Am Berg bleibt Maximilian Zeus ein Macht // Unbändige Freude über den Titel: Laura Hottenrott // Domenika Mayer bewies auch am Berg ihre Ausnahmestellung // Winfried Huber meldete sich eindrucksvoll zurück // Gruppenbild der drei besten Bergläuferinnen mit DLV-Berglauftrainer Kurt König. Fotos: (4), Dieter Claus, Kuno Hottenrott

19.09.2021 18:14 // Von: Dieter Claus

Berglauf-DM Bad Kohlgrub: Maximilian Zeus besteigt am Hörnle erneut den Gipfel

Bei Kaiserwetter wurden im oberbayerischen Bad Kohlgrub die diesjährigen Deutschen Meister im Berglauf ermittelt. Dabei nützten die Läuferinnen und Läufer aus Bayern ihre "Heimrecht" aus: Bei den Männern siegte Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg), bei den Frauen Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel). Die Vizemeisterin stammt ebenfalls aus dem Freistaat und heißt Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg).

Im Wettbewerb der Männer favorisierte der ehemalige Deutsche Berglaufmeister von 2008 bis 2012, Timo Zeiler, zwei Läufer der LG Telis Finanz Regensburg: Maximilian Zeus und Konstantin Wedel. Ab dem zweiten Kilometer lag ein Läufertrio, bestehend aus Zeus, Wedel und Lukas Ehrle (LG Brandenkopf) an der Spitze des 327 Läufern umfassenden Feldes. Zeus, der immer wieder Tempo gemacht hat, konnte seine Konkurrenten dann zwischen Kilometer vier und fünf abschütteln. Ehrle hatte beim fünften Kilometer rund 30 Meter Rückstand. Als dann die Uhr bei 32:06 Minuten über die sieben Kilometer lange Distanz stehen blieb, konnte sich Zeus im Läufer-Olymp wähnen. Nach zwei Jahren ohne irgendeinen Start gelang es dem 26-jährige Marketingmanager zum dritten Mal, den DM-Titel zu erobern. „Nach einer Woche im Trainingslager in St. Moritz mit kurzfristiger Anreise am Morgen war ich mir nicht sicher, wie müde ich am Start sein werde, deswegen habe ich mich auch ein wenig selbst überrascht“, gestand Zeus. Eine Überraschung gab es dann, als der zweite Läufer nach 18 Sekunden im Ziel war. Es war nicht der favorisierte Konstantin Wedel, sondern der 17-jährige Lukas Ehrle, der von Timo Zeiler trainiert wird. Für Wedel gab es dann doch noch Gold, weil das Team Zeus, Wedel und Martin Pühler von der LG Telis Finanz Regensburg in der Mannschaftswertung unerreichbar war.

 

110 Frauen starteten zehn Minuten nach den Männern. 639 Höhenmeter waren bis zum Ziel am Zeitberg unweit der Hörnlehütte zu bewältigen. Knapp 150 Läufer waren schon ihm Ziel, als die erste Frau angekündigt wurde. Die Zeitnehmer konnte auf der gut einsehbaren Bergabpassage nicht sofort erkennen, ob es Domenika Mayer oder Laura Hottenrott war. Letztere hatte eine Woche zuvor mit großem Abstand den Jungfraumarathon gewonnen Und sie kann auch Kurzstrecke. Nach 36:48 Minuten und 27 Sekunden Vorsprung auf Domenika Mayer rannte Hottenrott überglücklich ins Ziel. Die 29-Jährige konnte dabei sogar noch einen neuen Streckenrekord aufstellen. „Ich habe bereits nach einem Kilometer Tempo gemacht, weil ich wusste, dass dies eine Sprintstrecke ist“, berichtete die frischgebackene Deutsche Meisterin nach dem Lauf. Zwei weitere bayerische Läuferinnen platzierten sich unter den Top Ten: Amelie Gugglberger (PTSV Rosenheim) und Regina Högl (LG Region Landshut), die schon mehrfach am Berg Erfolge einheimsen konnte. Mit Amelie Gugglberger standen dann bei der Siegerehrung Kristina Schollerer und Irmi Hobmaier für die PTSV Rosenheim als schnellstes deutsches Damenteam auf dem Siegerpodest.

 

Nicht so schnell vergessen wird auch Julia Rath (LAC Quelle Fürth) diesen Berglauf aufs Hörnle. Völlig unerwartet gewann sie die Silbermedaille in der U 20-Wertung. „Ich bin einfach mitgelaufen, die Strecke ist ja nicht weit von meiner Heimat Penzberg entfernt, aber dass ich auf Anhieb Zweite werde, hätte ich nie gedacht“, freute sich die vielseitige Mittelstrecklerin und mehrfache Deutsche Jugendmeisterin über 800 und 1500 Meter.

 

Auffallend deutlich beherrschten zwei bayerische Läufer ihre zahlreiche Konkurrenz in ihrer Altersklasse. In der M 45 verdeutlichte Thomas Kotissek (LG Allgäu), dass er bei nationalen Meisterschaften beachtet werden muss. Der Gymnasiallehrer kam als zwölfter Läufer im Gesamtfeld ins Ziel und gewann in der M 45 mit fast zwei Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz. „Nachdem ich anfangs, als die Straße schmaler wurde, etwas im Getümmel unterging, habe ich sehr schnell meinen Rhythmus und mein Tempo am Berg gefunden und konnte mich nach und nach nach vorne arbeiten. Dass es am Ende nochmal bergab ging, ist mir sicherlich auch entgegengekommen. Insgesamt war es ein sehr guter Lauf, das Ergebnis könnte nicht besser sein“, freute sich Kotisseks über seinen ersten Titel bei einer DM. Als eventuellen Höhepunkt seiner diesjährigen Serie fasst er eine Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer in Uelzen ins Auge. Die Konkurrenz wird sich warm anziehen müssen.

 

Zurück im Spitzenfeld seiner Altersklasse M 60 ist wieder Winfried Huber (PTSV Rosenheim). Zwei Operationen unterbrachen zwei Jahre lang die läuferischen Ambitionen des 61-jährigen HNO-Arztes. Nach seinem neulichen Titelgewinn bei der WM am Berg gab es bei dieser DM wenig Zweifel. Mehr als drei Minuten betrug sein Vorsprung auf Hans Bouricha-Hörmann (FC Ebershausen). „Mir bedeutet diese Meisterschaft viel, weil sie bei uns daheim stattfand und weil viele bekannte Gesichter da sind, das ist ein ganz anderer Reiz“, bewertete Huber seinen Titelgewinn.

 

Natürlich war die bayerische und deutsche Funktionärselite für den Berglauf am Samstag in Bad Kohlgrub anwesend. Und DLV-Berglaufcoach Kurt König äußerte sich sehr zufrieden: „Was ich heute gesehen habe, waren absolute Weltklasseleistungen, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Vor allem hat mich auch die Organisation durch den örtlichen Veranstalter beeindruckt. Ich denke, dass der Berglauf heute auf ein neues Niveau gehoben wurde."

 

Wer dieses Jahr nochmals seine Leistungen am „Gerät Berg“ testen will, hat dazu am 9. Oktober Gelegenheit. Der SVG Ruhstorf/Rott unter der Leitung von Ludwig Grasmann hat sich kurzfristig bereit erklärt, die Bayerischen Berglaufmeisterschaften in Zenting zu organisieren. Die weißblauen Bergläufer und Bergläuferinnen jeden Alters sollten dieses Engagement mit einer Teilnahme würdigen.

 

Nachfolgend weitere Platzierungen im Medaillenrang für bayerische Läufer und Läuferinnen: MU 20: 3. Simon Sambale (TV Immenstadt); M 35: 1. Martin Pühler (LG Telis Finanz Regensburg), 2. Bruno Schumi (PTSV Rosenheim); M 45: 2. Thomas Scheifl (Laufclub Tölzer Land); M 50: 2. Roland Wild (LG Bamberg), 3. Christian Scholz (LG Allgäu); M 55: 1. Martin Sambale (TV Immenstadt), 2. Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim); M 65: 1. Ludwig Lang (SVG Ruhstorf/Rott), 2. Karl Kremser (TSV 1926 Königsdorf), 3. Wolfgang Leonhardt (LG Allgäu); M 70: 1. Viktor Daudrich (SVG Ruhstorf/Rott); M 75: 1. Franz Stümpfle (SVG Ruhstorf/Rott), 2. Manfred Anneser (SG Stadtwerke Freising), 3. Hans Paluszynski (FT Jahn Regensburg); W 35: 2. Sandra Saitner (Laufclub Tölzer Land), 3. Sabine Nagel (LG Allgäu); W 55: 2. Barbara Stich, 3. Josefine Hobmaier (beide PTSV Rosenheim); W 60: 3. Ilse Storch (Laufclub Tölzer Land); W 65: 3. Karin Rothenberger (PTSV Rosenheim); W 70: 1. Herta Bergmann, 2. Resi Christl (beide LC Aichach); W 75: 1. Leni Baur (LC Aichach).