Bayerischer Doppelsieg durch Toni Lautenbacher und Michelle Maier bei Berglauf-DM am Tegelberg
Eine außergewöhnliche Betriebsamkeit herrschte an der Talstation der Tegelbergbahn. Über 500 Läuferinnen und Läufer bereiteten sich auf den Tegelberglauf vor. Oben, unweit der Bergstation, erwarteten zahlreiche Zuschauer auf einer Felsenrampe die Sportler. Wer würde als Erster zu sehen sein?
Der Läufer mit der Startnummer 365 war nicht auf der Anmelderliste zu finden. Toni Lautenbacher hatte sich nachgemeldet und dafür 100 Euro zusätzliche Gebühr investiert. Die Rendite: Einen Titel als deutscher Berglaufmeister mit einer Zeit von 40:36 Minuten, eine ansehnliche Siegerprämie und eine Nominierung zur Berglauf-WM im September. Der Sieg für Lautenbacher, der erfolgreicher Ski-Bergsteiger ist, war zunächst nicht zu erwarten.
Der Vorjahressieger und Inhaber des Streckenrekordes Yossief Tekle (LG Reischenau-Zusamtal) führte zunächst mit mehr als 200 Metern Vorsprung. Aber der Läufer aus Eritrea musste sich im Frühjahr einer OP unterziehen, steckt noch im Asylanerkennungsverfahren und muss aktuell enorm für die Deutschprüfung büffeln. So schmolz sein Vorsprung dahin und die Konkurrenz rückte immer näher. "Ich habe Yossief noch nie so beschwerlich die Treppen hochrennen sehen", meinte sein Trainer Franz Herzgsell, als Tekle dann als fünfter Läufer in der Schlusspassage zu sehen war. Mit Andreas Seewald (Ski-Club Gaissach), Maximilian Zeus (DJK Weiden) und Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) kamen schließlich fünf Läufer bayerischer Vereine unter die Top Ten der Meisterschaft. Dabei war die Konkurrenz außergewöhnlich stark, was der deutsche Berglaufmeister 2015, Joseph Katib (LAC Quelle Fürth), erfahren musste, der mit einer Zeit von 45:14 Minuten auf den 34. Platz in der Gesamtwertung kam.
"Ich habe in letzter Zeit viele schwere Rennen gemacht", teilte Michelle Maier (PTSV Rosenheim) noch Minuten vor dem Rennen mit. Anfangs lag die Nachwuchsläuferin Sarah Kistner (MTV Kronberg) bis Kilometer drei vorne. Dann kam Melanie Noll (TSV Annweiler) auf Kistner auf. Nach verhaltenem Beginn erreichte Maier die Führenden, ging zunächst an Kistner und dann auch an Noll vorbei. Bei Kilometer vier setzte sie sich an die Spitze des Feldes und baute ihren Vorsprung auf den steilen Passagen weiter aus. Mit einer Zeit von 45:56 Minuten, die einen neuen Streckenrekord darstellen, und 103 Sekunden Vorsprung machte die Studentin der Ökologie schließlich ihren "Master" im Berglauf.
Die außerordentlich starke außerbayerische Konkurrenz erkannten die erfolgsverwöhnten bayerischen Senioren spätestens, als sie sich auf der Siegerliste suchten. In der W 35 holte sich die Bayerische Berglaufmeisterin Carmen Schlichting-Förtsch (SC Kemmern) die Bronzemedaille, ebenso Sonja Huber (TG Viktoria Augsburg) in der W 40. Susanne Schmidt (SWC Regensburg) und Waltraud Berger (TG Salzachtal) sicherten in der W 45 Silber und Bronze für BLV-Vereine. "Selten war die Konkurrenz so stark, und dann kommen neue, jüngere Läuferinnen in die Altersklasse", konstatierte Christine Sachs (LG Mettenheim), die in der W 50 Platz sechs erreichte. Silber ging in dieser Wertung an Gerdi Schmiederer (Ski-Club Gaissach). Selbst die Spitzenläuferin Regina Graf (SWC Regensburg) musste sich in der W 60 auf den zweiten Platz verweisen lassen.
Berglauf ist in der Leichtathletik immer noch eine Nischensportart. Für manche bayerische Spitzenvereine ist sie aktuell uninteressant, für andere dagegen gehört Berglauf zum Markenkern des Vereins. Dies gilt sicherlich für den PTSV Rosenheim, der mit Stefan Knopf und Winfried Huber als Titelgewinner in der U 20 und M 55 sowie Simone Mortier als Meisterin in der W 50 die blaue Vereinsfarbe bestens vertraten. Wenngleich nicht mit nahen Trainingsmöglichkeiten ausgestattet, setzte sich in der M 45 Roland Wild (LG Bamberg) gegen die beiden Allgäuer Martin Echtler (SVO Germaringen) und Thomas Langer (LG Allgäu-Kempten) durch.
Sportlicher Erfolg ist häufig abhängig von der Tagesform. "Das war nicht mein bester Tag, in bin nicht in Schwung gekommen", resümierte Elmar Fries (TV Geiselhöring) als dennoch Zweiter in der M 55. "Es lief heute einfach gut. Und meine Frau war dabei", meinte der deutsche Meister in dieser Wertung, Siegfried Haas (RSC Neukirchen). Dass auch außerhalb Berglauf gerne und schnell gelaufen wird, erfuhren die Berglaufspezialisten Reinhard Vogler (TV Bad Brückenau) und Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott), die in der W 65 Silber und in der W 70 Bronze gewannen. Der schnellste Läufer bei den Bayerischen Berglaufmeisterschaften der Senioren in Hausen/Rhön, Matthias Flade, fand sich auf der Siegerliste als drittschnellster Läufer in der M 35 und im Gesamtfeld als 25. Finisher.
In der Mannschaftswertung für alle Männer präsentierte sich die LAC Quelle Fürth mit Konstantin Wedel, Patrick Weiler und Joseph Katib mit der Silbermedaille als bestes bayerisches Team. In der allgemeinen Frauenwertung vergoldetet sich das Trio Michelle Meier, Simone Mortier und Lena Barth den Wettkampf am Tegelberg.
Nachfolgend weitere herausragende Einzelplatzierungen bayerischer Läuferinnen und Läufer: W U 20: 2. Platz Nadja Balcarczyk (LG Würm Athletik); W 50: 3. Platz Barbara Stich (PTSV Rosenheim); W 65: 1. Platz Herta Bergmann (LC Aichach), 2. Platz Luise Winkler (TSV 1909 Gersthofen); M U 20: 3. Platz Luca Hilpert (LG Westallgäu), M 40: 2. Platz Konrad Lex (SVO Germaringen); M 55 3. Platz Toni Gröschl (PTSV Rosenheim); M 65 1. Platz Rudolf Pletzer (TSV Frickenhausen), 3. Platz Hartmut Häber (LG Lauf-Pegnitzgrund).