Corinna Harrer beschließt Saison mit deutschen 10-Kilometer-Vizetitel
Der Wettkampf der Frauen war der Lauf der Simret Restle (PSV Grün-Weiß Kassel). Die 26-jährige Fitnesstrainerin lief fast die ganzen drei Runden mit Abstand vor den Konkurrentinnen, zum Teil mit einem Vorsprung von 50 Sekunden. Und wo blieben die bayerischen Läuferinnen? Nach einer Runde lag Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar) noch an zweiter Stelle, konnte aber diese Position nicht halten. Als die Läuferinnen zum zweiten Mal am Goldbergstadion ankamen, führte die Mittelstreckenspezialistin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) ein vierköpfiges Verfolgerfeld an, in dem auch ihre Vereinskollegin Anne Haug dabei war.
Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München) und Bernadette Pichlmaier konnten sich kaum noch Hoffnungen auf den Titel machen. Die Vizemeisterschaft blieb jedoch lange offen, sogar bis 300 Meter vor dem Ziel. Als dann Corinna Harrer ein letztes Mal auf die Tartanbahn kam, spielte die 800 und 1500 Meter-Spezialistin ihre Spurtstärke aus, gewann in wenigen Sekunden fünf Meter Vorsprung auf ihre Verfolgerin und stürmte schließlich mit einer Zeit von 35:11 Minuten als deutsche Vizemeisterin ins Ziel. 15 Sekunden nach ihr überschritt ihre Vereinskollegin Anne Haug als Fünfte die Ziellinie. Weitere bayerische Läuferinnen folgten auf den nächsten Plätzen. Die Gesamtsiebte Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg) zeigte sich überrascht und begeistert, dass sie sich sogar noch vor Ingealena Heuck als Gesamtneunte und Bernadette Pichlmaier als Gesamtzehnte platzieren konnte. Beide Leichtathletinnen errangen dieses Jahr bereits über längere Distanzen eine Deutsche Meisterschaft und bewerten ihre Leistungen und Platzierungen in Ohrdruf im Zusammenhang mit ihrem Training auf den Halbmarathon beziehungsweise den Marathon in München.
"Vizemeisterschaft hat für mich einen hohen Stellenwert"
Für Corinna Harrer, die neben ihrer Vizemeisterschaft zugleich die deutsche Meisterschaft der Juniorinnen gewann, beginnt dagegen jetzt endlich die Pause. „Diese Vizemeisterschaft in der Frauenwertung hat für mich einen hohen Stellenwert, zumal ich eine nicht ganz einfache Saison hinter mir habe.“, resümierte die 19-Jährige nach dem Lauf.
Im Lauf der Männer, Junioren und Senioren M 40 bis M 45 standen 250 Läufer an der Startlinie. Auch die zwei Stadionrunden entzerrten nur wenig das Teilnehmerfeld. Als die Läufer die Tartanbahn verließen, liefen sie immer noch eng zusammen. Nach einer Runde erreichte eine achtköpfige Spitzengruppe das Stadion. Unter ihnen natürlich der Favorit Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01), aber auch Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) und Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München). Die unmittelbar folgenden Langstreckler suchten den Anschluss zu halten, so beispielsweise Richard Friedrich (LG Passau) und Joseph Katib (LG Erlangen).
Als zehn Minuten später die Spitzengruppe wieder ins Stadion einlief, lag Sebastian Hallmann in Führung, zwei Läufer hatten das Tempo nicht mehr halten können, die Titel- und Medaillenfrage war aber noch offen. Auf dem letzten Kilometer griff als Erster Jan Förster (TV 1893 Rheinau) an, Philipp Pflieger und Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) konnten aber parieren. Im Gegenzug setzte sich nun der Wattenscheider ab, Philipp Pflieger folgte mit etwas Abstand, Jan Förster schien geschlagen. Würde dies die zweite Vizemeisterschaft für die LG Telis Finanz Regensburg werden? Noch 200 Meter vor dem Ziel konnte der Student im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg auf die Silbermedaille hoffen, aber da griff nochmals Jan Förster an und überholte Philipp Pflieger auf den letzten Metern.
Sebastian Hallmann war schon zuvor leicht zurückgefallen und wurde schließlich Gesamtfünfter. Richard Friedrich dagegen konnte seine Position halten und belegte den achten Rang, Joseph Katib fehlte allerdings das Stehvermögen in der letzten Runde, weshalb er auf den 16. Platz zurückfiel. Philipp Pflieger, der schnellste Läufer eines BLV-Vereins in Ohrdruf, verbesserte sich im Vergleich zur Vorjahresmeisterschaft in Otterndorf vom vierten auf den dritten Rang. Auch er ist sehr froh, dass er nun pausieren kann. Die Niederlage auf den letzten Metern führt er auf die starke mentale Beanspruchung durch die Wettkämpfe der vergangenen Wochen und Monate zurück.
Bayern holen sechs Mal Gold
Insgesamt sechs Gold-, zwei Silber- und vier Bronzemedaillen gewannen in der Einzelwertung die bayerische Seniorenläufer und –läuferinnen. Die Mehrzahl der Medaillen fiel an die Leichtathletinnen. Aufgrund der größeren Konkurrenz in den Altersklassen gewannen die bayerischen Senioren „nur“ vier Mal Edelmetall. Nachfolgend die Medaillenträger/innen: Goldmedaille: W 40: Berndadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar); W 45: Marcela Loza Hilares (LLC Marathon Regensburg); W 50: Marion Hoffmann (TG Viktoria Augsburg); W 65: Leni Bauer (LC Aichach) M 50: Siegfried Haas (RSC Neukirchen); Silbermedaille: M 45: Hans Joachim Hermann (LG Erlangen); W 50: Brigitte Rupp (TSG 08 Roth); Bronzemedaille: W 35: Constance Boldt (LLC Marathon Regensburg); W 40: Kathrin Luxenhofer, W 55: Heidi Küppers (beide TG Viktoria Augsburg); M 60: Manfred Dormann (TV Bad Brückenau).
Viele Läuferinnen und Läufer rannten bei diesen Meisterschaften bis zur totalen Erschöpfung. Als beim Zieleinlauf der Männer die Stadionmusik „Oh wie ist das schön ….“ dröhnte, lagen auf der Tartanbahn und auf dem Rasen mehrere Läufer. Wenn sie geahnt hätten, dass die die Mannschaftswertung so knapp ausgehen würde, dann hätten sie vielleicht noch die allerletzten Reserven mobilisiert: Mit nur einer Sekunde Rückstand auf PSV Grün-Weiß Kassel holte sich das Team der LG Passau (Richard Friedrich, Raphael Viellehner, Tobias Schreindl) Bronze, und mit nur vier Sekunden Rückstand fiel der undankbare vierte Platz an das Trio Philipp Pflieger, Sebastian Reinwand und Jonathan Schaible von der LG Telis Finanz Regensburg.
Nicht ganz so knapp ging es in der Frauenwertung zu. Hier bestiegen Corinna Harrer, Anne Haug und Steffi Volke als Zweitplatzierte das Siegerpodest. Obwohl sie keine Medaillen in der Mannschaftswertung aus Ohrdruf mitbrachten, dürfte Team Julia Weniger, Kathrin Luxenhofer und Petra Stöckmann von der TG Viktoria Augsburg mit dem vierten Gesamtplatz zufrieden gewesen sein.
Ohrdruf war die letzte deutsche Meisterschaft auf der Straße. Noch ist jedoch die Saison nicht zu Ende, die Titelkämpfe werden aber ihre Spuren in den Bestenlisten hinterlassen. Einige Athleten, Trainer und Betreuer bewerteten die Strecke in Ohrdruf als nicht schnell, sondern eher schwierig und nicht für eine Meisterschaft geeignet: Kopfsteinpflaster, ein leichter Anstieg, die eckigen Passagen und der Wechsel von Teerbelag auf die Tartanbahn im Stadion machten es den Läuferinnen und Läufer nicht leicht, die persönlichen Bestzeiten zu verbessern, obwohl die entsprechende Konkurrenz anwesend war. Für die Zuschauer war dieser Rundenlauf natürlich sehr spannend.
Alle Fotos: Theo Kiefner