Fürther Dreisprung-Ikone Luggi Franz ab sofort Mitglied im "Club der Sechziger"
Es folgte eine aufregende Jugend- und Juniorenzeit für den immer positiven und für jeden Spaß aufgelegten Athleten, anfangs noch im Trikot des 1.FC Nürnberg. Drei Deutsche Meistertitel - 1971 in der Halle, 1972 und 1974 bei den Junioren im Freien - gewann er. Seinen vielleicht beeindruckendsten Wettkampf lieferte er jedoch 1970 als 17-Jähriger bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Schweinfurt ab. Dritter im Weitsprung mit 7.27 Meter, Zweiter im Dreisprung mit 14.61 Meter bei gleicher Weite wie der Sieger Ulrich Killeit (die zweiten Versuche lagen mit 14.60 und 14.59 Meter nur einen Zentimeter auseinander) und nochmals Zweiter, das Adrenalin quoll aus allen Adern, mit der Olympischen Staffel (800-200-200-400 Meter) des Club.
1974, im Jahr der Europameisterschaften in Rom, kam er schwer in Schwung. Wahrscheinlich wieder eine seiner vielen Verletzungen. Sein damaliger Trainer Dragan Tancic übte mit einigen fränkischen Athleten für seine spätere Karriere als Hochsprung-Guru. Nach dem vierten Platz bei den „Deutschen“ in Hannover war die Nominierung für Rom passé. Als Deutscher Juniorenmeister in Bonn und anschließender Feier machte er sich locker für das Saisonfinale. Im Münchner Olympiastadion stieg drei Tage nach den EM, vor prächtiger Kulisse, guten Bedingungen und ausgesuchter Konkurrenz, das traditionelle Hanns-Braun-Sportfest. Und Luggi haute einen raus! 16.44 Meter, das war eine Hausnummer. Er konnte es selbst kaum glauben, aber sprang damit auf den dritten Platz der ewigen Deutschen Bestenliste und selbst heute noch, 39 Jahre später, nach der gemeinsamen Statistik, belegt er noch Platz 41.
Der Trainer
Ende der 1970er Jahre wurden die Zipperlein mehr und das Biologie-/Sportstudium sollte vorangetrieben werden. Langsam nahte das Ende der Laufbahn. Aber von der Leichtathletik konnte der Herr Franz nicht lassen. Er wurde mit der guten Erlanger Ausbildung Trainer bei den Gelb-Blauen in Dambach. Es gab schließlich genug Talente in Franken und die machten es ihm nach. Die Deutschen Jugendmeister Uli Wrede und Stefan Böhm, Jochen Mosser, Uwe Dick, Thomas Kesselring, Wolfgang Kohn, um nur einige zu nennen, gehörten zu seiner Trainingsgruppe. Halt, als er schon beinahe in die Funktionärsriege aufgestiegen war, machte er den jungen Weitspringer Norbert Wörlein noch zum Unter-47-Sekunden-400-Meter-Läufer. Diese Trainingsgruppe galt als verschworener Haufen und Luggi musste manchen Scherz seiner Jungs über sich ergehen lassen.
Der Funktionär
Langsam ging es auch in der Hierarchie des Vereins vorwärts und als Jürgen Mallow wegen höherer Weihen zum DLV ging, sollte der Weg für Luggi zum Cheftrainer frei sein. Doch weit gefehlt. Dem stand die Bürokratie der Quelle im Weg. Wer einmal eine Neubesetzung in einem solchen Unternehmen vorzunehmen hat, kann ein Lied davon singen. Jedenfalls wurde unser Luggi Monate lang vertröstet, bis er zur Selbsthilfe griff. Er besetzte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Schreibtisch in der Geschäftsstelle und schaffte damit Tatsachen. Jetzt war er da wo er hin wollte, der Cheftrainer Ludwig Franz. Die legendäre Geschäftsstelle in der Nürnberger Dieselstraße, gefühlte acht Quadratmeter groß, besetzt mit zwei Lautsprechern (Geschäftsführer Rainer Faika und Cheftrainer Franz) wurde zum Mittelpunkt des LAC. Hier heckten die beiden, unterstützt von vielen „kleinen Helferlein“, manche Umgehung des Regelwerks des Deutschen- oder Bayerischen Leichtathletik-Verbandes aus.
Beim LAC wurde da schon lange von einer Leichtathletikhalle geträumt. Aber Luggi träumte nicht, Luggi packte es an. Nachdem Hans Axmann, der damalige Bezirksvorsitzende und Sportchef beim Bezirk Mittelfranken, auf die geniale Wortschöpfung „überdachte Freisportanlage“ (das Gegenstück hieße „unüberdachte Halle“ für Sportplatz) kam, gab es auch Gelder vom Staat. Natürlich wurde nach einigen Besprechungen zwischen Staat, Verbänden und LAC auch die Quelle um einen Obolus gebeten. Und sie gab reichlich, um Luggis Traum zu erfüllen. Am 5. Dezember 1989 war es soweit. Ein stolzer Ludwig Franz konnte in seiner Halle trainieren!
Die Halle war gebaut, die Wende brachte neue Herausforderungen, der oder die oder das LAC Quelle Fürth/München von 1860 war aus der Taufe gehoben, es musste eine neue Herausforderung für den Cheftrainer her. LIVE 94 lautete die Herausforderung. Nachdem er zwischen 1976 und 1986 bei den „Internationalen“ in Dambach eingebunden war, keimte die Idee auf, ein noch größeres und schöneres, im schönsten Leichtathletikstadion Deutschlands, dem Frankenstadion in Nürnberg, zu veranstalten. Geht denn das überhaupt? Fürther in Nürnberg? Für Luggi schon, denn er ist ja Nürnberger. Wieder kam das Geld von der Quelle fast zu spät, aber der neue Meetingdirektor war schon fertig mit seiner Planung und die Verantwortlichen konnten nicht mehr zurück. Mit seinem unerschütterlichen Optimismus führte er LIVE zu einem der größten Meetings Europas. Zwischenzeitlich gab es noch ein paar Jobs für unseren Jubilar, Geschäftsführer von La Ola, der Sportvermarktung der Quelle, Vorsitzender von German Meetings, dem Zusammenschluss der deutschen Veranstalter, bis, ja bis die Quelle erstmals den Geldhahn zudrehte.
Am 11. September 2001 war ein langjähriges Engagement, das weit über das Normale hinausging, beendet.
Aber Optimismus gehört zu den hervorstechendsten Eigenschaften des Ludwig Franz und so arbeitet er in seinem Beruf als Sportlehrer und Sportkoordinator an der Berthold Brecht Schule in Nürnberg.
Lieber Luggi, Du bist bei Deinen Gelb-Blauen nicht vergessen und alle wünschen Dir zu deinem Sechzigsten alles Gute und denke daran, der Ruhestand ist nicht mehr ganz so weit weg, also bereite dich darauf vor.