Drei von vier Regensburger Marathonis haben DLV-Nominierungsrichtlinien für EM in Berlin erfüllt
Bei Kilometer 18 stand Franziska Reng nach einem anfänglichen Sturmlauf an die Spitze am Straßenrand. Ihr rebellierender Magen hatte dem Unternehmen Gold ein j hes Ende gesetzt. Die Chancen der Regensburgerin auf eine EM-Teilnahme im Sommer in Berlin habensich damit aber nicht verschlechtert.
Schon auf der Heimfahrt erhielt sie von Bundestrainerin Kathrin Dörre-Heinig ein aufbauendes Whatsapp, sie solle jetzt "den Frust von Düsseldorf ganz schnell wegstecken und ihren Fokus ganz auf die Vorbereitung für die Europameisterschaften in Berlin legen.“ Dörre-Heinig bestätigte denn auch im Gespräch mit Reng-Coach Kurt Ring, dass die Regensburgerin natürlich auf ihrem Nominierungsvorschlag für die EM stehen wird. Das Telis-Marathon-Nesthäkchen hatte mit ihren 2:34:57 Stunden vom vergangenen Herbst und den 1:14:14 Stunden im DM-Halbmarathon in Hannover bereits zuvor Nominierungskriterien des DLV erfüllt.
Nebeneffekt ihres ganz persönlichen Seuchen-Sonntags war, dass sich am finalen Quali-Wochenende mit den letzten Marathons des Frühjahrs keine weitere schnellere Deutsche für das sechsköpfige Team angeboten hat. Somit kann der Regensburger Erfolgsclub mit Franziska Reng und der bereits qualifizierten Anja Scherl, die in der NRW-Metropole als Rengs Fahrradbegleitung fungierte, auf bereits zwei Berlin-Fahrerinnen spekulieren. Im allgemeinen Rummel um die EM-Startplätze ging fast unter, dass Anna Plinke als Neunte der nationalen Wertung heimlich, still und leise mit 2:50:03 Stunden eine famose neue Bestleistung aufgestellt hatte.
„Ich war im Vorfeld von Hamburg schon nervös, schließlich weiß ich allzu gut, was im Marathon alles passieren kann“, gab Philipp Pflieger nach seinem souveränen Rennen zu. Was im Rennen so unheimlich locker und leicht ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit kühl kalkulierte Laufmathematik des Erfolgsgespanns Pflieger und Kurt Ring, seinem langjährigen Trainer, der wegen seiner DM-Verpflichtungen nicht einmal in Hamburg vor Ort sein konnte.
Beide zerlegten das Planspiel in eine erste Hälfte genau auf EM-Norm, also in 1:07 Stunden bei 21,1 Kilometern, und der Aufgabe durch eine sanfte und schonende Mobilisierung in der zweiten Hälfte das Ding in knapp unter 2:14 Stunden heimbringen zu können. Schließlich soll Philipp Pflieger schon wieder Mitte Mai nach einer ultrakurzen Marathon-Schonpause in die EM-Vorbereitung einsteigen können. In der Realität erledigte sich das „bisschen unter 2:14“ bereits an der Halbmarathonmarke mit einer Durchgangszeit von 1:06:39 Stunden und der Erkenntnis dass der Regensburger den Rest der mörderischen 42,195 Kilometer bei konstant steigenden Temperaturen und ab Kilometer 30 mutterselenallein auch ohne direkten Gegner und Tempomacher wie ein Schweizer Uhrwerk inRichtgeschwindigkeit herunterspulen konnte. Damit steht für die LG Telis Finanz Regensburg wohl auch Berlin-Ticket Nummer drei außer Frage.
Der ganze Club und sämtliche Fans der Blauen werden am kommenden Sonntag wohl ganz besonders die Daumen für Jonas Koller drücken, der als Deutscher Marathon-Vizemeister im vergangenen Herbst bereits mit einer fabelhaften Steigerung auf 2:16:03 Stunden den schwierigeren Part für eine EM-Teilnahme erledigt hatte. Seine Konkurrenten haben in Düsseldorf kräftig nachgelegt. Trotzdem: Koller steht immer noch an sechster Stelle der Nennliste für die EM, nur noch ein lästiger Nachweis über die halbe Distanz in einer Zeit unter 1:07:00 Stunden über die halbe Distanz fehlt. Den will der Regensburger nun am kommenden Sonntag bei den 25 Kilometern von Berlin liefern.
Allerletzter Termin für das Unternehmen EM wäre dann der 20. Mai. Unmittelbar nachher wird man in der Domstadt wissen, wie viele Marathonläuferinnen und -läuferdie LG Telis Finanz Regensburg am 12. August in der Bundeshauptstadt an der Startlinie hat, denn dann nominiert der DLV seine Marathonmannschaften. Geht alles gut, aus werden die Regensburger ein ganzes Drittel des deutschen Marathonteams stellen können.