Mona Mayer hakte bereits im Vorlauf die U 23-EM-Norm ab. // Spannendes 100-Meter-Finale mit dem Überraschungszeiten Florian Knerlein (rechts) und Bronze-Gewinner Fabian Olbert (Zweiter von links). // Emma Heckel // Arne Leppelsack kam auf den letzten Metern fast noch einmal an Kevin Joite heran // Nick Jäger (rechts) // Nancy Randig // Marina Scherzl // Yannick Wolf // Dominik Idzan mit Trainer Andreas Bücheler. Alle Fotos: Theo Kiefner

28.06.2021 11:16 // Von: Reinhard Köchl

U 23-DM Koblenz: Zehn Medaillen und eine Last-Minute-Normerfüllung

Einen bayerischen Titel gab es in den beiden Tagen der Deutschen U 23-Meisterschaften zwar keinen zu bejubeln., wobei manche Entscheidungen zwischen Gold und Silber, aber auch zwischen Platz vier und dem Podest hauchdünn ausfielen. Aber ansonsten fiel die Bilanz mit insgesamt zehn Medaillen im zweiten Pandemiejahr - davon je fünf Silber und Bronze - durchaus zufriedenstellend aus. Mit der frischgebackenen 400-Meter-Vizemeisterin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) gab es sogar noch eine "Last Minute"-Normerfüllerin für den Einzelstart bei der U 23-EM in Tallinn (Estland) vom 8. bis 11. Juli.

Generell gaben die Sprinterinnen und Sprinter aus dem Freistaat mit insgesamt sechs Mal Edelmetall eine glänzende Figur ab. Schon am Samstagabend machten die schnellen Männer der LG Stadtwerke München im 100-Meter-Finale von sich reden. Zwar gab es am Sieger Joshua Hartmann in 10,41 Sekunden (-1,3m/sec) keinen Zweifel. Doch dahinter wurde es eng. Auf Rang zwei schob sich einer, den vor Beginn der Titelkämpfe eigentlich niemand mehr auf der Rechnung hatte: Florian Knerlein, 2019 noch dreifacher Deutschen Jugendmeister und 2020 fast von der Bildfläche verschwunden, erwischte einen glänzenden Start und kam tatsächlich in Jahresbestzeit von 10,55 Meter ins Ziel - trotz des immensen Gegenwindes. Damit erfüllte der noch der U 20 angehörende Knerlein überraschenderweise auch den Richtwert für die EM seiner Altersklasse in Tallinn von 15. bis 18. Juli. Nur eine Hundertstelsekunde dahinter reckte seine Vereinskollege Fabian Olbert die Brust über die Ziellinie - in 10,56 Sekunden auf die Tausendstelsekunde gleich mit Luce Herden (LG Brillux Münster). Für beide gab es schließlich Bronze.

 

Eigentlich galt der dritte Münchner Starter Yannick Wolf als einer der Mitfavoriten. Doch ein Fehlstart im Vorlauf verhinderte seine Medaillenambitionen. Dafür hielt er sich tags darauf über die 200 Meter schadlos, wo er in guten 21,32 Sekunden (-0,9 m/sec) auf dem Bronzeplatz einkam. Über 100 Meter hat Wolf bereits den Richtwert für Tallinn erfüllt. er und Olbert (Staffel) hoffen nun auf die finale Nominierung.

 

EM-Norm für Mona Mayer schon im Vorlauf

 

Die hat Mona Mayer bereits sicher in der Tasche. In einem von vielen Rückschlägen geprägten Jahr, in dem sie immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurde, konnte die 19-Jährige in Koblenz zum ersten Mal schmerzfrei an den Start gehen. Deshalb lautete die Devise gleich im ersten Vorlauf am Samstag: Vollgas! Zur Überraschung aller legte Mayer einen nahezu perfekten Lauf hin, blieb zum ersten Mal mit 52,79 Sekunden unter der 53er-Marke, erfüllte die U 23-EM-Norm klar, pulversierte ihre bisherige Bestzeit und obendrein auch noch den "Familien-Hausrekord", bislang gehalten von Mutter und BLV-Teamleiterin Sprint Ruth Mayer mit 53,01 Sekunden. Tags darauf lieferte Mona Mayer im Finale der erfahrenen Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) einen harten Kampf, warf sich jedoch nicht entschlossen genug über die Ziellinie, so dass sie am Ende trotz der besten Zeit des Wochenende mit 53,21 Sekunden gegenüber 53,11 Sekunden von Luna Thiel auf den Silberrang verwiesen wurde. Dennoch freute sich die junge Viertelmeilerin über ihren "Coup", der ihr nun zusammen mit Thiel einen Einzelstart in Tallinn und den Einsatz in der Staffel beschert.

 

Darauf darf auch Arne Leppelsack (TSV Gräfelfing) nach seinem furiosen zweiten Platz über 400 Meter bei den U 23-Männern hoffen. Der 22-Jährige hatte nach dem Halbfinale sogar die beste Zeit aller Teilnehmer auf seinem Konto stehen, musste sich dann aber im Finale trotz neuer persönlicher Bestleistung von 47,10 Sekunden ähnlich knapp wie bei den Frauen Kevin Joite (Dresdner SC 1898), dem Deutschen Hallenmeister 2020, beugen, der das Rennen rasant anging und auf der Zielgeraden deutlich in Führung lag. Doch Schritt um Schritt schmolz der Vorsprung des 21-Jährigen, Lepplsack rückte näher und näher, doch letztendlich blieb dem Bayern nur Silber.

 

Marina Scherzl sorgt für Furore

 

Ein grandioses Wochenende liegt auch hinter Marina Scherzl (LG Kreis Dachau). Ebenso völlig unerwartet schob sie sich bei den "Nationals" der U 23 über 200 Meter als Dritte aufs Podest. Die "Gegenwindspezialistin" Scherzl, die auch ihre Bestzeit unter eigentlich leistungshemmenden Bedingungen gelaufen war, brauchte bei -1,2m/sec 24,01 Sekunden. Schneller waren nur Doppelmeisterin Sophie Junk (LG Rhein-Wied; 23,03 Sekunden) und Taela Prepens (TV Cloppenburg; 23,31 Sekunden). Über 100 Meter hatte sich Scherzl ebenfalls nicht nur für das Finale qualifiziert, sondern auch heftig am Podest geklopft. In 11,74 Sekunden wurde sie hier Vierte. Als Lohn winkt unter Umständen sogar eine Berufung für das Staffel-Team bei der U 23-DM. Ihre Haut so teuer wie möglich verkauft hat auch Tina Benzinger (LG Stadtwerke München). Über 100 Meter (11,83 Sekunden/Platz fünf) als auch über 200 Meter (24,49 Sekunden/Rang sechs) mischte die Münchnerin weit vorne mit. Lediglich im 100-Meter-Halbfinale blies ihr der Wind nicht entgegen und so lief sie mit 11,66 Sekunden knapp an ihre Bestzeit heran.

 

Eine bärenstarke Vorstellung lieferte in der Schwüle von Koblenz Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) über 5000 Meter. Die noch der U 20 angehörende Langstrecklerin hat bereits die Norm in ihrer Altersklasse für EM (Tallinn) und WM (Nairobi) in der Tasche. Von Anfang an drückte sie zehn Runden lang permanent auf’s Tempo und war dann auch schon bei der Hälfte mit der haushohen Favoritin Blanca Dörfel (SCC Berlin) weit weg von der übrigen Konkurrenz. Allein Dörfel konnte bis zum Schluss Paroli bieten. Mit einem scharfen Konter auf den letzten beiden Runden brachte die Berlinerin den Titel mit 16:20,38 Minuten sicher nach Hause. Für das Telis-Nachwuchstalent bleiben die Uhren bei 16:25,17 Minuten stehen. Ebenfalls ihre beste Platzierung bei Deutschen Meisterschaften gelang Hanna Bruckmayer (TSV Mühldorf), die Fünfte in 17:00,27 Minuten wurde.

 

Silber Nummer fünf aus bayerischer Sicht ging auf das Konto von Nick Jäger (TSV Penzberg). Für den jungen Oberbayern ging es über 3000 Meter Hindernis eigentlich "nur" noch um den Titel, denn dem Normdruck hatte sich Jäger mit einer Steigerung in Oordegem (Niederlande) auf 8:39,82 Minuten frühzeitig entzogen. In einem harten Spurtfinale setzte sich schließlich Velten Schneider (VfL Sindelfingen) durch. In 8:50,55 Minuten siegte er vor Jäger (8:52,31 Minuten). Auf dem achten Platz landete Floriam Bremm (TV Leutershausen; 9:08,30 Minuten).

 

Selina Dantzlers Comeback - in Deutschland

 

Ebenfalls eine potenzielle U 23-EM-Starterin ist Kugelstoßerin Selina Dantzler (LG Stadtwerke München). In den USA, wo die 21-Jährige studiert, hatte sie bereits die Norm abgehakt. Zu den "Deutschen" war Dantzler erst wenige Tage zuvor aus ihrem Studienort Miami über den großen Teich in die Heimat zurückgeflogen. Ihr weitester Versuch landete bei 15,87 Metern und damit einen knappen halben Meter hinter dem Silberrang. Nachdem Dantzler im Vorjahr coronabedingt quasi keine Wettkämpfe bestreiten konnte, wirkte es fast wie ein Comeback, sie nach ihren zahlreichen DM-Titeln in der Jugend wieder unter den Besten ihres Alters zu sehen.

 

Immer besser den Dreh raus hat Hammerwerferin Nancy Randig (SWC Regensburg). Im vierten Versuch schleuderte sie das Vier-Kilo-Gerät auf die neue  Bestweite von 62,00 Meter, was sie vorübergehend sogar auf Rang zwei hinter der haushohen Favoritin Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen; 70,13 Meter) katapultierte. Doch nach einem Konter der jungen Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) auf 64,06 Meter schimmerte die Medaille am Schluss in Bronze.

 

Enttäuschung über vierte Plätze

 

Für einige Bayern verliefdie U 23-DM in Koblenz zwar vom Ergebnis her alles andere als enttäuschend. Aber Platz vier in der Endabrechnung ist extrem undankbar. So ging es zum Beispiel Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg) im Dreisprung (14,61 Meter), Kugelstoßer Dominik Idzan (LG Stadtwerke München), der in seinem erst zweiten Wettkampf mit der 7,26-Kilogramm-Männerkugel als Jahrgang 2003 dem jüngeren U 20-Jahrgang angehörend, gegen teilweise vier Jahre ältere Konkurrenz eine beeindruckende persönliche Bestleistung von 16,42 Meter erzielte, oder Linus Limmer (LG Stadtwerke München). Der Speerwerfer haderte ausgerechnet bei diesem Höhepunkt mit seiner Technik und kam somit nur auf 66,97 Meter. 72,14 Meter hatte er in diesem Sommer bereits angeboten. Besonders unglücklich verlief der Wettkampf für Speerwerferin Elisabeth Hafenrichter (LG Stadtwerke München), deren weitester Wurf bei 50,83 Metern landete. Bis zum letzten Durchgang hatte sie auf dem Bronzerang gelegen, bevor Lea Wipper (SC DHfK Leipzig e. V.) mit einem Wurf auf 53,90 Meter an ihr vorbeizog. Wäre Hafenrichters Speer an diesem Nachmittag nur 39 Zentimeter weitergeflogen, hätte sie die Weite der Drittplatzierten Jana Lowka (Eintracht Frankfurt) egalisiert.

 

Mit ihren fünften Plätzen durchaus zufrieden waren Diskuswerfer Alexander Schaller (LG Stadtwerke München), der mit 51,04 Metern das Männergerät so weit wie noch nie in seiner Karriere herausjagte, und 400-Meter-Hürdenläuferin Miriam Backer (TSV Zirndorf; 60,88 Sekunden). So gut wie noch nie präsentierte sich über 3000 Meter Hindernis die Lisa Schuster (LAC Quelle Fürth), die in einem schnellen Rennen mit 10:46,90 Minuten auf Platz sechs einkam. Neunte wurde Darja Michel (TuS Traunreut; 11:13,67 Minuten), Hanna Frühauf (LG Würm Athletik; 11:40,26 Minuten) kam auf Rang zehn. Zum ersten Mal unter der Marke von 2:10 Minuten blieb Nele Göhl (LG Eckental) als Sechste über 800 Meter (2:09,39 Minuten), während Lena Zintl (LG Stadtwerke München) im Stabhochsprung mit überquerten 3,80 Meter Siebte wurde.