Cross-DM Ingolstadt: Bayern holen „auf der Schanz“ zahlreiche Heimsiege
Dass Ingolstadt Cross-Meisterschaften ausrichten kann, erfuhren die rührigen Veranstalter aus vielen Mündern. Athleten, Trainer und Zuschauer zeigten sich voll des Lobes über eine durchgehend straff organisierte Veranstaltung, bei der trotz der ungünstigen Prognose auch das Wetter weitgehend mitspielte. Lediglich im letzten Lauf der Männer-Langstrecke fing es an zu regnen. BLV-Präsident Gerhard Neubauer schwärmte deshalb auch am Ende eines ereignisreichen Tages: „Wir haben eine tolle Meisterschaft erlebt. Starke Felder in allen Altersklassen haben auf einer hervorragend vorbereiteten Strecke für spannende Wettkämpfe gesorgt. Der MTV Ingolstadt konnte zum wiederholten Mal durch seine perfekte Organisation glänzen und sich als super Gastgeber präsentieren. Im Namen des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes möchte ich mich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass diese Veranstaltung zu so einem erfolgreichen Event wurde!“
Der erfolgreichste Verein in den Mannschaftswertungen bei diesen Crosslaufmeisterschaften hieß einmal mehr LG Telis Finanz Regensburg. Insbesondere im Mittelstreckenlauf stach die Telis-Armada ins Auge. Fast wie eine Bewachung um Richard Ringer (LC Rehlingen) wirkte das Telis-Quartett Florian Orth, Konstantin Wedel, Simon Boch und Tim Ramdane Cherif. Als es in die letzte Runde ging, war klar, dass die Entscheidung nur noch zwischen Ringer und Orth fallen konnte. Auf der langen Zielgerade konnte sich Ringer von Orth lösen und mit neun Sekunden Vorsprung den Sieg nach Hause bringen. Der Zahnmediziner in Regensburger Diensten resümierte: „Ich habe gemerkt, dass die letzte Woche ein Paar Körner gekostet hat. Ich bin ja die komplette Hallensaison gelaufen, während Richard Ringer wettkampfmäßig weniger in Erscheinung getreten ist. Für mich ist der Cross erledigt, jetzt kommt das Trainingslager.“ Bronze ging an Konstantin Wedel vor Simon Boch und Tim Ramdane Cherif. In der Mannschaftswertung über die Mittelstrecke gewann die LG Telis Finanz Regensburg fast mit der Idealpunktezahl.
Mit einem spannenden Endspurt ging diese DM dann auf der Langstrecke der Männer zu Ende. Wieder war es Richard Ringer, der den Titel nach nur rund vier Stunden Pause gewann. Der Vorjahresmeister Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) musste nach drei von zehn Runden etwas abreißen lassen und kam als bester Läufer in einem Trikot eines BLV-Vereins als Vierter ins Ziel. „Es gibt gute und schlechte Tage als Sportler“, kommentierte Pflieger. „Heute war kein guter Tag, aber manchmal geht es mehr als nur um sich selbst. Heute ging es ums Team.“ In der Telis-Mannschaft gewann Pflieger mit Maximilian Zeus und Tim Ramdane Sherif mit großem Vorsprung die Goldmedaille.
Im der Juniorinnen U 23, Frauen und Seniorinnen W 35 bis W 45 erreichten 111 Läuferinnen das Ziel. Im Gesamteinlauf war dabei Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) die fünfte Läuferin. In den Einzelwertungen Juniorinnen/W 35 und W 45 durften sich drei Läuferinnen aus Bayern über Gold freuen: Miriam Dattke im Wettbewerb der Juniorinnen, Yvonne Kleiner (LG Stadtwerke München) in der W 45 und Sandra Haderlein (SC Kemmern) in der W 35. Dattke betonte anschließend, dass sie großen Respekt von dem Rennen hatte und nun mit dieser Leistung sehr erleichtert sei. Im Team holten sich die Telis-Frauen in der U 23-Juniorinnenwertung mit Dattke, Lisa Basener und Eva Schien die Goldmedaille.
In den Jugendläufen begeisterte aus bayerischer Sicht das Rennen der U 20. Florian Bremm (TV Leutershausen) setzte alles auf eine Karte und hielt das Rennen um Gold lange offen. Sein Wagemut wurde schließlich mit Silber belohnt. Eine andere Taktik wählte Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg). Er ging das Tempo der Spitze nicht mit und hatte so Kraft am Ende, um bis auf Platz drei zu vorzulaufen. „Beide haben ein super Rennen gemacht, leider gab es mit Johanna Beck (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) und Paul Feuerer (1. FC Passau) auch die beiden Pechvögel in dieser Altersklasse. Johanna fiel aussichtsreich liegend mit Kreislaufproblemen einem Sanitäter in die Arme, und Paul startete für das Team eine Klasse höher, wo sich die Träume aber nicht erfüllten“ analysierte BLV-Teamleiter Jörg Stäcker am Rande der wieder bestens präparierten Strecke.
Eine gute Vorgabe für das spätere Junioren-Rennen lieferte Luk Jäger (TSV Penzberg) in der U 18. Mit Rang fünf legte er die Messlatte für seinen Bruder hoch. Doch Nick Jäger (TSV Penzberg), frisch in die U 23 aufgerückt, zeigte als umjubelter Dritter, dass er auch hier zu den Besten in Deutschland gehört.
Mit rund 150 Läuferinnen und Läufern begannen mit dem Lauf der Senioren M 60 bis M 90, Seniorinnen W 50 bis W 90 die Meisterschaften. Manfred Winter (MBB-SG Augsburg) hielt sich zunächst zurück und verschärfte erst in der letzten Runde das Tempo. Als Vizemeister in der M 60 beendete er sodann seine diesjährige Crosslaufsaison. Bei den Langstrecklern mit Geburtsjahrgang 1950 bis 1954 dominierten die „Aufsteiger“. Gold und Silber fielen dabei an die beiden bayerischen Routiniers Ludwig Lang (SVG Ruhstorf/Rott) und Hugo Mann (TSV Penzberg). Das gleiche Altersphänomen ergab sich in der M 70. Auch hier musste sich der bis dato als Dauergewinner einzuschätzende Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott) vom vier Jahre jüngeren Franz Herzgsell (LG Reischenau-Zusamtal) auf den dritten Platz verweisen lassen.
Es war für ihn ein zwar Heimspiel, aber mit seinem Leistungspotenzial und Vorsprung vor der Konkurrenz hätte Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt) auch andernorts die Meisterschaft in der M 80 gewonnen. Außerdem gab es noch einen weiteren Titel für den gastgebenden MTV. Gerlinde Kolesa wird sich über den Sieg „dahoam“ in der W 65 besonders gefreut haben. Ihre Vereinskameradin Stefanie Borris und die diesjährige bayerische Crosslaufmeisterin Anita Weber (FTSV Straubing) wurden als Vizemeisterin beziehungsweise Meisterin in der W 50 aufs Siegerpodest gerufen. Bei den „Bayerischen“ in Kemmern musste Julika Fidjeland (PTSV Rosenheim) krankheitshalber pausieren. In Ingolstadt holte sie nur knapp geschlagen die Silbermedaille. Nicht unerwartet schnappte sich in der W 75 Sibylle Vogler (SC Kemmern) den Meistertitel.
Äußerst spannende Rennen ergaben sich für bayerische Spitzenathleten in den Masterklassen M 35 bis M 55. Im Rennen der M 50 bis M 55 liefen Thomas Langer (LG Allgäu), Klaus Mannweiler (TSV Wolfratshausen) und Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) zeitweilig in einer Gruppe hinter Günter Seibold (TSV Crailsheim). In der letzten Runde konnte sich Langer leicht von Mannweiler lösen, dahinter kam schon der Favorit und spätere M 55-Sieger Hobmaier. „Nach zehn Jahren hier wieder der Sieg, einfach super“, freute sich Hobmaier noch keuchend und glücklich nach dem Zieleinlauf. Dazu trug auch der dritte Platz seines früheren Dauerrivalen Hans Joachim Herrmann (LG Erlangen) bei.
In der M 50 ging die Silbermedaille an Thomas Langer (LG Allgäu). Der Polizeibeamte wusste, dass es ein schweres Rennen würde. „Ich hätte heute natürlich gerne gewonnen. Das erste Jahr in der M 50 und genau zehn Jahre nachdem ich in Ingolstadt die M 40 gewonnen habe: Das wär‘s gewesen. Aber ich muss ehrlich zugeben, dass der beste Mann gewonnen hat. Günter Seibold hat einen Start-Ziel-Sieg hingelegt und somit verdient Gold geholt“, bewertete Langer das Ergebnis von Ingolstadt.
Im Lauf der M 35 bis M 45 führte längere Zeit mit seinem typischen lang ausholenden Schritt Johannes Hillebrand (LG Stadtwerke München). Doch in der vorletzten Runde fiel er leicht zurück. Einzeln gegen den Wind lief auch die bayerische Hoffnung in der M 35, Edwin Singer (LG Allgäu). Beide Läufer sprinteten dann unter den ersten Sechs ins Ziel. Für Singer erfüllte sich damit mit dem dritten Platz sein Wunsch aufs Stockerl zu kommen und Hillebrand wiederholte mit dem zweiten Platz in der M 40 sein Vorjahresergebnis. „Nächstes Jahr muss ich Erster werden“, kündigte Hillebrand selbstbewusst im Ziel an.
Nachfolgend weitere bayerische Medaillengewinner:
Goldmedaille: Mannschaftswertungen – SVG Ruhstorf/Rott (M 70 bis 90); PTSV Rosenheim (W 50/90); LG Allgäu (M 50/55);
Silbermedaille: Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München; M 45) Mannschaft LG Allgäu (M 60/65); Mannschaft LG Landkreis Aschaffenburg (M 70 bis 90); Mannschaft LG Bamberg (M 40/45); Mannschaft SC Ostheim/Rhön (W35/40/45)
Bronzemedaille: Gerd Wilhelm (LG Landkreis Aschaffenburg; M 75); Alexandra Gundel (LG Allgäu; W 50); Christine Sachs (LG Mettenheim; W 60); Resi Christl (LC Aichach; W 70); Klaus Mannweiler (TSV Wolfratshausen; M 50), Mannschaft MTV 1881 Ingolstadt M35; Mannschaft TV 1848 Coburg M 40/45); Mannschaft LG Telis Finanz Regensburg M U20); Mannschaft TSV Penzberg M U23); Mannschaft LAC Quelle Fürth W U 23.