Sparkassen-Gala Regensburg Tag 2: Ginas Comeback und Bayerns schneller Nachwuchs
Bereits in den 100-Meter-Vorläufen der Regensburger Sparkassenengala waren Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 11,34 Sekunden), Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,35 Sekunden) und Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde; 11,37 Sekunden) am Samstag unter der bisherigen deutschen Jahresbestleistung (11,38 Sekunden) geblieben. Im Finale rannte jedoch die EM-Zweite von 2018 unangefochten an die nationale Spitze: In 11,21 Sekunden war Gina Lückenkemper bei leichtem Rückenwind (+0,1 m/s) eine Klasse für sich. Dahinter setzte sich Kwayie in 11,41 Sekunden mit zwei Hundertsteln Vorsprung auf Rebekka Haase durch.
Für Lückenkemper war es die beste unter regulären Bedingungen erzielte 100-Meter-Zeit seit fast drei Jahren. Das letzte Mal flotter unterwegs war die zweimalige WM-Halbfinalistin im September 2019 beim ISTAF in Berlin, als sie 11,15 Sekunden schnell sprintete. Und noch wichtiger: Die 25-Jährige blieb unter der Norm (11,24 Sekunden) für die Europameisterschaften in München (15. bis 21. August).
"Ich bin sehr zufrieden, es hat sehr viel Spaß gemacht", befand Gina Lückenkemper am Stadion-Mikrofon. "Die erste Runde hat mir sehr, sehr gut getan. Ich war auch ganz froh, dass ich nicht sofort Becky [Haase] und Lisa [Kwayie] mit im Rennen hatte, sondern mich im Vorlauf einfach auf mich und meine Technik konzentrieren konnte." Das Staffelrennen von Freitag habe sie noch in den Beinen gespürt, sich aber mit ihrem Team auch im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften in Berlin (25./26. Juni) bewusst entschieden, in Regensburg auch den Einzelstart zu absolvieren.
Starke Zeiten gab es auch für die bayerischen Nachwuchssprinterinnen, von denen sich zwei berechtigte Hoffnungen auf internationale Einsätze machen dürfen. Viola John (LG Stadtwerke München) verbesserte ihren Hausrekord im U 20-Finale über 100 Meter auf bärenstarke 11,67 Sekunden, blieb damit noch vor Sina Kammerschmitt (TG Worms; 11,84 Sekunden) und wurde nur hauchdünn hinter Rosina Schneider (TV Sulz; 11,66 Sekunden) Zweite. Ebenfalls eine Klasse für sich: Annika Just (LAC Passau), die noch der U 18-Klasse angehört, als Vierte mit 11,85 Sekunden.
Julian Wagner stürmt zum 100-Meter-Sieg
Strahlen konnte auch Julian Wagner (LC Top Team Thüringen): In 10,12 Sekunden verpasste der schnellste Deutsche des vergangenen Jahres seine persönliche Bestleistung nur um eine Hundertstelsekunde. "Ich bin ein bisschen sprachlos", erklärte er nach dem Rennen. "Letzte Woche in Dessau habe ich ein paar Fehler gemacht. Dass es jetzt so gut läuft, freut mich umso mehr." Mit der Bestätigung seiner Leistung des Vorjahres bekräftigte auch der Thüringer seinen Anspruch auf einen 100-Meter-Start bei den Heim-Europameisterschaften.
"Ich denke, die EM ist für alle deutschen Sprinter und Sprinterinnen ein großes Highlight", meinte er. Platz zwei ging in 10,40 Sekunden an Robin Ganter (MTG Mannheim) vor Michael Bryan (10,41 sec), der sich Rang drei in einem Wiederholungslauf sicherte: Am Start war der Startblock des Rehlingers verrutscht. Das gleiche Schicksal hatte beim ersten Startversuch Julian Wagner ereilt. Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth) fegte die 100 Meter bei Windstille in flotten 10,45 Sekunden herunter.
Stark aufgestellt präsentierte sich in Regensburg der bayerische Sprint-Nachwuchs. Mit dem erst 15-jährigen Jakob Kemminer wächst ein Riesentalent heran, das im U 20-Finale nicht nur Rang zwei belegte, sondern mit phänomenalen 10,71 Sekunden einen neuen deutschen U 16-Rekord aufstellte. Nicht weit dahinter glänzte der nur ein Jahr ältere David Kantzog (LAC Passau) mit einer neuen persönlichen Bestleistung (10,80 Sekunden). Ebenfalls schnell unterwegs war Maximilian Achhammer (TSV 1880 Schwandorf) als Fünfter (10,87 Sekunden).
Isabel Mayer setzt sich im Hürdensprint an die deutsche Spitze
Im Hürdensprint war eine Siebenkämpferin nicht zu schlagen: Lokalmatadorin Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) jubelte im Ziel über eine persönliche Bestleistung und starke 13,25 Sekunden. Dahinter verbesserte sich U 20-Talent Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) nochmals auf 13,35 Sekunden und belegt damit nun weltweit Platz fünf in ihrer Altersklasse. In der männlichen U18 setzte sich Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) in neuer Bestzeit von 13,79 Sekunden knapp vor Timon Dethloff (Cologne Athletics; 13,81 Sekunden) durch. Die U 18-EM hatten beide zuvor schon in der Tasche.
Zwei unter 46 Sekunden, Werdecker erstmals unter 47-Schallmauer
Auf der Stadionrunde lieferten Deutschlands schnellste Viertelmeiler die ersten Zeiten unter 46 Sekunden in dieser Saison ab: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) stellte als Sieger in 45,80 Sekunden seine Bestleistung ein, auch der Deutsche Meister Manuel Sanders aus Dortmund konnte mit 45,99 Sekunden zufrieden sein. Eine Zehntelsekunde fehlt Schlegel noch zur EM-Norm. Samuel Werdecker (LG Stadtwerke München) unterbot mit 46,99 Sekunden erstmalig in seiner Karriere die 47-Sekunden-Marke und meldet als Fünfter im Gesamtklassement nun sogar Ansprüche auf einen Platz im EM-Staffelpool an. Bei den Frauen war Maria Benedicta Chigbolu aus Italien (52,58 Sekunden) eine Klasse für sich, schnellste Deutsche war die Ludwigsburgerin Elisa Lechleitner in 53,19 Sekunden. Mit Irina Gorr (TSV Schwabmünchen) schob sich eine weitere bayerische Viertelmeilerin mit einer Steigerung auf 53,89 Sekunden in den Vordergrund und auf Platz neun. Zehnte wurde Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg; 54,18 Sekunden).
Julia Rath (LAC Quelle Fürth) gefiel als beste Deutsche über 1500 Meter hinter zwei Tschechinnen mit neuer Bestzeit von in 4:30,19 Minuten. Ins Auge stach üner 800 Meter die erst 15-jährige Leni Hanselmann (MTV 1881 Ingolstadt), die sich als Gesamtvierte des Frauenfeldes auf starke 2:12,34 Minuten verbesserte.