Eva Nohl kratzte mit ihrem neuen Weltrekord ander 40-Meter-Marke / Matthias Eisenbarth / Manuela Groß / Karl Schmid / Wolfgang Janisch, Peter Speer und Wilfried Ackermann / Der Zieleinlauf über 800 Meter der W 45 bis 55. Fotos: Ulrich Eisenbarth, Dietmar Keller, Gisela Regele, Brigitte Janisch, Jörg Behrendt.

02.07.2024 22:08 // Von: Dieter Claus

BM Masters Aichach: Ein Weltrekord garniert das Festwochenende für Bayerns Masters

Aichach ist für die Leichtathletikverbände immer eine gute Adresse. Dies gilt für den Outdoorbereich mit Deutschen und Bayerischen Meisterschaften auf der Straße, aber auch im Stadion mit Deutschen Meisterschaften über 10 000 Meter im Jahr 2014, mit Süddeutschen Meisterschaften der U 23 im Vorjahr oder am letzten Juniwochende mit den Bayerischen Seniorenmeisterschaften. Rund 450 Athleten, 60 Helfer und Kampfrichter sowie zahlreiche Betreuer bevölkerten zwei Tage lang das Josef-Bestler-Stadion. Im Hammerwurf steigerte die Eva Nohl (TSV Langenzenn) ihren eigenen Weltrekord in der W 75.

Am Samstag herrschten Temperaturen von über 30 Grad- für die Athleten auf der Mittelstrecke, aber auch für die Kampfrichter ergaben sich damit äußerst schweißtreibende Aktivitäten. Die Teilnehmerzahlen in den einzelnen Wettbewerben verdeutlichten die Entwicklung in den Altersklassen: Bis zur W/M 40 sprinten die Senioren und Seniorinnen noch gut und gerne, in den älteren Jahrgangsklassen geht der Trend zu den technischen Disziplinen. Wie unterschiedlich die Laufbahn der Senioren und Seniorinnen in der Leichtathletik sein kann, belegte der Sieger im Dreisprung in der M 65. Der Quereinsteiger Michaels Pagels (TSV 1860 Rosenheim) kommt vom Gewichtheben, springt erst seit zehn Jahren, nimmt aber jetzt erfolgreich an internationalen Meisterschaften teil. Oder Manuela Groß (LAZ Kreis Günzburg): Mit 16 Jahren hing sie ihre Spikes an den Nagel, dann kamen die Kinder, danach stieg sie wieder ein, und bei den Bayerischen Meisterschaften startete die 53-Jährige in sieben Disziplinen und gewann drei Titel.

 

Mehrfachstarts waren natürlich an der Tagesordnung. So bei den Strecken 100 bis 400 Meter mit Martin Gaim (LG Bayerwald) in der M 35, Larissa Bergmair (LG Augsburg) in der W 30, Stefanie Sindel (MTV 1862 Pfaffenhofen) in der W 40, Jörg Ritter (TV Hauzenberg) in der M 55, Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten) in der M 65, Karl Dorschner (TV 1848 Coburg) in der M 70. Alle genannten Athleten siegten auf allen Kurzdistanzen. Die schnellste Zeit über 100 Meter sprintete der 30-jährige Maximilian Memmert (SG Viktoria Nürnberg Fürth) mit 11,49 Sekunden. Damit steht er aktuell auf dem fünften Platz der bayerischen Bestenliste seiner AK. Nur rund 4,5 Sekunden mehr benötigte dafür der 86-jährige Karl Schmid (SpVgg SV Weiden), was einen Europarekord in seiner AK darstellte.

 

Am meisten unter den hohen Temperaturen am Samstag litten die Läufer und Läuferinnen über 1500 Meter. Schnellster im gemeinsamen Wettbewerb diverser AKs wurde der 34-jährige Kilian Schwarzenberger (SWC Regensburg) mit einer Zeit von 4:15,89 Minuten. Dies reichte allerdings nicht für einen vorderen Platz in der aktuellen Bestenliste. Offenbar gut kam Reinmund Hobmair (LG Chiemsee) mit der Hitze zurecht. Mit 4:59,88 Minuten rannte der 62-Jährige nur unmerklich langsamer als seine diesjährige Bestzeit ins Ziel. Am Sonntag räumte er noch über die 800 und 5000 Meter bei den Meistertiteln ab. Sind die Belastungen eines Mittelstreckenlaufes für Senioren jenseits der 70 noch angesagt? Der 75-jährige Peter Speer (MBB-SG Augsburg) und der 84-jährige Norbert Gündling (LG Landkreis Aschaffenburg) werden diese Frage abwegig einstufen. Beide gewannen den bayerischen Meistertitel in ihrer AK. Glücklicherweise hatte der Veranstalter den Lauf über 5000 Meter auf den Sonntag gelegt, an dem deutlich mildere Temperaturen herrschten. Schnellster im Rennen der jüngeren Senioren und zugleich Sieger in der M 40 wurde Michael Lang (Skivereinigung Amberg) mit einer Zeit von 15:49,70 Minuten. 18:58,60 Minuten zeigte die Anzeigetafel im Lauf der Frauen über 5000 Meter für Hannah Sassnink (Diamonds Aichach) als Erste und zugleich Siegerin in der W 35.

 

Die Kampfrichter an der Weitsprunganlage konnten im Zeitverlauf das Maßband immer weiter ausziehen. Der älteste Weitspringer und zugleich bayerischer Meister seiner AK war der 90-jährige Günter Wilhelm Urban (LG Stadtwerke München) mit 2,41 Meter. Er gewann zudem in den Disziplinen Kugelstoßen, Hammerwurf, Speerwurf. Mit Matthias Eisenbart (TSV Schwabmünchen) startete ein Favorit bei den jüngeren Senioren. Der 36-Jährige wurde kürzlich mit 6,64 Meter in der M 35 Deutscher Seniorenmeister. Er übertrat allerdings bei fünf seiner Versuche, holte sich dann natürlich dennoch mit einem „Sicherheitssprung“ über 6,35 Meter den Titel in der M 35. In der M 45 setzte sich Tobias Anton (LG Zusam) mit seiner Aichacher Leistung von 6,08 Meter mit 26 Zentimeter Vorsprung an die Spitze der aktuellen bayerischen Bestenliste. Letzteres gilt für Alfred Just (LG Reischenau-Zusamtal) in der M 60. Im Weitsprungwettbewerb der W 40 werden sich besonders Stefanie Sindel (MTV 1862 Pfaffenhofen) und Regine Fischbach (SVG Ruhstorf/Rott) über ihre Aichacher Leistung gefreut haben, befördert sie doch die beiden an die Spitze der maßgeblichen aktuellen Bestenliste in Bayern.

 

Die Bestleistung an der Hochsprunganlage sprang der 42-jährige Christian Balke (TB Weiden) mit 1,74 Meter. Für die Hochspringer der M 45 hat sich die Reise nach Aichach gelohnt: Alle sechs Teilnehmer finden sich nun in ihrer Reihenfolge in der bayerischen Bestenliste. Wie hoch springen die Senioren jenseits der 80 Jahre? Der 84-jährige Kurt Soller (TV 1911 Münchsmünster) schafft im dritten Versuch 1,11 Meter. Soller gewann den Titel überdies im Dreisprung und Weitsprung. Gerhard Reischle (LG ESV Augsburg-TSV Neusäß) gewinnt in der M 85 mit 1,08 Meter. Bei den Frauen gab es Titel zwischen 1,63 Meter für Julia Stockmann (SpVgg Röhrmoos) in der W 30 und 1,10 Meter für die 60-jährige Annette Fuchs (LG LKr Aschaffenburg). Der 86-jährige Georg Heckelsmüller (LG Legau) schwang sich beim Stabhochsprung immer noch 1,70 Meter in die Höhe. Julian Bauer (TV 1860 Gunzenhausen) holte sich mit 4,20 Meter in der M 30 den Titel und setzte sich damit an die Spitze der BLV-Bestenliste. 3,20 Meter übersprang Eva Mühlhöfer (LAC Quelle Fürth), blieb aber damit hinter ihrer Jahresbestleistung von 3,40 Meter zurück.

 

In den Stoß- und Wurfdisziplinen waren die Konkurrenzverhältnisse äußerst unterschiedlich. Bei den ganz Jungsenioren M 30 und M 35 traten über alle vier Disziplinen Kugel, Diskus, Hammer, Speer nur vier beziehungsweise sechs Athleten an. In den M 50 und M 55 finden sich dagegen 30 beziehungsweise 25 Platzierungen. In der M 50 heißt der neue bayerische Meister im Kugelstoßen und im Diskuswurf Christian Gröninger (LG Sempt). Ebenfalls zwei Goldmedaillen konnte Joachim Rieck (SV Zuchering) nach Hause bringen, der Gold in der M 55 in den Disziplinen Kugelstoßen und Hammerwurf holte. In der M 60 gewann ehemalige Spitzenzehnkämpfer Norbert Demmel (TSV Unterhaching) sogar in allen vier Disziplinen. Hervorzuheben ist seine Leistung im Diskuswurf mit 56,72 Meter. Mehrere Titel in Wurf- und Stoßdisziplinen holten sich ebenfalls Walter Kühndel (TV Dingolfing) in der M 70 und Franz Udvari (TSV Unterhaching) in der M 75 sowie Harald Weitmann (TSV Trauchgau) in der M 80.  Bei den Frauen waren die Konkurrenzverhältnisse in der W 60 mit 15 Teilnehmerinnen über alle vier Disziplinen am stärksten. Hier dominierte Agnes Düll (TSV 1860 Ansbach) im Diskus- und Hammerwurf. Letzterer wurde vom Veranstalter nach Augsburg ausgelagert. Und dort stellte Eva Nohl dann ihren Weltrekord über 39,96 Meter auf.

 

Für die schwäbische Bezirksvorsitzende Gisela Regele als Hauptverantwortliche der LG Aichach-Rehling waren die zwei Tage freilich eine besondere Herausforderung, insgesamt zeigte sie sich sehr zufrieden: „Wer mal so was organisiert und geleitet hat, der versteht, dass man dann abends doch geschafft ist, aber am Ende ist man doch erfreut, wie alles meistens reibungslos über die Bühne ging. Ich war auch sehr froh, dass mir vom BLV Kreis Mittel-/Nordschwaben die Vereine teilweise geholfen haben. Übrigens, die Einnahmen fließen in die Finanzierung unserer Zeitnahme.“