Einzige bayerische Frau im DLV-Augebot für Zürich: Maren Kock. Foto: Theo Kiefner

30.07.2014 14:41 // Von: Reinhard Köchl/leichtathletik.de

Unter den 93 EM-Startern in Zürich befinden sich auch sechs Athleten aus bayerischen Vereinen

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) geht bei der EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) mit 93 Athleten an den Start. Dies hat DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen am Mittwoch in Frankfurt bekannt gegeben. Darunter befinden sich mit Kamghe Gaba (400 Meter Einzel und 4 x 400 Meter), David Gollnow (4 x 400 Meter), Jonas Plass (4 x 400 Meter). Florian Orth (1500 Meter), Martin Grau (3000 Meter Hindernis) und Maren Kock (5000 Meter) sechs Sportler aus bayerischen Vereinen.

Über 4 x 400 Meter nominierte der DLV gleich drei Läufer aus der Viertelmeiler-Hochburg von der LG Stadtwerke München. Kamghe Gaba war am Sonntag Deutscher Meister über 400 Meter geworden, David Gollnow gewann die Bronzemedaille, Jonas Plass wurde Fünfter und wird allem Anschein nach hinter Thomas Schneider (SC Magdeburg) und Miguel Rigau (LTDSHS Köln) in der Staffel die Rolle des Ersatzmannes einnehmen.

Die Nominierung von Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) über 1500 Meter war ebenso erwartet worden, wie die seiner Vereinskameradin und Lebensgefährtin Maren Kock über 5000 Meter, obwohl diese am Sonntag Meisterin über die kürzere 1500-Meter-Strecke wurde. Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) darf zusammen mit dem erfahrenen Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) die deutschen Farben über 3000 Meter Hindernis vertreten.

Mit Agata Strausa (LAC Quelle Fürth), die bei den Deutschen Meisterschaften über 1500 Meter auf Platz vier einkam, erhöhte sich die Zahl der EM-Starter aus Bayern sogar auf sieben. Strausa geht in Zürich allerdings für Lettland an den Start.

Ein bayerischer Name fehlt allerdings auf der Liste der Zürich-Fahrer: Christina Hering (LG Stadtwerke München). Am Sonntag war nach ihrem überzeugenden DM-Titel über 800 Meter spekuliert worden, dass die 19-Jährige trotz verfehlter nationaler Norm (2:00,50 Minuten) als so genannte Perspektivathletin mit nach Zürich fahren darf.

„Mit 93 Athleten, davon 79 Einzelstarter und 14 Staffelstarter, stellt der DLV die größte deutsche Mannschaft seit 1998. Der Altersdurchschnitt der Mannschaft beträgt 25,2 Jahre. Dies ist das jüngste DLV-Team seit 1990 bei einer EM“, sagte Thomas Kurschilgen. Die Neuformierung der Nationalmannschaft werde auch bei der EM in Zürich mit der Integration von jungen Athleten aus dem Altersbereich U 23 forciert. Insgesamt gehören dem Team 24 Athleten des Jahrgangs 1991 und jünger an.
 
„Wir wollen uns in Europa weiterhin überzeugend als eine der führenden Nationen präsentieren und streben daher einen Platz unter den TOP 3-Nationen in der Nationenwertung an“, erläuterte Kurschilgen die Zielsetzung. „Eine Medaillen-Vorgabe für die EM in Zürich gibt es nicht. Die Mannschaft wird nahtlos an die Einstellung der Team-EM in Braunschweig anknüpfen und mit Mut, Leidenschaft und Entschlossenheit in die Wettbewerbe gehen“, so Kurschilgen.

Markus Rehm bleibt zuhause

Nicht nominiert wurde der Paralympics-Sieger im Weitsprung Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich bei den Deutschen Meisterschaften am Wochenende in Ulm den Titel mit 8,24 Metern geholt hatte.

Nach den biomechanischen Auswertungen gibt es erhebliche Zweifel an der Vergleichbarkeit der Leistung. Als Indizien für die Nichtvergleichbarkeit der Leistungen des Prothesenspringers mit denen seiner Konkurrenten konnten deutliche Merkmalsunterschiede der verglichenen Sprünge beobachtet werden. Diese betreffen vor allem die Geschwindigkeiten im Anlauf und die Geschwindigkeitsverhältnisse in der Absprungphase.
 
„Markus Rehm hat in Ulm einen phantastischen Wettkampf realisiert und uns begeistert. Er genießt als Sportler meinen absoluten Respekt. Die Zweifel daran, dass ein Absprung mit einer Carbon-Prothese und der Absprung mit dem menschlichen Sprunggelenk unter vergleichbaren mechanischen Bedingungen verlaufen, konnte nicht ausgeräumt werden. Wenn ein Sportler mit einer deutlich geringeren Anlaufgeschwindigkeit die gleiche Flugweite erzielt, muss er zwangsweise geringere Energieverluste am Brett haben“, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska.

Zudem verwies er darauf, dass die Größe des Energieverlustes am Brett davon abhängt, wie gut das Sehnen-Muskel-System und das Sprunggelenk beim nichtbehinderten Sportler oder die Prothese im Zusammenspiel mit dem Körper des behinderten Athleten Energie speichern kann, um sie danach wieder abzugeben.

Das erläuterte auch Biomechaniker Professor Dr. Veit Wank von der Uni Tübingen: „Der gesunde Fuß hat erst in der Endphase des Sprungs die Möglichkeit zum Abdruck. Das Carbon-Bein kann ein größeres Dreh-Moment leisten und passiv Energie speichern. Die Entscheidung der Nicht-Nominierung ist aus meiner Sicht richtig, weil es eine völlig andere Art ist zu springen, die nicht zu vergleichen ist.“

DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop betonte, dass die Inklusion auch weiterhin ein Thema im DLV sei. „Wir wollen auch weiterhin mit nicht-behinderten und behinderten Sportlern trainieren und Wettkämpfe bestreiten, allerdings muss für einen fairen Wettkampf sichergestellt sein, dass die Leistungen vergleichbar sind und danach gehend beurteilt werden.“

Im Weitsprung der Männer kamen vier Athleten in die engere Wahl, für die EM nominiert zu werden. Allerdings hatte nur der ehemalige Europameister Christian Reif (LC Rehlingen) alle Nominierungsanforderungen erfüllt. Im Falle von Markus Rehm, Europameister Sebastian Bayer (Hamburger SV) und Julian Howard (LG Region Karlsruhe) hat der Bundesausschuss Leistungssport in Ermessen und Abwägung aller Kriterien zugunsten von Sebastian Bayer und Julian Howard entschieden.

Das DLV-Team bei der EM in Zürich

Männer
100 MeterJulian Reus1988TV Wattenscheid 01
Lucas Jakubczyk     1985 SCC Berlin
Sven Knipphals  1985  VfL Wolfsburg
200 MeterRobin Erewa1991 TV Wattenscheid 01
Aleixo-Platini Menga1987TSV Bayer 04 Leverkusen
Julian Reus1988TV Wattenscheid 01
4x100 MeterJulian Reus1988TV Wattenscheid 01
Lucas Jakubczyk1985 SCC Berlin
Sven Knipphals1985 VfL Wolfsburg
Alexander Kosenkow1977TV Wattenscheid 01
Christian Blum1987TV Wattenscheid 01
Patrick Domogala1993MTG Mannheim
400 MeterKamghe Gaba1984LG Stadtwerke München
4x400 MeterKamghe Gaba1984LG Stadtwerke München
Thomas Schneider1988SC Magdeburg
Miguel Rigau1985LT DSHS Köln
David Gollnow1989LG Stadtwerke München
Jonas Plass1986LG Stadtwerke München
800 MeterDennis Krüger   19931.VfL Fortuna Berlin-Marzahn
1.500 MeterTimo Benitz1991 LG Farbtex Nordschwarzwald
Homiyu Tesfaye1993LG Eintracht Frankfurt
Florian Orth1989  LG Telis Finanz Regensburg
5.000 MeterArne Gabius1981LAV Stadtwerke Tübingen
Richard Ringer1989VfB LC Friedrichshafen
10.000 MeterArne Gabius1981LAV Stadtwerke Tübingen
MarathonAndré Pollmächer1983Rhein-Marathon Düsseldorf
110 Meter HürdenMatthias Bühler1986LG Offenburg
Gregor Traber1992LAV Stadtwerke Tübingen
Erik Balnuweit1988LAZ Leipzig
400 Meter HürdenFelix Franz1993LG Neckar/Enz
Varg Thore Königsmark1992SC Magdeburg
3.000 Meter HindernisSteffen Uliczka1984 SG TSV Kronshagen/Kieler TB
Martin Grau1992LSC Höchstadt/Aisch
StabhochsprungTobias Scherbarth1985TSV Bayer 04 Leverkusen
Malte Mohr1986TV Wattenscheid 01
Karsten Dilla1989TSV Bayer 04 Leverkusen
WeitsprungChristian Reif  1984LC Rehlingen
Sebastian Bayer 1986Hamburger SV
Julian Howard1989LG Region Karlsruhe
KugelDavid Storl1990LAC Erdgas Chemnitz
DiskusRobert Harting1984SCC Berlin
Martin Wierig1987SC Magdeburg
Daniel Jasinski1989 TV Wattenscheid 01
SpeerThomas Röhler1991LC Jena
Andreas Hofmann1991MTG Mannheim
ZehnkampfKai Kazmirek1991LG Rhein/Wied
Rico Freimuth1988SV Halle
Arthur Abele1986SSV Ulm 1846
20 km GehenChristopher Linke1988SC Potsdam
Hagen Pohle1992SC Potsdam
Nils-Christopher Gloger1990SC Potsdam
50 km GehenCarl Dohmann1990SCL-Heel Baden-Baden
Frauen
100 MeterVerena Sailer     1985MTG Mannheim
Tatjana Pinto1992LG Brillux Münster
Rebekka Haase1993LV 90 Erzgebirge
4x100 MeterVerena Sailer    1985MTG Mannheim
Tatjana Pinto1992LG Brillux Münster
Rebekka Haase1993LV 90 Erzgebirge
Josefina Elsler1991LC Paderborn
Nadine Gonska1990MTG Mannheim
Inna Weit1988LC Paderborn
400 MeterEsther Cremer 1988TV Wattenscheid 01
4x400 MeterEsther Cremer1988TV Wattenscheid 01
Ruth Sophia Spelmeyer1990VfL Oldenburg
Lena Schmidt1989LT DSHS Köln
Lara Hoffmann1991LT DSHS Köln
Janin Lindenberg1987SC Magdeburg
1.500 MeterDiana Sujew1990LT Haspa-Marathon Hamburg
5.000 MeterMaren Kock1990LG Telis Finanz Regensburg
10.000 MeterSabrina Mockenhaupt1980LG Sieg
MarathonSabrina Mockenhaupt1980LG Sieg
Katharina Heinig1989LG Eintracht Frankfurt
Mona Stockhecke1983LT Haspa-Marathon Hamburg
100 Meter HürdenNadine Hildebrand1987VfL Sindelfingen
Cindy Roleder1989LAZ Leipzig
Franziska Hofmann1994LAC Erdgas Chemnitz
400 Meter HürdenChristiane Klopsch   1990LG Ovag Friedberg-Fauerbach
3.000 Meter HindernisAntje Möldner-Schmidt1984LC Cottbus
Gesa Felicitas Krause1992LG Eintracht Frankfurt
Jana Sussmann1990LT Haspa-Marathon Hamburg
HochsprungMarie-Laurence Jungfleisch  1990LAV Stadtwerke Tübingen
StabhochsprungLisa Ryzih1988ABC Ludwigshafen
Carolin Hingst1980TG Nieder-Ingelheim
Katharina Bauer1990TSV Bayer 04 Leverkusen
WeitsprungMalaika Mihambo  1994LG Kurpfalz
Sosthene Moguenara1989TV Wattenscheid 01
Melanie Bauschke1988LAC Olympia 88 Berlin
DreisprungKristin Gierisch1990LAC Erdgas Chemnitz
Katja Demut1983LC Jena
Jenny Elbe1990Dresdner SC 1898
KugelChristina Schwanitz1985LV 90 Erzgebirge
Lena Urbaniak1992LG Filstal
DiskusShanice Craft1993MTG Mannheim
Julia Fischer1990SCC Berlin
Anna Rüh1993SC Neubrandenburg
HammerBetty Heidler1983LG Eintracht Frankfurt
Kathrin Klaas1984LG Eintracht Frankfurt
Carolin Paesler1990LG Eintracht Frankfurt
SpeerLinda Stahl1985TSV Bayer 04 Leverkusen
Katharina Molitor1983TSV Bayer 04 Leverkusen
Christin Hussong1994LAZ Zweibrücken
SiebenkampfLilli Schwarzkopf1983LG Hannover
Claudia Rath1986LG Eintracht Frankfurt
Carolin Schäfer1991LG Eintracht Frankfurt