Mehrkampf-DM Potsdam: Schrader holt zwei Mal Silber, Hock wird A-Jugend-Meister
Annelie Schrader ist das, was man im Sport durchaus respektvoll einen „alten Hasen“ nennt. Seit 2001, als sie den deutschen Juniorentitel gewann, beteiligt sich die mittlerweile 30-jährige Westfalin im Trikot des MTV 1881 Ingolstadt schon regelmäßig am Gipfeltreffen der Siebenkämpferinnen. 2002 holte Schrader, die nicht mit dem Zehnkämpfer Michael Schrader verwandt ist, zusammen mit Andrea Krieger und Andrea Tittmann den Mannschaftstitel an die Donau und konnte sich seither immer wieder in den vorderen Regionen platzieren, zuletzt 2008 auf dem Bronzerang. Nur in Bayern wurden ihre Erfolge bis dato allenfalls statistisch wahrgenommen. Nun feierte die Redakteurin der Fachzeitschrift „Leichtathletik Training“ in Brandenburg ihren bislang größten Erfolg mit dem Vizemeistertitel (5356 Punkte) hinter der EM-Elften Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt; 5746 Punkte), die eigentlich ausschließlich wegen der Mannschaft antrat.
Weil sie beim Thorpe-Cup im Hürdenlauf gestürzt war, ging Annelie Schrader etwas verunsichert in den Wettkampf. „Die Punkte waren zweitrangig, ich wollte Silber“, erklärte die 30-Jährige am Schluss strahlend. Nach starken 47,64 Metern im Speerwerfen war Annelie Schrader eigentlich sicher, dass es für Platz zwei reichen sollte. Auch wenn es bei den abschließenden 800 Metern noch einmal eng wurde, sollte die Ingolstädterin Recht behalten. Ihre Konkurrentin Mareike Baldin (TV Wattenscheid) gewann zwar den Lauf in 2:21,56 Minuten und nahm Schrader fast zwölf Sekunden ab. Trotzdem blieb Baldin auf dem Bronzerang (5316 Punkte).
Auch Silber in der Mannschaftswertung für den MTV
Auch dahinter sorgten einige Ingolstädterinnen für Furore. Auf Platz fünf landete mit 4827 Punkten die Bayerische Siebenkampfmeisterin Elisabeth Glonegger, bei der vor allem ihre 14,55 Sekunden über die 100 Meter Hürden, ihre 25,92 Sekunden über 200 Meter sowie ihre 2:26,63 Minuten herausragten. Als Achte feierte die 36-jährige etatmäßige Mittelstrecklerin Corina Pape mit 4726 Punkten einen mehr als respektablen Achtungserfolg. Ihre besten Leistungen brachte sie logischerweise in den Laufdisziplinen (100 Meter Hürden: 14,49 Sekunden, 200 Meter: 25,53 Sekunden, 800 Meter: 2:13,35 Minuten). Zusammen mit Annelie Schrader holten sich Glonegger und Pape schließlich souverän den zweiten Platz in der Mannschaftswertung (14 909) hinter der LG Frankfurt (15 437). Möglicherweise wäre für die Ingolstädterinnen in Potsdam sogar der Titel drin gewesen, wenn die in diesem Jahr von Krankheit und Verletzungen gebeutelte Julia Rüdiger nicht kurzfristig abgesagt hätte.
Auch der dritte Rang in der Mannschaftswertung im Frauen-Siebenkampf ging nach Bayern, genauer gesagt an den 1. FC Passau (13 602). Hier standen einmal mehr die drei Leidl-Schwestern Sarah, Nicola und Tamara gemeinsam auf dem Treppchen. Sarah Leidl schob sich im Siebenkampf der Frauen als sehr gute Sechste (4818) noch in die Ingolstädter Phalanx, wo sie mit 50,69 Meter zum wiederholten Mal im Speerwerfen die 50-Meter-Marke übertraf und sich ein dickes Punktepolster sicherte. Tamara Leidl wurde 18. mit 4225 Zählern (unter anderem Speer 41,21 Meter) und Nicola Leidl holte bei den Juniorinnen Rang zehn mit 4559 Punkten (43,14 Meter Speer). Einen Platz besser, nämlich als Neunte, schnitt bei den Juniorinnen Andrea Klett (TSV Rottach-Egern; 4579) ab, während Olivia Baron (LG Stadtwerke München; 4529) als Elfte einkam.
Bechert verpasst um Haaresbreite Zehnkampfmedaille
54 Punkte fehlten in der Endabrechnung Tom Bechert (LG Telis Finanz Regensburg) im Zehnkampf der Männer zu Bronze und dem Drittplatzierten Adrian Becker (LAZ Gießen). Starke 7023 Punkte standen für den 23-Jährigen beim Comeback von Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8003) zu Buche. Schon am ersten Tag hatte sich für Bechert eine gute Platzierung abgezeichnet. Nach 11,58 Sekunden über 100 Meter, 6,43 Meter im Weitsprung, 12,58 Meter mit der Kugel, 1,85 Meter im Hochsprung und 50,65 Sekunden über 400 Meter sammelte der Regensburger 3515 Zähler und lag auf dem fünften Rang.
Auch in der zweiten Halbzeit lief alles nach Plan: 14,74 Sekunden über 110 Meter Hürden, 41,39 Meter mit dem Diskus, 4,40 Meter mit dem Stab und 49,71 Meter mit dem Speer brachten ihn auf Platz vier. Beim abschließenden 1500 Meter-Lauf galt es, den Abstand zum Fünften Ralf Bender (Ettlinger SV) auf zehn Sekunden zu begrenzen. Hier schaffte Tom Bechert eine riskante Punktlandung; Bei Punktgleichheit mit Bender belegte er schlussendlich doch noch den vierten Platz. Neben dem prominentesten Abbrecher Andre Niklaus beendeten auch Christoph Roschek (asics Team Wendelstein) und Tobias Lutzenberger (TSV Schwabmünchen) vorzeitig den Zehnkampf. Thomas Rieger (MTV 1881 Ingolstadt) wurde 13. (5945).
Johannes Hock rehabilitiert sich für verpassten WM-Start
Der Zehnkampf der Männlichen Jugend A entwickelte sich lange Zeit zu einem rein bayerischen Duell. Johannes Hock (TV 1884 Marktheidenfeld) und Florian Katzschmann (TS Herzogenaurach) schienen den Titel unter sich auszumachen, wobei Hock schon nach dem Weitsprung (7,18 Meter) einen Punktepolster zwischen sich und seinen Konkurrenten legte, dass er auch in den weiteren Disziplinen eisern verteidigte. Der Marktheidenfelder stieß 15,57 Meter mit der Kugel, lief die 400 Meter in 49,78 Meter und schaffte 14,95 Meter über 110 Meter Hürden. Katzschmann konnte lange Zeit Kontakt zum Führenden halten, wobei seine Stärken naturgemäß im Sprint (11,03 Sekunden), im Hochsprung (1,93 Meter) und über die Hürden (14,40 Sekunden) lagen. Dann jedoch passierte ihm beim Stabhochsprung ein „Salto Nullo“, was für Johannes Hock endgültig freie Bahn bedeutete. Auch als sich der Wettkampf wegen des Regens verzögerte, ließ sich der neue Deutsche Zehnkampfmeister nicht vom Kurs abbringen, glänzte weiterhin durch große Ausgeglichenheit (43,00 Meter mit dem Diskus, 4,30 Meter im Stabhoch, 52,44 Meter mit dem Speer) und holte sich schlussendlich mit 7416 Punkten Gold. Nachdem er seinerseits mit drei ungültigen Versuchen im Stabhochsprung in Ratingen die Chance auf ein Ticket für die U 20-WM in Moncton (Kanada) vertan hatte, ist der Titel in Potsdam nun ein versöhnlicher Abschluss für Hock.
Eine prima Vorstellung lieferte Kim-Dominik Seyfried (TSV Göggingen) ab, der sich mit 6812 Zählern auf den sechsten Rang vorschob. Bei ihm bestachen vor allem seine Wurfleistungen (64,38 Meter mit dem Speer, 43,59 Meter mit dem Diskus, 13,44 Meter mit der Kugel). Mit seinen Gögginger Mannschaftskameraden Maximilian Frisch (5929) und Marius Brahm (4564) landete er zusätzlich noch auf dem siebten Platz in der Teamwertung (17 305).
Allzeit Blickkontakt zu den Medaillenrängen hielt im Siebenkampf der Weiblichen Jugend A Julia Auer (LAZ Inn). Am Schluss langte es mit sehr guten 5107 Punkten zu Rang fünf, 67 Zähler hinter der Dritten. Die 18-jährige Oberbayerin setzte dabei vor allem im 100 Meter Hürdenlauf (14,30 Meter), im Weitsprung (5,56 Meter) sowie im Speerwerfen (39,08 Meter) Ausrufezeichen. Mit Michaela Salzinger (20. mit 4195) und Sabine Beckerle (28. mit 3822) brachte Auer das LAZ Inn in der Mannschaftswertung auf den vierten Platz (13 124).
Sabrina Thomas Elfte bei der WJB
Von einer hohen Ausfallquote geprägt waren die abschließenden Wettbewerbe der B-Jugend, was nicht zuletzt auch an den extrem schlechten Witterungsbedingungen lag. Im Siebenkampf der Weiblichen Jugend B schob sich Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt) als beste Bayerin nach dem 13. Rang am Samstag noch auf Platz elf (4503) vor, was in erster Linie ihrem hervorragenden Speerwurfresultat (39,08 Meter) geschuldet war. Einen Rang dahinter landete Julia Schneider (LG Donau-Ries) mit 4484 Zählern als Zwölfte. Im Zehnkampf der Männlichen Jugend B kam Tobias Müller (TSV Inningen) auf Platz 15 mit 6080 Punkten.