Fünf Minuten später ging der Dritte Wolfgang Scholz (SWC Regensburg; 26:47,95 Minuten) durchs Ziel.
SPRUNG
Mit zwei Mal Gold um den Hals konnte Sebastian Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg) die Heimreise in Bayerns Norden antreten. Im Weitsprung hatte er es mit einem der schnellsten Sprinter der Republik zu tun. Aleksandar Askovic (LG Augsburg) begab sich am Saisonende auf Abwege und erwies sich veritabler Weitspringer. Seine 7,24 Meter reichten jedoch nur zu Silber. Spinnler sprang mit 7,29 Meter fünf Zentimeter weiter. Matthias Eisenbarth (TSV Schwabmünchen) schaffte als Dritter genau 7,00 Meter. Den zweiten Titel holte sich Sebastian Spinnler im Dreisprung. 14,16 Meter standen bei heftigem Gegenwind und Regen am Ende in der Ergebnisliste. Zweiter wurde Florian Süll (TG Kitzingen; 12,96 Meter) und Dritter Dominik Hager (TuS Geretsried; 12,62 Meter).
Im Stabhochsprung gelangen Zehnkämpfer Christoph Lange (TS Herzogenaurach) am Saisonende noch einmal ansprechende 4,70 Meter. Mit 4,60 Meter landete Keno Harms (LAC Quelle Fürth) auf Rang zwei, während Manuel Riemer (TSV 1880Wasserburg) mit übersprungenen 4,50 Meter Dritter wurde. Dass der Titel im Hochsprung unter zwei Meter wegging, war angesichts der katastrophalen Verhältnisse am ersten Tag nur allzu verständlich. Sven Glück (LG Telis Finanz Regensburg) und Christoph Lange überquerten beide 1,96 Meter, der Regensburger gewann und der Herzogenauracher wurde Zweiter. Manuel Marko (MTV 1881 Ingolstadt) belegte mit 1,93 Meter Rang drei.
WURF
Die beste Aktiven-Leistung der Bayerischen Meisterschaften 2020 in Erding ging auf das Konto des Deutschen Hammerwurfmeisters Tristan Schwandke (TV Hindelang). Die 68,07 Meter aus dem ersten Durchgang waren jedoch sein einziger Arbeitsnachweis. Wegen Rückenschmerzen verzichtete Schwandke auf weitere Versuche. Zweiter wurde Alexander Attila Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg; 45,68 Meter). Einen starken und in der Spitze durchaus ausgeglichenen Wettbewerb erlebten die wenigen Betreuer beim Diskuswerfen. Hier holte sich zwar der Favorit Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) den Titel. Mit seiner Siegesweite von 53,52 Meter lag er jedoch nur um 27 Zentimeter vor Markus Schwertfeger (LG Augsburg), der ihm mit 53,25 Meter arg auf die Pelle rückte. Lukas Koller (LG Stadtwerke München) wurde Dritter mit ebenfalls noch sehr guten 51,80 Meter.
Im Kugelstoßen überließ Zimmermann dann Martin Knauer (LG Stadtwerke München), der bereits den Titel in der U 23 holen konnte, das Feld. Knauer schnappte sich dann auch mit 16,71 Meter sein zweites Kugel-Gold in diesem Jahr. Silber gab es für Rene Hamberger (LAC Passau; 15,20 Meter), während Bronze an Amadeus Waluga (LG Stadtwerke München; 14,56 Meter) ging. Im Speerwerfen konnte sich schließlich Filip Hoffmann (TSV 1860 Ansbach) mit 53,67 Meter vor Marc Hoseus (TS Herzogenaurach; 52,57 Meter) und Kai Auernheimer (LAC Quelle Fürth; 52,05 Meter) durchsetzen.
FRAUEN
Sprint
Im Sprint der Frauen gab es vor allem ein Thema: das Comeback von Julia Riedl und Celina Kränzle (beide SC Vöhringen). Riedl hatte nach ihrem Rückzug vom Leistungssport Ende 2016 und ihrem Abschied von der LG Stadtwerke München eine Pause eingelegt. Dass sie und Kränzle, die ebenfalls vor einigen Jahren zu den größten Sprinthoffnungen Bayerns zählte, nun wieder die Spikes schnüren, gehört zu den durchaus nicht wenigen positiven Erkenntnissen der Titelkämpfe von Erding. Und beide befinden sich auch bereits wieder in ansprechender Form. Julia Riedl musste zwar im 100-Meter-Finale die Überlegenheit von Marina Scherzl (LG Kreis Dachau) anerkennen, die bei widrigen Bedingungen noch einmal eine Zeit unter zwölf Sekunden anbot (11,94 Sekunden) und den Titel holte. Dahinter gelang der inzwischen 27-jährigen Vöhringerin als Zweiter eine Verbesserung ihres eigenen Vereinsrekordes auf 12,12 Sekunden. Katharina Winkler (LG Erlangen wurde Dritte in 12,42 Sekunden), Celina Kränzle kam hinter Maria Haslberger (LG Festina Rupertiwinkel; 12,53 Sekunden) in 12,59 Sekunden auf Rang fünf.
Am Sonntag konnte sich Julia Riedl dann tatsächlich sogar Gold umhängen lassen, und zwar über die doppelt so lange 200-Meter-Distanz. Hier war sie in 23,83 Sekunden von Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg; 25,63 Sekunden) und Maria Heuft (LG Main-Spessart; 26,06 Sekunden) nicht zu schlagen, wobei den Frauen dabei ein heftiger Gegenwind von -1,2m/sec. ins Gesicht blies. Titel Nummer zwei gab es für Riedl und ihre Vöhringer Vereinskameradinnen Celina Kränzle, Sarah Fackler und Svenja Pfetsch (auch ein kleines Comeback nach überstandener Bänder-Verletzung) dann über 4 x 100 Meter. Nach 48,45 Sekunden brachten die jungen Frauen das Staffelholz als Erste über die Ziellinie, knapp vor der LG Main-Spessart (48,74 Sekunden) und dem FC Aschheim (49,73 Sekunden).
Zweifache Bayerische Meisterin darf sich in diesem Jahr neben einigen anderen auch Julia Stuhler (TSV Schwabmünchen) nennen. Die 23-Jährige konnte sich über 400 Meter auf der Zielgeraden an Maike Schachtschneider vorbeischieben, die mit ihren 57,19 Sekunden nach sechsmonatiger Verletzungspause durchaus zufrieden war. Jana Lakner (LG Region Landshut) kam auf Platz drei (59,25 Sekunden). Am Sonntagmorgen sammelte sie mit Rang eins über 400 Meter ihre nächste Goldene nach einer Zeit von 62,23 Sekunden ein (Zweite: Michelle Marnau, LG Würm Athletik, in 65,06 Sekunden; Dritte: Teresa Magerl, TV Emmering, in 71,00 Sekunden). Keine Überraschung war der 100-Meter-Hürden-Finalerfolg von Katharina Winkler, die bei Gegenwind (-0,8m/sec) in 14,22 Sekunden vor den zeitgleichen Schwestern Julia (Zweite) und Ramona Schneider (Dritte; beide TSV Schleißheim, beide 14,81 Sekunden) ins Ziel kam. Bei Rückenwind (+0,6m/sec) gelang Winkler später dann sogar noch im Einlagelauf eine bessere Zeit (14,02 Sekunden).
Lauf
Durchwegs passable Ergebnisse gab es bei den Frauen im Lauf zu vermelden. In einem engen 800-Meter-Finale konnte sich Sara Weichert (LG Bamberg) in 2:15,14 Minuten vor Christina Kratzer (LG Zusam; 2:16,39 Minuten) und Lena Weiland (LG Stadtwerke München; 2:16,60 Minuten) durchsetzen. Kratzer ihrerseits hatte dann die Nase über 1500 Meter vor, wo sie in 4:40,78 Minuten vor Theresa Ortenreiter (LG Stadtwerke München; 4:45,18 Minuten) und Katrin Geiger (SV Steinheim; 4:45,72 Minuten) Gold abräumte. Die 5000 Meter entschied Eva Schultz (LG Bamberg) in 17:16,85 Minuten vor Maria Kerres (SWC Regensburg; 17:19,68 Minuten) und Theresa Ortenreiter (17:38,36 Minuten) für sich.
Erfreulich war die Beteiligung im 5000 Meter Bahngehen mit gleich sechs Teilnehmerinnen. Die Beste hieß Johanna Wax (SpVgg Niederaichbach), die mit 29:54,76 Minuten knapp unter der 30-Minuten-Marke blieb. Auf das Stockerl neben ihr kamen noch Maria Unterholzner (TV Altötting; 30:21,81 Minuten) und Katharina Wax (SpVgg Niederaichbach; 31:27,28 Minuten).
Sprung
Von den vier Sprungdisziplinen der Frauen wurden drei am witterungstechnisch schlechten Samstag ausgetragen. Entsprechend muss man auch die Ergebnisse bewerten. Beim Stabhochsprung gewann Eva Mühlhöfer (LAC Quelle Fürth) mit 3,40 Meter vor Laura Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg; 3,00 Meter). Im Hochsprung gab es drei Springerinnen, die trotz Kälte, Regen und nasser Matte 1,61 Meter überwanden - allerdings mit unterschiedlicher Fehlversuchszahl. So ging Gold an Maria Gabriel (LG Stadtwerke München), Silber an Lea Clemens (LG Eckental) und Bronze an Clara Mackewicz (TSV Gräfelfing). Im Dreisprung musste sich DM-Vierte Tina Pröger (TSV Zirndorf) mit einer Siegerweite von 11,80 Meter zufriedengeben. Dahinter sprangen Maria Stamatelou 11,42 Meter und Luisa Schmidt-Rave (beide LG Stadtwerke München) 11,30 Meter. Tina Pröger wurde am Sonntag schließlich noch Weitsprung-Meisterin mit 5,77 Meter, Rang zwei ging an Lisa Schmid (LAC Passau; 5,67 Meter), Dritte wurde Carlotta Schraub (TV Schleißheim; 5,51 Meter).
Wurf
Für vier Wurfdisziplinen gemeldet und drei Medaillen geholt: Dieses Kunststück schafft in Bayern nur Sabrina Zeug (LG Oberland). Die 28-Jährige gehört inzwischen schon zum lebenden Inventar der bayerischen Wurfszene und versucht sich neuerdings auch als Hammerwerferin. Hier gelang ihr dann auch mit starken 48,29 Meter ein dritter Platz knapp hinter der früheren Deutschen U 20-Meisterin Jessyka Schneider (TV Hindelang; 48,54 Meter). Gegen die derzeit beste Hammerwerferin Bayern, Nancy Randig (SWC Regensburg) war allerdings kein Kraut gewachsen. Ihre Siegesweite lag bei erstklassigen 57,59 Metern, was gleichzeitig Jahresbestleistung bedeutete.
Nach Bronze gab es dann noch den kompletten Medaillensatz für Sabrina Zeug. Im Kugelstoßen bestätigte sie mit 14,32 Meter eindrucksvoll ihrer Favoritenstellung. Vizemeisterin Simone Schramm (LG Bamberg) kam auf 12,55 Meter, Johanna Stegmaier (LG Eckental) als Dritte schaffte 11,15 Meter. Im Diskuswerfen bekam Zeug dann Silber umgehängt, wobei sie mit ihren 42,10 Meter die Überlegenheit ihrer Trainingspartnerin Christina Stumböck (LG Oberland) anerkennen musste, die die Ein-Kilo-Scheibe auf 45,25 Meter schleuderte. Simone Schramm kam hier auf Platz drei (38,07 Meter). Fast hätte Sabrina Zeug auch im Speerwerfen noch ein Treppchenplatz ergattert. Mit 41,05 Meter wurde die Oberbayerin Vierte. Am Schluss gewann Sabrina Reusch (LG Stadtwerke München) deutlich mit 45,13 Meter, wobei die 22-Jährige schwer in den Wettkampf kam und ihren Siegeswurf erst im letzten Durchgang abfeuerte. Bis dahin hatte Jennifer Vogt (TSV 1860 Ansbach; 43,53 Meter) noch wie die sichere Siegerin ausgesehen. Mit 42,30 Meter landete Magdalena Scheffel (LG Würm Athletik) auf dem dritten Rang.