Auf der Jagd nach den 80 Metern und dem deutschen Hammerwurf-Rekord: Merlin Hummel muss sich mit seinen Ambitionen bis zum nächsten Jahr gedulden. Dennoch holte er souverän den Titel und brachte erneut eine herausragende Leistung.

Auch der Regen am ersten Tag konnte die Freude von Julia Rath nicht trüben. In Erding gewann sie zwei Mal Gold.

Ganz zum Schluss noch einmal einen auspacken: das kann Joel Akue. Der Deutsche U 20-Hallenmeister ließ sich auch von den widrigen Bedingungen nicht von einer neuen Bestleistung abhalten.

Ein nervenaufreibendes Rennen über 800 Meter lieferten sich Estelle Kulow (links) und Hanna Bruckmeyer (rechts).

Gleich ein doppeltes Erfolgserlebnis gab es für Cassandra Bailey. Sie gewann sowohl das Diskuswerfen wie auch das Kugelstoßen.

Ebennfalls zwei oberste Stockerlplätze gingen auf das Konto von Conrad Voigt.

Dass Laura Val die 50-Meter-Marke überwirft, ist nur eine Frage der Zeit.

Diesmal trumpfte Vevi Lory mit dem Diskus groß auf.

Ein einsames Solorennen lief Jakob Stade über 800 Meter.

Lorenz Waldbauer wurde seiner Favoritenrolle im Speerwerfen gerecht und gewann den Bayerntitel. Fotos: Theo Kiefner/Claus Habermann

29.09.2020 14:16 // Von: Reinhard Köchl

BM U 20/U 18 Erding 2: Merlin Hummel unterstreicht seine Ausnahmestellung mit 76-Meter-Würfen

Es war die sportlich wertvollste Leistung der Bayerischen Meisterschaften in Erding, die wegen der Corona-Pandemie am letzten September-Wochenende stattfanden. Hammerwerfer Merlin Hummel bot mit mehreren Versuchen über 76 Meter noch einmal eine Galavorstellung. Julia Rath wusste mit einer neuen Bestleistung über 800 Meter zu überzeugen. Wegen der Fülle der Ergebnisse gibt es hier einen eigenen Bericht über die Disziplinbereiche Wurf und Lauf.

WURF

U 20

Dass beim Wurf tatsächlich die ältere Altersklasse in weiten Teilen die stärkere war, lag vor allem an einem Namen: Merlin Hummel (UAC Kulmbach). Knapp 80 Meter mit dem U 20-Hammer und Silber bei der DM der Aktiven: Hummel im Corona-Jahr 2020 tatsächlich eine bärenstarke Saison abgeliefert. Am Sonntag zog er in Erding den Schlusstrich und ließ dabei noch einmal den Sechs-Kilo-Hammer fliegen. Alle drei gültigen Versuche landeten jenseits der 76 Meter, mit 76,28 Metern und einer Kampfansage verabschiedete sich der 18-Jährige in die Saisonpause – 2021 soll der deutsche U 20-Rekord von Alexej Mikhailov (79,96 Meter) fallen, den er sich schon am Sonntag nur allzu gerne geschnappt hätte. Sandro Koinzer (DJK Memmingen; 48,14 Meter) und Timo Franz (TuS Alztal Garching; 46,53 Meter) rangierten fast 30 Meter dahinter.

Um ganze zehn Zentimeter verfehlte Kugelstoßer Joel Akue (LG Stadtwerke München) mit seinem besten Versuch den bayerischen U 20-Uralt-Rekord von Stefan Pöhn (18,70 Meter) aus dem Jahr 1992. Mit 18,60 Meter bewies Akue jedoch erneut, dass er über eine ganz besondere Qualität verfügt: Immer wenn es darauf ankommt, dann bringt er Top-Leistungen. Silber ging an Akues Vereinskameraden Alexander Schaller (15,95 Meter) und Bronze an Philipp Heidenfelder (LG Main-Spessart; 13,63 Meter), wobei Schaller in seiner Spezialdisziplin mit dem Diskus nicht zu schlagen war. Mit 49,07 Sekunden blieb er diesmal jedoch unter 50 Meter und gewann vor Tobias Plank (TSV Plattling; 46,13 Sekunden) und Joel Akue (36,90 Meter).

Einen harten Kampf lieferte Viktor Ertelt (LAC Quelle Fürth) im Speerwerfen Lorenz Waldbauer (TSV Vilsbiburg). Im letzten Versuch näherte sich der Fürther mit einem Wurf auf 62,56 Meter noch einmal dem Niederbayern, konnte dessen Marke von 63,76 Meter jedoch nicht mehr zu Fall bringen. Bronze schnappte sich Paul Pöllmann (SC Eschenbach; 57,12 Meter).

Cassandra Bailey gewinnt Diskus- und Kugel-Gold

Fest in Händen von Cassandra Bailey (LG Stadtwerke München) blieben das Diskuswerfen und das Kugelstoßen der weiblichen U 20. Mit der Ein-Kilo-Scheibe kam sie als Beste auf 38,05 Meter (Silber: Karolin Schorsack, LG Landkreis Roth, 31,13 Meter; und Alexandra Maier, FC Aschheim, 29,71 Meter),die Vier-Kilo-Kugel flog bei ihr auf 12,92 Meter (vor Denise Jaeschke, LG Stadtwerke München, 11,92 Meter, und Franziska Schick, LG Gendorf Wacker Burghausen, 11,50 Meter). Im Hammerwerfen hieß die Bayerische Meisterin Diana Wetsch (TuS Alztal Garching; 32,43 Meter) vor Victoria Wimmer (TSV 1880 Wasserburg; 28,95 Meter). Problemlos auf Rang eins hievte sich im Speerwerfen die haushohe Favoritin Elina Nebl (TSV Plattling). Ihre 41,72 Meter waren an diesem Tag konkurrenzlos. Magdalena Müller (SWC Regensburg; 35,68 Meter) und Lena Meichelböck (TSV Marktoberdorf; 34,76 Meter) kamen auf die weiteren Plätze.

U 18

Den nächsten Doppel-Meister gab es in der männlichen U 18. Er hieß Dominik Idzan (LG Stadtwerke München) und gewann nicht nur in seiner Schokoladen-Disziplin Kugelstoßen (18,48 Meter), ohne von Mikosch Dahmen (LG Stadtwerke München; 15,40 Meter) und Sandro Koizer (14,33 Meter) ernsthaft gefordert zu werden, sondern diesmal auch mit dem 1,5-Kilo-Diskus (48,28 Meter). Knapp dahinter landete Jakob Nützel (LG Neumarkt-Freystadt; 48,09 Meter). Abermals Sandro Koizer holte sich auch hier Bronze (43,68 Meter). Eine starke Rolle im bayerischen Hammerwurf könnte in Zukunft Linus Liebenwald (UAC Kulmbach) spielen, der in einer Trainingsgruppe mit Merlin Hummel an seiner Technik feilt. In Erding gelangt ihm mit 61,36 Meter ein neuer Hausrekord, der logischerweise auch zum Titel reichte. Silber gewann Nico Kehrle (DJK Memmingen; 43,52 Meter), Bronze durfte sich Andreas Schnurrer (TB Jahn Wiesau; 40,61 Meter) umhängen. Mit 59,15 Meter sicherte sich Jakob Eberler (LG Landkreis Roth), der bei den Deutschen Jugendmeisterschaften noch überraschend Bronze gewonnen hatte, den Titel. Auf den weiteren Plätzen: Raffaele Conversa (LG Kreis Dachau; 55,65 Meter) und Benedikt Müller (TV 1861 Amberg; 53,12 Meter).

Laura Val abermals mit einer Klasseweite

In bestechender Form befindet sich im September Speerwerferin Laura Val (LG Augsburg). Allerdings wollte ihr auch bei den Landesmeisterschaften noch nicht der ersehnte Wurf über die 50-Meter-Marke gelingen (48,30 Meter). Dazu bleibt aber noch im kommenden Jahr Zeit. Sogar ein Jahr jünger ist Leni Hölzlwimmer (Sportgemeinschaft Schönau), In Erding blieb sie mit 45,83 Meter nur hauchdünn unter ihrem bayerischen U 16-Rekord und holte Silber in der U 18. Für Vevi Lory (SC Bad Kohlgrub) blieb der dritte Rang und Bronze (42,37 Meter). Lory hielt sich dafür im Diskuswerfen schadlos, wo sie den Titel mit starken 38,00 Meter Antonia Helene Schulze (35,97 Meter) und Anna Sophie Hilgenberg (32,72 Meter; beide LG Stadtwerke München) gewann. Lena Abbenhaus (LG Eckental) blockierte dann auch noch einen weiteren Münchner Erfolg im Kugelstoßen. Ihre 12,61 Meter waren an diesem Tag für Julika Maire Bonewit (LG Stadtwerke München; 12,33 Meter) und Anna Sophie Hilgenberg(12,20 Meter) einen Tick zu  weit.

Ein Liebenwald kommt selten allein. Im konkreten Fall müsste es vielleicht besser "eine" Liebenwald heißen. Denn im Hammerwurf der weiblichen U 18 nimmt Linus`Zwillingsschwester Leonie Liebenwald (UAC Kulmbach) eine ähnliche Vormachtsstellung ein. In Erding kam die 16-Jährige auf 59,38 Meter und setzte sich damit vor Lara Holzapfel (LG Landkreis Aschaffenburg; 52,26 Meter) und Lina Metschl (LG Stadtwerke München; 42,68 Meter) durch.

LAUF

U 18

Dass Julia Rath (LAC Quelle Fürth) die 1500 Meter (4:46,55 Minuten) nach ihrem DM-Gold von Heilbronn gewinnen würde, war alles andere als eine Überraschung (Silber: Magdalena Mayerhofer, TSV Mühldorf, 4:53,80 Minuten; Bronze: Meike Kalus, TSV Gräfelfing, 4:53,92 Minuten). Dass sie aber auch noch über 800 Meter Gold gewinnen würde, konnte kaum jemand vorhersehen. Schließlich befand sich die amtierende Deutsche U 20-Hallenmeisterin Nele Göhl (LG Eckental) im Rennen, die zunächst auch loslegte wie die Feuerwehr. Doch Rath wartete geduldig, um dann in der zweiten Runde auf Göhl aufzulaufen und sie schließlich zu überholen. So gewann die Fürtherin auch ihr zweites Bayern-Gold in neuer Bestzeit von 2:11,26 Minuten, während Nele Göhl sich in 2:13,71 Minuten mit Platz zwei zufrieden geben musste. In einem schnellen Rennen wurde Lea Gahbauer (LG Passau) Dritte in 2:17,95 Minuten.

3000-Meter-Meisterin in der weiblichen U 18 darf sich Linda Meier (LAC Passau) nach 10:28,73 Minuten nennen. Sie kam vor Magdalena Mayerhofer (10:38,91 Minuten) und Theresa Boschner (SCV Moosham; 10:43,27 Minuten) ins Ziel. Im 3000-Meter-Bahngehen ließ die Deutsche Vizemeisterin Julia Schmidt (SpVgg Niederaichbach) in 15:18,69 Minuten nichts anbrennen. Auf Platz zwei ging Djamila Jürgens (TSV Kranzegg; 17:15,33 Minuten).

Jakob Stade zieht einsam seine Bahnen

Über 800 Meter lieferte Jakob Stade wieder eine beeindruckende Solovorstellung, die seine Ausnahmetalent unterstrich. In 1.56,97 Minuten kam er natürlich nicht ganz an seine persönliche Bestleistung heran. Einen harten Kampf gab es um die nachfolgenden Plätze. Jonas Babinsky (LG Main-Spessart) schnappte sich schließlich hauchdünn die Silbermedaille (2:00,90 Minuten) vor dem noch der U 16 angehörenden Moritz Mühlpointner (LG Stadtwerke München; 2:00,99 Minuten.

Zwei Mal ganz oben landete Conrad Voigt (LG Erlangen). Am Samstag war der 17-Jährige über 1500 Meter nicht zu schlagen, wo er sich gegen Finn Hösch (4:16,02 Minuten) und Marius Kroll (4:28,42 Minuten; beide LG Stadtwerke München) durchsetzte. Am Sonntag langten die Reserven noch für 9:06,03 Minuten und Rang eins über 3000 Meter vor Lukas Bilato (TSV Ismaning; 9:09,33 Minuten) sowie Tobias Tent (LG Stadtwerke München; 9:15,90 Minuten).

U 20

Eine Zeit unter neun Minuten - das war das erklärte Ziel von Felix Gramelsberger (SC Ainring) vor dem 3000 Meter-Finale. Dann ließ der 18-Jährige, der auch im kommenden Jahr noch der U 20 angehört, Taten folgen und holte sich den Titel in einem beeindruckenden Solo in 8:56,53 Minuten vor Alexander Köhn (TSG 08 Roth; 9:08,31  Minuten) und Raphael Brunnbauer (LG Telis Finanz Regensburg; 9:15,57 Minuten). Ebenso souverän gewann Maximilian Berger (Tus Bad Aibling) über 800 Meter Gold. In 1:56,70 Minuten blieb er als Einziger unter zwei Minuten. Um die Farbe der Medaillen entbrannte dahinter noch ein Kampf zwischen Elias Kriester (LG Main-Spessart) und Tim Mahl (DJK Friedberg) - mit dem besseren Ende für Kriester, der mit 2:00,32 Minuten Silber holte, während für Kriester in 2:00,89 Minuten Bronze blieb. Dafür hielt sich Mahl über 1500 Meter schadlos und gewann knapp in 4:16,67 Minuten vor Timo Estenfelder (LG Main-Spessart; 4:17,62 Minuten) sowie Kriester, der 4:19,82 Minuten benötigte. Das 5000 Meter Bahngehen hatte mit Tassilo Ritzinger (SpVgg Niederaichbach) nur einen Teilnehmer (28:37,64 Minuten).

Emma Heckl nur einen Tag nach ihrem Rekord wieder im Einsatz

Für Emma Heckl (TSV Katzwang 05) war es ein stressiges Wochenende. Nur einen Tag nach ihrem neuen bayerischen Rekord im Zehn-Kilometer-Straßenlauf in Berlin trat sie in Erding über die 3000 Meter an. Ohne ans Limit zu gehen, holte sich die junge Mittelfränkin Platz eins und den Bayerntitel in 10:01,72 Minuten. In ihrem Sog schafften auch Anna Drexler (LG Passau; 10:06,71 Minuten) und Lea Wenninger (LAC Passau; 10:19,21 Minuten) gute Zeiten. Noch einmal Silber gab es Anna Drexler über 1500 Meter in 4:50,17 Minuten, wobei sich den Titel "Bayerische Meisterin" allerdings Estelle Kulow (TSV Schleißheim) mit einem hauchdünnen Vorsprung in 4:49,88 Minuten schnappte. Auf Platz drei: Viola Alisch (LG Stadtwerke München; 5:39,47 Minuten).

Einen Tag später hatte Estelle Kulow allerdings in einem ebenso knappen Spurtrennen über 800 Meter das Nachsehen. Hanna Bruckmeyer (TSV Mühldorf) packte hier ihre ganze Erfahrung aus und gewann in 2:19,52 Minuten vor Kulow (2:19,58 Minuten) und Smaniche Ram (LAC Quelle Fürth; 2:20,73 Minuten). Im 5000 Meter Bahngehen der weiblichen U 20 kam Anna Schwarz (LG Main-Spessart) nach 35:20,34 Minuten ins Ziel.

Der abschließende Bericht über Wettbewerbe der Frauen und Männer folgt in Kürze.