Deutschlands Sprinter wollen bei Regensburger Sparkassen-Gala letzte Tokio-Tickets lösen
Nur einen Tag nach dem spektakulären Auftritt der zweifachen Olympiasiegerin Caster Semenya aus Südafrika geht es bei einem der großen Leichtathletik-Events in diesem Jahr vor allem für die besten deutschen Sprinterinnen und Sprinter um eine vorentscheidende Positionsbestimmung für Tokio und für viele um die finale Chance auf eine Erfüllung der dazu notwendigen Norm. Weil es in Regensburg mittlerweile schon zum Standard gehört, die Laufrichtung über 100 Meter den gerade herrschenden Windverhältnissen anzupassen, darf bei zu erwartenden Temperaturen von 31 Grad wieder auf Topzeiten gehofft werden.
Die jeweiligen 100-Meter-Felder besitzen – ebenfalls fast schon traditionell – die Qualität von nationalen Meisterschaften. So gehen die frischgebackenen Überraschungsmeister Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) und Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) am Weinweg in die Blöcke. Und dass sie dabei erneut am Ende des Tages als Sieger das Stadion verlassen, ist bei der Konkurrenz alles andere als sicher. Bei den Männern etwa will sich der Überraschungs-200-Meter-Meister Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) ebenso in Stellung bringen, wie der Meister von 2020, Deniz Almas (VfL Wolfsburg), oder Joshua Hartmann (ASV Köln), der deutsche Rekordhalter Julian Reus (LC Top Team Thüringen), Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) sowie die beiden jungen Bayern Yannick Wolf und Fabian Olbert (beide LG Stadtwerke München).
Nicht minder prominent besetzt sind im Frauenfeld die Jägerinnen der wiedererstarkten Alexandra Burghardt. Neben der fixen Olympiastarterin aus Oberbayern und der zweiten Tokio-Normerfüllerin Lisa Mayer wollen auch Rebekka Haase (beide Sprintteam Wetzlar), Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF), Tatjana Pinto (LC Paderborn) sowie die Deutsche Hallenmeisterin über 60 Meter Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München) wenigstens noch einen der begehrten Staffelplätze ergattern. Spannend dürfte auch sein, wie sich die schnellen bayerischen Mädels Marina Scherzl (LG Kreis Dachau) und Tina Benzinger (LG Stadtwerke München) schlagen werden. Über 200 Meter kommt noch 400-Meter-Spezialistin Laura Müller (SV GO! Saar 05) hinzu, die diesmal auf einen Start auf ihrer Spezialstrecke verzichtet.
Dafür sind nahezu alle anderen vertreten, wobei die gebürtige Ambergerin Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), die im vergangenen Jahr noch das Trikot der LG Telis Finanz Regensburg trug, erst am vergangenen Dienstag im tschechischen Kladno mit 51,65 Sekunden zu einem herausragenden neuem Hausrekord stürmte, und der Konkurrenz auch 2021 wieder um mindestens eine Nasenlänge enteilt scheint. Diese besteht aus Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin), Ruth Sophie Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg), Alica Schmidt (SSC Berlin), Nadine Gonska (MTG Mannheim), Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund), Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) und der überragenden 400-Meter-Hürden-Meisterin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen). Aber auch die wiedererstarke Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg) möchte in diesem Klassefeld alles andere als Kanonenfutter sein.
Nicht ganz so stark in der Breite aufgestellt sind aktuell die deutschen 400-Meter-Männer. Dennoch darf man auch hier in Person des mehrfachen früheren Deutschen Meisters Johannes Trefz (TSV Gräfelfing), von Torben Junker (TV Wattenscheid 01), Marc Koch (LG Nord Berlin) und dem gerade von einer Achillessehnen-Verletzung genesenen Ex-Fürther Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01) schnelle Zeiten erwarten. Im Sog wollen die beiden Bayern Arne Leppelsack (TSV Gräfelfing) und Samuel Werdecker (LG Telis Finanz Regensburg) ebenfalls an die nationale Spitze heranrücken.
Ein echtes Highlight dürften auch die 400 Meter Hürden der Männer werden, bei denen das Hauptaugenmerk vor allem auf Constantin Preis (VfL Sindelfingen) liegt, der am vergangenen Wochenende mit einer Steigerung auf 48,60 Sekunden direkt auf die „Road to Tokyo“ einbog. Eine Leistung, zu der bei optimalem Verlauf auch Luke Campell (LG Eintracht Frankfurt) imstande sein könnte. Über 100 Meter Hürden will Pamela Dutkiewicz-Emmerich (TV Wattenscheid 01) den nächsten Schritt bei ihrem Comeback tun und ein Stückchen näher im Duell mit der aktuellen Deutschen Meisterin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) an ihre früheren Weltklasseleistungen heranrücken. Spannend dürfte dabei sein, wie sich Siebenkämpferin Isabel Mayer (LG Telis Finanz), die momentan von einem Erfolgserlebnis zum nächsten eilt, als „Hecht im Karpfenteich“ behauptet. Bekanntlich verfehlte die 28-Jährige bei der DM der Spezialistinnen eine Medaille nur um Haaresbreite und ließ erst am Wochenende mit ihrem ersten Sechs-Meter-Sprung aufhorchen.
Ebenfalls fester Bestandteil der Gala sind seit vielen Jahren die Staffeln, bei denen die DLV-Trainer ihren Teams den Feinschliff für die kommenden internationalen Aufgaben verpassen wollen. Den Anfang machen die 4 x 400 Meter der männlichen und weiblichen U 20, knapp drei Stunden später folgen dann die 4 x 100 Meter-Quartette, ebenfalls für Männlein und Weiblein.
Auch die 800 Meter stehen bei der Gala auf dem Programm, diesmal mit starken Läufern aus Südafrika, Australien, Österreich und der Schweiz. Das Hauptaugenmerk dürfte aber auf einem liegen, der auf seine glanzvolle Karriere noch einmal einen würdigen Schlusspunkt setzen will: Benedikt Huber (LG Telis Finanz), mehrfacher Deutscher Meister über 800 Meter und EM-Teilnehmer 2016 in Amsterdam und 2018 in Berlin. Der Oberbayer aus Palling hat zwar seine Karriere offiziell schon im Winter beendet, zieht sich bei „seiner“ Gala noch einmal die Spikes an, um ein letztes Mal das Kribbeln vor dem Schuss zu spüren, wenn der Starter auf beim „Auf-die-Plätze“ die Läufermeute an die Linie beordert. „Wir wollen Bene so verabschieden, wie es einem Athleten seines Formates gebührt“, betont Telis-Teamchef Kurt Ring. Der Applaus des Publikums dürfte dem 32-Jährigen schon jetzt sicher sein.
Bei der Sparkassen-Gala 2021 wird auch wieder ein Live-Stream angeboten. Hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=sXocKSBNGjk
Nach den derzeit geltenden Hygieneregeln dürfen maximal 500 Zuschauer bei einer Sportveranstaltung anwesend sein. Die städtische Sportanlage Am Weinweg kann dieses erlaubte Kontingent jedoch nicht zur Verfügung stellen, jedenfalls nicht mit den vorhandenen Schalensitzen auf der westlichen Tribüne und den daran anschließenden Schalensitzen im nicht überdachten Bereich. Nachdem diese Plätze fast schon im Vorverkauf ausgebucht sind, gibt es an der Tageskasse ein erweitertes Kontingent mit Sitzplätzen auf der östlichen Gegengerade. Diese Plätze sind ohne fest montierte Schalensitze, man sitzt ausschließlich auf den beiden Steinstufen, die jedoch nummeriert werden. Es stehen sowohl für die Laufnacht, als auch die Sparkassen Gala, auf jeder dieser Steinstufen 100 Sitzplätze zur Verfügung.