Mit 17 Jahren schon eine echte Wettkämpferin: Alexandra Burghardt, die ihren Titel in Sindelfingen verteidigte. Foto: Dirk Gantenberg

Zuerst freute sich Dimitri Antonov über seinen riesigen Satz über 15 Meter.

Auch Ivane Antonov überwand zum ersten Mal die 15-Meter-Marke.

Christina Hering (links) und Isabell Hergenröther (rechts) waren in Sindelfingen schnell über die 400 Meter unterwegs. Fotos: Theo Keifner

19.02.2012 19:19 // Von: Reinhard Köchl

Jugend DM Sindelfingen, Teil zwei: Alex Burghardt verteidigt ihren Sprinttitel

Ein durchaus versöhnliches Finale gab es für den bayerischen Leichtathletik-Nachwuchs am zweiten Tag der Deutschen Jugend-Hallen- und Winterwurfmeisterschaften 2012 in Sindelfingen. Auch wenn einige der hochgesteckten Erwartungen im Glaspalast sowie im angrenzenden Floschenstadion nicht in Erfüllung gingen, sprangen doch fünf weitere Medaillen heraus. Den Vogel schoss dabei erneut Bayerns Sprintstern Alexandra Burghardt (LAZ Inn) ab, der seinen Titel im 60-Meter-Sprint bei der U 20 verteidigte.

7,64-7,54-7,42: Diese Zahlenkombination verdeutlicht die Souveränität, mit der Alexandra Burghardt im Württembergischen ihre erfolgreiche Titelverteidigung bestritt. Im Vorlauf hatte die 17-Jährige noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt und mit der lediglich fünftbesten Zeit (7,64 Sekunden) eine spannende Pokerrunde eröffnet. Auch im Zwischenlauf lief die Oberbayerin höchst ökonomisch (7,54 Sekunden) und schubste mit der drittbesten Zeit ihre ärgsten Widersacherinnen Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) und Annika Drazek (TV Gladbeck) in die Favoritenposition. Ein kluger Schachzug, auf den sogar das Internetportal leichtathletik.de hereinfiel und am Ende deshalb Burghardts knappen Erfolg gar als „überraschend“ bezeichnete, was bei einer Titelverteidigung jedoch eher Kopfschütteln auslöst. In Wirklichkeit verstand es Alexandra Burghardt, einmal mehr auf die Sekunde ihre beste Leistung abrufen zu können. Ihre Siegerzeit von 7,42 Sekunden gegenüber 7,44 Sekunden von Haase und 7,46 Sekunden von Drazek stellen exakt die gleiche Zeit dar, mit der sie vor fast genau einem Jahr – damals wirklich überraschend – den Titel in Leverkusen geholt hatte. Gleichzeitig bedeuten sie natürlich auch .Einstellung ihres eigenen Bayerischen Hallenrekordes in der Klasse U 20.

„Es ist schon etwas anderes, als Favoritin anzutreten“, stellte die alte und neue Deutsche Sprintmeisterin klar. Im vergangenen Jahr habe sie noch keinen Druck verspürt. Dass Alexandra Burghardt trotz ihrer großen Erfolge auf dem Boden geblieben ist, bewies sie beim anschließenden Siegerinterview. Nein, für sie habe sich überhaupt nichts geändert. „Alles läuft so wie bisher“, erklärte sie mit ihrem bekannten, entwaffnenden Lächeln. Als großes Ziel für die Sommersaison nannte Burghardt die Teilnahme an der U 20-WM in Barcelona. Als zweite bayerische Starterin erreichte Magdalena Weiß (TV Bad Kötzting) den Zwischenlauf über 60 Meter, wo sie allerdings mit 7,85 Sekunden ausschied.

Antonov-Brüder trotz 15-Meter-Sprünge sauer

Zum ersten Mal über die magische 15-Meter-Grenze gesprungen und doch über alle Maßen enttäuscht: Den beiden hoch talentierten Gebrüdern Antonov (LAC Quelle Fürth) war im Sindelfinger Glaspalast in den ersten Minuten nach dem Wettkampf eher zum Heulen zu Mute. Dabei hatte alles noch so verheißungsvoll angefangen. Gleich nach dem ersten Versuch ballte Dimitri Antonov die Faust. Mit 15,24 Meter hatte der 15-Jährige einen neuen Bayerischen U 18-Rekord für die Halle aufgestellt und den Fürther Ulrich Wrede (14,87 Meter nach 32 Jahren entthront. Eine Marke, die für die Konkurrenz als harte Nuss darstellte. Obwohl der Jahresbeste Lukas Zechel (LC Jena) mit 15,22 Metern im zweiten Versuch bereits dicht heran kam, blieb die Führungsweite bis zum sechsten Versuch bestehen. Dann konterte sich der Jenaer nervenstark zum Sieg: 15,26 Meter und damit gerade einmal zwei Zentimeter mehr als der Deutsche B-Jugend-Meister. Somit gab es Gold für Zechel und Silber für Dimitri Antonov, der als letzter Springer der Konkurrenz noch die Chance zum Kontern gehabt hätte. Doch Dimitris Versuch wurde bei 15,12 Meter gemessen, obwohl er gut 20 Zentimeter am Balken verschenkte. Spontaner Kommentar: „Das ist so Sch...!“

Nicht minder sauer war sein zwei Jahre älterer Bruder Dimitri. „Sprechen wir jetzt nicht über den Wettkampf“, lautete dessen erste Reaktion. Mit 15,12 Meter war der 17-Jährige persönliche Bestweite gesprungen, landete damit aber nur auf dem undankbaren vierten Rang. Im fünften Durchgang hatte Ivane einen Riesensatz hingelegt, war aber knapp übergetreten. Bronze ging mit 15,18 Meter an Marcel Kornhardt (Erfurter LAC).

Es hätte auch mehr herausspringen können für 800-Meter-Läuferin Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel). Nur ganze zwei Hundertstelsekunden trennten die 17-Järhige im Finale von Sindelfingen von der Silbermedaille. Dennoch konnte sich Trost auch über Bronze in 2:09,76 Minuten freuen. Vom Start weg übernahm Christine Gess (TSG Balingen) die Führung und lief einen komfortablen Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen heraus, den sie bis in Ziel hielt. Dahinter konnte sich die zwei Jahre jüngere Ariane Ballner (LG Elmshorn) noch in 2:09,74 Minuten an die bis dato vor ihr liegenden Laura Vierbaum (ART Düsseldorf) und Katharina Trost vorbeischieben, wobei die Bayerin bis zum Schluss heftige Gegenwehr leistete.

Bayerische Hammerwerfer holen Silber und Bronze

Ungewohntes Bild im Hammerwerfen der Klasse U 20: Nach langer Zeit stand einmal kein Bayer ganz oben auf dem Siegertreppchen. Bastian Abend (Hallesche Leichtathletik-Freunde) hieß der Deutsche Winterwurfmeister, bei dem jeder seiner vier gültigen Versuche für den Titel gereicht hätte. Abend schockte die Konkurrenz und hier vor alle seine weißblauen Widersacher Jonathan Herbst (ATS Klumbach) und Simon Lang (UAC Kulmbach) schon im ersten Versuch mit 67,84 Metern. Niemand kam im weiteren Verlauf des Wettbewerbs an ihm vorbei, im Gegenteil: Im vierten Durchgang schleuderte er den Hammer sogar auf 69,10 Meter und verbesserte damit seine Bestleistung um mehr als einen Meter. Auf Platz zwei landete schließlich Herbst, der ebenfalls im letzten Versuch seine Tages-Bestweite von 64,75 Meter erzielte, Dritter wurde Lang mit 64,09 Metern. Einen sehr guten fünften Platz gab es für Sebastian Schramm (ATS Kulbach), der ebenfalls noch die 60-Meter-Marke übertraf (60,04 Meter). Am liebsten vergessen wollte dagegen Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) seinen Ausflug nach Sindelfingen. Ihm gelang im Vorkampf kein gültiger Versuch.

Auch für eine andere bayerische Hammerwurf-Medaillenkandidaten verliefen die Titelkämpfe nicht ganz nach Plan: Anna Rinderle (DJK Memmingen) verpasste als Neunte der U 20-Konkurrenz (43,49 Meter) den Endkampf. Einen Rang dahinter platzierte sich Anna-Maria Büchner (UAC Kulmbach) mit 43,26 Metern. Ganz knapp an einer Medaille vorbei sprang Daniel Hofmann (TV Zeil) im Hochsprung. Aufgrund der Fehlversuchsregel musste er mit dem undankbaren vierten Platz vorlieb nehmen (2,00 Meter). Auf den Rängen sechs und acht landeten Elias Enach (LG Augsburg) und Fabian Jaschik (LG Bamberg), beide mit 1,95 Meter, mit 1,90 Meter belegten Manuel Marko (LAZ Kreis Würzburg) und Tobias Potyke (FC Aschheim) die Plätze 12 und 13. Ebenfalls nur die „Holzmedaille“ (Rang vier) blieb dem tapferen Moritz Steininger (1. FC Passau) über 3000 Meter. Zwar gewann er seinen Lauf in 8:36,43 Minuten souverän, hätte aber wahrscheinlich im etwas schnelleren zweiten Rennen eine reelle Chance auf Edelmetall besessen. Für Konstantin Wedel (TSV Höchstadt-Aisch) blieb in 8:45,87 Minuten Platz neun.

Nichts mit der Vergabe der Podestplätze zu tun hatten trotz sehr guter Leistungen Bayerns Langsprinterinnen und Mittelstrecklerinnen. Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Sinéad Ebert (LG Kreis Ansbach) kamen im B-Finale über 400 Meter in 57,43 beziehungsweise 57,71 Sekunden auf die Plätze zwei und drei. Tags zuvor hatte Isabell Hergenröther (LAC Quelle Fürth) im Vorlauf sogar 57,03 Sekunden erreicht, aber auf die Endläufe verzichtet. Über 1500 Meter bei den U 20-Frauen gab es eine schon gewohnte Reihenfolge: Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) landete in 4:42,42 Minuten wieder einen Platz vor Regina Högl (LG Region Landshut), die 4:43,36 Minuten benötigte. Im Endklassement langte es zum achten und neunten Rang.

Nicht für den Endkampf qualifizieren konnten sich die U 20-Diskuswerfer Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg; Zehnter mit 45,24 Metern) und Stefan Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg; Elfter mit 42,55 Metern). Im Stabhochsprung belegte Daniel Jeske (TSV Gräfelfing) mit 4,40 Meter Platz zwölf. In der Männer-Staffel über 3 x 1000 Meter kam das Trio des TSV Höchstadt/Aisch als Siebter ins Ziel (7:25,59 Minuten), die LG Stadtwerke München wurde Zehnter (7:38,05 Minuten).