Bayern-Titelkämpfe in Hof, Teil zwei: Hürdenläufer erobern DLV-Spitzenpositionen
Trinken, trinken und nochmals trinken: So lautete die Devise für Sportler und Zaungäste bei dieser sprichwörtlichen Affenhitze. Angesichts von Spitzenwerten bis zu 38 und auf der Tartanbahn über 45 Grad gab es eine Reihe von Kreislaufbeschwerden und bedauerlicherweise auch den Zusammenbruch eines Vaters einer Athletin im Zielraum. Dieser musste an Ort und Stelle medizinisch versorgt und vom Rettungswagen ins Hofer Krankenhaus gebracht werden. Nach Auskunft von BLV-Lauftrainer Jörg Stäcker geht es ihm aber schon wieder besser. Überhaupt: Die medizinische Abteilung der LG Hof funktionierte vorbildlich und mahnte die Trainer über das Stadionmikrofon an, noch mehr darauf zu achten, dass ihre Sportler entsprechend Flüssigkeit zu sich nehmen. So vermuteten die Ärzte, dass das viele Schwitzen, das die Mineralien aus dem Körper schwemmt und eine Unterversorgung der Muskeln nach sich zieht, auch der Grund für eine Reihe von Zerrungen und Faserrissen war, die unter anderem Lokalmatador Jonas Schubert (LG Hof) und Junioren-Weitsprungsieger Stefan Matula (LG Telis Finanz Regensburg; 6,99 Meter mit nur einem Versuch) erlitten. Kurios vor allem der zweite Vorlauf über 110 Meter Hürden der Männlichen Jugend A. Zuerst schieden nacheinander Hochsprungsieger Fabian Fleischmann (1. FC Passau) und Johannes Hock (TV 1884 Marktheidenfeld) mit Fehlstarts aus. Nachdem zwei andere Läufer nicht angetreten waren, musste Sebastian Ratzinger (TV Hauzenberg) allein auf den Parcours – auf dem er nach der Hälfte der Distanz leider stürzte und sich verletzte. So kam es, dass das gesamte Semifinale ohne Ergebnis in die Wertung kam. Sieger des Endlaufes wurde schließlich Kilian Hartmann (TuS Bad Aibling) in 15,32 Sekunden.
Hürdensprinter gewinnen die Windlotterie
Doch die sportliche Seite und die positiven Eindrücke überwogen am Sonntag in Hof eindeutig. Die jugendlichen Hürdensprinter sorgten nicht nur für die kuriosesten Momente (siehe oben), sondern setzten auch die Glanzpunkte. Sebastian Barth (LG Würm Athletik) blieb im Vorlauf der B-Jugend-Konkurrenz über 110 Meter Hürden zum ersten Mal unter der 14-Sekunden-Marke. Seine Zeit von 13,93 Sekunden stellt in diesem Jahr das Maß aller Dinge für seinen Jahrgang im Bereich des DLV dar. Dass es im Finale „nur“ zu 14,09 Sekunden reichte, lag an den einmal mehr böigen Winden, die Barth diesmal mitten ins Gesicht bliesen. Sein Gegenstück bei der Weiblichen Jugend B heißt Laura Weiß (TV Bad Kötzting). Die erst 15-Jährige pulverisierte im 100-Meter-Hürden-Finale ihre Bestzeit förmlich, hüpfte mit ihren 13,74 Sekunden direkt an die Spitze der deutschen Rangliste und schickt sich an, unmittelbar in die Fußstapfen einer Elke Boxhammer zu treten, die immerhin zwei Mal hintereinander den nationalen Titel über diese Distanz gewinnen konnte. Aber auch die Läuferinnen, die nach ihr ins Ziel kamen, verdienen mehr als nur Beachtung. Mit Alexandra Burghardt (LAZ Inn) kam eine weitere Athletin unter 14 Sekunden (13,98 Sekunden), während der komplette Lauf die Norm für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm erfüllte: Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach) in 14,05 Sekunden, Magdalena Weiß (TV Bad Kötzting) in 14,37 Sekunden, Melanie Saumweber (SpVgg Auerbach-Streitheim) in 14,40 Sekunden, die noch der Schülerklasse angehörende Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) in 14,59 Sekunden und Janina Kopeczek (TV Emmering) in 14,63 Sekunden.
Zufriedene Mienen gab es auch bei BLV-Coach Tom Burger. Sein Schützling Maximilian Bayer (LG Donau/Ilm) präsentierte sich nach langer Verletzungspause wieder in exzellenter Form und fegte im 110-Meter-Hürden-Endlauf der Junioren bei Gegenwind in 14,55 Sekunden über die Hindernisse. Sein Vorlauf war sogar um einiges schneller gewesen: 14,42 Sekunden – natürlich mit einer schönen Brise in den Rücken. Ein identisches Bild ergab sich bei 100 Meter-Hürden-Junioren-Siegerin Jennifer Reinelt (1. FC Passau), die im Finale bei Gegenwind überaus ansprechende 13,66 Sekunden anbot, zuvor jedoch mit einem gerade noch zulässigen Schub von hinten 13,61 Sekunden schaffte.
Fischer und Janetschek mit Galavorstellungen über 200 Meter
Einen Pakt mit dem Wind geschlossen hatten am Sonntag auf jeden Fall die Sprinter. So flog Michael Fischer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) über 200 Meter förmlich über die Bahn, wobei die Uhr am Schluss bei der Klassezeit von 21,48 Sekunden stehenblieb. Kaum nach stand ihm bei der Männlichen Jugend A Alexander Janetschek (MTV 1881 Ingolstadt). Im Finale hatte keiner der Konkurrenten seiner Siegerzeit von 21,78 Sekunden etwas entgegenzusetzen. Janetschek belegt damit aktuell den achten Rang in der deutschen Bestenliste. Ebenso ungefährdet zog bei der Männlichen Jugend B Alexander Niedermayer (TSV Gräfelfing) seine Bahnen (22,26 Sekunden), während die bayerischen Junioren auf der halben Stadionrunde in Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen) einen starken Trumpf in die nationalen Titelkämpfe nach Regensburg (14./15. August) schicken. Ihre Zeit, mit dem sie den Bayerntitel einheimste: 24,23 Sekunden. Gleiches gilt für die 200-Meter-Meisterin bei der Weiblichen Jugend B, Katharina Eich (DJK Weiden). Ihre 24,38 Sekunden berechtigen bei der Jugend-DM in Ulm (6. bis 8. August) durchaus zu Hoffnungen. Die Riedl-Zwillinge, tags zuvor die Dominatorinnen über 100 Meter, traten auf der doppelt so langen Sprintstrecke nicht an.
Einmal mehr auf sich aufmerksam machte in Hof Mario Saur (TSV Dinkelsbühl). Nach seiner Galavorstellung über die 400 Meter flach holte sich der 21-Jährige diesmal auch den Juniorentitel über die lange Hürdenstrecke, und das in hervorrangenden 52,17 Sekunden. Zur Doppelmeisterschaft langte es auch für Michael Hofmeister (TSV Plattling). Seine 53,67 Meter Sekunden über die 400 Meter Hürden bei den A-Jugendlichen bedeuteten jedoch ein schönes Stück Arbeit, denn Andreas Brehm (TV Kempten) rückte ihm mit 53,70 Sekunden bedrohlich nah auf die Pelle. Die Mädchen überzeugten ebenso wie die männlichen Langhürdler. Sharon Müller (TSV Penzberg) lief als A-Jugend-Meisterin 61,87 Sekunden, während Kristina Reßler (TSV Peiting) als Bayerns beste B-Jugendliche mit 61,64 Sekunden sogar noch einen Tick schneller war.
Mittelstreckler leiden am meisten unter der Hitze
Am meisten von der Hitze beeinträchtigt waren am Sonntag zweifelsohne die Mittelstreckler. Insofern verdienen die 3:54,02 Minuten, mit denen sich Marco Kürzdörfer in einem internen Höchstädter Duell gegen Martin Grau (3:55,49 Minuten) den Titel sicherte, sowie Felix Hentschels (LG Bamberg) Finale Furioso über 1500 Meter bei den Junioren (3:57,54 Minuten) ganz besondere Hochachtung. Bei den Juniorinnen gab es ebenfalls so etwas wie eine Regensburger Vereinsmeisterschaft, die Christiane Danner in 4:38,12 Minuten vor Julia Kick (4:45.53 Minuten) und Anna-Katherina Plinke (4:48,62 Minuten; alle LG Telis Finanz Regensburg) für sich entschied. Bei der Weiblichen Jugend A kam Jannika John (LAC Quelle Fürth) als Bayernmeisterin auf 4:41,50 Minuten, während Elisabeth Weinfurtner (TV Zwiesel) bei der Weiblichen Jugend B für die gleiche Strecke 4:42,81 Minuten benötigte.
Manch einer wird sich beim Studium der Ergebnisliste von Hof verwundert die Augen gerieben haben, als er den Namen Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim) im Hochsprung der Weiblichen Jugend B nur auf Rang zwei mit einem eher bescheidenen Resultat von 1,67 Meter wiederfand. Für die 17-jährige 1,80-Meter-Springerin reichte es diesmal in ihrer Spezialdisziplin nur zu Silber hinter der Überraschungsmeisterin Nadine Niemann (LA-Team Alzenau), die über 1,70 Meter floppte. Ganz ohne Titel musste Anne die Heimreise nach Schwaben doch nicht antreten: Mit der 4 x 100-Meter-Staffel der SpVgg Auerbach-Streitheim durfte sie schließlich noch aufs oberste Treppchen (49,59 Sekunden).
Bei den starken Männern setzten Joshua Deckert (LAZ Kreis Würzburg), Martin Schynoll (LG Landkreis Roth), Andreas Eberl (TV Emmering) und die beiden Dietl-Brüder Sebastian und Stefan (LAZ Obernburg-Miltenberg) die Duftmarken. Deckert dominierte das Diskuswerfen (48,53 Meter) und das Kugelstoßen (15,16 Meter) nach Belieben, während der A-Jugendliche Schynoll die Sechs-Kilo-Kugel punktgenau bei 17,00 Meter aufprallen ließ und Eberl sich im Diskuswerfen der B-Jugendlichen auf 49,21 Meter steigern konnte. Ebenfalls zwei Mal Gold ging ins Haus Dietl, wo Sebastian das A-Jugend-Diskuswerfen mit starken 52,76 Meter gewann und Stefan bei den B-Jugendlichen Kugelstoßern den Jahresbesten Eberl vom obersten Podestplatz boxte (15,69 Meter).
Johanna Höcketstaller allein auf weiter Flur
Die Wurfszene bei den jungen Damen lebt auch 2010 überwiegend von der Ausnahmestellung einer Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg). Sie gewann erwartungsgemäß sowohl das Diskuswerfen, wo sie mit 42,31 Meter nur um sechs Zentimeter unter ihrem Hausrekord von 2008 blieb, wie auch das Kugelstoßen mit 13,23 Meter. Danach tut sich aber – fast schon traditionell – eine große Lücke auf. Die Goldmedaillen der Lokalmatadorinnen Theresa Stöcker bei den Juniorinnen mit 12,55 Meter und Linda Wagner bei der Weiblichen Jugend B mit 11,69 Meter (beide LG Fichtelgebirge) wurden verständlicherweise entsprechend gefeiert, während B-Jugend-Diskusmeisterin Zuwena Mukeba (MTV 1881 Ingolstadt) – eigentlich eine sichere 40-Meter-Werferin – trotz eines prüfungsbedingten Trainingsrückstands mit 37,48 Meter nicht zu schlagen war.
Eine feine Vorstellung bot im Stabhochsprung der Weiblichen Jugend B Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen). Die 3,72 Meter von Hof sollten der 17-jährigen Himmelsstürmerin Mut für die nationale Bewährungsprobe in Ulm machen. Mit 6,97 Meter kratzte A-Jugend-Weitsprungsieger Johannes Hock (TV Marktheidenfeld) heftig, aber letztlich vergeblich an der Sieben-Meter-Marke, während sich die Weiten beiden Mädchen auf gleichem Niveau bewegten. Stephanie Auer (LAZ Inn) holte sich den Titel bei den Juniorinnen (5,79 Meter), ihre Schwester Julia bei der A-Jugend (5,75 Meter), während Julia Schneider (LG Donau-Ries) den Bewerb der B-Jugendlichen mit 5,71 Meter für sich entscheiden konnte.