EM Berlin: Florian Orth bei Ingebringtsen-Doppelsieg im Mittelfeld - Schneider und Trefz Staffelachte
Florian Orth, der im belgischen Heusden auf den letzten Drücker noch die EM-Norm geknackt hatte, hatte seinen ganz persönlichen Fanclub dabei: Eltern, Großvater, Geschwister und natürlich seine Frau Maren, vor zwei Jahren noch EM-Sechste, Ende letzten Jahres aber vom Leistungssport zurückgetreten. Sie alle hatten mit einem frühen Kartenkauf deutliche Signale gesendet.
Bei seinem vierten EM-Start in Folge wollte der Zahnarzt an seinen siebten Platz von 2016 anknüpfen – ein schweres Unterfangen im mehr als 20 Läufer starken Feld. Der Routinier ließ die Heißsporne gewähren – seine Spurterqualitäten im Hinterkopf behaltend. Die konnte der Nordhesse auf der Zielgeraden zumindest gegen Marcel Fehr (SG Schorndorf 1846) ausspielen, der im Ziel als 19. nur einen Platz und zwei Zehntel zurücklag. Für ihn wurden 13:37,66 Minuten gestoppt, für Florian Orth 13:37,46 Minuten.
"Da läuft man 13:37 Minuten, aber guckt sich die ganze Zeit das Feld von hinten an und wird nur 18.", zuckte Orth mit den Achseln. "Da ist es halt schwierig das einzuordnen. Einerseits denkt man, man hat alles gegeben, ist im Rahmen seiner Saisonbestzeit geblieben, nachdem die Quali für mich eh fast ein Ding der Unmöglichkeit war. Da hat man gehofft, dass es irgendwie ein Rennen wie vor zwei Jahren wird. Aber dass es ein Temporennen wird, dass ein 17-jähriger, nachdem er gestern 1500-Meter-Europameister geworden ist, heute zu einer persönlichen Bestzeit gezogen wird - unglaublich, dass das funktioniert"
DLV-Langsprinter bei Belgiens Sieg auf Platz acht
Die deutschen 400-Meter-Läufer hatten am Samstagbend keine Chance auf eine Medaille. Das Staffel-Finale gewann Belgien. Das DLV-Quartett wurde Achter.
Startläufer Patrick Schneider mobilisierte auf der schwierigen Innenbahn alle Kräfte und verlor kaum an Boden. Torben Junker (LG Olympia Dortmund) schaffte es zunächst nicht, auf Tuchfühlung zu bleiben, fand aber kurz vor dem Wechsel wieder Anschluss. Fabian Dammermann (LG Osnabrück), der wegen der Staffel auf einen Einzelstart verzichtet hatte, kämpfte wacker. Der Deutsche Meister Johannes Trefz brachte den Stab als Schlussläufer nach 3:04,69 Minuten als Achter ins Ziel.
Im Vorlauf war das DLV-Quartett auf 3:03,37 Minuten gekommen, da aber mit Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) für Patrick Schneider. Den Sieg sicherte sich Belgien mit den drei Borlee-Brüdern Kevin, Jonathan und Dylan sowie Jonathan Sacoor in 2:59,47 Minuten – der schnellsten in Europa gelaufenen Zeit in diesem Jahr - vor Großbritannien (3:00,36 min) und Spanien (3:00,78 min).
"Natürlich haben wir uns eine andere Platzierung erhofft, auch eine andere Zeit", meinte JohannesTrefz. "Aber von der Stimmung her und dem ganzen Drumherum hätten wir uns nichts Besseres erhoffen können. Ich war sehr froh, dass ich hier zweimal rennen durfte. Ich hatte einiges zu kämpfen mit der Gesundheit. Das ganze Team, die Physios und Ärzte haben mich wieder aufgebaut und ich bin sehr dankbar"
Patrick Schneider haderte mit den Umständen: "Hätte ich meine gewohnte Leistung abrufen können, die ich in den vergangenen Wochen gezeigt habe, wären wir vorne mit dabei gewesen. Dann hätte ich einen Ticken früher übergeben können. Wenn man am Feld dran ist und mitschwimmt, dann läuft man nicht hinterher und macht nicht so weite Wege. Wir aber mussten jedes Mal ganz außen wechseln"
In der 4 x 400-Meter-Staffel der Frauen kam Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) im Gegensatz zum Vorlauf im Finale nicht zum Einsatz. Statt der Oberpfälzerin lief 200-Meter-Finalistin Laura Müller (LC Rehlingen). Das Quartett wurde Sechste (3:30,33 Minuten).