Deutsche Jugendmeisterschaften Rostock – U 20: Potye, Hering und Lang erfüllen alle Erwartungen
Als frischgebackener U 20-Europameister galt Tobias Poyte natürlich auch an der Ostseeküste als klarer Favorit. Dieser Rolle wurde der Oberbayer dann auch vollauf gerecht. Bei 2,16 Meter stand der Sieg für ihn fest. Nachdem auch 2,18 Meter im ersten Versuch übersprungen wurden, ließ der 19-Jährige als Zugabe 2,21 Meter auflegen, was nicht nur eine Einstellung des Bayerischen Rekordes aus dem Jahr 1980 von Ronny Moriabadi (LG Passau) bedeutet hätte, sondern auch eine Weltjahresbestleistung für den U 20-Bereich. Auch wenn es dieses Mal noch nicht ganz gereicht hat: Diese Höhe ist nicht mehr fern, wie besonders die zweiten und dritten Versuche andeuteten.
„Schade, die sind auf jeden Fall noch drin“, sagte der deutsche Meister. Einmal wird er es noch versuchen, beim Internationalen Hochsprung-Meeting in Eberstadt (23. bis 25. August). Keine Medaille, aber ein mehr als achtbarer vierter Rang ging an Manuel Marko (LAZ Kreis Würzburg), der sich wie eine Woche zuvor in Ingolstadt erneut über 2,07 Meter schwang und seine persönliche Bestleistung einstellte.
Einen der deutlichsten Siege in der U 20 landete Bayerns Hammerwurf-Nachwuchshoffnung Simon Lang. Mit der Siegesweite von 71,01 Meter und über sieben Metern Vorsprung konnte ihm keiner das Wasser reichen. Bereits mit dem ersten Versuch (68,37 Meter) ging der Kulmbacher uneinholbar in Führung, im vorletzten Versuch fiel dann die Tagesbestweite. „Die Weite ist total okay, zumal nach Rieti die Spannung raus ist“, so der 19-Jährige, der bei der U 20-EM Platz vier belegt hatte. „Heute ging es nur darum, die Deutsche Meisterschaft einigermaßen würdig über die Bühne zu bringen.“ Schluss ist für dieses Jahr aber längst noch nicht. „Anfang September starte ich bei der Polizeimeisterschaft in der Männerklasse und dann eventuell noch im Rasenkraftsport“, kündigte Simon Lang an. Erfreulich auch der vierte Rang durch Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle; 57,33 Meter).
Hering führt erfolgreiche deutsche Viertelmeilerstaffel an
Deutlicher knapper, aber nicht weniger erfolgreich ging es bei Christina Hering zu. Die mit zwei Bronzemedaillen so erfolgreiche Rieti-Starterin wählte für Rostock nicht die 800 Meter, sondern die 400-Meter-Strecke. Hier gab das hochaufgeschossene Talent ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Grundschnelligkeit und setzte sich in 53,70 Sekunden gegen die Spezialistinnen durch. „Ich wollte unbedingt noch mal 400 Meter laufen“, sagte die Siegerin. „Jetzt bin ich glücklich“, strahlte sie, „das ist mein erster Jugendtitel im letzten Jugendjahr“. Christina Hering gewann den Titel knapp vor Staffelkollegin Laura Müller (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal; 53,79 Sekunden). Höchst erfreulich aus bayerischer Sicht: Auch die Dritte kam mit Corinne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) in 54,55 Sekunden aus dem Freistaat. Kohlmann, Hering, Müller und die Vierte Maike Schachtschneider (ART Düsseldorf; 55,13 Sekunden) standen im deutschen 4 x 400-Meter-Quartett, das bei der U 20-EM gemeinsam die Bronzemedaille gewonnen hatte.
Nicht auf ihrer Rieti-Strecke, sondern auf den 1500 Metern ging Katharina Trost an den Start. „Ich bin das ganze Jahr nur die 800 Meter gelaufen und brauchte etwas Abwechslung“, so die launige Begründung der Fünften der U 20-EM. Auf der langen Mittelstrecke sprang für die 18-Jährige Silber in 4:28,05 Minuten heraus. Die Siegerin schien früh festzustehen. Beinah einsam zog die EM-Zwölfte Caterina Granz (LG Nord Berlin) ihre Runden, kämpfte hauptsächlich mit Wind und Hitze und hatte 250 Meter vor dem Ziel schon 25 Meter Vorsprung auf die Verfolgerinnen. Doch der finale Antritt von Katharina Trost machte es noch einmal mächtig spannend. Immer dichter kämpfte sich die Oberbayerin heran. „Man sieht nichts und merkt nicht, wie dicht sie dran sind“, sagte Granz. Erst über den Stadionsprecher habe sie mitbekommen, dass sie noch um den Sieg bangen müsse und habe zuzulegen versucht.
Nach Hürden-Bronze in der U 18 holte sich Katharina Winkler über 4 x 100 Meter mit ihren Staffelkameraden vom LAC Quelle Fürth erneut eine Medaille. In der Besetzung Jessica Bernado, Sinéad Ebert, Winkler und Amelie-Sophie Lederer markierte das Fürther Quartett in 46,45 Sekunden als Dritte auch noch eine schnelle Zeit, die nicht mehr weit vom bayerischen Rekord entfernt ist. Amelie-Sophie Lederer unterstrich als Fünfte im 100 Meter Finale, dass in Fürth gut im Sprint gearbeitet wird. Im Finale der männlichen U 20 hielt das Quartett der LG Stadtwerke mit Platz fünf (42,32 Sekunden) die bayerischen Fahnen hoch.
Den sechsten Rang über 100 Meter belegte Lucien Aubry (LG Erlangen). In 10,86 Sekunden gab`s für den Bertolt-Brecht-Elite-Schüler eine neue Bestzeit obendrein. Die anderen beiden Sprintfinals liefen ebenfalls mit bayerischer Beteiligung ab. Paul Straub (LG Würm Athletik) über 200 Meter in 22,31 Sekunden und Samuel Aßmann (TG 48 Würzburg) über 400 Meter in 48,68 Sekunden belegten jeweils Rang sieben.
Dennis Edelmann macht es spannend
Spannend machte es Dennis Edelmann im Kugelstoßen. Der Augsburger eröffnete mit 17,08 Meter und ließ dann gleich eine ganze Serie von Ungültigen folgen. So war natürlich keine Medaille zu gewinnen. Im finalen Durchgang dann der Durchbruch. Der 19-Jährige wuchtete die Kugel auf 17,70 Meter und katapultierte sich damit vom achten auf den dritten Rang nach vorne. Rang sieben ging an Christian Zimmermann (Kirchheimer SC), der 17,14 Meter stieß. Im Diskuswerfen wurde es für „den Langen“ sogar noch um einen Platz besser (Sechster in 50,84 Meter). Vor ihn schob sich noch der Deutsche Winterwurfmeister Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg) als Fünfter mit 51,65 Meter.
Ganze elf Zentimeter trennten Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) vom Siegerpodest im Speerwerfen. Mit 62,12 Meter wurde der vorjährige Deutsche U 18-Meister von Mönchengladbach in Rostock undankbarer Vierter.
Zwei Fürther Mittelstrecklern gelang der Sprung in den 800-Meter-Endlauf: Martin Weinländer wurde Fünfter in 1:54,07 Minuten und Cagiri Uca belegte Platz zehn in 1:56,14 Minuten. Bruderherz Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth) schnitt über 2000 Meter Hindernis als Sechster (6:04,43 Minuten) vor seinem Vereinskameraden Dario Tippmann (Siebter in 6:08,83 Minuten) kaum schlechter ab. Haarscharf an einer Medaille vorbei lief über 3000 Meter Maximilian Weigand (TSV Penzberg). Bei seinen 8:32,97 Minuten fehlten ihm sechs Sekunden zu Bronze. Achter wurde Hiob Gebisso (LG Augsburg; 8:43,21 Minuten).
Gleich zwei Mal auf sich aufmerksam machen konnte in Rostock Maximilian Entholzner (1. FC Passau). Im Weitsprung landete er mit bärenstarken 7,34 Meter auf dem vierten Platz, über 110 Meter Hürden wurde er Sechster in 14,33 Sekunden. Etwas mehr hatte sich Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth) im Dreisprung erwartet. Aber nach einer langen Saison und der Verletzung seines Bruders Dimitri war die Luft raus und mehr als Rang fünf (14,67 Meter) nicht drin.
Nieman und Keilhofer Vierte
Bei den jungen Damen haderte Hochspringerin Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg) zu Recht mit dem Schicksal. Zum wiederholten Mal war die blonde Unterfränkin in dieser Saison über 1,73 Meter gefloppt – dieselbe Höhe, die zum Gewinn der Bronzemedaille reichte. Dass diese letztlich an Jossie Graumann (LG Nord Berlin) fiel und Niemann „nur“ Rang vier blieb, lag an einem einzigen Fehlversuch mehr. Die gleiche Platzierung – nämlich Platz vier – gelang Laura Keilhofer (TV Zwiesel) im Dreisprung (11,56 Meter). Den Stabhochsprung beendete Salome Schlemer (TSV Bad Endorf) mit 3,70 Meter als Sechste, im Weitsprung wurde Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) Siebte (5,75 Meter).
Auch in den Läufen tauchte nahezu in jedem Finale der Name einer bayerischen Athletin auf. Über 800 Meter belegte Mareike Bauer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) in 2:14,03 Minuten einen durchaus ehrenwerten fünften Rang vor Judith Genk (LG Donau-Ries; Siebte in 2:14,46 Minuten), über 3000 Meter landete die U 18-Jugendliche Salome Sager (TSV Königsbrunn) in 10:17,80 Minuten auf dem achten Platz. Stark auch Laura Weiß (LG Stadtwerke München), die den Endlauf über 100 Meter Hürden als Fünfte in 14,45 Sekunden abschloss.
Über einen neuen Hausrekord freuen konnte sich im Evi Weber (TSV 1862 Erding). Mit ihren im zweiten Durchgang erzielten 45,52 Metern reihte sich die 18-Jährige als Fünfte in die Phalanx der besten deutschen Diskuswerferinnen ein. Gleiches gelang Anna Rinderle (LG Stadtwerke München) als Sechster im Hammerwerfen (48,11 Meter) sowie Eva Herrmann (LG Reischenau-Zusamtal) als Siebter im Speerwerfen (43,22 Meter).